Peter Kronen

Sozialdemokratischer Politiker und Weltreisender (1881-1960)

Tobias Kühne (Bonn)

Flugblatt der SPD zur Wahl der Nationalversammlung am 19.1.1919. (Stadtarchiv Heilbronn, E002-316)

Der ge­bür­ti­ge Bon­ner Pe­ter Kro­nen hat­te ei­ne nur kur­ze und vor al­lem un­ge­wöhn­li­che Kar­rie­re als Par­la­men­ta­ri­er. Bei der Wahl zur Na­tio­nal­ver­samm­lung wur­de er nicht am ei­gent­li­chen Wahl­tag, dem 19.1.1919, ge­wählt und we­der er noch sei­ne Wäh­ler hiel­ten sich in Deutsch­land auf. Die Sol­da­ten des Ost­hee­res, wel­ches zu die­sem Zeit­punkt noch als Be­sat­zungs­macht jen­seits der Gren­zen stand, wähl­ten ei­nen Tag spä­ter als die üb­ri­gen Deut­schen. Das Er­geb­nis die­ser Wahl, an der al­ler­dings auch nur knapp 30.000 Wäh­ler teil­nah­men, war für die SPD über­wäl­ti­gend. Die bei­den Ab­ge­ord­ne­ten des „Wahl­krei­ses“, Pe­ter Kro­nen und Paul Ro­de­mann (1887-1963), wur­den von der So­zi­al­de­mo­kra­tie nach Wei­mar ent­sandt, der Stim­men­an­teil der SPD bei den Sol­da­ten lag bei 60 Pro­zent.

Pe­ter Kro­nen wur­de am 2.7.1881 in Bonn als Sohn ei­nes Land­brief­trä­gers ge­bo­ren und ka­tho­lisch ge­tauft. Nach der Volks­schu­le und ei­ner Leh­re zum Hand­lungs­ge­hil­fen ar­bei­te­te er als Be­am­ter im mitt­le­ren Dienst bei der Reichs­bahn in Köln. Die­ser Tä­tig­keit ging er bis 1945 nach, in den 1930er Jah­ren un­ter an­de­rem als Rei­se­lei­ter im „Glä­ser­nen Zu­g“. Hin­sicht­lich sei­ner fa­mi­liä­ren Ver­hält­nis­se ist le­dig­lich be­kannt, dass er seit 1926 ver­hei­ra­tet war. We­sent­lich bes­ser sind wir über ei­nes sei­ner Hob­bys in­for­miert: das Rei­sen. Wäh­rend sei­ne Par­la­ments­kol­le­gen im Hand­buch der ver­fas­sung­ge­ben­den deut­schen Na­tio­nal­ver­samm­lung vor al­lem An­ga­ben zu ih­rem po­li­ti­schen und be­ruf­li­chen Vor­le­ben mach­ten, hieß es bei ihm un­ter an­de­rem: „Mach­te Bil­dungs­rei­sen nach Afri­ka, Ame­ri­ka, Eng­land, Schwe­den und Hol­land.“[1] 

Vor sei­ner Zeit als Sol­dat war Pe­ter Kro­nen kein So­zi­al­de­mo­krat und es wä­re er­staun­lich, wenn ein Bon­ner Ka­tho­lik mit klein­bür­ger­li­chem Hin­ter­grund dies um 1900 ge­we­sen wä­re. Bonn hat­te um die Jahr­hun­dert­wen­de nach ei­ni­gen Ein­ge­mein­dun­gen rund 88.000 Ein­woh­ner und wirkt in zeit­ge­nös­si­schen Dar­stel­lun­gen et­was ge­müt­lich und ver­schla­fen. Ei­ne nen­nens­wer­te In­dus­trie gab es in Bonn nicht, die po­li­ti­schen Kon­flik­te in Stadt und Uni­ver­si­tät ver­lie­fen weit­ge­hend zwi­schen ei­nem li­be­ral-kon­ser­va­ti­ven, stramm preu­ßisch und na­tio­nal ge­sinn­ten Bür­ger­tum ei­ner­seits und der ka­tho­li­schen Mehr­heits­be­völ­ke­rung an­de­rer­seits. Die So­zi­al­de­mo­kra­tie blieb in die­sem Um­feld weit­ge­hend Zaun­gast und ein ge­fes­tig­tes so­zia­lis­ti­sches Ar­bei­ter­mi­lieu ent­wi­ckel­te sich hier nie. So konn­te die SPD bei der Wahl zur Na­tio­nal­ver­samm­lung 1918 le­dig­lich 9.779 von 43.799 ab­ge­ge­be­nen Stim­men er­zie­len, wäh­rend das Zen­trum mit 21.748 Stim­men klar vor­ne lag, die USPD spiel­te mit ge­ra­de ein­mal 74 Stim­men über­haupt kei­ne Rol­le.

Was Pe­ter Kro­nen dann be­wog, sich als Sol­dat für die So­zi­al­de­mo­kra­tie zur Wahl zu stel­len, ist nicht zu re­kon­stru­ie­ren. Ver­mut­lich hat ihn das Kriegs­er­leb­nis − er dien­te bei der Feld­ei­sen­bahn −, der­art ge­prägt, dass er sich der „Frie­dens­par­tei“ SPD an­schloss. Nach dem En­de der Wei­ma­rer Na­tio­nal­ver­samm­lung im Mai 1920 und der dar­auf­fol­gen­den Wahl zum 1. Reichs­tag ist ei­ne wei­te­re po­li­ti­sche Be­tä­ti­gung Pe­ter Kro­nens nicht zu be­le­gen. Er blieb je­doch sei­ner Hei­mat­stadt treu und ver­starb am 28.1.1960 in Bad Go­des­berg (heu­te Stadt Bonn), wo er ein Rei­se­bü­ro be­trie­ben hat­te.

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Zitationshinweis

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Kühne, Tobias, Peter Kronen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-kronen/DE-2086/lido/5f97f12c8716f2.68405908 (abgerufen am 14.12.2024)