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Peter Josef Früh gründete im Jahr 1904 das „Cölner Hofbräu Früh“, eine Hausbrauerei mit Schankwirtschaft in der Nähe des Kölner Doms. Das traditionsreiche und überregional bekannte Familienunternehmen wird heute bereits in der fünften Generation fortgeführt.
Peter Josef Früh wurde am 27.1.1862 als ältestes von 16 Kindern des Braumeisters Matthias Früh (1832-1885) und dessen Ehefrau Maria Sybilla Harff (1837-1882) in Brühl geboren. Der Vater hatte es als Inhaber des Brühler Brauhauses „Vor dem Uhltor“ und durch seinen ausgeprägten Geschäftssinn zu Wohlstand gebracht. Der Tod der Mutter markierte jedoch eine schwere Zäsur. Matthias Früh zerbrach an dem tragischen Schicksal seiner Gattin und wählte den Freitod, seine Brauerei war bereits 1871 versteigert worden.
Nach seiner Ausbildung zum Brauer übersiedelte Peter Josef Früh nach Köln und übernahm 1895 die in der Apostelnstraße 19 im Stadtteil Lindenthal gelegene Aposteln-Brauerei. Nach Überwindung bürokratischer Hürden - die Kölner Stadtverwaltung hatte ihm zunächst beharrlich die notwendige Ausschankkonzession verweigert -, gelang es Früh das „Aposteln-Bräu“ als eines der beliebtesten Brauhäuser der Stadt zu etablieren. In kurzer Zeit zu Wohlstand gelangt, veräußerte er bereits 1898 Brauerei und Schankwirtschaft an Heinrich Bädorf, um in der Folge bis 1904 als Rentier zu leben. In dieser Zeit gab Früh den Auftrag zum Bau seines auf dem Kölner Friedhof Melaten gelegenen Grabmals. Die aufwändige, im Jugendstil errichtete „Ruhestätte der Familie Früh“ ist bis heute erhalten.
Nachdem Früh einige Zeit als Berater der Schmitzschen Brauerei in Müngersdorf tätig gewesen war, fasste er den ehrgeizigen Plan, in unmittelbarer Nähe zum Dom ein neues Brauhaus für obergäriges Bier zu errichten, das 1904 eröffnet werden konnte. Zur Verwirklichung seines Vorhabens hatte er das in zweifelhaftem Ruf stehende „Central Theater“ erworben, das wegen seiner zentralen Lage in Sichtweite des Doms und nicht zuletzt wegen der Nähe zum 1894 fertig gestellten Kölner Hauptbahnhof seinen Vorstellungen entsprach. Dennoch war sein Plan zunächst nicht unumstritten. Kritiker bemängelten, dass es sowohl dem Bau als auch dem Standort an der typischen Atmosphäre traditioneller Kölner Kneipen mangele. Früh ließ das Gebäude dennoch umfassend sanieren und den neuen Anforderungen entsprechend um- und ausbauen. Die Ausgestaltung des großen Gastraumes übertrug er dem renommierten Kölner Bildhauer Georg Grassegger (1873-1927). Nach seinem Standort in der Straße „Am Hof“ erhielt der Betrieb den offiziellen Namen „Cölner Hofbräu“. Im Erdgeschoss befand sich die Schankwirtschaft. Die darüber liegenden Etagen dienten der Familie Früh als Wohnung, wobei die Räume im ersten Obergeschoss als Küche und Kontor genutzt wurden. Im rückwärtigen, bis dahin unbebauten Teil des Grundstücks „Am Hof 12“ ließ Peter Josef Früh für die Produktionsanlagen ein neues Gebäude im Stil der Jahrhundertwende mit rot-gelben Klinkern und einem Treppengiebel errichten.
Der Erfolg gab den Anstrengungen Recht. Innerhalb kürzester Zeit erlangte Frühs „Brauerei für obergäriges Bier“ nicht nur unter der Kölner Bevölkerung einen hohen Bekanntheitsgrad, sondern erfreute sich auch bei den vielen Besuchern der Stadt einer großen Beliebtheit. Viele Durchreisende, die in Köln umsteigen und auf ihren Anschlusszug warten mussten, pflegten und pflegen ihren kurzen Aufenthalt mit einem Abstecher ins nahe „Früh“ zu verbinden. Über den wirtschaftlichen Erfolg hinaus war Peter Josef Früh stets darauf bedacht, den Zusammenhalt innerhalb seiner Familie zu fördern und sowohl Geschwister als auch Verwandte in seinen Mitarbeiterstab aufzunehmen.
Seit dem 26.5.1888 war Peter Josef Früh mit der ebenfalls aus Pingsdorf bei Brühl stammenden Maria Gertrud Koenen (1861-1930) verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Töchter, Netty (1890-1945) und Christel (1892-1942) hervor. Netty Früh heiratete den Brauer Jakob Immendorf (1885-1966), Christel Früh dessen Bruder Peter Josef Immendorf (1888-1958). Auf diese Weise gelang die familiäre Verbindung zweier wohlhabender Kölner Brauereidynastien: Der Großvater der beiden Brüder, Jacob Immendorf (1822-1887), hatte 1865 die „Immendorfsche Landbrauerei“ in Zündorf gegründet. Von seinem Sohn Peter Immendorf (1849-1927) wurde der Betrieb fortgeführt. Im Jahr 1913 erwarb dieser die bereits erwähnte Schmitzsche Brauerei in Müngersdorf, die fortan unter dem Namen „Union Brauerei Köln“ firmierte. Nach 1918 vereinigte er diese mit dem mittlerweile in „Hubertus-Brauerei“ umbenannten väterlichen Unternehmen in Zündorf. Peter Josef Früh erlag am 22.10.1915 einem Schlaganfall, den er während eines Konzertbesuchs in Bad Nauheim, wo er sich zu einem Kuraufenthalt befand, erlitten hatte. Er wurde nach Köln überführt und dort am 25.10.1915 beigesetzt. Das Unternehmen wurde nun von seiner Witwe Gertrud Früh fortgeführt, bis sie sich 1928 aus der Geschäftsleitung zurückzog. Sie starb am 28.12.1930 an den Folgen einer nachoperativen Infektion. An ihre Stelle hatte sie 1928 den nicht zur Familie gehörenden, zuvor bereits in der Hubertus-Brauerei tätigen Braumeister Engelbert Rochels (geboren 1882) berufen, obwohl auch die Töchter des Firmengründers seit 1919 als Gesellschafterinnen mit an der Spitze des elterlichen Unternehmens standen.
