Willibert

Erzbischof von Köln (gestorben 889)

Lea Raith (Bonn)

Widmungsbild des sogenannten Hillinus-Codex (ca. 1010-1020), zeigt Domherrn Hillinus bei der Übergabe der Handschrift an den heiligen Petrus, einzige zeitgenössische Abbildung des Alten Doms auf dem oberen Bildrand. (CC BY-SA 4.0)

Wil­li­bert war von 870 bis 889 Erz­bi­schof von Köln. Sei­ne Amts­zeit präg­ten Macht­kämp­fe der ka­ro­lin­gi­schen Kö­ni­ge in Lo­tha­rin­gi­en und Plün­de­rungs­zü­ge der Nor­man­nen. Er leg­te den Grund­stein für die vier­zig­jäh­ri­ge Zu­ge­hö­rig­keit Kölns und des Rhein­lands zum Ost­fran­ken­reich, bis 911 der letz­te Nach­kom­me der Ka­ro­lin­ger starb. Wil­li­bert wur­de als ers­ter Erz­bi­schof im Köl­ner Dom be­gra­ben.

Über Wil­li­berts Her­kunft ist nichts be­kannt. Da 874/875 auf sein ho­hes Al­ter (senec­tus) ver­wie­sen wird, dürf­te er im ers­ten Drit­tel des 9. Jahr­hun­derts ver­mut­lich in Köln oder in des­sen Um­land ge­bo­ren wor­den sein. Die in der Dom­stadt ver­fass­te Fort­set­zung der An­na­les Xan­ten­ses be­zeich­net ihn als Sohn Kölns (Co­lo­nie fi­li­us). In ei­ner wei­te­ren zeit­ge­nös­si­schen Quel­le wird auf sei­ne Er­zie­hung in der Köl­ner Kir­che ver­wie­sen. Er ge­hör­te dem Köl­ner Domkle­rus an und ist zu­erst be­legt in Ur­kun­den sei­nes Vor­gän­gers Gunthar aus den Jah­ren 865 und 866. Sei­ne Wahl zum Erz­bi­schof war ein­ge­bet­tet in die Macht­kämp­fe der spä­ten Ka­ro­lin­ger.

 

Das Fran­ken­reich er­reich­te un­ter Karl dem Gro­ßen sei­ne grö­ß­te Aus­deh­nung. Un­ter sei­nen Nach­fol­gern wur­de das Reich im­mer wie­der ge­teilt. Streit­ob­jekt war vor al­lem das Kern­land des Fran­ken­reichs zwi­schen Sei­ne und Rhein, zu dem auch Köln ge­hör­te. Die Kon­flik­te mün­de­ten 843 in ei­ne Auf­tei­lung des Reichs im so­ge­nann­ten Ver­trag von Ver­dun. Karl der Kah­le (823-877) er­hielt den west­li­chen, Lud­wig der Deut­sche (um 806-876) den öst­li­chen Reichs­teil. Lo­thar I. als äl­tes­ter der Brü­der erb­te die Kai­ser­kro­ne und die ita­li­schen Ge­bie­te so­wie das Mit­tel­reich, das von Fries­land bis in die Al­pen reich­te und da­mit auch die west­lich des Rheins ge­le­ge­nen Ge­bie­te be­inhal­te­te. Bei sei­nem Tod 855 wur­de sein Reich un­ter sei­nen Söh­nen Lud­wig II. (825-875) und Lo­thar II. er­neut ge­teilt, wo­bei Lo­thar Fries­land, die Rhein­lan­de (west­lich des Rheins), den Maas-Mo­sel­raum, das El­saß und das nörd­li­che Bur­gund er­hielt. Die­ses Ge­biet wur­de nach ihm spä­ter als Lo­tha­rii Re­gnum („das Reich Lo­thar­s“) oder Lo­tha­rin­gi­en be­zeich­net.

