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Konrad Duden war ein renommierter Sprachwissenschaftler und Gymnasialdirektor. In den Jahrzehnten nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 trug er maßgeblich zu einer Vereinheitlichung der Rechtschreibung bei. Durch die Zustimmung Österreich-Ungarns und der Schweiz erlangten seine Regeln für den gesamten deutschen Sprachraum Gültigkeit.
Konrad Alexander Friedrich Duden wurde am 3.1.1829 als zweiter Sohn des Unternehmers Johann Konrad Duden (1802-1885) und dessen Frau Juliane Charlotte Monjé (1810-1883) auf Gut Bossigt in Lackhausen am Niederrhein geboren. Trotz finanzieller Schwierigkeiten, in die sein Vater aufgrund geschäftlicher Misserfolge geraten war, konnte Duden ab 1838 das Gymnasium in Wesel besuchen. Nach bestandener Reifeprüfung am 24.8.1846 immatrikulierte er sich an der philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Hier besuchte er mit besonderem Interesse die Vorlesungen Ernst Moritz Arndts und wurde Mitglied der Burschenschaft Germania, die aus einem 1841 gegründeten evangelischen Theologenverein hervorgegangen war. Duden selbst galt zeitlebens als streng religiös, sein Wirken als Pädagoge wurde maßgeblich durch die protestantische Lehre geprägt. Beeindruckt von den burschenschaftlichen Forderungen nach einer nationalen Einigung der deutschen Staaten, nahm er auch an der Märzrevolution 1848 regen Anteil, wobei er die Staatsidee einer konstitutionellen Monarchie befürwortete.
Im Sommer 1848 übersiedelte Duden nach Frankfurt am Main, wo er über mehrere Jahre als Hauslehrer bei der Familie des Senators Eduard Franz Souchay (1800-1872) tätig war. Mit dem Niedergang der Frankfurter Nationalversammlung unmittelbar konfrontiert, wurde er in der Überzeugung bestärkt, dass eine Einigung Deutschlands nur unter der Führung Preußens zu verwirklichen war. Aus diesem Grund entwickelte er sich in den folgenden Jahrzehnten auch zu einem energischen Befürworter der Politik Otto von Bismarcks (1815-1898).
Ausgedehnte Studienreisen, die ihn unter anderem nach England und in die französische Schweiz führten, trugen in den Jahren nach 1848 zu einer erheblichen Horizonterweiterung bei, die sich in seiner weiteren beruflichen Karriere als nützlich erweisen sollten. Im März 1854 legte Duden in Bonn die Lehramtsprüfung ab, erreichte dabei jedoch lediglich die für ihn enttäuschende Note „Im Ganzen Befriedigend". Noch im gleichen Jahr promovierte er in Marburg über die „Antigone" des Sophokles (496-405 vor Christus) und erhielt eine Anstellung als Lehrer am Archivgymnasium in Soest. Im Herbst 1854 eröffnete sich ihm jedoch die unerwartete Gelegenheit, als Hauslehrer in Genua zu arbeiten. Duden, der sich seit seiner Jugend für die römischen Antike begeistert hatte, verbrachte die folgenden fünf Jahre in Italien - eine Zeit, die sein Leben nachhaltig prägen sollte. Er besuchte und studierte die kulturellen Hinterlassenschaften des Altertums und avancierte zu einem versierten Kenner der griechischen und römischen Antike.
Während seiner Zeit in Genua lernte Duden auch seine spätere Frau Adeline Sophia Jakob (1840-1921), die Tochter eines deutschen Konsuls und Großkaufmanns, kennen. Aus der 1861 in Soest geschlossenen Ehe gingen bis 1875 sechs Kinder (vier Söhne und zwei Töchter) hervor.
1859 kehrte Duden nach Preußen und an das Soester Archivgymnasium zurück, an dem er bis 1869 als Lehrer und seit 1867 auch als Prorektor tätig war. Zwischen 1869 und 1876 fungierte er als Direktor des Gymnasiums in Schleiz (Thüringen), ehe er 1876 die Leitung des Gymnasiums in Hersfeld an der Fulda übernahm.
