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Luise Jörissen hat die deutsche und internationale Sozialarbeit wie die kirchliche Laienarbeit der Frauen über einen langen Zeitraum hinweg mitgeprägt. Ihr besonderes Interesse galt der Ausbildung für die soziale Frauenarbeit, der Jugendpflege und Jugendfürsorge sowie allgemein der katholischen Sozialarbeit für Mädchen und Frauen.
Louise (Luise) Helene Maria Hubertine wurde am 11.7.1897 in Aachen als ältestes von drei Kindern des Geschäftsmannes und späteren Reichstagsabgeordneten (Wirtschaftspartei) Dr. phil. Franz Jörissen (1868-1932) und dessen Ehefrau Constantina Helene Hubertine Maria Louise (genannt Ella) geborene Heucken (1876-1950) geboren. Das Ehepaar Jörissen unterhielt ein gastfreundliches Haus, zur sonntäglichen Gesprächsrunde gehörten Ärzte, Juristen, Politiker, Unternehmer und Theologen.
Die katholische Frömmigkeit, die weltoffene und tolerante Haltung der Eltern wirkte sich auf die Erziehung der Kinder aus. Nachdem die Firma des Vaters in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, übersiedelte die Familie 1908 nach Berlin, wo der Vater eine Anstellung in einem großen Industrieunternehmen fand. Weil den Eltern im protestantisch geprägten Berlin eine katholische Schulbildung ihrer ältesten Tochter nicht gesichert erschien, schickten sie diese nach Aachen zurück, wo sie die neu eröffnete Ursulinenschule besuchte. 1913 zog die Familie Jörissen erneut um, diesmal nach Köln. In der Domstadt arbeitete der Vater als Syndikus und Organisator des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. Die inzwischen 16-jähige Tochter Luise kehrte in das Elternhaus zurück und legte 1916 an der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln die Reifeprüfung ab. Dort unterrichtete Helene Weber, die ihre Schülerinnen während des Ersten Weltkriegs zur ehrenamtlichen Arbeit am Kölner Hauptbahnhof ermunterte.
Nach dem Abitur immatrikulierte sich Luise Jörissen an der Universität Münster für die Fächer Mathematik und Naturwissenschaften. Bereits nach einem Semester wechselte sie an die Universität München. In der bayerischen Landeshauptstadt engagierte sie sich in der katholischen Vereinigung der Studentinnen und in der Jugendsektion des Katholischen Frauenbundes (KFB). Dabei begegnete sie Ellen Ammann (1870-1932), Gründerin sozial-caritativer Einrichtungen und Vorsitzende des KFB in Bayern. Luise Jörissen war von der frauenbewegten Katholikin und ihrem ehrenamtlichen Engagement fasziniert. Sie wechselte die Studienrichtung und belegte Veranstaltungen in Philosophie, Sozialpolitik und Nationalökonomie, um gesellschaftliche und politische Zusammenhänge besser verstehen und verändern zu können. Im Dezember 1920 beendete sie das Studium mit der Promotion über das Thema „Über die Säkularisation der altbayerischen Prälatenklöster. Ihre finanziellen Gründe und Ergebnisse“ zum Dr. oec.
Für knapp zwei Jahre nahm sie eine gut dotierte Stellung in der Sozialabteilung eines größeren Münchener Industrieunternehmens an und baute eine Betriebsfürsorge auf. Den Konzern verließ sie, weil Carl Sonnenschein, Begründer und Leiter der katholisch-sozialen Studentenbewegung, ihr einen Studienaufenthalt in Rom ermöglichte. Die vielen Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Welt und die Teilnahme am Eucharistischen Weltkongress vom 24.– 29.6.1922 in der heiligen Stadt wurden für Luise Jörissen richtungweisend. Ab 1923 arbeitete sie in der Jugend- und Gefährdetenfürsorge beim Diözesancaritasverband in Köln. Zu ihren Aufgaben gehörte die Reorganisation der dortigen katholischen Bahnhofsmission, einer der größten der seit 1898 arbeitenden Stationen im Deutschen Reich. Angesichts der stark steigenden Zahl jugendlicher Vagabundierer, die sich rund um den Kölner Hauptbahnhof herumtrieben und Opfer von „Jungmännerfänger“ wurden, bemühte sie sich um den Aufbau einer Fürsorge speziell für männliche Jugendliche. Dafür arbeitete sie eng mit dem Katholischen Männerfürsorgeverein (heute Sozialdienst Katholischer Männer) zusammen. Ein weiteres Augenmerk galt ankommenden jungen und unbedarften Mädchen, um diese vor „Mädchenhändler“ zu bewahren und mit Rat und Tat zu unterstützen.