Lo­thar II. starb 869, oh­ne ei­nen le­gi­ti­men Er­ben zu hin­ter­las­sen. Er hat­te ver­geb­lich ver­sucht, sei­ne Ehe auf­he­ben zu las­sen, um die Mut­ter sei­nes ein­zi­gen Soh­nes zu hei­ra­ten. Die Erz­bi­schö­fe Gunthar von Köln und Thiet­gaud von Trier (ge­stor­ben 868, Erz­bi­schof 847-863) hat­ten in die­ser Si­tua­ti­on in sei­nem Sinn ent­schie­den. Doch durch päpst­li­chen Richt­spruch wur­de 863 die­se Ent­schei­dung für un­gül­tig er­klärt und bei­de Bi­schö­fe ab­ge­setzt. Sie ver­such­ten dar­auf­hin, wie­der in ihr Amt zu ge­lan­gen. Gunthar igno­rier­te so­gar aus­drück­lich sei­ne Ab­set­zung und nahm wei­ter­hin geist­li­che Hand­lun­gen in Köln vor. Er wur­de dar­auf­hin ex­kom­mu­ni­ziert, ge­noss in Köln aber wei­ter­hin gro­ße Un­ter­stüt­zung. Sei­ne 865 for­mu­lier­te Ver­tei­di­gungs­schrift ließ er meh­re­ren Köl­ner Kle­ri­kern zu­kom­men, dar­un­ter an her­aus­ge­ho­be­ner Stel­le Wil­li­bert (Wil­li­ber­tus spe­cia­li­ter in­de pro­vi­de­at). Gunthar zahl­te für die Un­ter­stüt­zung der Köl­ner ei­nen ho­hen Preis, in­dem er 865/866 die bi­schöf­li­chen Ka­no­ni­ker­stif­te in die ver­mö­gens­recht­li­che Selbst­stän­dig­keit ent­ließ. 866 be­stä­tig­te Lo­thar die­se so­ge­nann­te Gü­ter­um­schrei­bung. Da­mit er­kann­te er Gunthars Au­to­ri­tät zu­min­dest in Be­zug auf die wirt­schaft­li­che Ver­wal­tung des Bis­tums letzt­lich an. Wil­li­bert ist hier als Zeu­ge ge­nannt. Die­ser Um­stand so­wie die be­vor­zug­te Adres­sie­rung der Ver­tei­di­gungs­schrift spre­chen da­für, dass Gunthar ei­ner­seits Wil­li­berts ho­hes An­se­hen in­ner­halb des Domkle­rus wür­dig­te und an­de­rer­seits of­fen­bar auch wei­ter­hin auf des­sen Un­ter­stüt­zung zäh­len konn­te.

Aufteilung des Frankenreichs zwischen 863 und 869 mit Köln als Teil des Reichs Lothars II.. (CC BY-SA 4.0)

 

Lo­thars On­kel Lud­wig der Deut­sche und Karl der Kah­le hat­ten be­reits vor sei­nem Tod die Auf­tei­lung sei­nes Reichs un­ter­ein­an­der ver­ein­bart. Doch als Lo­thar am 8.8.869 starb, war Lud­wig we­gen ei­ner Er­kran­kung zu­nächst nicht rei­se­fä­hig und Lo­thars noch le­ben­der Bru­der Kai­ser Lud­wig II. durch Kämp­fe in Un­ter­ita­li­en in An­spruch ge­nom­men. Karl er­griff die sich ihm bie­ten­de Chan­ce und ließ sich am 9.9.869 in Metz zum Kö­nig Lo­tha­rin­gi­ens krö­nen. Die Kon­trol­le über Köln und Trier war für die Durch­set­zung die­ses An­spruchs von es­sen­zi­el­ler Be­deu­tung, wes­halb er so­fort ei­ne Neu­be­set­zung der va­kan­ten Bis­tü­mer mit loya­len Par­tei­gän­gern in An­griff nahm. In Trier setz­te er Abt Ber­tulf von Mett­lach (ge­stor­ben 883, Erz­bi­schof 869-883), ei­nen Nef­fen des Bi­schofs Ad­ven­ti­us von Metz (ge­stor­ben 875, Bi­schof 858-875), ein. Für Köln hat­te er ei­nen na­hen Ver­wand­ten des ab­ge­setz­ten Gunthar na­mens Hil­du­in zur Wei­he vor­ge­se­hen und sich von den Köl­nern des­sen Wahl be­reits zu­si­chern las­sen. Lud­wig der Deut­sche kam die­ser aber zu­vor. Zeit­ge­nös­si­schen Quel­len zu­fol­ge, schick­te er Erz­bi­schof Li­ut­bert von Mainz (ge­stor­ben 889, Erz­bi­schof 863-889) nach Köln. Die­ser ließ die Köl­ner in die Fes­tung Deutz kom­men, wo er ih­nen ei­ne freie Bi­schofs­wahl zu­si­cher­te, so­lan­ge sie nicht Hil­du­in wähl­ten. Doch als die Köl­ner auf ih­re Ver­ein­ba­rung mit Karl und Hil­du­in hin­wie­sen, folg­te so­gleich die Dro­hung, dass Kö­nig Lud­wig ih­nen auch ei­nen Kan­di­da­ten nach sei­nem Wil­len vor­set­zen kön­ne. Die Köl­ner füg­ten sich, wähl­ten den Köl­ner Dom­pries­ter Wil­li­bert und wi­chen dem dar­auf­hin her­an­zie­hen­den Karl über den Rhein aus. 

