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Konstantin der Große war nach Augustus der bedeutendste römische Kaiser, dessen Aufstieg zur Alleinherrschaft im Rheinland begann. Zeitwillig regierte er in Augusta Treverorum (Trier), dass er zu einer repräsentativen Residenzstadt ausbauen ließ.
Caius Flavius Valerius Constantinus wurde um das Jahr 275 zu Naissus (Nisch) im heutigen Serbien als illegitimer Sohn des Offiziers und späteren Kaisers Constantius Chlorus (regierte 293-306) und der aus einfachsten Verhältnissen stammenden Helena geboren. Der Vater erkannte Konstantin als seinen Sohn an und sorgte dafür, dass er an der Seite seiner Mutter in Naissus in materiell gesicherten Verhältnissen aufwachsen konnte.
Im Jahre 289 stieg Constantius Chlorus zum Caesar (Unterkaiser) des Reichswestens auf, doch wurde seinem Sohn keine Prinzenerziehung zuteil. Dieser schlug vielmehr die militärische Laufbahn ein, diente stets im Reichsosten und besaß im Jahr 305 den Rang eines Tribunen. In diesem Jahr traten die beiden regierenden Augusti (Oberkaiser) Diocletian (Regierung 284-305) und Maximian (Regierung 286-305) zurück und machten den beiden bisherigen Caesares Constantius Chlorus im Reichswesten und Gaius Galerius (Regierung 293-311) im Reichsosten Platz, an deren Stelle zwei neue Unterkaiser, Flavius Valerius Severus (Regierung 305-307) und Maximinus Daia (Regierung 305-313), nachrückten.
Obwohl Constantius Chlorus an sich die Position des Senior Augustus, des rangältesten Oberkaisers, zukam, lag das Übergewicht bei Galerius, der mit Hilfe Diocletians beide Caesarenstellen mit seinen Kreaturen hatte besetzen können. Constantius blieb im äußersten Reichswesten (Gallien, Britannien, Spanien) isoliert, hatte aber das Zugeständnis erreicht, dass ihm sein ältester Sohn Konstantin zugesandt werden musste, was praktisch auf eine Designierung Constantins zu seinem Nachfolger hinauslief.
Schon im Jahr darauf ist Constantinus Chlorus zu Eboracum (York) im heutigen England gestorben und Konstantin folgte ihm im Range eines Caesars nach. Neuer Augustus des Westens wurde der vormalige Caesar Severus, der Mann des Galerius. Dadurch fühlte sich freilich der ehemalige Augustus Maximian herausgefordert, dessen Sohn Marcus Aurelius Valerius Maxentius (Regierung 306-312) eine Thronfolge verwehrt worden war. Es gelang Maximian, die Usurpation seines Sohnes in die Wege zu leiten und Severus zu beseitigen. Obwohl sich Vater und Sohn bald überwarfen, vermochte Maxentius 307 die Invasion des Galerius zu überstehen und sich in Italien und Teilen des westlichen Nordafrika zu behaupten.
Von nun an begann das Vierkaisertum (Tetrarchie) auseinander zu fallen, da Galerius bei der Kür eines neuen Westaugustus die Ansprüche der beiden Caesares überging und statt dessen seinen Gefolgsmann Licinius (Regierung 308-324) erhob, der jedoch nicht imstande war, wirksam gegen Maxentius vorzugehen. Nach seiner Bestätigung als Caesar war Konstantin auf den Kontinent zurückgekehrt und sah sich dort mit der Aufgabe konfrontiert, die Rheingrenze gegen germanische Einfälle zu sichern.
Die Prosperität der beiden germanischen Provinzen – Germania Inferior (Hauptstadt Colonia Agrippinensis/Köln) und Germania superior (Hauptstadt Mogontiacum/Mainz) hatte nur bis zum ersten Drittel des 3. Jahrhunderts gewährleistet werden können, danach verschlechterte sich die Situation drastisch. Wiederholte Bürgerkriege und Kriege gegen äußere Feinde an weit entfernten Fronten dezimierten die Streitkräfte und führten infolge von Truppenabzügen zu einer zusätzlichen Schwächung der Grenzverteidigung, was die benachbarten Germanen zu immer neuen Invasionen ermunterte.