Bereits zwei Jahre später bot ihr Ellen Ammann die stellvertretende Leitung der von ihr 1909 in München gegründeten und geleiteten Sozialen und Caritativen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes in Bayern an. Die Schulgründerin konnte ihre Leitungsaufgaben nach ihrer Wahl in den Bayerischen Landtag nicht mehr im vollen Umfang wahrnehmen. Während der vierjährigen Zeit an der konfessionell gebundenen Frauenschule erweiterte Luise Jörissen die Fürsorgerinnenausbildung um die pastorale Komponente. Dadurch wurde den Seminaristinnen die Möglichkeit angeboten, die Missio canonica zu erwerben. Zusätzlich initiierte sie Abendkurse, in denen berufstätige und verheiratete Frauen für ehrenamtliche katechetische und seelsorgerische Hilfsarbeit geschult wurden.
Luise Jörissen schloss sich der Gebetsgemeinschaft um Marianne Johannes (1900-1993) an. Unter der spirituellen Begleitung durch Pater Alois Mager (1883-1946) aus der Abtei Beuron entwickelte sich aus der religiösen Gesinnungsgemeinschaft eine an der Regel des heiligen Benedikt orientierte gemeinsame Lebensform, in der die Mitglieder weiterhin ihre weltlichen Berufe ausüben. Die Initiatorin übernahm 1926 als Mater Agnes offiziell die Verantwortung für die Gemeinschaft, die sich Venio nannte und in der Baaderstraße in der Münchner Innenstadt ihr Quartier hatte. 1927 erteilte der Münchner Erzbischof Michael Kardinal Faulhaber (1869-1952) den Frauen die Erlaubnis zur Vita communis, zum gemeinsamen Leben. 1928 legte Luise Jörissen im Kloster Ettal in der Oblation als Schwester Lioba ihre Profess ab. Fortan lebte sie in ihren Münchener Zeiten in der Kommunität Venio, die 1952 ein Haus im vornehmen Stadtteil Nymphenburg bezog, wo die geistliche Gemeinschaft bis heute lebt. Am 11.7.2013 wurde die Kommunität von Kardinal Reinhard Marx (geboren 1953) zur Abtei erhoben.
1929 folgte Luise Jörissen einem Ruf der UCISS (Union Catholique Internationale de Service Social) nach Chile. In der Hauptstadt Santiago de Chile zeichnete sie für den Auf- und Ausbau der ersten und bis heute existierenden katholischen Sozialschule Lateinamerikas verantwortlich. Sogleich nach ihrer Ankunft erstellte sie einen Lehrplan, der sich an den sozialen Problemen des Landes orientierte und sozialhygienische, medizinische, juristische und gesellschaftsrelevante Themen umfasste. Großer Wert wurde auf praktische Erfahrungen der auszubildenden jungen Mädchen und Frauen, die überwiegend der gehobenen Schicht angehörten, gelegt. Die Schülerinnen lernten im Umgang mit staatlichen und kirchlichen Behörden, Kindertageseinrichtungen (Kindergarten, Hort), Kranken- und Armenhäusern usw. die sozialen Zusammenhänge und Möglichkeiten ihres Landes kennen und erfuhren, wie Analphabetentum, soziale Entwurzelung, Trunksucht und körperliche Gebrechen die Menschen in eine hoffnungslose Lage versetzten, aus der sie sich selbst nicht befreien konnten.
In einem Beitrag mit dem Titel „Mädchenhandel“, der 1931 in der Zeitschrift „Mädchenschutz“ erschien, thematisierte Luise Jörissen die katastrophalen Verhältnisse eines „blühenden“ Mädchenhandels von jungen europäischen Auswanderinnen in den südlichen Teil des amerikanischen Doppelkontinents. Dabei beklagte sie den fehlenden Rechtsschutz für die Einwanderinnen, zu denen auch viele deutsche Mädchen gehörten, dass die Auflagen des Völkerbundes für die einzelnen Landesregierungen lediglich auf dem Papier stünden und es an einer Frauenbewegung fehle. Mit dem Transfer der Erfahrungen von Frauen aus Europa müsse in Chile Pionierarbeit geleistet werden.
