Zu den Kapiteln
Ida stammte aus hochadeliger Familie und initiierte als Äbtissin den salischen Neubau der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol.
Ida war eine Tochter des Ezzo, Pfalzgrafen von Lothringen und der Mathilde (978/979-1025); ihre Mutter war eine Tochter Kaiser Ottos II. (Regierungszeit 973-983) und der Theophanu. Väterlicherseits handelt es sich um eine hochadelige Familie, die nach einem frühen Vertreter als „Erenfriede" beziehungsweise nach Ezzo als „Ezzonen" bezeichnet wird. Bedingt durch die Einheirat in das ottonische Kaiserhaus, ihre Besitztümer, die politische Stellung sowie die von der Familie getätigten Stiftungen erlangten die Ezzonen im 11. Jahrhundert im Rheinland größere Bedeutung. Dies manifestierte sich nicht zuletzt in den Positionen und Ämtern der neun Geschwister Idas, darunter Otto (gestorben 1047), Pfalzgraf von Lothringen (Regierungszeit 1035-1045) und Herzog von Schwaben (Regierungszeit 1045-1047), Hermann II., Erzbischof von Köln, Richeza, Königin von Polen, Mathilde (gestorben vor 1057), Äbtissin von Dietkirchen und Vilich, Adelheid (gestorben um 1011, 1051 in Brauweiler bestattet), Äbtissin von Nivelles, Theophanu, Äbtissin von Essen, und Helwyg (gestorben 1076), Äbtissin der Neusser Abtei St. Quirin.
Ida selbst gehörte wohl zu den jüngeren Töchtern Ezzos und scheint zusammen mit ihrer Schwester Sophia (gestorben 1031/1038) ihre Erziehung im Stift Gandersheim erhalten zu haben. 1026 wird sie erstmals erwähnt, als sie zusammen mit Sophia und gegen den Willen ihrer Tante, der Äbtissin von Gandersheim, in das Mainzer Kloster St. Maria eintrat. Bereits 1027 mussten beide nach Gandersheim zurückkehren, waren 1028 aber wieder in Mainz, wo sie vom Mainzer Erzbischof Aribo (Episkopat 1021-1031) unterstützt wurden. 1031 kehrte Ida wieder ins Stift Gandersheim zurück. Vor 1038 wurde sie Äbtissin des Klosters St. Maria in Gandersheim sowie vor 1049 und womöglich auf Vermittlung ihres Bruders, Erzbischof Hermann II., Äbtissin von St. Maria im Kapitol zu Köln. Am 7. oder 8.4.1060 verstarb sie und wurde in der Kapitolskirche bestattet. Die dort erhaltene Grabtumbe stammt von 1868–1871, eine Kartusche mit Grabinschrift von 1766 geht möglicherweise auf das Original zurück. Eine Verehrung ist nur für St. Maria im Kapitol feststellbar.
Als Äbtissin dieses späteren Damenstiftes, das im 11. Jahrhundert noch als Benediktinerinnenkloster anzusehen ist, begann Ida die Neuerrichtung der Kapitolskirche mit dreitürmigem Westbau und Dreikonchenanlage im Osten. Nach späteren Veränderungen, Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau entspricht St. Maria im Kapitol heute in den Grundstrukturen diesem salischen Neubau des 11. Jahrhunderts, ein „Schöpfungsbau für die rheinische Baukunst" (Hans-Erich Kubach/Albert Verbeek). Nicht nur an der architektonischen Qualität dieser Kirche, sondern auch an der Tatsache, dass zur Weihe des Kreuzaltars 1040 unter anderem Papst Leo IX. (Pontifikat 1049–1054), Kaiser Heinrich III. (Regierungszeit 1039–1056) und 72 Bischöfe anwesend waren, lässt sich die große Bedeutung Idas ablesen.
Ferner werden Ida als Stifterin zwei skulptierte, für den von ihr begonnenen Kirchenbau geschaffene Holztürflügel mit zahlreichen bildlichen Darstellungen zugeschrieben. Diese bedeutenden Zeugnisse der Schnitzkunst des 11. Jahrhunderts sind bis heute in St. Maria im Kapitol erhalten. Ebenfalls von dort stammt wohl das so genannte Herimann-Kreuz, das als Stiftung von Erzbischof Hermann II. eventuell zur Weihe des Kreuzaltares 1049 anzusehen ist. Auf diesem Reliquienkreuz, dessen vergoldetes Bronze-Kruzifix einen antiken Lapislazuli-Kopf aufweist, sind Hermann und Ida betend dargestellt. In Erwägung gezogen wurde schließlich, Ida folgende weitere Stiftungen zuzuschreiben: die nach 1802 niedergelegte Kapelle St. Nikolaus in der Immunität von St. Maria im Kapitol; ein Kreuz vom Kreuzaltar der Stiftskirche Essen, von dem sich nur Fragmente erhalten haben; das Hidda-Evangeliar des Stiftes Gerresheim (heute Stadt Düsseldorf); das Hitda-Evangeliar des Stiftes Meschede (Klaus G. Beuckers). Viele dieser tatsächlichen oder auch nur vermuteten Stiftungen Idas stehen in engem Zusammenhang mit dem Wirken des erzbischöflichen Bruders und zeichnen „sich alle durch eine durchgängig außergewöhnliche Qualität aus" (Beuckers). Nicht zuletzt verdeutlichen sie das Selbstverständnis Idas und die Repräsentation einer hochadeligen Familie kaiserlicher Abstammung.
Eine 1992 gestiftete Figur (Bildhauer: Serban Rusu) der Äbtissin Ida ist an der Westseite des Kölner Rathausturmes angebracht. Sie ist eine Teilrekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg beschädigten Originalstatue von 1900/1901 (Bildhauer: wahrscheinlich Peter Kürten).
Literatur (Auswahl)
Beuckers, Klaus Gereon, Die Ezzonen und ihre Stiftungen. Eine Untersuchung zur Stiftungstätigkeit im 11. Jahrhundert, Münster/Hamburg 1993.
Kubach, Hans-Erich/Verbeek, Albert, Romanische Baukunst an Rhein und Maas, Band 4: Architekturgeschichte und Kunstlandschaft, 3. Auflage, Berlin 1989.
Surmann, Ulrike, Das Kreuz Herimanns und Idas, Köln 1999.
Online
St. Maria im Kapitol (Informationen über die Baugeschichte der Kirche St. Maria im Kapitol auf der Website des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e.V.). [Online]
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Oepen, Joachim, Ida von Köln, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ida-von-koeln/DE-2086/lido/57c927ac5d34d2.25841471 (abgerufen am 14.12.2024)