Der bald dar­auf an Papst Ha­dri­an II. (792-872, Papst 867-872) ge­schick­ten Wahl­an­zei­ge zu­fol­ge, wur­de Wil­li­bert am 7.1.870 ge­wählt und mög­li­cher­wei­se noch am sel­ben Tag fei­er­lich in­thro­ni­siert. Ob­wohl Lud­wig sei­ne An­sprü­che auf Lo­tha­rin­gi­en bald auch mi­li­tä­risch durch­setz­te und mit Karl ei­ne Ei­ni­gung er­ziel­te (Ver­trag von Meers­sen, sie­he Ab­bil­dung), wei­ger­te sich die­ser wei­ter­hin, Wil­li­bert in Köln an­zu­er­ken­nen. Auch Papst Ha­dri­an II. war nicht be­reit, dem Köl­ner das Pal­li­um, ei­ne erz­bi­schöf­li­che In­si­gnie und Zei­chen der päpst­li­chen Zu­stim­mung, zu über­sen­den. Der Papst mach­te gel­tend, dass Wil­li­berts Vor­gän­ger durch päpst­li­chen Richt­spruch ab­ge­setzt wor­den und das Ver­fah­ren noch nicht ab­ge­schlos­sen war. Er be­an­spruch­te da­her ein Mit­spra­che­recht bei der Neu­be­set­zung. Der Kö­nig und die Köl­ner ent­fal­te­ten ei­ne be­acht­li­che Brief­tä­tig­keit, um Wil­li­berts An­er­ken­nung und die Über­sen­dung des Pal­li­ums doch noch zu er­rei­chen. Die­se wur­de aber auf­grund ih­rer Er­folg­lo­sig­keit of­fen­bar ge­gen En­de des Jah­res 870 vor­erst ein­ge­stellt. Zu den Ar­gu­men­ten der Un­ter­stüt­zer Wil­li­berts ge­hör­ten ne­ben sei­ner Köl­ner Her­kunft die ver­meint­lich freie Wahl durch Kle­rus und Volk von Köln (cle­rus et po­pu­lus co­lo­ni­en­sis me­tro­po­lis) so­wie die Teil­nah­me (fast) al­ler Suf­fra­ga­ne, al­so der dem Köl­ner Erz­bis­tum zu­ge­hö­ri­gen Bi­schö­fe, an der Wei­he. Im Mit­tel­al­ter wa­ren dies die Bi­schö­fe von Lüt­tich, Min­den, Müns­ter, Os­na­brück und Ut­recht, wo­bei der Bi­schof von Lüt­tich sich 870 auf die Sei­te Karls des Kah­len ge­stellt hat­te.

