Wim Thoelke

Moderator, Unternehmer und Sportfunktionär (1927-1995)

Martin Pesch (Bonn)

Wim Thoelke mit den goldenen 'Wum und Wendelin' im Rahmen der Sendung 'Der Große Preis', undatiert, Foto: Barbara Oloffs. (ZDF/Barbara Oloffs)

Wim Tho­el­ke zähl­te von den 1960er bis An­fang der 1990er Jah­re zu den be­kann­tes­ten und be­lieb­tes­ten Show­mas­tern des deut­schen Fern­se­hens. Zu­nächst als frei­er Sport­be­richt­er­stat­ter für den WDR und SDR tä­tig, wur­de er ab 1963 durch die Mo­dera­ti­on der „heu­te“-Nach­rich­ten und des „Ak­tu­el­len Sport­stu­di­o­s“ beim ZDF ei­nem Mil­lio­nen­pu­bli­kum be­kannt. Sei­ne grö­ß­ten Er­fol­ge fei­er­te er ab 1970 mit den bei­den ZDF-Quiz- und Lot­te­rie­shows „3x9“ und „Der Gro­ße Preis“, die bis 25 Mil­lio­nen Zu­schau­er vor die Bild­schir­me lock­ten. Als Un­ter­neh­mer war Tho­el­ke un­ter an­de­rem in der Klei­der­kon­fek­ti­on und Luft­fahrt tä­tig. Von 1952 bis 1959 war er zu­dem Ge­schäfts­füh­rer des Deut­schen Hand­ball­bunds.

Ge­org Hein­rich Wil­helm, ge­nannt „Wim“ Tho­el­ke wur­de am 9.5.1927 als ers­tes von drei Kin­dern des Stu­di­en­rats Jo­sef Wil­helm Tho­el­ke (1889-1973) und des­sen Ehe­frau Mar­tha, ge­bo­re­ne Stie­per­mann (1895-1969), in Mül­heim an der Ruhr ge­bo­ren. Tho­el­ke hat­te zwei Ge­schwis­ter: Ro­se­ma­rie (1928) und Karl (1930-1983). Der Va­ter, pro­mo­vier­ter His­to­ri­ker, ge­bür­tig aus Frank­furt am Main, war ab 1920 als Leh­rer am Mer­ca­tor-Gym­na­si­um in Duis­burg tä­tig und wur­de in die­sem Re­vier­ort 1939 Ober­stu­di­en­di­rek­tor am Frau-Rat-Goe­the-Gym­na­si­um. Ab 1948 un­ter­rich­te­te er er­neut für ein Jahr am Mer­ca­tor-Gym­na­si­um, be­vor er bis 1954 Leh­rer am Stein­bart-Gym­na­si­um wur­de. Der Va­ter war ka­tho­li­scher, die Mut­ter evan­ge­li­scher Kon­fes­si­on.

Be­reits in der Kind­heit wur­de Tho­el­ke „Wim“ ge­nannt, ei­ne platt­deut­sche Ab­wand­lung sei­nes Ruf­na­mens Wil­helm, die in sei­nem Ge­burts­ort ge­läu­fig war. Als Fern­seh­mo­de­ra­tor kam spä­ter der Spitz­na­me „Big Wim“ hin­zu, der sich nicht nur auf sei­ne kör­per­li­che Sta­tur, son­dern auch sei­nen Er­folg und sei­ne Po­pu­la­ri­tät beim Pu­bli­kum be­zog. Ab 1933 be­such­te Tho­el­ke die Volks­schu­le am Blöt­ter Weg in Mül­heim-Spel­dorf. Sei­ne Kind­heit in ei­nem gut­bür­ger­li­chen Haus­halt mit Kin­der­mäd­chen im länd­lich ge­präg­ten Spel­dorf be­schrieb er spä­ter als be­hü­tet und un­be­schwert. Ei­ne Af­fi­ni­tät zum Sport war schon früh vor­han­den. So be­such­te er als Kind mit Freun­den re­gel­mä­ßig die Par­ti­en des da­mals in der Be­zirks­li­ga Nie­der­rhein spie­len­den VfB Spel­dorf. We­ni­ge Jah­re spä­ter spiel­te Tho­el­ke als Tor­wart selbst für den Ver­ein, wo­bei er we­gen star­ker Kon­kur­renz meist auf der Er­satz­bank Platz neh­men muss­te und schlie­ß­lich als Tor­hü­ter zum Kah­len­ber­ger Ho­ckey­club wech­sel­te. 

