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Wim Thoelke zählte von den 1960er bis Anfang der 1990er Jahre zu den bekanntesten und beliebtesten Showmastern des deutschen Fernsehens. Zunächst als freier Sportberichterstatter für den WDR und SDR tätig, wurde er ab 1963 durch die Moderation der „heute“-Nachrichten und des „Aktuellen Sportstudios“ beim ZDF einem Millionenpublikum bekannt. Seine größten Erfolge feierte er ab 1970 mit den beiden ZDF-Quiz- und Lotterieshows „3x9“ und „Der Große Preis“, die bis 25 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockten. Als Unternehmer war Thoelke unter anderem in der Kleiderkonfektion und Luftfahrt tätig. Von 1952 bis 1959 war er zudem Geschäftsführer des Deutschen Handballbunds.
Georg Heinrich Wilhelm, genannt „Wim“ Thoelke wurde am 9.5.1927 als erstes von drei Kindern des Studienrats Josef Wilhelm Thoelke (1889-1973) und dessen Ehefrau Martha, geborene Stiepermann (1895-1969), in Mülheim an der Ruhr geboren. Thoelke hatte zwei Geschwister: Rosemarie (1928) und Karl (1930-1983). Der Vater, promovierter Historiker, gebürtig aus Frankfurt am Main, war ab 1920 als Lehrer am Mercator-Gymnasium in Duisburg tätig und wurde in diesem Revierort 1939 Oberstudiendirektor am Frau-Rat-Goethe-Gymnasium. Ab 1948 unterrichtete er erneut für ein Jahr am Mercator-Gymnasium, bevor er bis 1954 Lehrer am Steinbart-Gymnasium wurde. Der Vater war katholischer, die Mutter evangelischer Konfession.
Bereits in der Kindheit wurde Thoelke „Wim“ genannt, eine plattdeutsche Abwandlung seines Rufnamens Wilhelm, die in seinem Geburtsort geläufig war. Als Fernsehmoderator kam später der Spitzname „Big Wim“ hinzu, der sich nicht nur auf seine körperliche Statur, sondern auch seinen Erfolg und seine Popularität beim Publikum bezog. Ab 1933 besuchte Thoelke die Volksschule am Blötter Weg in Mülheim-Speldorf. Seine Kindheit in einem gutbürgerlichen Haushalt mit Kindermädchen im ländlich geprägten Speldorf beschrieb er später als behütet und unbeschwert. Eine Affinität zum Sport war schon früh vorhanden. So besuchte er als Kind mit Freunden regelmäßig die Partien des damals in der Bezirksliga Niederrhein spielenden VfB Speldorf. Wenige Jahre später spielte Thoelke als Torwart selbst für den Verein, wobei er wegen starker Konkurrenz meist auf der Ersatzbank Platz nehmen musste und schließlich als Torhüter zum Kahlenberger Hockeyclub wechselte.
Ab 1937 besuchte er das Duisburger Mercator-Gymnasium, welches er im Februar 1943 verlassen musste, als er als Luftwaffenhelfer an eine Flakbatterie in Duisburg-Beeck eingezogen wurde. Im November 1944 folgte der Reichsarbeitsdienst in Aalen und später Jitschin (heute Jičín, Tschechien), wo er eine kurze Fliegerausbildung in Form eines Segelfliegerkurses erhielt, die in ihm eine lebenslange Leidenschaft für das Fliegen weckte. Zu einem Kriegseinsatz kam es aufgrund einer Verletzung durch einen Granatsplitter, die Thoelke sich als Mitglied der Infantrie-Division Friedrich Ludwig Jahn bei Michendorf (Brandenburg) zugezogen hatte, nicht mehr.
