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Johannes Clauberg war ein bedeutender Gelehrter, Philosoph und Theologe. Er gehörte 1655 der Gründergeneration der Alten Universität Duisburg an, wo er bis zu seinem Tod 1665 lehrte. Als Anhänger der Philosophie des Franzosen René Descartes (1596-1650) propagierte er dessen Lehren und entwickelte sie weiter. Für ihn bedeuteten sie keinen Widerspruch zu seinem Glauben an Gott. Die Lehre des rationalistischen Denkens prägte maßgeblich seine theologische Forschung. Er verdiente sich einen Namen in der Geschichte der deutschen Philosophie, weil er die Cartesianische Lehre nach Deutschland brachte. Die Seinslehre, die Ontologie, eine weitere wichtige Disziplin, grenzte er gegen Nachbargebiete ab und war bestrebt, ihr einen Platz in der philosophischen Systematik einzuräumen. Als profunder Kenner der aristotelischen Logik versuchte er, über die Ansätze von Descartes hinaus zu kommen.
Johannes Clauberg wurde am 24.2.1622 in Solingen als Sohn des wohlhabenden Klingenkaufmanns und Bürgermeisters Johann Clauberg (1597-1664) und seiner Frau Catharina Caspars (1598-1660) geboren. Die Familie gehörte zu den einflussreichsten Familien in Solingen. Seine Ausbildung in Philosophie, Theologie und Hebräisch erhielt Johannes Clauberg zunächst in Köln, dann an dem renommierten Gymnasium illustre in Bremen, wo er sich vornehmlich mit orientalischer Philosophie und Theologie beschäftigte. 1644 ging er zusammen mit seinem Studienkollegen Christoph Wittich (1625-1687) an die Universität Groningen. Dort intensivierte er bei dem Orientalisten Jakob Alting (1618-1679) seine in Bremen bei Professor Gerhard Hanewinckel (1583-1669) begonnenen Studien der orientalischen Philologie. Auch wurden ihm die calvinistischen Lehren von Samuel Maresius (1599-1673), Abdias Widmarius (1591-1668) und Matthias Pasor (1599-1658) näher gebracht. Zu einem seiner wichtigsten Mentoren wurde in dieser Zeit Tobias Andreae (1609-1676), Professor für Geschichte und Griechisch.
Clauberg beendete im Juni 1646 seine Studien mit philosophischen und theologischen Thesen und veröffentlichte1647 die „Elementa Philosophiae sive Ontosophia“. Es folgten Aufenthalte in Paris und London. 1648 setzte er in Leiden sein Studium fort, wo er sich den neuen Lehren des französischen Philosophen René Descartes zuwandte. 1649 wurde Clauberg an die Hohe Schule Herborn berufen, wo er bis 1651 cartesianische Philosophie lehrte, seit 1650 unterstützt in Anschauungen und Lehre von seinem Kollegen Christoph Wittich. Es kam zu einem ernsten Konflikt, weil der Graf Ludwig von Nassau-Dillenburg (1594-1662) nicht unschlüssig war, ob er solche neuen Lehren an seiner Hochschule dulden konnte und er deshalb niederländische Universitäten um ein Gutachten bat. Im Oktober 1651 empfahl ihm die Universität Leiden, innerhalb seiner Universität keine Diskussionen über cartesianische oder anticartesiansche Lehren zuzulassen. Das führte dazu, dass Clauberg und Wittich entlassen wurden, wobei die Entlassung vor allem von zwei Herborner Professoren betrieben wurde.
Es war Ausdruck der geistig freieren Haltung der brandenburgisch-klevischen Regierung und kirchlich-calvinistischer Kreise, dass der Duisburger Magistrat auf Anraten der Provinzialsynode Clauberg Ende 1651 als Rektor an das Duisburger Gymnasiums berief. Dort unterrichtete er bis zum Sommer 1653.
Am 26.9.1652 heiratete Johannes Clauberg Katharina Mercator (1626-1708), eine Urenkelin des Kartographen Gerhard Mercator. Das Ehepaar bewohnte im sogenannten Stapelviertel in Duisburg ein Haus auf der Oberstraße, das sich im Besitz der Familie Mercator befand. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, fünf Töchter und der Sohn Johann Christoph (1655-1691), der Professor an der Universität Utrecht werden sollte.
Clauberg suchte sich auch am religiösen Leben der Stadt Duisburg zu beteiligen und war seit dem 28.4.1655 für eine Amtszeit von zwei Jahren Vertreter des Stapelviertels im Konsistorium der reformierten Gemeinde Duisburg. 1655 wechselte er an die neu gegründete klevische Landesuniversität Duisburg. Schon vor der Gründung hatte Johannes Clauberg für eine stetig wachsende Studentenzahl Vorlesungen in Philosophie abgehalten. Nach der Eröffnung der Universität am 14.10.1655 wurde Clauberg zum Doktor der Theologie ernannt und einen Tag später von dem klevisch-märkischen Vizekanzler und Kurator der Universität Johann von Diest (1598-1665) zum ersten Rector Magnificus ausgerufen. Die Amtszeit der Rektoren betrug ein Jahr.