Nach Ablauf des Vertrags kehrte Luise Jörissen 1933 nach Köln zurück und arbeitete wieder beim Diözesancaritasverband. Nach zwei Jahren wurde sie nach Madrid gerufen, wo sie an der Gründung einer katholischen Sozialen Frauenschule mitwirken sollte. Die politischen Verhältnisse, die 1936 zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs führten, verhinderten die Durchführung des Projekts. Luise Jörissen kehrte zu ihrer geistlichen Gemeinschaft nach München zurück und besuchte psychologische Vorlesungen und Seminare an der Universität. 1937 wurde sie zum zweiten Mal nach Lateinamerika, dieses Mal nach Peru berufen. Die christlich wie sozial und pädagogisch interessierte Gattin des Staatspräsidenten, Francisca de Benavides (1886-1973), hatte sie gebeten, in Lima eine katholische soziale Frauenschule aufzubauen. Wie in Chile gestalteten sich die Anfangsjahre in der peruanischen Hauptstadt schwierig. Rassenprobleme und Standesunterschiede verhinderten den reibungslosen Aufbau der noch heute bestehenden Ausbildungsstätte. Als beispielsweise die Schulleiterin darauf bestand, auch Studierwillige aus der Provinz an der Schule aufzunehmen, wurde eingewandt, diese seien „Indias“ und sprächen Quechua. Luise Jörissen wollte die Einengung ihrer Schule auf bestimmte Kreise nicht hinnehmen und stellte eine Lehrkraft für Quechua ein, damit die jungen, spanisch sprechenden Damen die Sprache der Indios erlernten.
Besonders wichtig war ihr, das Bewusstsein der Schülerinnen, die überwiegend aus den angesehensten Familien Limas kamen, für eine persönliche Verantwortung der bestehenden ungerechten sozialen Verhältnisse zu schärfen, um menschliches Leid und Elend zu beseitigen oder mindestens mildern zu helfen. Geradezu sensationell war es, als die ersten ausgebildeten Fürsorgerinnen die Frauenschule verließen und professionelle Hilfe leisteten auf den verschiedenen Feldern der Wohlfahrtspflege, tätig wurden. Nach fünf erfolg- und arbeitsreichen Jahren musste die hochgeachtete Schulleiterin Lima verlassen, als 1942 Peru die diplomatischen Beziehungen mit NS-Deutschland abbrach. Zurück in der Heimat, übernahm sie Aufgaben in der Zentrale des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder in Dortmund. Zudem unterrichtete sie an der 1917 gegründeten vereinseigenen und seinerzeitigen Westfälischen Frauenschule für Volkspflege unter anderem das Fach Volkspflege (das Wort Wohlfahrtspflege war verboten).
Unmittelbar nach dem Ende der NS-Diktatur ging Luise Jörissen zurück nach München und übernahm die Leitung der bayerischen Landesstelle des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder, der zu den wenigen katholischen Vereinen gehörte, die sich ihre Funktionsfähigkeit, wenn auch reduziert, während der NS-Zeit hatten erhalten können. Die Wiederherstellung einer funktionierenden Struktur musste schnell geschehen, denn die Not, vor allem in den zerstörten Städten, war groß. Täglich führte der Weg Luise Jörissens vom Haus ihrer Schwesterngemeinschaft durch die stark zerstörte Stadt in den Stadtteil Au, in das Kloster der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau, wo sich das Büro der Landesvorsitzenden befand. Die Anfangszeit war geprägt von vielen Reisen durch ganz Bayern, mussten doch bestehende Ortsgruppen besucht und neue aufgebaut und Mitarbeiterinnen rekrutiert werden. Die Probleme, mit denen sich die Leiterin des Fürsorgevereins und ihre Mitarbeiterinnen auseinandersetzen mussten, waren enorm: Flüchtlinge und Vertriebene, unbeaufsichtigte und streunende Kinder und Jugendliche, junge Mädchen im Umkreis von ausländischen Truppenansammlungen, unverheiratete Müttern und deren Kinder (oft verbunden mit ausgedehnten Vaterschaftsprozessen), auswanderungswillige Bräuten