Nach Ende des Weltkriegs arbeitete Thoelke zunächst als Hilfsarbeiter in Hamburg und besuchte nach Rückkehr in den elterlichen Haushalt erneut das Mercator-Gymnasium, wo er 1946 das Abitur ablegte. Anschließend begann er eine kaufmännische Lehre bei einer Bergbaufirma, in der er es bis zum Direktionsassistenten brachte. Jedoch brach er diese Laufbahn ab und nahm im Sommer 1948 das Jurastudium an der Universität Köln auf. Zur Finanzierung seines Lebensunterhalts übernahm er vor allem in den Semesterferien Gelegenheitsjobs, unter anderem im Baugewerbe, in der Duisburger Kupferhütte, in einem Schwefelwerk sowie als Fabriknachtwächter oder Statist bei den städtischen Bühnen Köln. Auch während des Studiums blieb Thoelke sportlich aktiv und spielte als Torwart für die Handball-, Hockey- und Fußballmannschaft der Universität Köln, mit der er Deutscher Hochschulmeister wurde. Neben ihm im Tor des Fußballteams stand der spätere Fußballweltmeister Fritz Herkenrath (1928-2016). In Köln lernte er an Karneval 1952 auch seine spätere Ehefrau Ursula Oertel, genannt Ulla (1929), kennen, die aus dem Hunsrückort Simmern stammt.
Während Thoelkes Begeisterung für die Rechtswissenschaften im Laufe des Studiums schwand, hatten der Sportjournalismus und Rundfunk sein Interesse geweckt. Deshalb begann er eine Dissertation zum Thema „Rechtliche, besonders urheberrechtliche Probleme des Fernsehens“, in der Hoffnung, durch die Recherche Kontakt zum Westdeutschen Rundfunk (WDR) zu erhalten. Als 1952 eine Bewerbung als Geschäftsführer des Deutschen Handballbunds (DHB) erfolgreich war, brach Thoelke sein Studium ab. Bei dem in Dortmund ansässigen Verband übernahm er vor allem organisatorische Aufgaben. In dieser Zeit wurde der Länderspielbetrieb ausgebaut. Bereits im Jahr der Einstellung Thoelkes wurde Deutschland Weltmeister im Feldhandball und konnte den Titel 1955 verteidigen. 1956 nahm Thoelke mit dem DHB eine Einladung zu einer Japanreise wahr, die unter Schirmherrschaft des für den interkulturellen Austausch zuständigen Prinzen Takamatsu (1905-1987) stand.
Die Arbeit als Geschäftsführer brachte den Kontakt zu den Medien mit sich. Die erhoffte Chance im Sportjournalismus Fuß zu fassen, ergab sich Anfang 1953 in Folge einer internationalen Schiedsrichterkonferenz in Karlsruhe, von der Thoelke auf Bitten des Sportfunkleiters des Süddeutschen Rundfunks (SDR), Gerd Krämer (1920-2010), ein zehnminütiges Interview aufzeichnete. Aufgrund der wetterbedingten Absage sämtlicher deutscher Freiluftsportveranstaltungen am nächsten Tag und somit fehlenden Sendematerials wurde der Beitrag von zahlreichen Sendern übernommen. Das Interview war bei Rundfunkmachern im Gedächtnis geblieben. So erhielt Thoelke am 31.1.1953 vom WDR die Gelegenheit, von der Westdeutschen Hallenhandball-Meisterschaft in der Dortmunder Westfallenhalle zu berichten. Bereits am darauffolgenden Tag kam die nächste Vertretungsanfrage von Herbert Zimmermann, der für den Norddeutschen Rundfunk einen Reporter für das Handballländerspiel zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei in Prag suchte. Seit 1955 arbeitete Thoelke dann regelmäßig als freier Mitarbeiter für die Sportberichterstattung des WDR und Süddeutschen Rundfunks.
