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Die Trierer Bischofslisten führen Numerian oder auch Numerianus als 29. Bischof von Trier. Unter ihm begann die Förderung des irofränkischen Mönchtums durch die Trierer Kirche.
Vermutlich um 620 geboren, entstammte Numerian als letzter Trierer Bischof der gallo-romanischen Senatorenaristokratie. Seine Familie stand in besonderer Nähe zum austrasischen Königshof. Sein Bruder, Opthomarus, war am Hof König Dagoberts I. (605/10-638/39, Regierungszeit 623-639) ausgebildet worden und besaß unter König Sigibert III. (Regierungszeit 632-656) eine herausragende Stellung. Mit seinem zweiten Bruder Germanus (612-675) beschritt Numerian den geistlichen Weg. Die Vita seines Bruders berichtet, dass Germanus seinen Bruder Numerian zu sich in das Kloster nach Remiremont bringen ließ, wo beide im Konvent Aufnahme fanden. Ihre Gelübde legten sie in Luxeuil ab. Später gründete Germanus das Kloster Moutier Granval (Granfelden) in der heutigen Schweiz.
Unter dem Mönch Numerian formte sich das monastische Leben Triers wesentlich aus. So fiel vermutlich auch die Umwandlung der Klerikergemeinschaft St. Maximin in einen Mönchskonvent irofränkischer Ausprägung in seine Amtszeit. Auch scheint Numerian an der Spitze einer kirchlichen Reformgruppe im südaustrasischen Episkopat gestanden zu haben.
Numerian tat sich auch im Bereich der Klostergründungen und Kirchenbauten hervor. So gehen auf ihn Gründung des in den spätrömischen Lagerhallen erbauten Nonnenklosters St. Irminen-Oeren und die auf dem westlichen Vorort Euren gelegene Kirche St. Helena. Sein Name wird auch mit der Gründung der Kirche St. Maria ad martyres, die im Norden der Stadt Trier lag, verbunden. Zusammen mit Sigibert III., dem Hausmeier Grimoald (um 615/16-656/62) und den Bischöfen Kunibert von Köln und vermutlich Paulus von Verdun (gestorben 647) wirkte er bei der Gründung der Klöster Stablo-Malmedy und Cugnon mit. Als der neustrische König Childerich II. (662-673/75) durch eine Landschenkung das Kloster Galiläa-St. Dié in der Diözese Toul gründete, bestätigte Numerian in den frühen 670er Jahren mit dem sogenannten Numerianprivileg dem Kloster die Gründung und den Besitz und erteilte eine weitreichende Exemtion.
Aufgrund der hervorragenden Stellung seines Bruders Opthomarus ist davon auszugehen, dass auch Numerian über Kontakte zu den Höfen von Dagobert I. und Sigibert III. und dem Adel verfügten. Seine Mitwirkung bei der Gründung des Klosters St. Dié zeigt zudem einen Bezug zum neustrischen Königtum.
Numerian starb wahrscheinlich an einem 5. Juli vor 697/98. Ein genaues Datum ist unbekannt. Seine Grablege ist für das Jahr 1075 in der Kirche St. Helena in Trier belegt. Nach seinem Tod wurde Numerian als Heiliger verehrt, wobei die Verehrung lokal auf Trier und dessen Umland begrenzt geblieben zu sein scheint.
Quellen
Series Archiepiscoporum Treverensium, in: MGH SS 13, Hannover 1881, S. 296-301.
Vita Germani abbatis Grandivallensis auctore Boboleno presbytero, ed. B. Krusch (MGH SS rer. Mer. 5), Hannover/Leipzig 1910, S. 25-40.
Literatur
Anton, Hans Hubert/Heinen, Heinz/Weber, Winfried (Hg.), Geschichte des Bistums Trier, Bd. 1: Im Umbruch der Kulturen. Spätantike und Frühmittelalter (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier 38), Trier 2003.
Anton, Hans Hubert/Haverkamp, Alfred (Hg), 2000 Jahre Trier, Bd. 2: Trier im Mittelalter, Trier 1996.
Clemens, Lukas, Die Bischofsstadt als kultisches Zentrum, in: Trier. Die Geschichte des Bistums, Bd. 2: Das Mittelalter 600-1100, Straßburg 1996, S. 20-24.
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Schild, Stefanie, Numerian, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/numerian/DE-2086/lido/57c955917b9705.97036197 (abgerufen am 18.02.2025)
Veröffentlicht am 02.09.2016, zuletzt geändert am 27.08.2020