Zu den Kapiteln
Johann Philipp von Walderdorff, in dessen Regierungszeit der Siebenjährige Krieg fiel, gilt als umstrittener Kurfürst, da er sich in seiner Amtsführung in hohem Maße von seinen zum Teil korrupten Vertrauten leiten ließ; persönlich fromm, trat er auf künstlerischem Gebiet als Bauherr und Förderer der Malerei hervor.
Der am 24. oder 26.5.1701 auf Schloss Molsberg bei Montabaur als achtes Kind geborene Johann Philipp von Walderdorff stammt im Gegensatz zu den anderen Trierer Erzbischöfen des 18. Jahrhunderts aus einem niederadligen Geschlecht der Region. Seine Eltern waren der Reichsfreiherr und kaiserliche Obrist Karl Lothar von Walderdorff zu Molsberg und Isenberg (gestorben 1722) und Anna Katharina Elisabeth Freiin zu Kesselstatt (1671-1733). Die Familie hatte die Herrschaft Molsberg seit 1657 als kurtrierisches Lehen inne. Die Familie besaß weite Verzweigungen in die Reichskirche: Ein Bruder des Großvaters war Erzbischof von Wien, ein Bruder Bischof von Fulda und ein Neffe Bischof von Speyer.
Wie andere Bischöfe des 16./17. Jahrhunderts durchlief auch Johann Philipp den „cursus honorum“ domkapitularischer Ämter. Nachdem er 1716 die Tonsur erhalten hatte, wurde er 1718 Domizellar, 1736 dann auch Domherr in Trier. Weiter erhielt er eine Pfründe am Trierer Simeonsstift, wo er 1736 Propst wurde. In den Jahren 1720-1724 absolvierte er das für Domherren vorgeschrieben zweijährige Studium an der Universität Mainz. Danach, in den Jahren 1722-1724, unternahm er eine zweijährige Kavalierstour nach Paris. Im Jahr 1724 bekleidete er das Amt eines kurfürstlichen Kammerherrn bei dem Trierer Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. 1739 ernannte ihn dessen Nachfolger Franz Georg von Schönborn zum Generalvikar des Oberstifts Trier und zum Präsidenten des Konsistoriums. 1742 legte Johann Philipp nach seiner Wahl zum Domdekan diese Ämter nieder, wurde zugleich aber kurfürstlicher Statthalter in Trier.
Um den Erzbischof zu schwächen, bestellte das Domkapitel Johann Philipp 1754 zum Koadjutor Schönborns und Administrator der Abtei Prüm. Am 15.6.1755 empfing er in der Kapuzinerkirche in Ehrenbreitstein die Bischofsweihe. 1756 trat er die Nachfolge des verstorbenen Erzbischofs an. Dessen Nachfolger als Fürstpropst von Ellwangen wurde er jedoch nicht. Auch seine Kandidatur auf den Hildesheimer Stuhl zog er zurück, wofür er eine Entschädigung erhielt und bei seiner Bewerbung in Worms nachdrücklich unterstützt wurde, so dass er 1763 ohne Schwierigkeiten zum Bischof gewählt wurde.
Auch in seiner Regierungszeit zogen mehrfach ausländische Truppen durch das Trierer Erzstift, das zudem am Siebenjährigen Krieg teilnahm und eine französische Garnison auf Ehrenbreitstein dulden musste. Territorial konnte Johann Philipp das Erzstift 1766 um die Herrschaft Oberstein und die Mediatherrschaft Vallendar vergrößern. Der labile und wenig entschlusskräftige Erzbischof stand während seiner ganzen Regierungszeit unter dem Einfluss des Domdekans und Regierungspräsidenten Karl Ludwig Boos von Waldeck und des Hofkanzlers Johann Georg Münch von Bellinghausen. Korruption und Misswirtschaft machten sich breit. Der Kirchenfürst interessierte sich mehr für die Jagd und den Wein als für die Regierungsgeschäfte. Auch an den kirchenpolitischen Kontroversen seiner Zeit (Jesuiten gegen Georg Christoph Neller, Febronius) beteiligte er sich nicht. Den französischen und luxemburgischen Ansprüchen auf die territoriale Kirchenhoheit trat er nur unentschlossen entgegen. Allerdings entzog er aus Rücksicht auf Frankreich den Jesuiten 1764 fast alle Lehrstühle an der Universität und setzte Angehörige der Trierer Benediktinerabteien ein. Für alle Ordenspriester wurde ein zweijähriges Universitätsstudium vorgeschrieben. Auch gegen die Freimaurer unternahm er Schritte.