Rochels Wirken und Teilhaberschaft bis 1945 blieb jedoch eine Ausnahme in der Geschichte der Brauerei. Die aus den Ehen der Schwestern Netty und Christel hervorgegangenen Familienzweige sind bis heute zu gleichen Teilen Anteilseigner und stellen jeweils einen der zwei gleichberechtigten Geschäftsführer. Das Prinzip einer Doppelspitze in der Unternehmensleitung wurde bis heute beibehalten.
Während Jakob Immendorf ab 1922 die Leitung der väterlichen Hubertus-Brauerei oblag, übernahm Peter Josef Immendorf 1943 die Geschäftsführung der „Cölner Hofbräu Früh“, womit ihm auch die schwere Aufgabe des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zufiel. An Immendorfs Seite trat im Jahr 1946 als Gesellschafterin seine Nichte Charlotte „Lotty“ Rolff (1912-1946), Tochter von Netty und Jakob Immendorf, die 1933 Friedrich Oskar Rolff (1909-1943) geheiratet hatte. Sie verstarb jedoch noch im gleichen Jahr.
Während der Bombardierungen Kölns brannte das Brauhaus Früh 1944 erstmals, 1945 zum zweiten Male aus. Allerdings blieben die Produktionsanlagen von den Zerstörungen weitgehend verschont, sodass bereits unmittelbar nach Kriegsende der Braubetrieb wiederaufgenommen und bis 1950 auch die Gasträume der Schankwirtschaft in mehreren Bauphasen vollständig wiederhergestellt werden konnte. Als im Jahr 1961 Hermann Müller (1910-1988), der Schwiegersohn Peter Josef Immendorfs, und Eduard Rolff (geboren 1936), ein Urenkel des Firmengründers, geschäftsführende Gesellschafter wurden, begann der allmähliche Aufstieg von einer Hausbrauerei traditionellen Zuschnitts zu einem modernen mittelständischen Brauerei- und Gastronomieunternehmen. 1969 erfolgte die Einführung des Flaschenbieres.
Zum 1.1.1971 löste Hermann R. Müller (geboren 1944) seinen Vater als geschäftsführender Gesellschafter ab. Lag zu diesem Zeitpunkt der jährliche Gesamtausstoß noch bei etwa 24.000 Hektolitern, so konnte bereits 1976 erstmals die Schallmauer von 100.000 Hektoliter Jahresproduktion durchbrochen werden. Die steigende Nachfrage machte eine Verlagerung der Produktion und somit die Errichtung einer modernen Brauerei erforderlich, die 1987 nach zweijähriger Bauzeit in Feldkassel im Norden Kölns eingeweiht, in mehreren weiteren Baustufen erweitert und bis 2005 mit einer zweite Flaschenabfülllinie und zwei Leergutsortieranlagen fertiggestellt werden konnte. Die frei werdenden ehemaligen Brauereigebäude konnten nach Abriss zur räumlichen Erweiterung des Kölner Stammhauses genutzt werden. Durch die Nutzung der ehemaligen Lager- und Gärkeller sowie die Errichtung von Neu- und Erweiterungsbauten wurde die Erweiterung des gastronomischen Betriebes auch auf die Obergeschosse des ehemaligen „Central Theaters“ möglich. Das benachbarte historische Giebelhaus „Zur Glocke“ gehört heute ebenso zum erweiterten Komplex des Stammhauses wie die „Feinkosttheke Früh am Dom“ und das im Jahr 2005 eröffnete „Eden Hotel Früh“ mit seinem Restaurant „Am Hof 18“.
1999 trat mit Alexander Rolff (geboren 1963) der erste Vertreter der fünften Generation in die Geschäftsführung ein, 2007 folgte ihm Philipp Müller (geboren 1973), nachdem sich sein Vater Hermann R. Müller nach 36 Jahren zurückgezogen hatte. Mit einem jährlichen Gesamtausstoß von über 400.000 Hektolitern zählt das Traditionsunternehmen „Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG“ Anfang des 21. Jahrhunderts zu den führenden Kölsch-Brauereien und ist mit 360 Mitarbeitern zudem ein wichtiger regionaler Arbeitgeber. Der Vertrieb erfolgt durch eine große Anzahl von Handelspartnern mittlerweile bundesweit.
Literatur
Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG (Hg.), 100 Jahre Früh 1904-2004, Köln 2004.
Mathar, Franz, Altkölsches Brauhaus-Bilderbuch, Köln 2009.
Soénius, Ulrich S., Artikel Früh, Peter Josef, in: Ulrich S. Soénius/Wilhelm, Jürgen (Hg.), Kölner Personenlexikon, Köln 2008, S. 170.
Online
Cölner Hofbräu Früh (Homepage mit Informationen zur Geschichte des Unternehmens). [Online]
Kölner Brauerei Verband e.V. (Homepage mit ausführlichen Informationen zur Geschichte des Kölsch). [Online]
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Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460 (abgerufen am 09.10.2024)