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Marcus Ulpius Traianus, kurz Trajan, war eine der herausragenden Herrscherpersönlichkeiten der römischen Geschichte. Während seines Prinzipats erreichte das Imperium Romanum seine größte territoriale Ausdehnung. In seiner Regierungszeit wurde das römische Xanten, die Colonia Ulpia Traiana (CUT), zur Stadt erhoben und trägt daher seinen Namen.
Trajan wurde im Jahre 53 in Italica, einer wohl im 8. Jahrhundert aufgegebenen römischen Siedlung unweit der heutigen spanischen Stadt Sevilla geboren. Auch wenn er in manchen Publikationen als „Spanier“ bezeichnet wird, war seine Familie doch zweifellos italischen Ursprungs. Aufgewachsen dürfte er wohl in Rom sein, da sein gleichnamiger Vater dort den obligatorischen cursus honorum, die höhere politische Ämterlaufbahn absolvierte und im Jahre 70 unter Kaiser Vespasian (Regierungszeit 69-79) das Konsulat erreichte. Später amtierte Trajans Vater als Statthalter in Syrien. Somit war auch für den Sohn eine politisch-militärische Laufbahn vorgezeichnet. Diese schlug er unter Vespasians zweitem Nachfolger Domitian (Regierungszeit 81-96) ein und erlangte im Jahre 91 das Amt des Konsuls. Dies erfolgte unter schwierigen politischen Umständen, da sich die zunächst durchaus positiv begonnene Herrschaft des Domitian zunehmend zu einer Despotie entwickelte. Die spätere historische Rezeption sowohl in der Antike als auch in der Neuzeit hat Trajan, nicht zu Unrecht, als positives Gegenbild zu diesem Kaiser gewürdigt, aber man kommt nicht umhin, Trajan als eine der Stützen des Regimes Domitians anzusehen.
Während der nur zweijährigen Regierungszeit des Kaisers Nerva (96-98) wurde Trajan von diesem Kaiser adoptiert und zum Nachfolger bestimmt. Der Grund hierfür dürfte, neben der Kinderlosigkeit des Kaisers, die militärische Machtstellung Trajans gewesen sein, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits als Feldherr ausgezeichnet hatte und somit eine Art Rückendeckung für den militärfernen Kaiser Nerva darstellen konnte. Damit wurde die Ära des sogenannten Adoptivkaisertums eingeleitet, die bis zum Tode Marc Aurels im Jahre 180 währte und dadurch charakterisiert ist, dass nicht ein leiblicher Erbe, sondern ein durch seine Fähigkeit auserwählter Mann die Nachfolge antrat. Dieser Zeitraum ist insgesamt einer der glücklichsten und friedlichsten der römischen Geschichte gewesen.
Trajan, der noch während der Herrschaft Nervas als Statthalter der Provinz Germania superior amtierte, erhielt 98 während eines Aufenthalts in Köln, der Überlieferung nach durch seinen späteren Nachfolger Hadrian (Regierungszeit 117-138), die Nachricht vom Tode Nervas, dem er umstandslos im Amt nachfolgen konnte.
Trajans bis 117 währende Herrschaft ist neben einer besonderen Förderung Italiens durch weit reichende militärische Aktivitäten gekennzeichnet, zu denen die Unterwerfung und anschließende Romanisierung Dakiens, des heutigen Rumänien, sowie im sogenannten Partherkrieg die Eroberung weiter Territorien im Osten über Euphrat und Tigris hinaus gehören. Diese Eroberungen und die damit verbundenen Feldzüge überspannten jedoch auf die Dauer die Möglichkeiten des Reichs, so dass Trajans Nachfolger Hadrian mit Ausnahme von Dakien alle Erwerbungen seines Vorgängers wieder aufgab. Noch während des Partherkriegs im August 117 verstarb Trajan in Selinus in Kilikien.
Innenpolitisch war Trajans Prinzipat durch Mäßigung und staatspolitischen Pragmatismus gekennzeichnet. Anders als viele Vorgänger bemühte er sich um ein gutes Verhältnis zum Senat, was ihm mit dem Ehrentitel optimus princeps gedankt wurde. Ein interessantes und in seiner Form einmaliges Dokument ist der Briefwechsel des Schriftstellers Plinius des Jüngeren (um 61/62-um 113/115), der wohl in den Jahren 110-112 als Statthalter der Provinz Pontus et Bithynia fungierte, mit Trajan. Die Antworten des Kaisers an seinen selbst in vielen Detailfragen Rat suchenden Statthalter zeichnen sich durch Sachlichkeit und ein hohes Maß von Rechtlichkeit aus.
Auch im Rheinland hat das Wirken Trajans Spuren hinterlassen: Neben seiner schon erwähnten Tätigkeit als Statthalter der Germania superior wurde unter seiner Herrschaft der Limes weiter ausgebaut und das heutige Xanten um 100 als Colonia Ulpia Traiana in den Rang einer Stadt erhoben. Diese Kolonie war dann nach der Provinzhauptstadt, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln, das zweitgrößte urbane Zentrum der Provinz Germania inferior beziehungsweise Niedergermaniens.
Quellen
Kasten, Helmut (Hg.), C. Plini Caecilii Secundi Epistularum Libri Decem/ Gaius Plinius Secundus Briefe, lat.-dt. München 1976.
Literatur
Christ, Karl, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis Konstantin. München 1992.
Eck, Werner, Trajan 98-117, in: Clauss, Manfred (Hg.), Die römischen Kaiser. München 2010, S. 110-124.
Müller, Martin/Schalles, Hans Joachim Schalles/Zieling, Norbert (Hg.), Colonia Ulpia Traiana. Xanten und sein Umland in römischer Zeit, Mainz 2008.
Nünnerich-Asmus, Annette (Hg.), Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit? Mainz 2002.
Wolters, Reinhard, Die Römer in Germanien, München 2004.
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Wirtler, Lars, Marcus Ulpius Traianus, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/marcus-ulpius-traianus/DE-2086/lido/57c9401d5c9ec0.94168988 (abgerufen am 05.11.2024)