Zu den Kapiteln
Schlagworte
Der Erzbischof und Kurfürst Maximilian Franz von Österreich steht für die in den letzten Jahrzehnten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sich durchsetzende Dominanz der österreichischen Habsburger auch in den Territorien. Diese war jedoch nur von kurzer Dauer, denn mit der Eroberung des linken Rheinlands durch die Franzosen im Jahr 1794 hörte das Erzstift Köln faktisch auf zu existieren; Maximilian Franz engagierte sich zwar für den Erhalt des Kurfürstentums, das ja auch Teile Westfalen umfasste, reüssierte dabei jedoch nicht. Die formelle Auflösung der geistlichen Fürstentümer durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 erlebte der stark den Ideen der Aufklärung verbundene und reformfreudige Fürstbischof nicht mehr.
Maximilian Franz entstammte einer der schicksalsträchtigsten Familien Europas im 18. Jahrhundert; als letzter Sohn und insgesamt 16. Kind von Kaiserin Maria Theresia (Regierungszeit 1740-1780) und Franz I. Stephan (Regierungszeit 1745-1765) wurde er am 8.12.1756 in Wien geboren. Seine Geschwister waren unter anderem die Kaiser Joseph II. (Regierungszeit 1765-1790) und Leopold II. (Regierungszeit 1790-1792) sowie Königin Marie-Antoinette von Frankreich (1755-1793). Obwohl Maximilian Franz so spät geboren wurde, war er zunächst nicht wie in diesen Fällen vielfach üblich für den geistlichen Stand bestimmt, sondern als Statthalter von Ungarn vorgesehen. Er erhielt eine dementsprechend intensive Ausbildung in Sprachen, Staats- und Kirchenrecht sowie Verwaltungswissenschaft und wurde dabei, dem Geist der Zeit entsprechend, in die Gedankenwelt der aufgeklärten Natur- und Staatsphilosophie eingeführt.
1774/1775 begab er sich auf eine Europareise und besuchte unter anderem seine Schwester Marie-Antoinette in Versailles. Vom dortigen exaltierten Hofleben war er regelrecht abgestoßen, und zeitlebens behielt er eine starke Abneigung gegen Verschwendung, Prunk- und Genusssucht. Ab 1776 absolvierte er eine praktische Militärausbildung. Im bayrischen Erbfolgekrieg 1778/1779 sollte er an der Seite seines Bruders, Kaiser Joseph II., kämpfen, erkrankte aber plötzlich schwer. Er musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen, die Genesung zog sich über ein Jahr hin. An eine soldatische Laufbahn war danach nicht mehr zu denken.
Stattdessen wollte das Haus Habsburg das Kurfürstentum Köln sowie das Fürstbistum Münster für seinen jüngsten Spross erwerben. Bereits mit zwölf Jahren war Maximilian Franz Koadjutor seines Onkels Karl Alexander von Lothringen (1712-1780) als Hochmeister des Deutschen Ordens geworden, ein Amt, das auch sein Vorgänger als Kölner Erzbischof, Clemens August von Bayern, inne gehabt hatte. Hatte dabei zunächst die durch die daraus resultierenden Pfründen standesgemäße Versorgung im Vordergrund gestanden, erleichterte diese Position nunmehr den Wechsel in die geistliche Laufbahn, auch wenn Maximilian Franz selbst sich anfangs vehement dagegen sträubte. Seiner Mutter, der alten Kaiserin Maria Theresia, gelang es nur ihn zu überreden, nachdem sie ihm entgegen ihrer gewöhnlichen Auffassung vom geistlichen Amt zugestanden hatte, zunächst keine Weihen empfangen zu müssen und den Bischofsstuhl bei einer sich bietenden Gelegenheit an einen Neffen wieder abgeben zu können.
Als sie den Widerstand ihres Sohnes überwunden hatte, musste Maria Theresia jedoch noch viel diplomatisches Geschick und noch mehr Subsidiengelder einsetzen um ihm den Kölner Kurhut zu sichern, denn seit dem Ende der Wittelsbacher Herrschaft war das Erzstift in der Mitte des Kontinents zu einem Spielball der europäischem Mächte geworden. Preußen hatte nach dem Siebenjährigen Krieg Interesse daran, die Habsburger außerhalb ihrer Erblande nicht zu stark werden zu lassen; Frankreich dagegen unterstütze die habsburgische Kandidatur, handelte es sich doch immerhin um den Bruder der Königin Marie-Antoinette. Es war der Passivität Maximilian Friedrichs von Königsegg-Rothenfels und einem großzügigen Geldgeschenk an dessen Kanzler Caspar Anton von Belderbusch zu verdanken, dass Maximilian Franz schließlich kurz vor dem Tod der Mutter zum Koadjutor und damit Thronprätendenten in Köln gewählt werden konnte. In den Jahren bis zum Tode Maximilian Friedrichs unterzog sich Maximilian Franz in Wien mit steigendem Interesse einer theologischen und philosophischen Ausbildung. Es entsprach seiner Auffassung von Pflichterfüllung, dass er nun doch zunächst die niederen Weihen empfing; nach seiner Inthronisierung am 5.8.1784 erhielt er auch sehr bald die Priester- und Bischofsweihe. Sein kaiserlicher Bruder war ihm dabei stets Freund und Stütze und motivierte ihn, „ein ausgezeichneter Bischof zu sein.“ Obwohl es ihm zunächst schwer fiel, kam Maximilian Franz seinen Aufgaben gewissenhaft nach und feierte häufig die heilige Messe selbst, nahm an Prozessionen und Kirchweihen teil und spendete das Firmsakrament. Bei diesen Gelegenheiten trat er in der Regel in schlichter Priesterkleidung auf und zeigte sich „wie ein Dorfvicarius“. Diese Volksnähe machte ihn ebenso beliebt wie sein heiteres Gemüt, ein trockener und zuweilen spöttischer Humor, seine Geselligkeit und Ehrlichkeit – Charakterzüge, die neben rascher Auffassungsgabe, sicherem Urteil und hervorragendem Gedächtnis immer wieder von Zeitzeugen hervorgehoben wurden. Es wird aber auch berichtet, dass sich dahinter ein misstrauischer, gefühlsarmer, ja sogar kaltherziger Charakter verbarg.