An die Stelle einer Vielzahl kleinerer, untereinander oft heftig rivalisierender Stämme traten allmählich die großen Stammesbünde der Alemannen (am Mittel- und Oberrhein) und Franken (am Niederrhein). Diese standen zwar auch nicht unter einheitlicher politischer Führung, doch zeigten sich ihre Kleinkönige eher in der Lage, gegenüber dem Imperium zu gemeinsamem Handeln zusammen zu finden. Man darf sich von den germanischen Einfällen keine übertriebenen Vorstellungen machen: Oft handelte es sich um bloße Raubzüge von einigen Dutzend oder bestenfalls einigen Hundert Kriegern. Aufgrund ihrer Mobilität waren sie jedoch schwer zu bekämpfen und über die Jahrzehnte zeitigten ihre Razzien Wirkung. Die Bevölkerung der Rheinprovinzen, soweit sie nicht geflohen, getötet oder verschleppt worden war, zog sich in die Städte und Militärstützpunkte zurück, während das Umland zusehends verödete. Die Städte selbst veränderten ihr Gesicht: der Festungscharakter nahm auf Kosten von Pracht- und Repräsentationsbauten zu.
Nicht überall konnte sich das Imperium behaupten: Rechts des Rheins mussten große Gebiete de facto vollständig aufgegeben werden. Dank der Anstrengungen des Maximian und des Constantius Chlorus änderte sich die Situation seit 284 zum besseren, eine Änderung der insgesamt ungünstiger gewordenen strategischen „Großwetterlage" konnte aber nicht erreicht werden. Der Versuch, Bevölkerungsverluste durch die Ansiedlung von germanischen Kriegsgefangenen in verlassenen Landstrichen auszugleichen, führte letztlich zu einer wachsenden Germanisierung des städtischen Hinterlandes. Bezüglich der Germanenkriege Konstantins lässt sich feststellen, dass sich der Kaiser als militärischer Führer bewährte. In seiner Politik gegenüber den Franken und Alemannen folgte er grundsätzlich dem Beispiel seiner beiden Vorgänger: Feindliche Einfälle wurden abgewehrt und nach Möglichkeit mit Gegenangriffen beantwortet, kriegsgefangene Germanen als Militärkolonisten angesiedelt oder direkt in den Heeresdienst übernommen.
In Köln errichtete Konstantin im Jahr 310 die erste steinerne Rheinbrücke, die er durch das Kastell Divitia (Deutz) auf dem rechten Rheinufer sichern ließ. Vor allem aber veranlasste er den Ausbau des verkehrsgünstig gelegenen, bereits von seinem Vater bevorzugten Trier zu einer kaiserlichen Residenzstadt. Die Überreste konstantinischer Repräsentationsarchitektur prägen dort bis heute das Stadtbild.
Seit 307 emanzipierte sich Konstantin von der zerfallenden Tetrarchie. Von dem vertriebenen Maximian ließ er sich zum Augustus ernennen, nach dessen Beseitigung proklamierte er 310 seine Abstammung vom Kaiser Claudius Gothicus (Regierung 268-270) und machte damit Erbansprüche auf das Gesamtreich geltend. Nach dem natürlichen Tode des Galerius im Jahr 311 brachen die Rivalitäten zwischen Herrschern der einzelnen Reichsteile offen aus. Konstantin schritt 312 zur Tat, besiegte und tötete Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke vor den Toren Roms und wurde dadurch zum alleinigen Herrscher des Reichswestens. Der Ausgleich mit Licinius, der sich im Osten durchgesetzt hatte, war nur von kurzer Dauer, die endgültige Entscheidung fiel aber erst 324. In einem kurzen, überaus blutigen Krieg wurde Licinius besiegt, gefangen gesetzt und im folgenden Jahr umgebracht.