Um Wil­li­berts Recht­mä­ßig­keit und Hand­lungs­fä­hig­keit zu de­mons­trie­ren, wur­de in Köln am 28.9.870 ei­ne Syn­ode ab­ge­hal­ten. Bei die­ser schritt Wil­li­bert ge­mein­sam mit sei­nen Amts­brü­dern aus Mainz und Trier und un­ter­stützt von sei­nen Suf­fra­ga­nen (mit Aus­nah­me des Bi­schofs von Lüt­tich) zur Wei­he des so­ge­nann­ten Al­ten Doms. Mit die­sem Na­men be­zeich­net die For­schung den Vor­gän­ger­bau des go­ti­schen Doms. Auch wenn vie­le De­tails, wie die Bau­zeit und ei­ne mög­li­che frü­he­re Wei­he um­strit­ten sind, gilt die (er­neu­te) Wei­he durch Wil­li­bert als ge­si­chert. Die Syn­ode von 870 trieb den Ful­da­er An­na­len zu­fol­ge die bö­sen Geis­ter (ma­li­gni spi­ri­tus) aus, die lan­ge dort ge­wohnt hät­ten. Die­se For­mu­lie­rung so­wie die von der Syn­ode an­ge­streb­te Neu­ord­nung des kirch­li­chen Le­bens ma­chen deut­lich, dass man sich von den chao­ti­schen Zu­stän­den un­ter Gunthar ab­gren­zen und zu ei­ner neu­en Nor­ma­li­tät fin­den woll­te. Wil­li­bert scheint die Ver­hand­lun­gen über das Pal­li­um erst wie­der mit Ha­dri­ans Nach­fol­ger Jo­han­nes VIII. (vor 852-882, Papst 872-882) auf­ge­nom­men zu ha­ben. Doch erst ei­ne er­neu­te In­ter­ven­ti­on Kö­nig Lud­wigs des Deut­schen und Kai­ser Lud­wigs II., si­cher be­güns­tigt durch die Tat­sa­che, dass Gunthar in­zwi­schen ver­stor­ben war, ver­an­lass­ten Jo­han­nes end­lich, ver­mut­lich im Jahr 874 oder 875, das Pal­li­um zu über­sen­den. Be­mer­kens­wert ist, dass Wil­li­bert un­ter Ver­weis auf sein ho­hes Al­ter, da­für nicht selbst nach Rom rei­sen muss­te, wie es ei­gent­lich ob­li­ga­to­risch war. Mit Jo­han­nes VIII. scheint es da­nach kei­ne Schwie­rig­kei­ten mehr ge­ge­ben zu ha­ben. Es sind ver­schie­de­ne päpst­li­che Brie­fe an Wil­li­bert über­lie­fert, bei de­nen es mal um Reichs­an­ge­le­gen­hei­ten ging und mal um in­ne­re An­ge­le­gen­hei­ten der Köl­ner Diö­ze­se.

Wil­li­bert re­van­chier­te sich für die kö­nig­li­che Un­ter­stüt­zung Lud­wigs des Deut­schen mit un­ge­bro­che­ner Loya­li­tät auch über des­sen Tod hin­aus. Im Ju­li 876 nahm er ge­mein­sam mit zwei welt­li­chen Gro­ßen als Ge­sand­ter Lud­wigs an der von Karl dem Kah­len ein­be­ru­fe­nen Syn­ode von Pon­thion teil. Nach­dem Lud­wig am 28.8.876 starb, ging der in­zwi­schen zum Kai­ser auf­ge­stie­ge­ne Karl wie­der­um ent­ge­gen frü­he­rer Ver­si­che­run­gen um­ge­hend dar­an, die Er­obe­rung des links­rhei­ni­schen Lo­tha­rin­gi­ens in An­griff zu neh­men, und zog mit sei­nen Trup­pen nach Köln. Wil­li­bert war für Lud­wigs Sohn, Lud­wig den Jün­ge­ren (um 835-882) an den letzt­lich frucht­lo­sen Ver­hand­lun­gen be­tei­ligt. Schlie­ß­lich soll er gar von ei­nem Mord­kom­plott Karls er­fah­ren und Kö­nig Lud­wig ge­ra­de noch recht­zei­tig da­vor ge­warnt ha­ben. Die of­fe­ne Feld­schlacht der Kö­ni­ge bei An­der­nach konn­te Lud­wig für sich ent­schei­den. Auch der un­ehe­li­che Sohn Lo­thars II. Hu­go (vor 863-895) er­hob ab 877 An­sprü­che auf das Er­be sei­nes Va­ters. Aber auch er muss­te sich Lud­wig ge­schla­gen ge­ben und wur­de 878 auf der all­ge­mei­nen Syn­ode in Troyes, an der auch Wil­li­bert teil­nahm, ex­kom­mu­ni­ziert.