Wie sein Bruder Joseph II. verstand sich Maximilian Franz als erster Diener seines Staates. In den knapp zehn Jahren seiner faktischen Regierung brachte er mehr Reformen auf den Weg als seine Vorgänger zusammen. Es entstanden ein straffes und gleichzeitig gerechtes Justizwesen sowie geordnete, dem Gedanken der Sparsamkeit verpflichtete Staatsfinanzen; die Schulpflicht und ein systematischer Bildungsparcours von der Volksschule bis zu den neuen Akademien wurden eingeführt. Er beschränkte sich jedoch nicht nur auf Reformtätigkeit in seiner Eigenschaft als Landesherr, sondern arbeitete auch die Leitungsfunktion seines erzbischöflichen Amtes in der Erzdiözese stärker heraus und ermöglichte damit eine effiziente kirchliche Verwaltung. Eine gründliche Priesterausbildung war ihm ein echtes Anliegen, um den Gläubigen einen verständlichen Gottesdienst und eine gute Seelsorge anbieten zu können. Eduard Hegel nennt Maximilian Franz „eine der edelsten Gestalten“ seiner Zeit, und es ist durchaus denkbar, dass er sich noch weitaus größeren Ruhm hätte verdienen können, wenn nicht die Französische Revolution und ihre Auswirkungen auf das Reich und insbesondere das Rheinland seine Regierung jäh unterbrochen hätte.
Anfang Oktober 1794 musste Maximilian Franz seine Bonner Residenz verlassen und vor den vorrückenden französischen Truppen fliehen. Sein Weg führte von Dorsten über Mergentheim bis nach Leipzig, später lebte er in verschiedenen Deutschordenshäusern in Mitteldeutschland und ab 1800 wieder daheim in Wien. In die Friedensverhandlungen von Rastatt, die die Abtretung des linken Rheinlandes an Frankreich besiegeln sollten, wurde er nicht einbezogen und musste seinem und dem Schicksal seines Territoriums ohnmächtig entgegen sehen. Er hoffte wenigstens auf den Verbleib der rechtsrheinischen Gebiete Kurkölns; der Friede von Lunéville im Jahr 1801 verdeutlichte jedoch noch einmal die französische Vormachtstellung am Rhein und machte die Säkularisierung der geistlichen Staaten unumgänglich.
Maximilian Franz blieb keine Zeit mehr, sich neu zu orientieren. Wenige Monate nach dem Friedensschluss starb er am 27.7.1801 auf Schloss Hetzendorf bei Wien an einem Schlaganfall, nachdem er schon viele Jahre lang an Diabetes und Übergewicht gelitten hatte – bedingt durch eins seiner wenigen echten Laster, die Tafelfreuden. Anders als seine Vorgänger konnte er nicht im Kölner Dom beigesetzt werden, sondern erhielt in der Wiener Kapuzinergruft, der traditionellen Grablege der Habsburger, seine letzte Ruhestätte.
Literatur (Auswahl)
Baum, Wilhelm, Die Wahl des Erzherzogs Maximilian Franz zum Koadjutor des Kurstiftes Köln und des Fürstbistums Münster (1779/80), in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 81 (1973), S. 139-147.
Braubach, Max, Maria Theresias jüngster Sohn Maximilian Franz. Letzter Kurfürst von Köln und Fürstbischof von Münster, Wien 1961.
Gatz, Erwin, Max Franz, Erzherzog von Österreich (1756-1801), in: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803, Berlin 1990, S. 298-300.
Hegel, Eduard, Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung. Vom Pfälzischen Krieg bis zum Ende der französischen Zeit 1688–1814 (Geschichte des Erzbistums Köln 4), Köln 1979, S. 65-76.
Oldenhage, Klaus, Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz, Hoch- und Deutschmeister, Bonn 1969.
Online
Erzbischof Maximilian Franz von Österreich (Information auf der Website des Kölner Doms). [Online]
Christ, Günter, „Maximilian Franz, Erzherzog von Österreich“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 403. [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Bock, Martin, Maximilian Franz von Österreich, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/maximilian-franz-von-%25C3%2596sterreich/DE-2086/lido/57c949c01a4606.82819595 (abgerufen am 13.11.2024)