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Michel Ney, Marschall von Frankreich, Herzog von Elchingen, Fürst von der Moskwa, diente seit 1788 beim französischen Militär und wurde zu einem der erfolgreichsten Generäle Napoleons I. (1769-1821). Er nahm an mehr als 500 Schlachten und Gefechten teil. Vom Kaiser erhielt er neben hohen Adelstiteln die Bezeichnung „Le brave des braves" (der Tapferste der Tapferen). Nach der Abdankung Napoleons schloss sich Ney dem Bourbonenkönig Ludwig XVIII. (Regierungszeit 1814-1824) an und stellte sich bei Rückkehr Napoleons erneut auf die Seite des Korsen. Deshalb wurde er 1815 wegen Hochverrat in Paris hingerichtet.
Michel Ney wurde am 10.1.1769 in der französischen Festungsstadt Saarlouis an der Ostgrenze Frankreichs in der heutigen Bierstrasse 13 als Sohn des ehemaligen Soldaten und Küfermeisters Peter Ney (1738-1826) und der Margarethe Grevelinger (um 1739-1791) geboren. Sein einfaches Geburtshaus ist noch heute zu besichtigen. Seit 1802 war Ney verheiratet mit Aglaé Louise Auguié (1782-1854). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.
Ney besuchte bis zu seinem 13. Lebensjahr das Augustinerkolleg in Saarlouis und wurde dann in seiner Heimatstadt Notariatslehrling und Schreiber bei der Staatsanwaltschaft. Im Anschluss arbeitete er als Sekretär oder Handlungsgehilfe in nahen Bergwerksunternehmen. 1788 trat er in Metz freiwillig in ein königliches Husarenregiment ein.
Mit dem Kampf des revolutionären Frankreich gegen die verbündeten Mächte begann für Ney eine steile militärische Laufbahn wie sie vor 1789 undenkbar gewesen wäre. Im Ersten Koalitionskrieg (1792-1797) kämpfte er in der Kanonade von Valmy (20.7.1792) gegen die preußisch-österreichische Invasionsarmee. Die Gefechte in der Champagne brachten für Ney den Durchbruch zur Offizierslaufbahn, schnell stieg er zum Leutnant und Adjutanten auf. 1794 tat sich Ney in den Kämpfen der neu gebildeten Sambre-und Maasarmee auf heute belgischem Boden und im Rheinland hervor und erhielt alsbald den Namen „L’infatigable" (der Unermüdliche). Im Sommer desselben Jahres wurde er Generaladjutant und Bataillonskommandeur und nahm an der Schlacht nahe Aldenhoven bei Jülich (2.10.1794) teil. Die französischen Revolutionstruppen eroberten in der Folge das linksseitige Rheinland auf Dauer. Ney machte sich in Neuss bei der Vertreibung der Österreicher verdient, rückte in Kleve ein und errichtete in Goch sein Hauptquartier. Eine schwere Schussverletzung bei Mainz zwang ihn kurzfristig zur Ruhe, bevor er dann wieder zur Sambre- und Maasarmee zwischen Köln und Düsseldorf zurückkehrte. Im September 1795 gelang es den Truppen kurzfristig, bei Düsseldorf den Rheinübergang zu erzwingen. Ney schlug sich bravourös bei Elberfeld (heute Stadt Wuppertal) und drang bis Solingen vor. Der dauerhafte Vorstoß auf die rechte Rheinseite scheiterte jedoch. In der Folgezeit kämpfte Ney nicht nur am Rhein, sondern auch in Hessen, im Westerwald, an der Lahn, im Siegerland und in Franken.
Von November 1795 bis April 1796 war Ney Stadtkommandant in Koblenz und erhob dort sowie im gesamten Moselgebiet harte Requisitionen. Sein herausforderndes und gewalttätiges Verhalten brachten die Bevölkerung gegen ihn auf. Im August 1796 wurde er auf dem Schlachtfeld nahe Bamberg zum Brigadegeneral ernannt. Damit öffnete sich die Laufbahn zu den höchsten militärischen Rängen.