Ab 1937 be­such­te er das Duis­bur­ger Mer­ca­tor-Gym­na­si­um, wel­ches er im Fe­bru­ar 1943 ver­las­sen muss­te, als er als Luft­waf­fen­hel­fer an ei­ne Flak­bat­te­rie in Duis­burg-Beeck ein­ge­zo­gen wur­de. Im No­vem­ber 1944 folg­te der Reichs­ar­beits­dienst in Aa­len und spä­ter Jit­schin (heu­te Jičín, Tsche­chi­en), wo er ei­ne kur­ze Flie­ger­aus­bil­dung in Form ei­nes Se­gel­flie­ger­kur­ses er­hielt, die in ihm ei­ne le­bens­lan­ge Lei­den­schaft für das Flie­gen weck­te. Zu ei­nem Kriegs­ein­satz kam es auf­grund ei­ner Ver­let­zung durch ei­nen Gra­nat­split­ter, die Tho­el­ke sich als Mit­glied der In­f­an­trie-Di­vi­si­on Fried­rich Lud­wig Jahn bei Mi­chen­dorf (Bran­den­burg) zu­ge­zo­gen hat­te, nicht mehr. 

Nach En­de des Welt­kriegs ar­bei­te­te Tho­el­ke zu­nächst als Hilfs­ar­bei­ter in Ham­burg und be­such­te nach Rück­kehr in den el­ter­li­chen Haus­halt er­neut das Mer­ca­tor-Gym­na­si­um, wo er 1946 das Ab­itur ab­leg­te. An­schlie­ßend be­gann er ei­ne kauf­män­ni­sche Leh­re bei ei­ner Berg­bau­fir­ma, in der er es bis zum Di­rek­ti­ons­as­sis­ten­ten brach­te. Je­doch brach er die­se Lauf­bahn ab und nahm im Som­mer 1948 das Ju­ra­stu­di­um an der Uni­ver­si­tät Köln auf. Zur Fi­nan­zie­rung sei­nes Le­bens­un­ter­halts über­nahm er vor al­lem in den Se­mes­ter­fe­ri­en Ge­le­gen­heits­jobs, un­ter an­de­rem im Bau­ge­wer­be, in der Duis­bur­ger Kup­fer­hüt­te, in ei­nem Schwe­fel­werk so­wie als Fa­brik­nacht­wäch­ter oder Sta­tist bei den städ­ti­schen Büh­nen Köln. Auch wäh­rend des Stu­di­ums blieb Tho­el­ke sport­lich ak­tiv und spiel­te als Tor­wart für die Hand­ball-, Ho­ckey- und Fuß­ball­mann­schaft der Uni­ver­si­tät Köln, mit der er Deut­scher Hoch­schul­meis­ter wur­de. Ne­ben ihm im Tor des Fuß­ball­teams stand der spä­te­re Fuß­ball­welt­meis­ter Fritz Her­ken­rath (1928-2016). In Köln lern­te er an Kar­ne­val 1952 auch sei­ne spä­te­re Ehe­frau Ur­su­la Oer­tel, ge­nannt Ul­la (1929), ken­nen, die aus dem Huns­rück­ort Sim­mern stammt. 

