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Wilhelm Frede war ein in niederländischen Diensten stehender deutscher Diplomat. Wegen seines katholischen Glaubens ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, wurde Frede 1942 verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert, wo er am 13.3.1942 an den Folgen der Haft starb.
Wilhelm Frede wurde am 29.6.1875 in Meiderich (heute Stadt Duisburg), als ältestes von sechs Kindern des Industriearbeiters Julius Frede und seiner Frau Adelgunde van Uedem geboren. Ab 1882 besuchte er die Volksschule in Meiderich, welche er ein halbes Jahr vor seinem Abschluss 1889 verließ, um eine Lehrstelle als Kaufmännischer Angestellter bei den „Rheinischen Stahlwerken" in Düsseldorf anzutreten. 1894 erhielt er eine Anstellung in der „Verlagsbuchhandlung Hoffmann" in Duisburg. 1897 kam Wilhelm Frede durch die Vermittlung des Kaplans Carl Mühlhoff nach Kleve, wo er eine Stelle als Buchhalter in der „Weingroßhandlung Remy" antrat.
1898 wurde Wilhelm Fredes Arbeitgeber Carl Theodor Remy zum ehrenamtlichen Konsul des Niederländischen Konsulats ernannt, und Frede übernahm zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Büroangestellter die Aufgaben eines Konsulatsbediensteten. Er erlernte im Selbststudium die niederländische, französische und englische Sprache und avancierte aufgrund seines Fleißes und Arbeitseifers zu einem der wichtigsten Mitarbeiter Remys. 1916 stieg Wilhelm Frede zum Konsulatssekretär auf, 1926 folgte die Ernennung zum Vizekonsul. Zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum wurde er am 28.4.1938 durch die niederländische Königin Wilhelmina (1880-1962) zum Ritter des Ordens von Oranien-Nassau ernannt.
Frede war neben seiner beruflichen Karriere vielseitig aktiv. So war er 1895 Mitbegründer des Turnvereins „Merkur" und gehörte 1910 zu den Gründern des „Verbandes der Katholischen Kaufmännischen Vereine Deutschlands". Im gleichen Jahr wurde Frede Vorstandsmitglied der Zentrumspartei Kleve, engagierte sich im Sportverein „Deutsche Jugendkraft Rhenania Kleve" und betreute in den Jahren 1920 bis 1933 die Jugend im Verein „Lohengrin". Für die Ordensschwestern im Sankt-Antonius Hospital agierte er häufig als Berater und gehörte dem Kuratorium des Jungmädchenheimes an. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Berufsschule und des Kirchenvorstandes der Pfarre Sankt Mariä Empfängnis und engagierte sich im Ortsausschuss für Leibesübungen sowie im Verwaltungsausschuss der Volkshochschule.
Nach der „Machtergreifung" der Nationalsozialisten am 30.1.1933 geriet Wilhelm Frede wegen seiner katholischen Überzeugung immer stärker in inneren Widerspruch zu den politischen Verhältnissen. Er äußerte jedoch zunächst keine öffentliche Kritik am Nationalsozialismus und leistete auch keinen aktiven Widerstand. Doch 1933 geriet Frede ins Visier der Gestapo. Er weigerte sich, den „Hitler-Gruß" auszuführen, hisste weiterhin die schwarz-weiß-rote Fahne des Kaiserreiches anstatt der Hakenkreuzfahne und bekannte sich zu seinem katholischen Glauben durch die Teilnahme an Prozessionen und den regelmäßigen Gottesdienst-Besuch. Daher galt er schon früh als „politisch unzuverlässig" und als „fanatischer Katholik".
Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 stellte Frede einige jugendliche Randalierer zur Rede, die das Haus des jüdischen Viehhändlers Bernhard Gonsenheimer in Kleve mit Steinen beworfen hatten. Er sicherte diesem zu, von den Eltern der Jungen eine Entschädigung zu verlangen, weshalb er von einem Passanten beschimpft und von diesem später bei der Gestapo wegen „Judenfreundlichkeit" angezeigt wurde. Nach den Pogromen gegen die Klever Juden bemühte sich Wilhelm Frede in seiner Funktion als Niederländischer Vizekonsul, den verbliebenen Juden bei ihrer Ausreise zu helfen. 52 der 200 Klever Juden konnten so ins Ausland emigrieren.
