Peter Josef Früh

Brauereigründer (1862-1915)

Björn Thomann (Suderburg)

Brauhaus Früh am Dom. (Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG)

Pe­ter Jo­sef Früh grün­de­te im Jahr 1904 das „Cöl­ner Hof­bräu Früh“, ei­ne Haus­braue­rei mit Schank­wirt­schaft in der Nä­he des Köl­ner Doms. Das tra­di­ti­ons­rei­che und über­re­gio­nal be­kann­te Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men wird heu­te be­reits in der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on fort­ge­führt.

Pe­ter Jo­sef Früh wur­de am 27.1.1862 als äl­tes­tes von 16 Kin­dern des Brau­meis­ters Mat­thi­as Früh (1832-1885) und des­sen Ehe­frau Ma­ria Sy­bil­la Harff (1837-1882) in Brühl ge­bo­ren. Der Va­ter hat­te es als In­ha­ber des Brüh­ler Brau­hau­ses „Vor dem Uhl­tor“ und durch sei­nen aus­ge­präg­ten Ge­schäfts­sinn zu Wohl­stand ge­bracht. Der Tod der Mut­ter mar­kier­te je­doch ei­ne schwe­re Zä­sur. Mat­thi­as Früh zer­brach an dem tra­gi­schen Schick­sal sei­ner Gat­tin und wähl­te den Frei­tod, sei­ne Braue­rei war be­reits 1871 ver­stei­gert wor­den.

Nach sei­ner Aus­bil­dung zum Brau­er über­sie­del­te Pe­ter Jo­sef Früh nach Köln und über­nahm 1895 die in der Apos­teln­stra­ße 19 im Stadt­teil Lin­den­thal ge­le­ge­ne Apos­teln-Braue­rei. Nach Über­win­dung bü­ro­kra­ti­scher Hür­den - die Köl­ner Stadt­ver­wal­tung hat­te ihm zu­nächst be­harr­lich die not­wen­di­ge Aus­schank­kon­zes­si­on ver­wei­gert -, ge­lang es Früh das „Apos­teln-Bräu“ als ei­nes der be­lieb­tes­ten Brau­häu­ser der Stadt zu eta­blie­ren. In kur­zer Zeit zu Wohl­stand ge­langt, ver­äu­ßer­te er be­reits 1898 Braue­rei und Schank­wirt­schaft an Hein­rich Bä­dorf, um in der Fol­ge bis 1904 als Ren­tier zu le­ben. In die­ser Zeit gab Früh den Auf­trag zum Bau sei­nes auf dem Köl­ner Fried­hof Me­la­ten ge­le­ge­nen Grab­mals. Die auf­wän­di­ge, im Ju­gend­stil er­rich­te­te „Ru­he­stät­te der Fa­mi­lie Früh“ ist bis heu­te er­hal­ten.

Nach­dem Früh ei­ni­ge Zeit als Be­ra­ter der Schmitz­schen Braue­rei in Mün­gers­dorf tä­tig ge­we­sen war, fass­te er den ehr­gei­zi­gen Plan, in un­mit­tel­ba­rer Nä­he zum Dom ein neu­es Brau­haus für ober­gä­ri­ges Bier zu er­rich­ten, das 1904 er­öff­net wer­den konn­te. Zur Ver­wirk­li­chung sei­nes Vor­ha­bens hat­te er das in zwei­fel­haf­tem Ruf ste­hen­de „Cen­tral Thea­ter“ er­wor­ben, das we­gen sei­ner zen­tra­len La­ge in Sicht­wei­te des Doms und nicht zu­letzt we­gen der Nä­he zum 1894 fer­tig ge­stell­ten Köl­ner Haupt­bahn­hof sei­nen Vor­stel­lun­gen ent­sprach. Den­noch war sein Plan zu­nächst nicht un­um­strit­ten. Kri­ti­ker be­män­gel­ten, dass es so­wohl dem Bau als auch dem Stand­ort an der ty­pi­schen At­mo­sphä­re tra­di­tio­nel­ler Köl­ner Knei­pen man­ge­le. Früh ließ das Ge­bäu­de den­noch um­fas­send sa­nie­ren und den neu­en An­for­de­run­gen ent­spre­chend um- und aus­bau­en. Die Aus­ge­stal­tung des gro­ßen Gast­rau­mes über­trug er dem re­nom­mier­ten Köl­ner Bild­hau­er Ge­org Gras­seg­ger (1873-1927). Nach sei­nem Stand­ort in der Stra­ße „Am Hof“ er­hielt der Be­trieb den of­fi­zi­el­len Na­men „Cöl­ner Hof­bräu“. Im Erd­ge­schoss be­fand sich die Schank­wirt­schaft. Die dar­über lie­gen­den Eta­gen dien­ten der Fa­mi­lie Früh als Woh­nung, wo­bei die Räu­me im ers­ten Ober­ge­schoss als Kü­che und Kon­tor ge­nutzt wur­den. Im rück­wär­ti­gen, bis da­hin un­be­bau­ten Teil des Grund­stücks „Am Hof 12“ ließ Pe­ter Jo­sef Früh für die Pro­duk­ti­ons­an­la­gen ein neu­es Ge­bäu­de im Stil der Jahr­hun­dert­wen­de mit rot-gel­ben Klin­kern und ei­nem Trep­pen­gie­bel er­rich­ten.

