Zu den Kapiteln
Robert Tillmanns war Bundesminister für besondere Aufgaben unter Konrad Adenauer. Er gehörte zu den führenden evangelischen Persönlichkeiten der CDU.
Robert Tillmanns wurde am 5.4.1896 in Wuppertal-Barmen als Sohn eines Druckereibesitzers geboren. Bis 1914 besuchte er in seiner Heimatstadt das Gymnasium und meldete sich nach dem Notabitur als Kriegsfreiwilliger. Nach Kriegsende begann er mit dem Studium der Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Dort schloss er sich, geprägt durch das evangelisch-lutherische Elternhaus und die Erlebnisse des Krieges, der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung an. 1919 zählte er zu den Teilnehmern des Treffens christlicher Studenten am Briezener See in der Schweiz, einer ersten Begegnung und Versöhnung junger Menschen aus den ehemals Krieg führenden Ländern.
Bereits während seines Studiums war Tillmanns im Allgemeinen Studentenausschuss der Tübinger Universität aktiv. Als dessen Sekretär und führende Persönlichkeit der Tübinger Studentenhilfe kümmerte er sich um die Linderung sozialer Härten, die Organisation von Studentenküchen und den Bau von Wohnheimen, für die er die Unterstützung des Weltbundes Christlicher Studenten gewinnen konnte. Die in Tübingen als Student gesammelten Erfahrungen führten ihn 1921 nach seiner Promotion zum Dr. rer.pol. als Hauptgeschäftsführer des deutschen Studentenwerkes nach Dresden. 1925 war Tillmanns dort Mitgründer und bis 1930 stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e.V., der späteren Studienstiftung des deutschen Volkes.
Mit der Berufung an das Provinzialschulkollegium nach Berlin-Lichterfelde erfolgte die Verlegung des Lebensmittelpunktes von Robert Tillmanns nach Berlin. 1931 trat Tillmanns im Range eines Regierungsrats für das höhere Schulwesen in das preußische Kultusministerium ein.
Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten bedeutete das Ende der Beamtenlaufbahn. Im April 1933 wurde er mit 37 Jahren in den einstweiligen Ruhestand versetzt. In der Industrie, vor allem im Braunkohlenbergbau und später als Privatsekretär des Großindustriellen Friedrich Flick, fand er für sich, seine Frau Herta geborene Naegelsbach (1904-1995) und die drei Töchter bis Kriegsende ein Auskommen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft hatte Tillmanns Kontakt zur Bekennenden Kirche. Er unterhielt enge Verbindungen zu den Mitgliedern des Kreisauer Kreises und lernte in diesen Jahren auch Eugen Gerstenmaier (1906-1986) kennen, eine zentrale Persönlichkeit dieser Widerstandsgruppe. Nach der deutschen Kapitulation beteiligte sich Tillmanns am politischen Neubeginn. Den Aufruf für die Gründung der CDU in Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone unterschrieb er im Juni 1945 unter anderem an der Seite von Andreas Hermes (1878-1964), Jakob Kaiser (1888-1961) und Ernst Lemmer (1898-1970). Die Unterzeichner des Berliner Gründungsaufrufs waren zutiefst davon überzeugt, dass der Weg aus der politischen, wirtschaftlichen und moralischen Katastrophe des deutschen Volkes nur durch das Zusammengehen der evangelischen und katholischen Christen gefunden werden könne. Als gläubiger evangelischer Christ warb Tillmanns unermüdlich für den Gedanken einer christlich-politischen Union bei der evangelischen Bevölkerung und bemühte sich innerhalb der Union darum, den evangelischen Beitrag in der politischen Verantwortung geltend zu machen.
Zur Linderung der wirtschaftlichen und sozialen Not in Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone gründete er 1945 das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in der Sowjetischen Besatzungszone. Bis 1949 leistete er wertvolle Arbeit beim Wiederaufbau und bei der Bewältigung des Alltags und förderte den kirchlichen Wiederaufbau in der Viersektorenstadt und in der Sowjetischen Zone. Als Mitglied der Gesamtdeutschen Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands zählte Tillmanns 1948 zu den Teilnehmern des Leipziger Kirchentages und zu den Delegierten der Weltkirchenkonferenz in Amsterdam.
In Sachsen beteiligte er sich 1946 mit der Wahl zum Landtagsabgeordneten am Wiederaufbau, musste aber 1947, nach der Absetzung von Jakob Kaiser und Ernst Lemmer durch die sowjetische Militäradministration in den Westen fliehen. Die Partei im Westteil der Stadt wählte ihn 1950 zu ihrem neuen Landesvorsitzenden.
Auch in der Bundespolitik gewann Tillmanns zunehmend an Bedeutung. 1949 wurde er Mitglied des Deutschen Bundestages, im Oktober 1953 berief ihn Konrad Adenauer als Minister für besondere Aufgaben in sein Kabinett. In der Öffentlichkeit galt er als der Berlin-Minister Adenauers. Nach dem Tod seines Freundes Hermann Ehlers (1904-1954) wurde er 1954 Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU, dem er bereits seit der Gründung als geschäftsführendes Vorstandsmitglied angehörte. Im Februar 1955 übernahm er mit Jakob Kaiser das Amt des zweiten Vorsitzenden der CDU Deutschlands und gehörte damit zum inneren Führungskreis der Partei um Konrad Adenauer.
Die Sorge um die Einheit Deutschlands prägte Tillmanns politisches Denken und Handeln. Er nahm sich deshalb auch in besonderer Weise der akademischen Jugend an. Er sprach oft in Hochschulen und Akademien, um junge Menschen zur aktiven Mitarbeit für die Demokratie zu gewinnen.
Robert Tillmanns verstarb am 12.11.1955 in Berlin. Mit ihm verlor die CDU einen ihrer führenden protestantischen Köpfe, Berlin einen engagierten Fürsprecher. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Nikolassee beigesetzt.
Literatur
Becker, Wilfried (Hg.), Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland, Paderborn 2002, S. 386.
Brügelmann, Hermann/Simon, Klaus (Hg.), Robert Tillmanns. Eine Lebensleistung, Stuttgart 1956.
Hausmann, Christopher, Robert Tillmanns, in: Kempf, Udo/Merz, Hans-Georg (Hg.), Kanzler und Minister 1949-1998, Wiesbaden 2001, S. 706-709.
Kaczmarek, Norbert, Robert Tillmanns, in: Christliche Demokraten der ersten Stunde, Bonn 1966, S. 383-403.
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Keller-Kühne, Angela, Robert Tillmanns, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/robert-tillmanns/DE-2086/lido/57c93f5b2edad3.53545089 (abgerufen am 05.12.2024)