Im März 1955 heiratete er in Dortmund seine Freundin Ulla Oertel. Ein Jahr später kam Sohn Jan zur Welt, dem 1958 die Tochter May folgte. Auf Anregung seines Vorgesetzten Willi Daume, Präsident des Deutschen Handball- und Sportbunds, schaffte sich Thoelke ein zweites Standbein in der Kinderkonfektion. Durch Vermittlung von Daumes Ehefrau Rosemarie vertrieb er mit seiner Ehefrau - einer ausgebildeten Schneiderin - als Lizenznehmer eines Pariser Textilverlags Kollektionen in Deutschland. Es war nur eines von vielen Unternehmen, die Thoelke noch betreiben würde. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte er sich zu einem umtriebigen Geschäftsmann.
Für den DHB blieb Thoelke bis 1960 tätig. Danach zog er mit seiner Familie nach Stuttgart, wo er als Vermögensberater für einen millionenschweren Stuttgarter Unternehmer arbeitete. Sein Geld verdiente er in dieser Zeit vor allem als freier Mitarbeiter durch Rundfunkreportagen für den SDR. Für die gemeinschaftliche Hörfunksendung des SDR und SWF „Sport am Wochenende“ berichtete er über Handball und Fußball sowie auch Randsportarten wie Volleyball, Frauen-Motorsport und Querfeldeinrennen. In dieser Zeit sammelte Thoelke zudem erste Erfahrungen mit dem Fernsehen, da seine Sportreportagen im Auftrag des SDR/SWF auch für die „Abendschau“, der Nachrichtensendung des Regionalfensters der ARD, angefertigt wurden.
1960 übernahm der passionierte Flugfan Thoelke den Posten des kaufmännischen Direktors der 1957 von dem ehemaligen Kunstflieger Max Schwabe (gestorben 1970) gegründeten Charterfluggesellschaft „Bavaria“ mit Sitz in München. Thoelke konzipierte für zwei neue Flugzeuge der „Bavaria“ einen nächtlichen Luftpostdienst, den man der Deutschen Post anbot. Letztlich wurde der Auftrag der Deutschen Lufthansa erteilt. Jedoch konnte Thoelke erreichen, dass seine Fluggesellschaft einen Auftrag für Frachtflugdienste erhielt, die 1961 vertraglich geregelt wurden. Die Arbeit in dem Münchner Unternehmen brachte 1962 einen Umzug nach Geiselgasteig (Grünwald) mit sich.
Am 1.1.1963 wurde er Leiter der Zentralredaktion in der Hauptabteilung Sport des sich im Aufbau befindlichen ZDF. Nach Aufnahme des Sendebetriebs im März 1963 moderierte er in wöchentlichem Wechsel mit Carl Weiss (geboren 1925) und Erich Helmensdorfer (1920-2017) die Nachrichtensendung „heute“. Im September kehrte er als Moderator des zum Start der neuen Fußball-Bundesliga am 24.8.1963 erstmals ausgestrahlten „Aktuellen Sportstudios“ zum Sportjournalismus zurück. Neben Rainer Günzler (1927-1977) und Harry Valérien (1923-2012) wurde Thoelke zur prägenden Gestalt der Anfangsjahre der samstäglichen Sendung, die er bis Ende März 1970 116 Mal moderierte und als eine der schönsten Zeiten in seinem Leben bezeichnete. Das von Thoelkes Abteilung innerhalb von wenigen Wochen entwickelte innovativ-unkonventionelle Sendungskonzept in Form einer Mischung aus informativer Talkshow, Berichterstattung und Unterhaltungsshow stieg bald zur beliebtesten Sportsendung auf. Zu ihrem bekanntesten Markenzeichen zählt bis heute die 1964 eingeführte Torwand. Der Erfolg des Formats führte dazu, dass das Moderatorentrio im Januar 1966 in der Kategorie „Team“ mit dem erstmals verliehenen Publikumspreis „Goldene Kamera“ ausgezeichnet wurde. Gerade Thoelkes zunächst mehrfach kritisierter, unkonventioneller Interviewstil mit über das rein Sportliche hinausgehenden Fragen zu Hintergrundinformationen und Privatem, brachte ihm beim Publikum große Popularität und machte ihn zum Star der Sendung. 1970 erhielt Thoelke für seine Moderation des Sportstudios den Fernsehpreis „Bambi“ in Gold als beliebtester Sportreporter.