von amerikanischen Soldaten, Straffällige, Geschlechtskranke, Obdachlose und andere mehr waren zu betreuen. Mit Militärbehörden und Kommunen mussten Verhandlungen geführt werden, um Unterstützungen und finanzielle Mitteln zu erhalten. So stellte die von Luise Jörissen für den Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder engagierte Fürsorgerin Anna Gräfin von Brühl (1912-2000) bei ihrer Tätigkeit in der weiblichen Jugendstrafanstalt Rothenfeld bei Starnberg und im Frauengefängnis Aichach fest, dass eine Reihe von Mädchen in Garmisch-Partenkirchen verhaftet worden war. Diese meist aus anderen Gegenden Deutschlands stammenden und oft von Truppenplatz zu Truppenplatz wechselnden jungen Frauen wurden von erholungssuchenden amerikanischen Soldaten, die in einem sogenannten „recreation-center“ logierten, mitgebracht und wenig später vor Ort in Stich gelassen. Einige der jungen Frauen waren von schwarzen oder weißen amerikanischen Soldaten schwanger. Nicht an die Soldaten, sondern an die mittellos Sitzengelassenen ergingen Strafanzeigen wegen Einmiet- oder Zechbetrugs. Viele der Mädchen machten sich auch der Prostitution strafbar. Gräfin Brühl und Luise Jörissen versuchten, die unerträglichen Zustände anzugehen und Mitarbeiterinnen zu finden, um den verlassenen „Ami-Flidschen“, wie die jungen Frauen von den Einheimischen beschimpft wurden, zu helfen. Mit ihrem Vorhaben stießen die beiden Fürsorgerinnen nicht unbedingt auf Zustimmung in dem Kurort – man verdiente schließlich gut an der Vermietung von Zimmern an die Besatzungssoldaten und ihre jungen Begleiterinnen.
Hinsichtlich der Hilfe für die entwurzelte und bindungslose Nachkriegsjugend befürwortete die Landesvorsitzende eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Fürsorge und Seelsorge, auch um den Jugendlichen religiöse Werte wieder nahezubringen.
Ab etwa 1955 lief die Fürsorgetätigkeit in „normalen Bahnen“. Durch das zunehmende Eindringen psychologischer Aspekte in der Sozialarbeit ergab sich die Notwendigkeit zu mehr professioneller Mitarbeit, außerdem bedurfte es eines verstärkten Ausbaus der offenen Sozialarbeit in den Bereichen Vormundschaften und Pflegschaften sowie der Straffälligen- und Strafentlassenenhilfe.
Als Luise Jörissen 1971 in den Ruhestand trat, hatte sie in Bayern 21 Ortsgruppen (heute Ortsvereine) und Kontaktstellen des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder, seit 1968 Sozialdienst katholische Frauen (SkF), errichtet, beispielsweise in Amberg, Ingolstadt, Garmisch-Partenkirchen, Freising, Starnberg und Schweinfurt, sowie den Wiederaufbau von Heimen für gefährdete Mädchen und ihre unehelich geborenen Kinder vorangetrieben. Auch hatte sie für eine kompetente Nachfolgerin gesorgt: Ihre langjährige Mitarbeiterin Thea Schroff (1926-2002) übernahm bis 1992 die Verantwortung für den SkF, Landesstelle Bayern.
Als nach 1945 die Gründung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und die Wiederbelebung der Katholikentage im Raum stand, gehörte neben Gertrud Ehrle (1897-1985), Gerta Krabbel (1881-1961), Helene Weber, Berta Marie Notthafft von Weissenstein (1890-1982), Elisabeth Zilken (1888-1980), um nur einige prominente katholische Repräsentantinnen zu nennen, Luise Jörissen zu den Unterstützerinnen. Sie forderte mit Nachdruck die Mitwirkung von Frauen in allen Bereichen des organisierten Katholizismus und scheute sich nicht, in einem Schreiben vom 5.5. 1950 an Franz Hengsbach (1910-1991), den seinerzeitigen Generalsekretär des ZdK, die Hintansetzung der Frauen beim Namen zu nennen und die Gefahren für das katholische Leben herauszustellen, die dadurch entstünden, dass den Frauen zu wenig Gelegenheit zur echten Mitwirkung und Entfaltung ihrer Fähigkeiten gegeben würde.