Im Januar 1797 übernahm General Louis-Lazare Hoche den Oberbefehl über die Sambre- und Maasarmee. Er berief Ney im März als Divisionskommandeur. Zusammen mit Hoche nahm Ney an der Entlastungsoffensive gegen die Österreicher teil und überquerte am 18. April bei Neuwied den Rhein. Bei Gießen geriet Ney vorübergehend in österreichische Gefangenschaft. Der Friede von Campo Formio brachte im Herbst 1797 das Ende des ersten Koalitionskrieges. In geheimen Zusatzartikeln wurde darin der Rhein als Grenze Frankreichs anerkannt.
Im Zweiten Koalitionskrieg (1799-1801) zeichnete sich Ney bei der Einnahme Mannheims im Frühjahr 1799 aus und wurde zum Divisionsgeneral befördert. Anschließend beteiligte er sich an der Verteidigung der Helvetischen Republik. Danach hatte er an der Spitze der Divisionen der Donau-Armee und der Rheinarmee an den wechselnden französischen Erfolgen in Süddeutschland und am Rhein teil. Im Herbst 1799 wurde ihm provisorisch der Oberbefehl über die französische Rheinarmee übertragen. In jener Zeit kam es in Koblenz Anfang Oktober durch die scharfen politischen Gegensätze innerhalb der Bevölkerung zu einem Aufsehen erregenden Konflikt zwischen den dortigen radikalen und gemäßigten Republikanern. Sie leiteten die Munizipalverwaltung der Stadt beziehungsweise die Zentraladministration des Rhein-Moseldepartements. Ney ließ von Straßburg aus den Belagerungszustand des gesamten Departements verkünden und ordnete die Amtsenthebung der Munizipalen und aller sonstigen untreuen Zivilgewalten an.
Im April 1800 wurde Ney Divisionskommandeur in der zur Rheinarmee vereinigten alten Rhein- und Donauarmee und war entscheidend an dem Sieg von Hohenlinden in Oberbayern (3.12.1800) beteiligt. Die Armee des österreichischen Erzherzogs wurde vollständig aufgerieben. Mit dem Frieden von Lunéville (1801) wurde der Zweite Koalitionskrieg abgeschlossen, das linke Rheinufer wurde offiziell an Frankreich abgetreten.
Im Anschluss war Ney mit verschiedenen Aufgaben betraut und nahm an allen folgenden Koalitionskriegen teil. 1801 ernannte ihn Napoleon zunächst zum Generalinspekteur der Kavallerie. 1802/1803 erhielt er den Oberbefehl über die französischen Truppen in der Schweiz. Gleichzeitig war er als Gesandter erfolgreich mit der Wiederherstellung der Ruhe in der Helvetischen Republik beauftragt.
Im Kampf Frankreichs gegen England erhielt Ney 1804 den Oberbefehl über das 6. Korps der aufgestellten Invasionsarmee. In demselben Jahr wurde er von Napoleon, inzwischen Kaiser von Frankreich, zum Marschall ernannt und erhielt die Würde eines Großoffiziers der Ehrenlegion.
Am 1.9.1805 verließ Ney mit seinem 6. Korps den Aufstellungsraum an der Atlantikküste und rückte in Süddeutschland ein. Am 14.10.1805 errang das Korps Neys bei Elchingen unweit Ulm durch die Tapferkeit und den Mut Neys einen großartigen Sieg über die Österreicher. Es folgten unter Beteiligung Neys die legendären Schlachten bei Jena und Auerstedt (1806), Preußisch-Eylau und Friedland (1807). 1808 verlieh Napoleon seinem Marschall aufgrund seiner Verdienste den Titel eines Herzogs von Elchingen. In demselben Jahr wurde Ney mit seinem Korps nach Spanien und Portugal beordert und kehrte erst 1811 nach Paris zurück.
1812 nahm Ney am Russlandfeldzug teil und kommandierte das in Metz aufgestellte 3 Korps. Nach den Schlachten von Smolensk (17./18.8.1812) und von Borodino (französisch „Bataille de la Moskowa", 7.9.1812) erhob Napoleon ihn zum Fürsten von der Moskwa. Ney stand auf dem Höhepunkt seines militärischen Ruhmes. Der Russlandfeldzug hingegen scheiterte. Ney führte die französische Nachhut und deckte mit ihr den leidvollen Rückzug der Grande Armée.