Der Er­folg gab den An­stren­gun­gen Recht. In­ner­halb kür­zes­ter Zeit er­lang­te Frühs „Braue­rei für ober­gä­ri­ges Bier“ nicht nur un­ter der Köl­ner Be­völ­ke­rung ei­nen ho­hen Be­kannt­heits­grad, son­dern er­freu­te sich auch bei den vie­len Be­su­chern der Stadt ei­ner gro­ßen Be­liebt­heit. Vie­le Durch­rei­sen­de, die in Köln um­stei­gen und auf ih­ren An­schluss­zug war­ten muss­ten, pfleg­ten und pfle­gen ih­ren kur­zen  Auf­ent­halt mit ei­nem Ab­ste­cher ins na­he „Früh“ zu ver­bin­den. Über den wirt­schaft­li­chen Er­folg hin­aus war Pe­ter Jo­sef Früh stets dar­auf be­dacht, den Zu­sam­men­halt in­ner­halb sei­ner Fa­mi­lie zu för­dern und so­wohl Ge­schwis­ter als auch Ver­wand­te in sei­nen Mit­ar­bei­ter­stab auf­zu­neh­men.

Seit dem 26.5.1888 war Pe­ter Jo­sef Früh mit der eben­falls aus Pings­dorf bei Brühl stam­men­den Ma­ria Ger­trud Koe­nen (1861-1930) ver­hei­ra­tet. Aus der Ehe gin­gen zwei Töch­ter, Net­ty (1890-1945) und Chris­tel (1892-1942) her­vor. Net­ty Früh hei­ra­te­te den Brau­er Ja­kob Im­men­dorf (1885-1966), Chris­tel Früh des­sen Bru­der Pe­ter Jo­sef Im­men­dorf (1888-1958). Auf die­se Wei­se ge­lang die fa­mi­liä­re Ver­bin­dung zwei­er wohl­ha­ben­der Köl­ner Braue­reidy­nas­ti­en: Der Gro­ßva­ter der bei­den Brü­der, Ja­cob Im­men­dorf (1822-1887), hat­te 1865 die „Im­men­dorf­sche Land­braue­rei“ in Zün­dorf ge­grün­det. Von sei­nem Sohn Pe­ter Im­men­dorf (1849-1927) wur­de der Be­trieb fort­ge­führt. Im Jahr 1913 er­warb die­ser die be­reits er­wähn­te Schmitz­sche Braue­rei in Mün­gers­dorf, die fort­an un­ter dem Na­men „Uni­on Braue­rei Köln“ fir­mier­te. Nach 1918 ver­ei­nig­te er die­se mit dem mitt­ler­wei­le in „Hu­ber­tus-Braue­rei“ um­be­nann­ten vä­ter­li­chen Un­ter­neh­men in Zün­dorf. Pe­ter Jo­sef Früh er­lag am 22.10.1915 ei­nem Schlag­an­fall, den er wäh­rend ei­nes Kon­zert­be­suchs in Bad Nau­heim, wo er sich zu ei­nem Kur­auf­ent­halt be­fand, er­lit­ten hat­te. Er wur­de nach Köln über­führt und dort am 25.10.1915 bei­ge­setzt. Das Un­ter­neh­men wur­de nun von sei­ner Wit­we Ger­trud Früh fort­ge­führt, bis sie sich 1928 aus der Ge­schäfts­lei­tung zu­rück­zog. Sie starb am 28.12.1930 an den Fol­gen ei­ner nach­ope­ra­ti­ven In­fek­ti­on. An ih­re Stel­le hat­te sie 1928 den nicht zur Fa­mi­lie ge­hö­ren­den, zu­vor be­reits in der Hu­ber­tus-Braue­rei tä­ti­gen Brau­meis­ter En­gel­bert Ro­chels (ge­bo­ren 1882) be­ru­fen, ob­wohl auch die Töch­ter des Fir­men­grün­ders seit 1919 als Ge­sell­schaf­te­rin­nen mit an der Spit­ze des el­ter­li­chen Un­ter­neh­mens stan­den.

