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Der katholische Theologe Johannes Gropper war maßgeblich in die Auseinandersetzungen um den evangelisch gewordenen Kölner Erzbischof Hermann von Wied verwickelt. Als theologischer, publizistischer und kirchenpolitischer Vorreiter der katholischen Gegenseite trug er maßgeblich zur Beibehaltung des katholischen Glaubens im Erzstift Köln bei.
Gropper wurde am 24.2.1503 in Soest geboren. Sein Vater hatte trotz seiner bescheidenen Herkunft in die Soester Oberschicht eingeheiratet. Er konnte daher seinen Söhnen die Möglichkeit eröffnen, sich in der Kölner Bistumsverwaltung zu etablieren. Johannes studierte als ältester Sohn ab Juni 1516 an der Kölner Artistenfakultät (eine Art Vorstudium) und schloss dort 1525 mit dem Doktor der Rechtswissenschaft ab, was im 16. Jahrhundert auch aufgrund der damit verbundenen Kosten eine außerordentlich hohe Qualifikation bedeutete. In den folgenden Jahren erwarb er diverse kirchliche Ämter, vor allem von 1526 bis 1537 das des Siegelbewahrers, dem die Aufsicht über das Gerichtswesen und die Ausarbeitung kirchlicher Verfügungen zufiel. Die Vereinigung mehrerer lukrativer Posten in seiner Hand, die nicht immer mit nennenswerten Aufgaben verbunden waren, wurde vermutlich auch von informierten Zeitgenossen als problematisch empfunden. Die Priesterweihe muss Gropper zwar zu einem nicht genau zu bestimmenden Zeitpunkt erhalten haben. Doch die Ämterhäufung widersprach seinen eigenen Grundsätzen, die er je später desto vehementer vertrat.
An der Seite Hermanns von Wied erlangte Gropper rasch die Position des persönlichen Begleiters und Beraters. Seit seinem Studium dem Humanismus zuneigend, trat Gropper führend bei der von Hermann seit Mitte der 1530er Jahren betriebenen katholischen Reform des Erzbistums hervor. 1538 verfasste er ein für den priesterlichen Dienst vorgesehenes „Handbuch" (griechisch „Enchiridion"), in dem er sich unter anderem mit den Kernaussagen Martin Luthers (1483-1546) befasste. Gropper begründete damit seinen Ruf, ein Kontroverstheologe zu sein, worunter nicht eine konfessionelle Polemik zu verstehen ist, sondern im Gegenteil eine vertiefte Auseinandersetzung mit innerchristlichen Gegensätzen. Zwischen 1539 und 1541 war Gropper an so genannten „Vergleichsgesprächen" mit ebenfalls gemäßigten Theologen von protestantischer Seite beteiligt. Dabei bildete sich ein Vertrauensverhältnis zum Straßburger Reformator Martin Bucer heraus, was zeitweilig die vergebliche Hoffnung Kaiser Karls V. (Regierungszeit 1519-1556) nährte, die Protestanten würden aus freien Stücken zum katholischen Glauben zurückfinden.
Diese relative Nähe Groppers zur konfessionellen Gegenseite schlug 1543 in scharfe religiöse und persönliche Ablehnung um, als Erzbischof Hermann V. von Wied mit Hilfe Bucers und Philipp Melanchthons (1497-1560) die Reformation im Erzstift Köln einzuführen begann. Obwohl diese Unternehmung der Versuch eines konfessionellen Mittelwegs war, zeigte sich Gropper unnachgiebig und bekämpfte die evangelische Fraktion. Bemerkenswert ist aus heutiger Sicht insbesondere die sich anschließende publizistische Auseinandersetzung, in der Gropper auf katholischer Seite die Feder führte. Durch seinen Kölner Drucker Jaspar von Gennep ließ er zahlreiche Schriften gegen Hermann von Wied und seine Anhänger publizieren.
Nach der Absetzung Hermanns von Wied bemühte sich Gropper um die Rekatholisierung des Erzstifts, wo der Reformationsversuch merkliche evangelische Impulse freigesetzt hatte. 1551 begleitete Gropper den neuen Erzbischof Adolf von Schauenburg auf der zweiten Tagungsperiode (1551/ 1552) des Konzils von Trient (1545-1563). Ende 1555 erhob Papst Paul IV. (Pontifikat 1555-1559) Gropper zum Kardinal, weil er sich von ihm eine Vorantreibung der Kirchenreform versprach. Gropper aber nahm die Ernennung nicht an, offiziell mit dem Argument, er sei zu geringen Standes und wolle sich für sein heimisches Bistum einsetzen. Kurz vor seinem Tod äußerte er gegenüber dem Papst scharfe Kritik an den Auswüchsen der deutschen Reichskirche und verlangte Reformen, ohne dabei jedoch Kompromisse mit den Protestanten zulassen zu wollen. Kurz darauf wurde er von einer einflussreichen Gruppierung am Papsthof der Häresie (Irrglauben) bezichtigt, konnte diesen Vorwurf gegenüber Paul IV. im Januar 1559 aber entkräften.
Noch am Tage der Wahl Gebhards von Mansfeld (Episkopat 1558-1562) zum neuen Erzbischof von Köln durch das Kölner Domkapitel war Gropper nach Rom gereist, um den Papst davon zu überzeugen, die Bestätigung der Bischofswahl zu verweigern. Gropper hegte moralische Vorbehalte gegenüber Mansfeld, die sich als nicht unberechtigt erweisen sollten, doch konnte er dessen Regierungsantritt nicht verhindern. Auf der Reise war Gropper schwer erkrankt. Er starb am 13.3.1559 in Rom. In seiner Beisetzung spiegelte sich das das außerordentlich hohe Ansehen Groppers zu seiner Zeit: Die persönliche Totenrede hielt der amtierende Papst, was sehr ungewöhnlich war. Bestattet wurde Groppers Leichnam zu Füßen Papsts Hadrians VI. (Pontifikat 1522-1523) in der Kirche Santa Maria dell’ Anima, der deutschen Nationalkirche in Rom. Die Kardinalsmütze schmückte sein Epitaph.
Literatur
Bautz, Friedrich Wilhelm, Artikel „Gropper, Johann", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 355-357.
Braunisch, Reinhard (Hg.), Johannes Gropper, Briefwechsel, Band 1: 1529-1547; Band 2: 1547-1559, Münster i. W. 1977/ 2006.
Der Kölner Seelsorger und Theologe Kardinal Johannes Gropper. Eine Ausstellung der Diözesan- und Dombibliothek Köln zum 500. Geburtstag Groppers (25. Februar bis 30. April 2003) [Katalog-Band], Köln 2003
Lipgens, Walter, Johannes Gropper. Designierter Kardinal (1503-1559), in: Rheinische Lebensbilder 2 (1966), S. 75-91.
Schlüter, Theodor C., Flug- und Streitschriften zur Kölner Reformation. Die Publizistik um den Reformationsversuch des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Hermann von Wied (1515-1547), Wiesbaden 2005.
Online
Lipgens, Walter, Artikel "Gropper, Johannes", in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 133-136. [Online]
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Laux, Stephan, Johannes Gropper, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johannes-gropper/DE-2086/lido/57c6d7d55f53a2.25537246 (abgerufen am 09.11.2024)