Zu Beginn des Jahres 1813 vereinten sich Preußen und Russland gegen Frankreich. Ney war mit dem 3. Korps bei den Schlachten dabei und errang zunächst bei Groß-Görschen/Lützen und Dresden Siege, erlitt aber im September bei Dennewitz eine Niederlage. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde er am 18.10.1813 verwundet. An Napoleons Sieg bei St. Dizier (26.3.1814) war Ney erneut beteiligt.
Napoleons Stellung war indes nicht mehr zu halten. Ney drängte ihn zur Abdankung und schloss sich den Bourbonen an. Von Ludwig XVIII. wurde er als Marschall rehabilitiert und zusätzlich mit dem Titel eines Pair von Frankreich ausgezeichnet.
Im Frühjahr 1815 kehrte Napoleon unerwartet aus seinem Exil auf Elba nach Frankreich zurück und rückte gegen Paris vor. Um einen Bürgerkrieg zu verhindern, stellte Ney sich auf die Seite Napoleons und kämpfte mit ihm in der Schlacht von Waterloo (18.6.1815). Nach der vernichtenden Niederlage und erneuten Abdankung Napoleons (22. Juni) wurde Ney im November 1815 vor Gericht gestellt und einen Monat später wegen Hochverrat zum Tode verurteilt. Am 7.12.1815 wurde er an einer Mauer in der Nähe des Gartens des Palais du Luxembourg in Paris erschossen. Unweit dieser Stelle wurde 1853 ein vom französischen Bildhauer François Rude (1784-1855) geschaffenes Denkmal für Ney eingeweiht. Ney wurde auf dem bekannten Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Sein Name steht wie der aller großen Generäle Napoleons auf dem Arc de Triomphe (Triumphbogen) in Paris. In Frankreich sind zahlreiche Plätze und Straßen nach ihm benannt.
In Saarlouis war schon 1829 an Neys Geburtshaus mit Genehmigung der amtierenden preußischen Behörden eine Gedenktafel in französischer Sprache angebracht worden: „ICI EST NÉ LE MARÉCHAL NEY" (Hier wurde Marschall Ney geboren). 1946 wurde auch in Saarlouis ein Ney-Denkmal errichtet und zuletzt 2001 eine Straße nach ihm benannt. Auch erinnern in Deutschland Gedenksteine oder Gedenktafeln an Orten berühmter Schlachten an Michel Ney.
Quellen (Auswahl)
Le Maréchal Ney devant les maréchaux de France, Paris 1815.
Mémoires du maréchal Ney, duc d’Elchingen, prince de la Moskowa. Publiés par sa famillle, 2. Bände, Brüssel 1833.
Deutsche Übersetzungen
Memoiren des Marschalls Ney, Herzogs von Elchingen, bearbeitet von Karl Geib, 2 Bände, Mannheim 1834.
Memoiren des Marschalls Ney, hg. von seiner Familie, aus dem Französischen von Lebrecht Günther Förster, 2 Bände, Quedlinburg/Leipzig, 1834, 1836.
Literatur (Auswahl)
Atteridge, Andrew Hilliard, The Bravest of the Brave, Michel Ney: Marshal of France, London 1912, Nachdruck Barnsley 2005.
Dansel, Michel, Maréchal Ney, fusillé ou évadé? Paris 2004.
Hulot, Frédéric, Le maréchal Ney, Paris 2000.
Klitscher, Ernst, Michel Ney: Soldat der Revolution – Marschall des Kaisers, 2. Auflage, Saarbrücken 1995.
Willbold, Franz, Napoleons Feldzug um Ulm: Die Schlacht von Elchingen 14. Oktober 1805 mit der Belagerung und Kapitulation von Ulm, 2. Auflage, Ulm 2005.
Online
Krebs, Gerhild: Michel-Ney-Erinnerungsstätten (Information auf der Website des Projekts Stätten grenzüberschreitender Erinnerung der Universität des Saarlandes). [Online]
Loew, Benedikt, Ney, Michel, in: Saarländische Biografien Online. [Online]
Quellen/Dokumente über Michel Ney (Informationsangebot des Digitalisierungsprojektes Gallica der Französischen Nationalbibliothek, in französischer und englischer Sprache). [Online]
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Graumann, Sabine, Michel Ney, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/michel-ney/DE-2086/lido/57c954135ccce3.42337640 (abgerufen am 14.12.2024)