Konstantins Alleinherrschaft war insgesamt gesehen erfolgreich und vielfach Richtung weisend. Die Grenzen wurden überall erfolgreich gesichert. Konstantins Reformen des Heeres und des kaiserlichen Hofes hatten Bestand, ebenso die von ihm nach einer Zeit des Währungsverfalls eingeführte neue Goldmünze, der Solidus. Mit der Gründung der neuen Kaiserstadt Konstantinopel (Istanbul) gab er dem Reichsosten ein neues Zentrum, das über tausend Jahre lang, bis 1453, Bestand hatte. Seine Finanz- und Steuerpolitik diente allerdings einzig dem Zweck, das Geld für seine ehrgeizigen Vorhaben aufzutreiben und nicht der Steigerung der wirtschaftlichen Prosperität des Imperiums.
Anstelle der Tetrarchie führte Konstantin eine familiengestützte Monarchie ein, in der seine Söhne als Repräsentanten der kaiserlichen Macht in entfernten Reichsteilen fungierten. Dieses System versagte völlig. Schon 326 sah sich Konstantin veranlasst, seine Gattin Flavia Maxima Fausta sowie seinen ältesten Sohn und Mitregenten Crispus ( Regierung 317-326) zu beseitigen. Nach seinem Ableben brachten sich die Mitglieder seiner Familie im Kampf um die Herrschaft vielfach gegenseitig um.
Welthistorische Bedeutung erlangte Konstantins Hinwendung zum Christentum, die bereits auf sein eigenes Betreiben mit einer Vision vor der Schlacht an der Milvischen Brücke erklärt wurde. Konstantin, ein Anhänger des Sonnengottes, hat jedoch das Christentum nie verstanden, was daraus deutlich wird, dass er sich selbst bis zuletzt als eine christusgleiche, göttliche Gestalt verstand: Seine Hinwendung zur arianischen Häresie, die die Wesenseinheit von Vater und Sohn ablehnte, ist dadurch zu erklären. In der christlichen Kirche mit ihrer allen anderen Religionen überlegenen Organisation sah er die geeignete Institution, ein reichsweites, allgemein verbindliches Bekenntnis durchzusetzen, das seinen kaiserlichen Machtanspruch stützte; in dieser Hinsicht war seine Religionspolitik konventionell.
Er überschätzte völlig die innere Einheit des Christentums, das ihm unter dem Druck einer teilweise bis 313 fortdauernden Verfolgung als religiöser Monolith erschienen sein mochte. Seit sich der christliche Glaube ab 313 und verstärkt seit 324 von einer bloß tolerierten zu einer kaiserlich favorisierten Religion entwickelte, erhielten die dogmatischen Streitigkeiten der Christen den Charakter veritabler Staatsaffären, zugleich wurde der Kaiser selbst Partei und verlor seine Position als über den Fraktionen stehender Moderator.
Im Jahre 337 ist Konstantin zu Nikomedia (Izmir) in der heutigen Türkei gestorben, auf dem Totenbett empfing er die Taufe durch den arianischen Bischof der Stadt, Eusebios (Episkopat 318-338). Um das Rheinland hat er sich nach 313 kaum mehr persönlich gekümmert, dort residierte zuletzt sein ältester überlebender Sohn Konstantin II. (Regierung 328-340).
Quellen
Dräger, Paul (Hg.), Eusebius. Über das Leben des glückseligen Kaisers Constantin, Oberhaid 2007.
Literatur (Auswahl)
Brandt, Hartwin, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser, München 2006.
Demandt, Alexander/Engemann, Josef (Hg.), Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus, Ausstellungskatalog, Mainz 2007.
Hermann-Otto, Elisabeth, Constantin der Große, Darmstadt 2007.
Martin Lätzel, Artikel "Konstantin der Große", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 23 (2004), Sp. 841-845.
Schmitt, Oliver, Constantin der Große (275-337), Stuttgart 2007.
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Schmitt, Oliver, Konstantin der Große, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/konstantin-der-grosse-/DE-2086/lido/57c938cbc9e970.47890855 (abgerufen am 14.12.2024)