Die au­ßen­po­li­tisch durch ih­re in­ne­ren Strei­tig­kei­ten ge­schwäch­ten Fran­ken­herr­scher wa­ren kaum noch im­stan­de, ih­re Rei­che vor den Raub­zü­gen der Nor­man­nen zu schüt­zen. Im Win­ter 881/882 wur­de Köln von den Nor­man­nen ge­plün­dert. Die zeit­na­hen Schrift­quel­len be­rich­ten von ver­hee­ren­den Zer­stö­run­gen nicht nur in der Dom­stadt, son­dern im ge­sam­ten Rhein­land. Be­son­ders hart traf dies die au­ßer­halb der rö­mi­schen Mau­ern ge­le­ge­nen Köl­ner Stif­te, wäh­rend über Zer­stö­run­gen et­wa an der Dom­kir­che kei­ne Nach­rich­ten vor­lie­gen. Wil­li­bert war wie­der­um Teil ei­ner frän­ki­schen Ge­gen­of­fen­si­ve, die ei­ne län­ge­re Vor­ge­schich­te hat­te. Karl III. (839-888, Ost­frän­ki­scher Kö­nig seit 876, Kai­ser seit 881), der jüngs­te Sohn Lud­wigs des Deut­schen war durch ge­nea­lo­gi­schen Zu­fall zum Kai­ser und Al­lein­herr­scher über das ge­sam­te Fran­ken­reich ge­wor­den. Er hat­te wie­der­holt ver­sucht, so­wohl mit dem wei­ter­hin auf­stän­di­schen Hu­go als auch mit den Nor­man­nen un­ter ih­rem Fürs­ten Gott­fried (ge­stor­ben 885) zu ei­ner Ei­ni­gung zu kom­men. Un­ter an­de­rem wur­de Hu­gos Schwes­ter Gi­se­la (zwi­schen 860 und 865-907) mit Gott­fried ver­hei­ra­tet und die­sem Fries­land über­las­sen. Doch Hu­go und Gott­fried ver­bün­de­ten sich und er­ho­ben je­weils An­sprü­che auf loth­rin­gi­sche Ge­bie­te. 885 sand­te dar­auf­hin Karl ei­ni­ge Un­ter­händ­ler zu Gott­fried. Auch Wil­li­bert war Teil der Ver­hand­lun­gen auf der Rhein­in­sel Spi­jk (heu­te Teil der nie­der­län­di­schen Pro­vinz Be­tu­we), wo­bei sei­ne An­we­sen­heit die fried­li­chen Ab­sich­ten un­ter­mau­ern soll­te. Sei­ne ei­gent­li­che Auf­ga­be be­stand al­ler­dings dar­in, Gi­se­la in Si­cher­heit zu brin­gen, wäh­rend Gott­fried und sein Ge­fol­ge nie­der­ge­met­zelt wur­den.

887 fand mit kai­ser­li­cher Er­laub­nis un­ter Lei­tung Wil­li­berts die ers­te Pro­vin­zi­al­syn­ode in Köln statt. Er ist 888 und im Som­mer 889 noch in Mainz und Frank­furt nach­weis­bar, war al­so trotz sei­nes ho­hen Al­ters bis kurz vor sei­nem Tod noch in der La­ge, län­ge­re Rei­sen an­zu­tre­ten. Er starb am 11.9.889 und wur­de als ers­ter Köl­ner Erz­bi­schof im (Al­ten) Köl­ner Dom bei­ge­setzt. Sei­ner be­son­de­ren Be­deu­tung für des­sen Wei­he Rech­nung tra­gend, wur­den zu sei­nem Jahr­ge­dächt­nis im Mit­tel­al­ter sechs an­statt der üb­li­chen vier Ker­zen an­ge­zün­det. Wo sich das Grab Wil­li­berts heu­te be­fin­det, ist nicht be­kannt. Der spät­mit­tel­al­ter­li­chen Über­lie­fe­rung nach soll er im Jahr 888 das Köl­ner Da­men­stift St. Cä­ci­li­en ge­grün­det ha­ben. Au­ßer­dem wur­de er mit der Ka­pel­le St. Mat­thä­us (in fos­sa) und dem Stift St. An­dre­as in Ver­bin­dung ge­bracht. Die­se Nach­rich­ten las­sen sich al­ler­dings nicht be­le­gen. Wäh­rend sei­ner Amts­zeit schenk­te Wil­li­bert der Köl­ner Dom­bi­blio­thek meh­re­re Hand­schrif­ten, die noch heu­te über den Ein­trag li­ber Wil­li­ber­ti ar­chie­pi­sco­pi (Buch des Erz­bi­schofs Wil­li­bert) iden­ti­fi­ziert wer­den kön­nen. Die ein­zi­ge be­kann­te, heu­te aber nicht mehr er­hal­te­ne Ab­bil­dung Wil­li­berts be­fand sich auf den spät­mit­tel­al­ter­li­chen Chor­schran­ken des Köl­ner Doms, wo er an 22. Stel­le in der Rei­he der Köl­ner Bi­schö­fe dar­ge­stellt war.