Aktiver war Johann Philipp auf religiösem Gebiet. Er zelebrierte oft persönlich, verfasste Gebete und förderte die Marienwallfahrtsorte. 1766 veröffentlichte er ein „Rituale Trevirense“. 1762 führte er das Ewige Gebet ein, und 1765 ließ er den Heiligen Rock ausstellen. Die maßgebliche Kraft war jedoch auch hier sein Weihbischof Johann Nikolaus von Hontheim.
Auch als Bauherr ist Johann Philipp hervorgetreten. Ab 1758 ließ er durch Johann Seiz (1717-1779) das Jagdschloss Engers bei Neuwied neu errichten. 1756 bis 1761 entstand der Rokokoflügel des kurfürstlichen Palastes in Trier und das repräsentative Palais Walderdorff am Domfreihof. In Wittlich erbaute er das 1689 zerstörte Schloss Ottenstein neu und benannte es in Philippsfreude um.
Johann Philipp von Walderdorff starb am 12.1.1768 auf Ehrenbreitstein. In der dortigen Heilig-Kreuz-Kirche wurden sein Herz und seine Eingeweide bestattet. Der Körper ruht im Trierer Dom, in dem ein Epitaph an ihn erinnert. Erst nach seinem Tod legte das Domkapitel einen Platz für das Grabmal fest. Erbstreitigkeiten und Schulden des Verstorbenen verzögerten die Herstellung. Erst 1775 wurde mit dem Trierer Bildhauer Jean-Baptiste Simar ein Vertrag geschlossen; 1777 erfolgte die letzte Zahlung. Das Monument besteht aus einem Sarkophag aus schwarzem Marmor, auf dem eine Figur des Verstorbenen liegt, die sich, von einem Kissen im Rücken gestützt, halb aufrichtet. Mit der linken Hand hält sie ein aufgeschlagenes Buch, in dem der Erzbischof liest, um sich auf einen würdigen Tod vorzubereiten. An der Rückseite ist ein dreiseitiger Obelisk angebracht, der von einer Vase bekrönt wird und auf dem ein Putto sitzt. An dem Obelisk ist die Inschrift Ecce Hora est (Siehe, die Stunde ist gekommen) eingraviert. Ein Totengerippe aus weißem Marmor steht neben dem Obelisk. Mit seiner Rechten stützt es sich auf eine Sense, mit der Linken zeigt es auf die Inschrift.
Literatur
Backes, Magnus, Der Walderdorffer Hof in Ehrenbreitstein. Ein vergessenes Bauwerk von Johann Christoph Sebastiani und Georg Seitz, in: Embach, Michael (Hg.), Sancta Treveris. Beiträge zu Kirchenbau und bildender Kunst im alten Erzbistum Trier. Festschrift für Franz J. Ronig zum 70. Geburtstag, Trier 1999, S. 11-31.
Groß Morgen, Markus, Das Grabmal des Trierer Erzbischofs Johann Philipp von Walderdorff. Ein Werk des Bildhauers Jean Baptiste Simar, in: Neue Forschungen und Berichte zu Objekten des Bischöflichen Dom und Diözesanmuseums Trier, Trier 1994, S. 121 152.
Jürgensmeier, Friedhelm (Hg.), Die von Walderdorff. Acht Jahrhunderte Wechselbeziehungen zwischen Religion - Reich - Kirche und einem rheinischen Adelsgeschlecht, Köln 1998.
Seibrich, Wolfgang, Artikel „Walderdorff, Johann Philipp, Reichsfreiherr von“, in: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. 1648-1803. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1990, S. 547-550.
Online
Endrulat, Bernhard Ferdinand Julius, Artikel „Johann IX. Philipp“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 430. [Online]
Johann Philipp von Schönborn (Artikel in den Saarland-Biografien). [Online]
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Schmid, Wolfgang, Johann Philipp von Walderdorff, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-philipp-von-walderdorff/DE-2086/lido/57c8315e115828.62860247 (abgerufen am 08.09.2024)