Neben seiner Funktion als Moderator des Sportstudios trat Thoelke in der Quizsendung „Rate mit - Reise mit“ im Mai 1965 beim ZDF erstmals als Moderator im Unterhaltsbereich in Erscheinung. Er leitete das Format bis zu dessen Einstellung im Jahr 1967.
Nach der Absetzung der Quizsendungen „Vergißmeinnicht“ und „Der Goldene Schuß“ 1970 beabsichtigte das ZDF für den freigewordenen Sendeplatz am Donnerstagabend eine Unterhaltungssendung mit Thoelke als Moderator zu entwerfen. Bei den Verhandlungen hierzu kündigte dieser seinen Dienstvertrag mit dem ZDF, um fortan als freier Mitarbeiter für den Sender zu arbeiten, da er auf diese Weise mehr Zeit für seine Nebentätigkeiten in der freien Wirtschaft hatte.
Für den Sendeplatz am Donnerstagabend entwickelte Thoelke die abwechslungsreiche 90-minütige Quiz- und Unterhaltungssendung „3x9. Diese war gespickt mit Sketchen und Musikbeiträgen, die als Benefiz-Kompilationen auf Schallplatte veröffentlicht wurden. Davon erreichten mehrere die Top Ten der Deutschen Albumcharts. Zum musikalischen Stammpersonal der Sendung gehörten die Bigband Max Gregers (1926-2015) und das ZDF-Tanzballett.
Auf Bitten des ZDF-Gründungsintendanten Karl Holzamer (1906-2007) hatte Thoelke, der auch die Drehbücher und Spiele für jede Ausgabe entwickelte, die Lotterie „Aktion Sorgenkind“ als Teil der Sendung von Peter Frankenfelds Spielshow „Vergißmeinnicht“ übernommen. Auf die Lotterie zugunsten von Menschen mit Behinderungen bezog sich auch der von Thoelke erdachte Sendungstitel, der auf den höchstmöglichen Einzahlungsbetrag eines Teilnehmers der Lotterie (9,99 DM) anspielte. Die Ziehung und Auslosung der Lotterie fanden im Laufe einer jeweiligen Ausgabe statt.
Die in wechselnden Städten stattfindende Livesendung wurde nach erfolgreicher Pilotfolge bereits im September 1970 erstmals ausgestrahlt und stieg in der Folgezeit mit einer durchschnittlichen Einschaltquote von 25 Millionen Zuschauern zur erfolgreichsten Sendung des ZDF auf. Bis 1974 kam sie auf 31 Folgen. Ab der zweiten Sendung hatte Thoelke die von Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot (1923-2011), geschaffene Zeichentrickfigur eines Hundes als Showpart übernommen, der die Zuschauer auf den Kauf für die kommende Lotterie hinwies. Die Figur, die nach ihrem ersten Auftritt vom Publikum den Namen „Wum“ erhielt, wurde unter den Zuschauern derart beliebt, dass man sie auch in Thoelkes Nachfolgeshow „Der Große Preis“ einband, wo sie von einem Elefanten ergänzt wurde, der durch Zuschauerwahl den Namen „Wendelin“ erhielt.
Der Quotengarant „3x9“ wurde vom ZDF 1974 aufgrund der hohen Kosten als live ausgestrahlte Wandershow eingestellt. Für den Nachfolger „Der Große Preis“, der auf der italienischen Sendung „Rischia Tutto“ basierte, unternahm man daher mehrere konzeptionelle Änderungen. Ohne Max Gregers Bigband und das ZDF-Tanzballet fand die von nun an aufgezeichnete Show monatlich in Berlin statt. Im Showkonzept wurde auch die Lotterie „Aktion Sorgenkind“ beibehalten, an der die Zuschauer in Form von Monats- und später auch Jahreslosen teilnehmen konnten. Wie beim Vorgänger „3x9“ fand die Lotterieziehung im Verlauf der Sendung statt.