Luise Jörissen war Mitglied von Fachausschüsse des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, dessen Hauptausschuss sie von 1953–1979 angehörte. 1947 war sie am Wiederaufbau des 1916 in Leben gerufenen Verein katholischer deutscher Sozialbeamtinnen zum Berufsverband Katholischer Fürsorgerinnen beteiligt (heute Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V). Viele Jahre gehörte sie dem Bundesvorstand an. Ab 1949 wurde sie zur 1. Landesvorsitzenden für Bayern gewählt. Von 1948 bis 1956 gehörte sie dem Zentralvorstand des KDFB an und hatte den Vorsitz der „Sozial-ethischen Kommission“ innerhalb des Landesverband Bayern inne. Aktiv arbeite sie in Arbeitsgemeinschaften während der Katholikentage von 1948 (Mainz), 1950 (Passau), 1958 (Berlin) und 1962 (Hannover) mit.
Für ihre beruflichen Aktivitäten und ihr sozial-caritatives Engagement erhielt Luise Jörissen hohe Auszeichnungen: 1926 und 1928 das Caritasabzeichen, 1939 den peruanischen Verdienstorden Cruz Roja Peruana und 1942 den peruanischen Ehrenorden Cruz Roja Peruana, 1962 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 1967 das Päpstliche Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice, 1967 den großen peruanischen Verdienstorden Al Mèrito, 1977 den Silbernen Brotteller, die höchste Auszeichnung des Deutschen Caritasverbandes und 1981 die Agnes-Neuhaus-Plakette, mit der der Sozialdienst katholischer Frauen langjährige und verdiente Mitarbeiterinnen ehrt.
Luise Jörissen starb am 22.11.1987 in München. Ihr Tod blieb fast unbemerkt von der internationalen wie deutschen Sozialen Arbeit, abgesehen von kleineren Nachrufen in diversen Fachzeitschriften.
Ihr Teilnachlass befindet sich im Archiv des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg.
Werke (Auswahl)
Über die Säkularisation der altbayerischen Prälatenklöster. Ihre finanziellen Gründe und Ergebnisse, Diss., München 1920.
Verwertung von klösterlichen Mobiliarbesitz bei der Säkularisation im Jahre 1803, in: Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens und seiner Zweige 1923/1924, S. 169-183.
Zum Beruf der Sozialbeamtin, in: Bayerisches Frauenland 1926, S. 6-7, 11-12, 18-19.
Verwendung der Frau in der Seelsorgehilfe, in: Bayerisches Frauenland 1926, S. 90-91.
Chilenische Bemerkungen zu Karl Adams „Christus und der Geist des Abendlandes“, in: Die christliche Frau 1929, S. 343-349.
Mädchenhandel, in: Mädchenschutz 1931/Nr. 2, S. 55-59.
Ein soziologisches Experiment, in: Die christliche Frau 1931, S. 111-115.
Die Tapferkeit der chilenischen Frau, in: Die christliche Frau 1932, S. 260-264.
Karfreitag in Toledo, in: Die christliche Frau 1937, S. 82-84.
Über innere Voraussetzungen für unsere Hilfe bei Schützlingen und Helfern, Bamberg 1946.
Die Jugendhilfe der freien Wohlfahrtspflege, in: Lades, Heinrich/Scheck, Friedrich/Stippel, Fritz, Handbuch der Jugendwohlfahrt, München 1950, S. 189-200.
Ehrfurcht vor dem Menschen in der fürsorgerischen Arbeit, in: Ehrle, Gertrud (Hg.), Licht über den Abgrund. Aufzeichnungen und Erlebnisse christlicher Frauen 1933-1945, Freiburg 1951, S. 124-133 [im Inhaltsverzeichnis nicht als Autorin ausgewiesen].
Hilfe für die entwurzelte und bindungslose Jugend, in: Berufsverband Kath. Fürsorgerinnen (Hg.), Familiengerechte Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik, Essen 1953, S. 34-35.
Selbsthilfe und Fürsorge, in: Nachrichten des Deutschen Vereins, 1954, S. 304-309.
Begegnung mit gefährdeter Jugend, in: Katholische Frauenbildung, 1954, S. 676-679.
Die Frau im gesellschaftlichen Neuaufbau der Gegenwart, München 1955.
Die Lage der Prostitution in Deutschland, Köln-Klettenberg 1957.
Möglichkeiten und Aussichten zur Gefährdetenfürsorge, in: Korrespondenzblatt Katholischer Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder 1960, H. 1, S. 33-44.
