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Marcus Vipsanius Agrippa, ein herausragender Staatsmann des augusteischen Zeitalters, legte mit bau- und bevölkerungspolitischen Maßnahmen wichtige Grundlagen für die Befriedung und die zivilisatorische Erschließung des von römischen Truppen eroberten Rheinlandes.
Marcus Vipsanius Agrippa wurde 64/ 63 vor Christus in Dalmatien geboren und entstammte einer ritterlichen, aber nicht adeligen Familie. Er war somit nach römischen Maßstäben ein sozialer Aufsteiger, ein so genannter homo novus. Schon von früher Jugend an war er mit Gaius Octavius (63 vor Christus -14 nach Christus), dem späteren Kaiser Augustus, eng befreundet und war dessen entschiedener Parteigänger in den Bürgerkriegen nach der Ermordung Gaius Julius Caesars (100-44 vor Christus).
Agrippas herausragende Leistung war sein Sieg als Flottenbefehlshaber über Octavians Rivalen Marcus Antonius (83-30 vor Christus) in der alles entscheidenden Seeschlacht bei Actium 31 vor Christus, wodurch die Voraussetzung des Aufstiegs Octavians zum ersten Mann im Staate eigentlich erst geschaffen wurde. Fortan wurde Agrippa, der nicht nur militärisch, sondern auch organisatorisch hoch befähigt war, vom nunmehrigen Kaiser Augustus mit exponierten und wichtigen staatlichen Aufgaben betraut, durch die er zu einem inoffiziellen Mitregenten avancierte. Diese herausragende Position fand nicht zuletzt darin ihren Ausdruck, dass Agrippa in die nun kaiserliche Familie eingebunden wurde, indem er Julia, die Tochter des Augustus, 21 vor Christus heiratete und seitdem auch de iure als zweiter Mann im Staate fungierte.
Diese familiäre Anbindung war insofern wichtig, als Agrippa vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen entstammte. Eine Tochter aus dieser Ehe, Agrippina die Ältere (14 vor Christus - 33 nach Christus), heiratete den kaiserlichen Feldherrn Nero Claudius Germanicus (15 vor Christus - 19 nach Christus), deren Tochter Agrippina die Jüngere zur Namensgeberin der Stadt Köln wurde.
Im Rheingebiet hielt sich Agrippa zweimal auf: Das erste Mal 39/ 38 vor Christus als Statthalter, wobei er zur Konsolidierung der unter Cäsar neu gewonnenen Territorien beitrug, das zweite Mal mit militärischem Kommando 20/ 19 vor Christus. In dem letztgenannten Zeitraum veranlasste er die Übersiedlung des germanischen Stammes des Ubier aus dem Lahngebiet in den Raum des heutigen Köln, wobei dieser den Römern freundschaftlich verbundene Stamm die Grenzsicherung am Rhein zu übernehmen hatte. Dadurch wurde in dieser Region ein gefährliches Vakuum ausgefüllt, da sie durch Cäsars Vernichtungskrieg gegen die keltischen Eburonen 53 vor Christus weitgehend entvölkert war. Als zentraler Ort der nunmehr linksrheinischen Ubier wurde das oppidum Ubiorum angelegt, die Keimzelle des heutigen Köln. Dort wurde im Jahre 15 nach Christus Agrippas Enkelin Agrippina geboren, die 50 nach Christus als Gattin des Kaisers Claudius die Erhebung ihres Geburtsorts zu einer römischen Veteranenkolonie veranlasste, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Somit lebte Agrippas Name in der Bezeichnung der neuen Stadt mittelbar fort.
Es ist anzunehmen, dass von Agrippa wichtige Anstöße für die römischen Eroberungskriege gegen die auf rechtsrheinischem Gebiet siedelnden germanischen Stämme ab dem Jahr 12 vor Christus ausgingen, die er aber selbst nicht mehr erlebte. Agrippa starb, erst 51-jährig, 12 vor Christus in Kampanien. Dadurch wurde im augusteischen Herrschaftsgefüge eine unersetzliche Lücke gerissen. Agrippas gleichaltriger Freund und Schwiegervater Augustus überlebte ihn um mehr als ein Vierteljahrhundert und musste noch das weitgehende Scheitern der römischen Eroberungspolitik in Germanien erleben.
Literatur
Ameling, Walter, Augustus und Agrippa. Bemerkungen zu P Köln VI 249, in: Chiron 24 (1994), S. 1-28.
Baldus, Christian / Lamberti, Francesca, Köln wird Kolonie: Die Verleihung des ius Italicum, 50 n. Chr. in: Wolfgang Rosen / Lars Wirtler (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Band 1, S. 3-6,, Köln 1999.
Eck, Werner, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum, Köln 2004.
Eck, Werner, Marcus Agrippa - der selbstbewußte Parteigänger des Augustus, in: Karl-Joachim Hölkeskamp / Elke Stein-Hölkeskamp (Hg.), Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik, München 2000, S. 352–364.
Kienast, Dietmar, Agrippa, in: Der Neue Pauly 1 (1996), Spalten 294-296.
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Wirtler, Lars, Marcus Vipsanius Agrippa, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/marcus-vipsanius-agrippa/DE-2086/lido/57a9dc8616b181.69685305 (abgerufen am 14.11.2024)