In 220 Sendungen, die Thoelke zwischen 1974 und 1992 moderierte, nahm die Lotterie 1,7 Milliarden D-Mark (Brutto inklusive Gewinnausschüttung 3 Milliarden) ein. Die Sendung erreichte zunächst ähnlich hohe Zuschauerwerte wie ihr Vorgänger, jedoch sank die Einschaltquote nicht zuletzt aufgrund des Aufkommens des Privatfernsehens ab Mitte der 1980er Jahren - vor allem bei der jüngeren Zielgruppe - stetig, sodass diese 1991 „nur“ noch bei 21 Prozent lag. Nach Thoelkes Rückzug vom „Großen Preis“ kam es zwischen ihm und der ZDF-Führung zur Auseinandersetzung über die Fortführung des Formats. Statt die Sendung, wie geplant, zu verjüngen, übertrug man die Moderation Hans-Joachim Kulenkampff (1921-1998), der das nun auf den Samstagabend verlegte Format aufgrund Zuschauerschwunds bereits nach fünf Folgen wieder abgab. Die Show wurde danach bis zu ihrer Einstellung im Dezember 1993 von Carolin Reiber (geboren 1940) moderiert.
Thoelke leitete beim ZDF unterdessen noch bis 1994 das 1990 von Elke Heidenreich (geboren 1943) übernommene wöchentliche Format „Klassentreffen“; eine 45-minütige Sendung, in der Prominente auf ehemalige Klassenkameraden trafen und über die gemeinsame Schulzeit sprachen. Trotz bereits erreichten Rentenalters zog sich der Moderator nach seinem Abschied von „Der Große Preis“ und „Klassentreffen“ nicht aus der Medienlandschaft zurück. So übernahm er im Januar 1993 beim öffentlich-rechtlichen „Sender Freies Berlin“ und MDR eine eigene Talkrunde „Talk Thoelke“. 1994 war er Mitbegründer des Berliner Radiosenders „50Plus“, einem Kanal für Zuhörer ab 50, der 1995 ins „Spreeradio“ umbenannt wurde. An dem Sender war Thoelke als Gesellschafter mit acht Prozent beteiligt und moderierte bis zu seinem Tod die zweistündige Sendung „Thoelke am Sonnabend“. Eine Marktlücke im Segment der 35 bis 55 Jährigen wähnte der Showmaster beim Musikfernsehen, weshalb er sich als Gesellschafter am Aufbau des Musiksenders „Center of Music TV“, kurz „Com-TV“, engagierte, der Countrymusik und Oldies spielen sollte. Der Spartenkanal, an dem Thoelke 16 Prozent hielt, ging jedoch nie auf Sendung.
Thoelke, der sich selbst als Dienstleister des Publikums sah, galt bei den meisten Zuschauern als seriöser, gutmütiger, charmanter, kumpelhafter Typ, der zwar scharfzüngig sein konnte, jedoch stets fair blieb. Beliebt war er auch wegen seiner teilweise lehrerhaften Art, in der er komplexe Sachverhalte dem Publikum durch Vereinfachung verständlich darzustellen verstand. Kritiker hielten ihm hingegen sein oft unbeholfenes Auftreten vor. Sie fanden ihn zudem zu langweilig und bieder. Dabei war gerade das Image des gemütlichen, normalen Menschen „von nebenan“, mit dem sich das Publikum identifizieren konnte, zu einem Großteil für seine Popularität verantwortlich. Der Beliebtheit des Moderators tat es auch keinen Abbruch, als 1972 ein außereheliches Verhältnis Thoelkes mit Monika Krebs an die Öffentlichkeit kam.