Clauberg publizierte anschließend eine Reihe von lateinischen Lehrwerken, die sich vor allem auf rationalistische Ansätze der Theologie nach Descartes konzentrierten, begleitet von den immer wieder laut werdenden Bedenken der Reformierten Generalsynode, die sich gegen das rationalistische Denken, also gegen den Cartesianismus aussprach.
Dennoch gelang es Clauberg bis zu seinem Tod 1665 seinen Forschungen weitgehend ungehindert nachzugehen und seinen Ansätzen treu zu bleiben. So war es möglich, dass die Universität Duisburg die erste Universität in ganz Europa wurde, an der die cartesianische Philosophie unterrichtet und institutionalisiert wurde. Clauberg baute seine Netzwerke zu anderen Vertretern des Cartesianismus in Deutschland, Frankreich und in den Niederlanden aus und unterstützte somit dessen Verbreitung. Daneben arbeitete er daran, die Elemente des griechischen Gelehrten Aristoteles (384-322 v. Chr.) mit den Ideen des Cartesianismus zu verknüpfen. Diese Ansätze veröffentlichte er in dem Werk „Logica vetus et nova“. Darüber hinaus wurde er zum Mitbegründer der deutschen Sprachphilosophie durch die Übertragung seiner Grundgedanken der Philosophie auf etymologische Studien der Sprache. Hier ist vor allem sein Werk „Ars etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata“ zu nennen, welches sich zentral mit dem Ursprung von philosophischen Ausdrücken in der deutschen Sprache beschäftigt.
Ein Angebot, 1660 an die Universität Nimwegen zu wechseln, lehnte er ab und entschied sich, weiter in Duisburg Philosophie und Theologie zu unterrichten.
Johannes Clauberg starb am 31.1.1665 und wurde in der Salvatorkirche in Duisburg beigesetzt, wo in der Südkapelle ein Epitaph an ihn erinnert. Auf der Trauerfeier am 6.2.1665 hielt sein Freund und langjähriger Wegbegleiter Martin Hund (1624- 666) die Leichenpredigt.
Lange wurde Clauberg nur als Schüler von Descartes gesehen, weniger seine Eigenständigkeit gegenüber überkommenen philosophischen Systemen wie auch in Bezug auf Descartes. Die Zeit, in der Clauberg in Duisburg wirkte, gilt als eine der wissenschaftlich wichtigsten in der Geschichte der 1818 geschlossenen Alten Universität Duisburg.
Im öffentlichen Gedenken begegnet uns Clauberg zwar selten, dafür aber nachhaltig. Das 1966 nach ihm benannte Clauberg-Gymnasium in Duisburg-Hamborn wurde zwar 2010 geschlossen, doch erinnert die Claubergstraße im Duisburger Dellviertel bleibend an ihn. 2016 fand sein Porträt Aufnahme in das Kunstprojekt „Kirchenköpfe“, das 20 prägende Gestalten des rheinischen Protestantismus aus fünf Jahrhunderten vereint.
Werke (Auswahl)
Elementa Philosophiae sive Ontosophia, Groningen 1647.
Logica vetus et nova, Amsterdam 1654, 2. Auflage 1658.
Initiatio philosophi sive dubitatio Cartesiana, Leiden/Duisburg 1655.
De cognitione Dei et nostri, Duisburg 1656.
Unterscheid zwischen der Cartesianischer, und der sonst in Schulen gebräuchlicher Philosophie, Duisburg 1657.
Paraphrasis in Renati Des Cartes Meditationes de prima philosophia, Duisburg 1658.
Ars etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata, Duisburg 1663. Metaphysica de Ente sive Ontosophia, Amsterdam 1664.
Opera omnia philosophica, hg. v. J. Th. Schalbruch, Amsterdam 1691, ND Hildesheim 1968.
Literatur
Brosch, Pius, Die Ontologie des Johannes Clauberg. Eine historische Würdigung und eine Analyse ihrer Probleme, Greifswald 1926.
Ring, Walter, Geschichte der Universität Duisburg, Duisburg 1920.
Roden, Günter von, Die Universität Duisburg. Mit einem Beitrag von Hubert Jedin: Der Plan einer Universitätsgründung 1655, Duisburg 1968.
Saring, Hans, "Clauberg, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 265-266. [Online-Version]
Verbeek, Theo (Hg.), Johannes Clauberg (1622-1665) and Cartesian Philosophy in the Seventeenth Century, Dordrecht [u. a.] 1999.

Hohe Schule Herborn, abgedruckt in: Ferdinand Luthmer, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Lahngebiets Keller, Frankfurt am Main 1907. (Gemeinfrei)
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Hansen, Annika, Johannes Clauberg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johannes-clauberg/DE-2086/lido/63b6876f769dc7.74932292 (abgerufen am 19.02.2025)
Veröffentlicht am 05.01.2023