Ro­chels Wir­ken und Teil­ha­ber­schaft bis 1945 blieb je­doch ei­ne Aus­nah­me in der Ge­schich­te der Braue­rei. Die aus den Ehen der Schwes­tern Net­ty und Chris­tel her­vor­ge­gan­ge­nen Fa­mi­li­en­zwei­ge sind bis heu­te zu glei­chen Tei­len An­teils­eig­ner und stel­len je­weils ei­nen der zwei gleich­be­rech­tig­ten Ge­schäfts­füh­rer. Das Prin­zip ei­ner Dop­pel­spit­ze in der Un­ter­neh­mens­lei­tung wur­de bis heu­te bei­be­hal­ten.

Wäh­rend Ja­kob Im­men­dorf ab 1922 die Lei­tung der vä­ter­li­chen Hu­ber­tus-Braue­rei ob­lag, über­nahm Pe­ter Jo­sef Im­men­dorf 1943 die Ge­schäfts­füh­rung der „Cöl­ner Hof­bräu Früh“, wo­mit ihm auch die schwe­re Auf­ga­be des Wie­der­auf­baus nach den Zer­stö­run­gen des Zwei­ten Welt­kriegs zu­fiel. An Im­men­dorfs Sei­te trat im Jahr 1946 als Ge­sell­schaf­te­rin sei­ne Nich­te Char­lot­te „Lot­ty“ Rolff (1912-1946), Toch­ter von Net­ty und Ja­kob Im­men­dorf, die 1933 Fried­rich Os­kar Rolff (1909-1943) ge­hei­ra­tet hat­te. Sie ver­starb je­doch noch im glei­chen Jahr.

Wäh­rend der Bom­bar­die­run­gen Kölns brann­te das Brau­haus Früh 1944 erst­mals, 1945 zum zwei­ten Ma­le aus. Al­ler­dings blie­ben die Pro­duk­ti­ons­an­la­gen von den Zer­stö­run­gen weit­ge­hend ver­schont, so­dass be­reits un­mit­tel­bar nach Kriegs­en­de der Brau­be­trieb wie­der­auf­ge­nom­men und bis 1950 auch die Gast­räu­me der Schank­wirt­schaft in meh­re­ren Bau­pha­sen voll­stän­dig wie­der­her­ge­stellt wer­den konn­te. Als im Jahr 1961 Her­mann Mül­ler (1910-1988), der Schwie­ger­sohn Pe­ter Jo­sef Im­men­dorfs, und Edu­ard Rolff (ge­bo­ren 1936), ein Ur­en­kel des Fir­men­grün­ders, ge­schäfts­füh­ren­de Ge­sell­schaf­ter wur­den, be­gann der all­mäh­li­che Auf­stieg von ei­ner Haus­braue­rei tra­di­tio­nel­len Zu­schnitts zu ei­nem mo­der­nen mit­tel­stän­di­schen Braue­rei- und Gas­tro­no­mie­un­ter­neh­men. 1969 er­folg­te die Ein­füh­rung des Fla­schen­bie­res.