Neben der Fernseharbeit war Thoelke seit 1970 an zahlreichen wirtschaftlichen Unternehmen beteiligt. 1971 wurde der ehemalige Sportreporter von Franz Burda (1903-1986) zum Herausgeber von dessen neuerworbenem Magazin „Sport-Illustrierte“ ernannt. Der Verlag stellte die wöchentlich erscheinende Zeitschrift aufgrund fehlender journalistischer Kompetenz und Rentabilität aber bereits 1973 ein. Eine weitere durch den Erfolg als Moderator eröffnete Einkommensquelle bildete für Thoelke die Moderation von Firmen- und Werbeveranstaltungen, Galas sowie das Halten von Vorträgen. Darüber hinaus war er erneut in der Kleiderkonfektion tätig. Neben einer von ihm patentierten Dehnbundhose, die sich dem wechselnden Körperumfang anpasste, brachte er Anfang der 1970er Jahre mit dem Solinger Krawattenfabrikanten Helmut Winnenbrock, eine eigene Krawatten-Kollektion heraus, an deren Gestaltung der Showmaster selbst mitwirkte. Später folgte eine eigene Kollektion von Oberhemden.
1975 wandte sich Thoelke, der kurz zuvor seinen Flugschein gemacht hatte, wiederum der Luftfahrt zu, indem er mit dem Piloten Hans-Jörg Stöckl (gestorben 2011) die Fluglinie „Montana Austria“ gründete. Diese führte vor allem Interkontinentalflüge in die USA und nach Fernost durch. Thoelke kümmerte sich mithilfe von Finanziers um die Anschaffung der ersten Boeing 707 der Gesellschaft, zog sich aber nach kurzer Zeit aus dem Projekt zurück. Wenige Jahre später eröffnete er dann mit Blick auf eine spätere Übernahme durch seinen Sohn Jan mit zwei Geschäftspartnern eine Mitsubishi-Vertretung in Frankfurt am Main. Dieser folgte bald eine weitere Filiale in Wiesbaden. Das Unternehmen wurde für Thoelke, der 1982 zwischenzeitlich von Wehen nach Niedernhausen-Engenhahn gezogen war, zu einem finanziellen Fiasko, da ihn ein Geschäftspartner seit den 1980er Jahren um Millionenbeträge betrogen hatte.
Im März 1991 musste sich der bereits seit Mitte der 1980er Jahren gesundheitlich angeschlagene und inzwischen schwerkranke Thoelke wegen fortgeschrittener Arterienverkalkung in einer Spezialklinik in Genf einer Herzoperation unterziehen, bei der ihm drei Bypässe eingesetzt wurden. Bereits zwei Monate nach seiner Operation und einem mehrwöchigen Genesungsaufenthalt bei Baden-Baden, hatte er, von der Operation noch sichtlich gezeichnet, die 200. Ausgabe von „Der Große Preis“ moderiert.
Thoelke starb am 26.11.1995 in seinem Haus in Niedernhausen-Engenhahn.
Schriften
Vor allem Sport. Gesammelt in Stadion und Studio, Frankfurt am Main 1969.
Stars Kollegen und Ganoven. Eine Art Biographie, Bergisch Gladbach 1995.
Literatur
Kürten, Dieter, Drei unten, drei oben. Erinnerungen eines Sportjournalisten, Hamburg 2003.
Poschmann, Wolf-Dieter, Sport-Studio-Moderation - Gestern, heute, morgen, in: Sport ist Kommunikation. Festschrift zum 60. Geburtstag Prof. Dr. Dr. hc. Josef Hackforth, hg. von Michael Schaffrath, Berlin 2009, S. 213-226.
Schneider, Christoph, Wim Thoelke (1927-1995), in: Rundfunk und Geschichte 1 (1996), S. 55-56.
Strobel, Ricarda /Faulstich, Werner, Die deutschen Fernsehstars. Stars für die ganze Familie, Band 3, Göttingen 1998, S. 18-35.
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Pesch, Martin, Wim Thoelke, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/wim-thoelke/DE-2086/lido/5e3952e1ba2a97.44849802 (abgerufen am 05.12.2024)