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Louise Dumont war eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen ihrer Zeit und zusammen mit ihrem späteren Mann Gustav Lindemann Gründerin des Düsseldorfer Schauspielhauses. In Deutschland feierte sie große Erfolge durch Aufführungen in Stuttgart und Berlin, internationale Bekanntheit erlangte sie durch Auftritte in Russland und Paris. Sie hatte auf das deutsche Theater des 20. Jahrhunderts einen erheblichen Einfluss.
Louise Dumont wurde als Louise Maria Hubertine Heynen am 22.2.1862 als zweites von elf oder zwölf Kindern in Köln in der Nähe des Neumarkts geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Christian Joseph Hubert Heynen (geboren 1837) und Maria Elisabeth Elise (geboren 1836 oder 1837), geborene Dumont. Nachdem ihre Familie aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten nach Kassel gezogen war, besuchte Louise Dumont nach der höheren Töchterschule eine Fachschule, wo sie Weißnähen und kunstgewerbliches Arbeiten lernte. Nach dem zweiten Konkurs des Vaters trug sie als Näherin und Verkäuferin zum Familieneinkommen bei, wozu sie allein ins heimatliche Köln zurückzog.
1881 folgte Dumont ihren Eltern nach Berlin, wohin diese inzwischen umgesiedelt waren. Die Entscheidung, zum Theater zu gehen, traf sie ein Jahr später spontan. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die junge Frau ein Leben als Erzieherin im Kloster angestrebt. Nachdem sie sich beim Berliner Nationaltheater vorgestellt hatte, bekam sie kostenlosen Sprachunterricht. Ihren ersten Auftritt hatte sie 1883 im Berliner Ostendtheater. Aufgrund der Streitigkeiten mit ihrem Vater, der versucht hatte, sie von der Schauspielerei abzuhalten, nahm sie den Mädchennamen ihrer Mutter – Dumont – an.
Die ersten Stationen ihrer Karriere in Berlin, aber auch in Wien und kleineren Städten wie Hanau verhalfen ihr noch nicht zum endgültigen Durchbruch. Diesen schaffte sie im Dreikaiserjahr 1888 am Königlichen Hoftheater in Stuttgart. Ihre Zeit in Stuttgart war geprägt von raschen Erfolgen und einigen Freundschaften mit gesellschaftlich bedeutenden Persönlichkeiten, jedoch auch von Differenzen mit den Intendanten und Intrigen hinter der Bühne.
Den ersten großen internationalen Erfolg feierte die junge Schauspielerin 1893 in Russland bei einem Gastspiel des Stuttgarter Theaters. Nach dieser erfolgreichen Zeit verließ Dumont 1898 Stuttgart und ging zurück nach Berlin. Hier spielte sie unter dem Regisseur Otto Brahm (1856-1912) am Deutschen Theater, der bedeutendsten Bühne des Naturalismus. Hervorzuheben sind ihre Auftritte in den Dramen des norwegischen Schriftstellers Henrik Johan Ibsen (1828-1906). In der Berliner Zeit erreichte Louise Dumont ihre größte Popularität. Da sie sich aber ihrer Meinung nach künstlerisch dort nicht weiterentwickeln konnte und sich unabhängig machen wollte, verließ sie das Deutsche Theater.
Eine entscheidende Begegnung ereignete sich 1903, als Louise Dumont ihren späteren Mann, den Regisseur Gustav Lindemann kennen lernte. Beide verband die Liebe zu den Werken Ibsens und der Wunsch nach einem eigenen Theater. Nach einer gemeinsamen Tournee 1903/1904 gründeten sie 1904 schließlich in Düsseldorf ihr Theater – die Schauspielhaus Düsseldorf GmbH. Es war nicht ihr erster Versuch einer Theatergründung, aber frühere Versuche in Berlin, Weimar und Darmstadt mit den Schauspielern Friedrich Kayssler (1874-1945) oder Max Reinhardt (1873-1943) waren gescheitert.