Bereits während seines Direktorats in Schleiz hatte Duden für sein Lehrerkollegium ein orthographisches Verzeichnis zur deutschen Rechtschreibung erarbeitet. Auf diesem aufbauend, veröffentlichte er 1872 sein Werk „Die deutsche Rechtschreibung, Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis". Im Januar 1876 nahm Duden als Kommissionsmitglied an der ersten „Orthographischen Konferenz" in Berlin teil. Mit seiner Forderung „Schreibe wie du sprichst!" gehörte Duden zur radikalen Partei der „Phonetiker", welche die Ansicht vertraten, sämtliche beim Sprechen nicht hörbaren Laute aus dem Schriftbild zu streichen. Obwohl sich Duden und seine Anhänger auf der Konferenz von 1876 mit ihren Vorstellungen hatten durchsetzen können, scheiterte deren Umsetzung nicht zuletzt am Widerstand des preußischen Unterrichtsministeriums sowie der ablehnenden Haltung des Reichskanzlers Otto von Bismarck.
Der Zustand der orthographischen Uneinheitlichkeit blieb somit trotz der längst vollzogenen politischen Einigung noch über mehrere Jahrzehnte bestehen. Duden hielt an seinem Ziel jedoch unbeirrt und ausdauernd fest. Auf der Grundlage seines 1880 erstmals veröffentlichten Wörterbuchs zur deutschen Sprache und den Ergebnissen der zweiten Orthographischen Konferenz, die vom 17. bis 19.6.1901 in Berlin stattfand, beschlossen die Regierungsbehörden noch im gleichen Jahr eine verbindliche einheitliche Rechtschreibung für die Länder des Deutschen Reiches. Durch die Zustimmung Österreich-Ungarns und der Schweiz erlangte sie für den gesamten deutschen Sprachraum Gültigkeit. Auch an den deutschen Schulen in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde der Unterricht nun auf der Basis dieser Regelungen abgehalten.
In dem langjährigen Bemühen um eine einheitliche Rechtschreibung erwies sich Duden trotz erheblicher Widerstände nicht nur als ausdauernd, sondern auch als kompromissfähig. Als Gymnasialdirektor stand Konrad Duden bei Lehrern und Schülern in hohem Ansehen, auch wenn er wegen seiner Strenge gefürchtet war. Auch außerhalb der Schule bewies er hohes Engagement, förderte die Gründung von Vereinen zur Erwachsenenbildung und beteiligte sich aktiv am religiösen Leben seiner Dienst- und Lebensorte.
Erst im Alter von 76 Jahren bat Duden 1905 um Versetzung in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod am 1.8.1911 arbeitete er auf seinem Anwesen in Sonnenberg bei Wiesbaden an der Fertigstellung weiterer wissenschaftlicher Arbeiten zur deutschen Sprache.
Sein Grab befindet sich in Bad Hersfeld. Zahlreiche Museen und Ausstellungen erinnern bis heute an einen weitsichtigen Wissenschaftler, dessen Name bis heute mit dem von ihm begründeten orthographischen Nachschlagewerk - dem „Duden" - untrennbar verbunden ist.
Werke
Die deutsche Rechtschreibung, Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis, Leipzig 1872.
Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Leipzig 1880.
Literatur
Goldberg, Anke, Konrad Duden - schreibe wie Du sprichst, Erfurt 2007.
Nerius, Dieter (Hg.), Konrad Dudens orthographische Schriften, Hildesheim 2005.
Wurzel, Wolfgang Ullrich, Konrad Duden - Leben und Werk, Mannheim 1998.
Online
Basler, Otto, Artikel "Duden, Konrad", in: Neue Deutsche Biographie 4 (1953), S. 153-154. [Online]
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Thomann, Björn, Konrad Duden, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/konrad-duden/DE-2086/lido/57c698cdf3c302.00057391 (abgerufen am 12.10.2024)