Nach der Besetzung der Niederlande am 10.5.1940 durch deutsche Truppen und der anschließenden Kapitulation am 15.5.1940 wurde das Niederländische Konsulat in Kleve geschlossen. Gleichzeitig begann die Gestapo mit der umfassenden Überwachung Fredes. Im Juni 1940 übernahm das Königlich-Schwedische Vizekonsulat in Duisburg den Schutz der in Deutschland verbliebenen niederländischen Staatsangehörigen. Zu diesem Zweck wurde im ehemaligen Niederländischen Konsulat in Kleve die „Schwedische Hilfsstelle" eingerichtet und Wilhelm Frede unterstellt.
Im Oktober 1940 weitete die Gestapo die Observation Fredes aus. Auf steten und sich verstärkenden Druck seitens des nationalsozialistischen Regimes wurde er schließlich am 6.10.1941 aus dem Dienst des Schwedischen Konsulats entlassen; bereits zwei Tage später empfahl das Grenzkommissariat in Kleve ,ihn wegen Unterstützung eines „Feindstaates" in „Schutzhaft" zu nehmen.
Nicht mehr unter dem Schutz des Niederländischen und Schwedischen Konsulats stehend, wurde Frede am 3.11.1941 in Kleve verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Mehrfach wandte sich seine Familie an die Schwedische Botschaft in Berlin, doch alle Versuche einer Haftentlassung scheiterten. Bei seiner Vernehmung durch die Gestapo wurden insbesondere Fredes religiös begründete Weigerung zu einem Eintritt in die NSDAP und seine „Judenfreundlichkeit" während der Novemberpogrome 1938 gegen ihn vorgebracht. Am 19.12.1941 erging die Anordnung, Frede ins Konzentrationslager Sachsenhausen zu überstellen, wo er am 7.2.1942 inhaftiert wurde.
Bereits am 13.3.1942 starb Wilhelm Frede dort an den Folgen der Haft, nachdem er als „katholischer Fanatiker", „Deutschfeindlicher", „Landesverräter" und „Judenfreund" mehrfach gefoltert worden war. Nach Aussage eines Mitgefangenen erfror Frede, nachdem er bei eisiger Witterung an einer Wand aufgehängt und mit Wasser bespritzt worden war. In der amtlichen Mitteilung hieß es, Frede sei an Herzschwäche bei Bronchopneumonie verstorben. Sein Leichnam wurde verbrannt.
In der Gedenkstätte für Neuzeitliche Märtyrer in der Krypta des Xantener Domes erinnern einige Andenken an Wilhelm Frede; in Kleve wurden eine Straße sowie eine Schule nach ihm benannt. In der Klever Stiftskirche Sankt Mariä Empfängnis erinnert eine Bronzetafel an den Diplomaten.
Literatur
Kloidt, Franz, Gestapo-Akten III/4-F3/41g, Martyrer-Akten Wilhelm Frede, Krefeld 1966.
Küsters, Paul Gerhard, Wilhelm Frede – Ich halte stand, Kleve 1998.
Küsters, Paul Gerhard, Der Märtyrer Wilhelm Frede, in: Rundbrief Internationaler Karl-Leisner-Kreis 34 (1996), S. 32-34.
Küsters, Paul Gerhard, Gewissen als oberstes Gesetz des Handelns. Wilhelm Frede, ein Klever Märtyrer der Naziherrschaft, in: Kalender für das Klever Land 40 (1989), S. 34-36.
Moll, Helmut (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn 2000, S. 466-468.
Online
Küsters, Paul Gerhard: Späte Ehrung für Wilhelm Frede(Artikel auf der Homepage des Klevischen Vereins für Kultur und Geschichte Freunde der Schwanenburg e.V.). [Online]
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Striewski, Jennifer, Wilhelm Frede, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/wilhelm-frede/DE-2086/lido/57c6bf0d5e3618.00860888 (abgerufen am 10.11.2024)