Juristische Grundlagen der Gefährdetenhilfe, in: Bornemann, Ernst/Mann-Tiechler, Gustav v. (Hg.), Handbuch der Sozialerziehung, Band 3: Praxis der Sozialerziehung bei gestörten Beziehungen, Freiburg/Br. 1964, S. 336-339.
Hilfe für gefährdete Frauen, in: Bornemann, Ernst/Mann-Tiechler, Gustav v. (Hg.), Handbuch der Sozialerziehung, Band 3: Praxis der Sozialerziehung bei gestörten Beziehungen, Freiburg/Br. 1964, S. 339-345.
Um die Zukunft in einem Kath. Fürsorgeverein – Gedanken zum 50jährigen Jubiläum des Kath. Fürsorgevereins Nürnberg, 3. 12. 1965, in: Korrespondenzblatt Sozialdienst katholischer Frauen 1966, S. 65-70.
Werden und Wandel des sozialen Berufes, in: Caritas 1967, S. 276-289.
Gedanken zum Verständnis der Krise in der Kirche, in: Korrespondenzblatt Sozialdienst katholischer Frauen 1986, S. 44-50.
Als Oberlehrerin in Köln, in: Prègardier, Elisabeth/Mohr, Anne(Hg.): Ernte eines Lebens. Helene Weber (1881-1962), Essen 1991, S. 13-21.
Literatur (Auswahl)
Bayerischer Landesverband des Katholischen Frauenbundes (Hg.), Neun Jahrzehnte starke Frauen in Bayern und der Pfalz. Chronik des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Frauenbundes 1911-2001, München 2001, S. 263-267.
Berger, Manfred, Luise Jörissen - eine bedeutende Frau der deutschen und internationalen Sozialarbeit, in: Deutscher Caritasverband (Hg.), caritas '98. Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg/Br. 1997, S. 424-429.
Berger, Manfred, Jörissen, Louise Helene Maria Hubertine, in: Bautz, Traugott (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 21, Nordhausen 2003, Sp. 710-718.
Halbhuber-Gassner, Lydia, Chronik der Straffälligenhilfe des Sozialdienstes katholischer Frauen, in: Halbhuber-Gassner, Lydia/Kappenberg, Barbara, Krell, Wolfgang (Hg.), Integration statt Ausgrenzung. 90 Jahre Katholische Bundes- Arbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe gestern, heute, morgen, Freiburg/Brsg. 2017, S. 101-116.
Illemann, Regina, Katholische Frauenbewegung in Deutschland 1945-1962. Politik, Geschlecht und Religiosität im Katholischen Deutschen Frauenbund, Paderborn 2016.
Krause-Lang, Martha, Jörissen, Luise, in: Maier, Hugo (Hg.), Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg/Br. 1998, S. 280-281.
Osten, Petra von der, Jugend- und Gefährdetenfürsorge im Sozialstaat. Der Katholische Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder auf dem Weg zum Sozialdienst katholischer Frauen 1945-1968, Paderborn [u.a.] 2003.
Pankok-Schenk, Monika, Dr. Luise Jörissen †, in: Jugendwohl, 1988, S. 140-142.
Pankoke-Schenk, Monika, „Er führte mich hinaus ins Weite…“. Dr. Luise Jörissen zum Gedenken, in: Korrespondenzblatt Sozialdienst katholischer Frauen 1988/Heft 1, S. 48-50.
Reichel, Saskia, Luise Jörissen 1897-1987, in: Fischer-Holz, Elisabeth (Hg.), Anruf und Antwort. Bedeutende Frauen aus dem Raum der Euregio Maas-Rhein. Lebensbilder in drei Bänden, Band 3, Aachen 1991, S. 229-256.
Sozialdienst katholischer Frauen (Hg.), „Er führte mich hinaus in die Weite...“ Gedenkschrift für Dr. Luise Jörissen (1897-1987), München 1987.
Wollasch, Andreas, Von der Fürsorge „für die Verstoßenen des weiblichen Geschlechts“ zur anwaltlichen Hilfe. 100 Jahre Sozialdienst katholischer Frauen (1899-1999), Dortmund 1999.
Frau Dr. Luise Jörissen, in: Korrespondenzblatt Sozialdienst katholischer Frauen1987/H. 4, S. 66.
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Berger, Manfred, Luise Jörissen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/luise-joerissen/DE-2086/lido/6034f9cc369924.03180757 (abgerufen am 06.12.2024)