Zum 1.1.1971 lös­te Her­mann R. Mül­ler (ge­bo­ren 1944) sei­nen Va­ter als ge­schäfts­füh­ren­der Ge­sell­schaf­ter ab. Lag zu die­sem Zeit­punkt der jähr­li­che Ge­samt­aus­stoß noch bei et­wa 24.000 Hek­to­li­tern, so konn­te be­reits 1976 erst­mals die Schall­mau­er von 100.000 Hek­to­li­ter Jah­res­pro­duk­ti­on durch­bro­chen wer­den. Die stei­gen­de Nach­fra­ge mach­te ei­ne Ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on und so­mit die Er­rich­tung ei­ner mo­der­nen Braue­rei er­for­der­lich, die 1987 nach zwei­jäh­ri­ger Bau­zeit in Feld­kas­sel im Nor­den Kölns ein­ge­weiht, in meh­re­ren wei­te­ren Bau­stu­fen er­wei­tert und bis 2005 mit ei­ner zwei­te Fla­schen­ab­füll­li­nie und zwei Leer­gut­s­or­tier­an­la­gen fer­tig­ge­stellt wer­den konn­te. Die frei wer­den­den ehe­ma­li­gen Braue­r­ei­ge­bäu­de konn­ten nach Ab­riss zur räum­li­chen Er­wei­te­rung des Köl­ner Stamm­hau­ses ge­nutzt wer­den. Durch die Nut­zung der ehe­ma­li­gen La­ger- und Gär­kel­ler so­wie die Er­rich­tung von Neu- und Er­wei­te­rungs­bau­ten wur­de die Er­wei­te­rung des gas­tro­no­mi­schen Be­trie­bes auch auf die Ober­ge­schos­se des ehe­ma­li­gen „Cen­tral Thea­ter­s“ mög­lich. Das be­nach­bar­te his­to­ri­sche Gie­bel­haus „Zur Glo­cke“ ge­hört heu­te eben­so zum er­wei­ter­ten Kom­plex des Stamm­hau­ses wie die „Fein­kost­the­ke Früh am Dom“ und das im Jahr 2005 er­öff­ne­te „Eden Ho­tel Früh“ mit sei­nem Re­stau­rant „Am Hof 18“.

1999 trat mit Alex­an­der Rolff (ge­bo­ren 1963) der ers­te Ver­tre­ter der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on in die Ge­schäfts­füh­rung ein, 2007 folg­te ihm Phil­ipp Mül­ler (ge­bo­ren 1973), nach­dem sich sein Va­ter Her­mann R. Mül­ler nach 36 Jah­ren zu­rück­ge­zo­gen hat­te. Mit ei­nem jähr­li­chen Ge­samt­aus­stoß von über 400.000 Hek­to­li­tern zählt das Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men „Cöl­ner Hof­bräu P. Jo­sef Früh KG“ An­fang des 21. Jahr­hun­derts zu den füh­ren­den Kölsch-Braue­rei­en und ist mit 360 Mit­ar­bei­tern zu­dem ein wich­ti­ger re­gio­na­ler Ar­beit­ge­ber. Der Ver­trieb er­folgt durch ei­ne gro­ße An­zahl von Han­dels­part­nern mitt­ler­wei­le bun­des­weit.

Literatur

Cöl­ner Hof­bräu P. Jo­sef Früh KG (Hg.), 100 Jah­re Früh 1904-2004, Köln 2004.
Mat­har, Franz, Alt­köl­sches Brau­haus-Bil­der­buch, Köln 2009.
Soé­ni­us, Ul­rich S., Ar­ti­kel Früh, Pe­ter Jo­sef, in: Ul­rich S. Soé­ni­us/Wil­helm, Jür­gen (Hg.), Köl­ner Per­so­nen­le­xi­kon, Köln 2008, S. 170.

Online

Cöl­ner Hof­bräu Früh (Home­page mit In­for­ma­tio­nen zur Ge­schich­te des Un­ter­neh­mens). [On­line]
Köl­ner Braue­rei Ver­band e.V. (Home­page mit aus­führ­li­chen In­for­ma­tio­nen zur Ge­schich­te des Kölsch). [On­line]

 
Zitationshinweis

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Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460 (abgerufen am 15.12.2024)