Archivalien

Köln, Erz­bi­schöf­li­che Diö­ze­san- und Dom­bi­blio­thek, Cod. 29

Wien, Ös­ter­rei­chi­sche Na­tio­nal­bi­blio­thek, Cod. 449

Wien, Ös­ter­rei­chi­sche Na­tio­nal­bi­blio­thek, Cod. 751

Wol­fen­büt­tel, Her­zog Au­gust Bi­blio­thek, Cod. Guelf. 254 

Gedruckte Quellen

An­na­les Ful­den­ses si­ve An­na­les reg­ni Fran­co­rum ori­en­ta­lis, nach der Edi­ti­on von Ge­org Hein­rich Pertz hg. v. Fried­rich Kur­ze (MGH SS rer. Germ. 7), Han­no­ver 1891.

An­na­les Xan­ten­ses, hg. v. Bern­hard von Sim­son, in: MGH SS rer. Germ. 12, Han­no­ver, Leip­zig 1909, S. 1-39.

Die Kon­zi­li­en der ka­ro­lin­gi­schen Teil­rei­che 860-874, hg. v. Wil­fried Hart­mann (MGH Con­ci­lia 4), Han­no­ver 1998. 

Die Ur­kun­den Lo­thars I. und Lo­thars II., hg. v. Theo­dor Schief­fer (MGH DD Ka­ro­li­n­o­rum 3), Ber­lin/Zü­rich 1966. 

Epis­to­lae Co­lo­ni­en­ses, hg. v. Ernst Dümm­ler, in: Epis­to­lae Ka­ro­li­ni ae­vi, Band 4 (MGH Epp. 6,1), Ber­lin 1925, S. 241-256.

Floss, Hein­rich Jo­seph, Die Papst­wahl un­ter den Ot­to­nen. Nebst un­ge­druck­ten Papst- und Kai­ser­ur­kun­den des IX. und X. Jahr­hun­derts, dar­un­ter das Pri­vi­le­gi­um Le­os VIII. für Ot­to I. aus ei­ner Trie­rer Hand­schrift, Frei­burg 1858, Edi­ti­on, S. 59-102.

Fuhr­mann, Horst, Ei­ne im Ori­gi­nal er­hal­te­ne Pro­pa­gan­da­schrift des Erz­bi­schofs Gunthar von Köln, in: Ar­chiv für Di­plo­ma­tik 4 (1958), S. 1-51, Edi­ti­on S. 38-51.

Rhei­ni­sches Ur­kun­den­buch. Äl­te­re Ur­kun­den bis 1100, Band 1: Aa­chen – Deutz, S. Ur­su­la, hg. v. Erich Wi­spling­hoff, Bonn 1972. 

Literatur (Auswahl)

Bin­ding, Gün­ther, Ka­ro­lin­gisch oder ot­to­nisch? Der Al­te Dom und St. Pan­ta­le­on in Köln, in: Köl­ner Jahr­buch 43 (2010), S. 113-138.

Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln, Band 1: 313-1099, be­ar­bei­tet von Fried­rich Wil­helm Oedi­ger, Bonn 1954-1961, Nach­druck Düs­sel­dorf 1978.

Ge­or­gi, Wolf­gang, die Grab­le­gen der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, in: Dom­bau und Theo­lo­gie im mit­tel­al­ter­li­chen Köln. Fest­schrift zur 750-Jahr­fei­er der Grund­stein­le­gung des Köl­ner Do­mes und zum 65. Ge­burts­tag von Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner 1998, Köln 1998, S. 233-265.

Gier­lich, Ernst, Die Grab­stät­ten der rhei­ni­schen Bi­schö­fe vor 1200, Mainz 1990.

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Ubl, Karl, Köln im Früh­mit­tel­al­ter. Die Ent­ste­hung ei­ner hei­li­gen Stadt 400-1100, Köln 2022.

Un­ter­mann, Mat­thi­as, Zur Köl­ner Dom­wei­he von 870, in: Rhei­ni­sche Vier­tel­jahrs­blät­ter 47 (1983), S. 335-342.

Aufteilung des Reichsteils Lothars II. im Vertrag von Meerssen 870, Köln gehörte nun zum Ostfrankenreich. (CC BY-SA 4.0)

 
Zitationshinweis

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Raith, Lea, Willibert, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/willibert/DE-2086/lido/67ee53ff1b6bc7.78443063 (abgerufen am 20.04.2025)

Veröffentlichung

Veröffentlicht am 11.04.2025