Das neue Düsseldorfer Theater gewann nationale und internationale Strahlkraft, doch besaß es vor allem eine entscheidende Bedeutung für die künstlerische Welt im Rheinland. Am 28.10.1905 wurde die erste Premiere gefeiert, in der Louise Dumont in der Tragödie „Judith“ von Christian Friedrich Hebbel (1813-1863) die Hauptrolle spielte. Mit dem neu gegründeten Theater verfolgte sie große Ziele, denn gerade in ihrer Berliner Zeit hatte sie regelmäßig über die Missstände unter den Schauspielern geklagt. Das Wort sei zu einem simplen Bedeutungsvermittler geworden, obwohl insbesondere der Klang eine entscheidende Rolle spielen sollte. Außerdem sei das Theater eher für die höfische Repräsentation als für den künstlerischen Wert da.
Mit der Gründung des Schauspielhauses ging daher auch die Eröffnung einer Schauspielschule einher, die Düsseldorfer Theaterakademie. Diese Einrichtung sollte jungen und talentierten Menschen die Chance geben, künstlerisch tätig zu werden. Außerdem gab Dumont zusammen mit ihrem Mann die Theaterzeitschrift „Masken“ heraus.
Ihre hochgesteckten Ziele erhielten nach anfänglichen Erfolgen einige Dämpfer. Die anspruchsvollen Stücke kamen beim großen Publikum nicht an - es wollte von einfachen Komödien unterhalten werden. So musste sie aus finanziellen Gründen einige leichte, aber publikumswirksame Stücke aufführen. Zu den Höhepunkten der nächsten Jahre zählte neben ihrer Hochzeit mit Gustav Lindemann am 23.7.1907 im Londoner Stadtteil Fulham ein Gastspiel in Paris 1909, im „Théâtre Marigny“. Ihr dortiger Auftritt wurde ein großer Erfolg.
Diese Entwicklung nahm man auch in Düsseldorf zur Kenntnis. Seitdem war das Schauspielhaus immer gut besucht, und auch der finanzielle Erfolg stellte sich ein. Einschnitte brachte der Erste Weltkrieg, in welchem sich Gustav Lindemann zum Kriegsdienst meldete. Doch auch das Theater veränderte sich in dieser Zeit, das größtenteils aus Soldaten bestehende Publikum verlangte nach patriotischen Stücken. Auch nach dem Krieg gab es Probleme, vor allem finanzielle Engpässe machten sich bemerkbar. Die Inflation führte schließlich dazu, dass das Schauspielhaus trotz städtischer Zuschüsse am 30.6.1922 schließen musste.
Die mittlerweile 60-jährige Dumont nahm nach der Schließung ihres Theaters, in dem sie knapp 20 Jahre gearbeitet hatte, eine Auszeit in Süddeutschland. Ab 1924 leitete sie die Akademie „Hochschule für Bühnenkunst“ in Düsseldorf; die Wiedereröffnung des Schauspielhauses Düsseldorf im selben Jahr mit ihr und Lindemann als Generalintendanten wurde ein Erfolg. Im Alter von 70 Jahren spielte sie noch verschiedene Rollen. Kurz nachdem sie mit Gustav Lindemann beide Teile von Goethes Faust aufgeführt hatte, starb sie am 16.5.1932 an einer Lungenentzündung; vier Tage später wurde sie auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof begraben. Ihr Grabmal schuf der Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938).
Louise Dumont wird heute als „Neuberin des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. Die Leitung des Düsseldorfer Schauspielhauses brachte ihr diesen Titel ein. Die Bezeichnung spielt auf die Schauspielerin Friederike Caroline Neuber (1697-1760) an, die als so genannte „Neuberin“ das Theater des 18. Jahrhunderts reformierte. Der Name soll deutlich machen, dass Dumont auf das deutsche Theater einen erheblichen Einfluss hatte und es merklich veränderte.
Neben einer Gedenkstätte gibt es in Düsseldorf eine nach ihr benannte Straße. Für besondere schauspielerische Leistungen verleiht das Dumont-Lindemann-Archiv noch heute den „Louise Dumont Topas“, eine Goldkette mit Anhänger, auf Lebenszeit.
Literatur
Brües, Otto, Louise Dumont. Umriß von Leben und Werk, Emsdetten 1956.
Liese, Wolf, Louise Dumont. Ein Leben für das Theater, Hamburg/Düsseldorf 1971.
Online
Louise Dumont an Gustav Lindemann - Eine digitale Briefedition. [Online]
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Dahlmann, Christof, Louise Dumont, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/louise-dumont-/DE-2086/lido/57c69943d13647.23423796 (abgerufen am 08.09.2024)