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Heinz Risse war ein bedeutender deutscher Romancier, Erzähler, Essayist und Hörspielautor. Mit seinen gesellschafts- und kulturkritischen Werken gehörte er auch international zu den erfolgreichsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit.
Heinz Risse wurde am 17.7.1898 in Düsseldorf als Sohn eines Arztes geboren. In seiner Heimatstadt absolvierte er das Gymnasium, meldete sich mit 17 Jahren als Freiwilliger an die Westfront und war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Soldat. Danach studierte er in Marburg, Frankfurt und Heidelberg Nationalökonomie und Philosophie und promovierte bei dem Heidelberger Soziologen Alfred Weber (1868-1958). Ab 1922 lebte und arbeitete er viele Jahre im Ausland. 1932 kehrte er nach Deutschland zurück und wohnte nach Zwischenstation in Bayern bis zu seinem Tode in Solingen.
Erst mit 50 Jahren begann er neben seinem Beruf als Wirtschaftsprüfer als Schriftsteller zu arbeiten. Zeitlebens war er stolz darauf, nicht ausschließlich Schriftsteller zu sein, da er Schreiben und Dichten nicht als Zweck betrachtete, sondern als ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Und obwohl er erst sehr spät mit der Schriftstellerei begonnen hat, ist der Umfang seines Werkes beachtlich. Sein erstes Buch war der Novellenband „Irrfahrer" (1948), kurz darauf erschien „Wenn die Erde bebt" (1950), der Rechenschaftsbericht eines Untersuchungsgefangenen; ein Jahr später folgte „So frei von Schuld", die Geschichte eines Justizirrtums, in der ein Unschuldiger nach der Strafverbüßung den Mord begeht, wegen dem er unschuldig im Gefängnis gesessen hat. Risses erfolgreichster Roman wurde „Dann kam der Tag" (1953), in dem ein Generaldirektor an seinem 70. Geburtstag die Bilanz seines Lebens zieht, dann sein Geld verschleudert und seine Fabrik in Brand steckt. In der Folgezeit veröffentlichte Risse fast jedes Jahr mindestens ein Buch. Heinz Risse hat sich eingereiht in den Olymp der deutschen Erzähler und Essayisten. Sein Erzählwerk ist zeitlos gültig . Sein Anspruch an Moral bei Anderen, aber vor allem auch bei sich selbst, war außerordentlich hoch und wurde von ihm immer wieder in seinen Romanen, Novellen, Erzählungen und Essays thematisiert. Darüber hinaus verfasste er Hörspiele und Gespräche für den Rundfunk (Radio Bremen). Seine Themen waren die menschlichen Grundprobleme wie Schuld, Sühne, Freiheit, Recht oder Wahrheit, die er ohne Illusionen, aber mit großer Logik und Konsequenz spannend, manchmal auch reißerisch seine Protagonisten erleben und bewältigen ließ. Dabei war ihm das private Schicksal nur Gleichnis für das Schicksal des Menschen überhaupt, dessen einzige Richtlinie für sein Handeln nur das eigene Gewissen sein konnte. Darüber hinaus prangerte Heinz Risse, der ein sehr kritischer Mensch war, nicht nur den privaten wie gesellschaftlichen Materialismus, sondern die hohle Betriebsamkeit des öffentlichen Lebens an.
Er war auch selbstkritisch und machte sich zum Beispiel in einer fingierten Festrede „Dreiunddreißig seinesgleichen erst ein Fragezeichen? Oder Die Bandwurmweisheit" (1985) über sich selbst, aber vor allem über den Literaturbetrieb und die Literaturkritik lustig, von denen er immer versucht hatte, sich fernzuhalten. Die Rede verfasste er in einer aufbauschenden "Jubelsprache", die er in seinem Essay „Das Zeitalter der Jubelsprache" (1959) ironisch ein „Phänomen der Leistungsgesellschaft" nannte.
Von 1952 bis 1962 und erneut von 1965 bis 1984 war Heinz Risse Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Die Mitgliedschaft beendete er jeweils durch Austritt. 1956 erhielt er den Immermann Literaturpreis der Stadt Düsseldorf, 1974 den Kulturpreis der Stadt Solingen. Zu seinem 90. Geburtstag stiftete er einen Preis für Literaturkritik, der seinen Namen trägt.
Heinz Risse starb am 17.7.1989 in Solingen.
Werke (Auswahl)
Berkeley und der Demiurg (1983).
Dann kam der Tag (1953).
Das Zeitalter der Jubelsprache (1959).
Die Schiffschaukel (1959).
Dreiunddreißig seinesgleichen erst ein Fragezeichen? Oder Die Bandwurmweisheit (1985).
Es hätte anders ausgehen sollen (1988).
Irrfahrer (1948).
So frei von Schuld (1951).
Soziologie des Sports (1921).
Wenn die Erde bebt (1950).
Literatur
Lennartz, Franz, Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Kritik, Band 3, Stuttgart 1984, S. 1425-1426.
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Steinhausen, Erika, Heinz Risse, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinz-risse/DE-2086/lido/57cd205c6941a8.50270161 (abgerufen am 24.04.2024)