Wäh­rend Tho­el­kes Be­geis­te­rung für die Rechts­wis­sen­schaf­ten im Lau­fe des Stu­di­ums schwand, hat­ten der Sport­jour­na­lis­mus und Rund­funk sein In­ter­es­se ge­weckt. Des­halb be­gann er ei­ne Dis­ser­ta­ti­on zum The­ma „Recht­li­che, be­son­ders ur­he­ber­recht­li­che Pro­ble­me des Fern­se­hen­s“, in der Hoff­nung, durch die Re­cher­che Kon­takt zum West­deut­schen Rund­funk (WDR) zu er­hal­ten. Als 1952 ei­ne Be­wer­bung als Ge­schäfts­füh­rer des Deut­schen Hand­ball­bunds (DHB) er­folg­reich war, brach Tho­el­ke sein Stu­di­um ab. Bei dem in Dort­mund an­säs­si­gen Ver­band über­nahm er vor al­lem or­ga­ni­sa­to­ri­sche Auf­ga­ben. In die­ser Zeit wur­de der Län­der­spiel­be­trieb aus­ge­baut. Be­reits im Jahr der Ein­stel­lung Tho­el­kes wur­de Deutsch­land Welt­meis­ter im Feld­hand­ball und konn­te den Ti­tel 1955 ver­tei­di­gen. 1956 nahm Tho­el­ke mit dem DHB ei­ne Ein­la­dung zu ei­ner Ja­pan­rei­se wahr, die un­ter Schirm­herr­schaft des für den in­ter­kul­tu­rel­len Aus­tausch zu­stän­di­gen Prin­zen Ta­k­a­matsu (1905-1987) stand.

Die Ar­beit als Ge­schäfts­füh­rer brach­te den Kon­takt zu den Me­di­en mit sich. Die er­hoff­te Chan­ce im Sport­jour­na­lis­mus Fuß zu fas­sen, er­gab sich An­fang 1953 in Fol­ge ei­ner in­ter­na­tio­na­len Schieds­rich­ter­kon­fe­renz in Karls­ru­he, von der Tho­el­ke auf Bit­ten des Sport­funk­lei­ters des Süd­deut­schen Rund­funks (SDR), Gerd Krä­mer (1920-2010), ein zehn­mi­nü­ti­ges In­ter­view auf­zeich­ne­te. Auf­grund der wet­ter­be­ding­ten Ab­sa­ge sämt­li­cher deut­scher Frei­luft­sport­ver­an­stal­tun­gen am nächs­ten Tag und so­mit feh­len­den Sen­de­ma­te­ri­als wur­de der Bei­trag von zahl­rei­chen Sen­dern über­nom­men. Das In­ter­view war bei Rund­funk­ma­chern im Ge­dächt­nis ge­blie­ben. So er­hielt Tho­el­ke am 31.1.1953 vom WDR die Ge­le­gen­heit, von der West­deut­schen Hal­len­hand­ball-Meis­ter­schaft in der Dort­mun­der West­fal­len­hal­le zu be­rich­ten. Be­reits am dar­auf­fol­gen­den Tag kam die nächs­te Ver­tre­tungs­an­fra­ge von Her­bert Zim­mer­mann, der für den Nord­deut­schen Rund­funk ei­nen Re­por­ter für das Hand­ball­län­der­spiel zwi­schen Deutsch­land und der Tsche­cho­slo­wa­kei in Prag such­te. Seit 1955 ar­bei­te­te Tho­el­ke dann re­gel­mä­ßig als frei­er Mit­ar­bei­ter für die Sport­be­richt­er­stat­tung des WDR und Süd­deut­schen Rund­funks.

Im März 1955 hei­ra­te­te er in Dort­mund sei­ne Freun­din Ul­la Oer­tel. Ein Jahr spä­ter kam Sohn Jan zur Welt, dem 1958 die Toch­ter May folg­te. Auf An­re­gung sei­nes Vor­ge­setz­ten Wil­li Dau­me, Prä­si­dent des Deut­schen Hand­ball- und Sport­bunds, schaff­te sich Tho­el­ke ein zwei­tes Stand­bein in der Kin­der­kon­fek­ti­on. Durch Ver­mitt­lung von Dau­mes Ehe­frau Ro­se­ma­rie ver­trieb er mit sei­ner Ehe­frau - ei­ner aus­ge­bil­de­ten Schnei­de­rin - als Li­zenz­neh­mer ei­nes Pa­ri­ser Tex­til­ver­lags Kol­lek­tio­nen in Deutsch­land. Es war nur ei­nes von vie­len Un­ter­neh­men, die Tho­el­ke noch be­trei­ben wür­de. In den fol­gen­den Jahr­zehn­ten ent­wi­ckel­te er sich zu ei­nem um­trie­bi­gen Ge­schäfts­mann.

Für den DHB blieb Tho­el­ke bis 1960 tä­tig. Da­nach zog er mit sei­ner Fa­mi­lie nach Stutt­gart, wo er als Ver­mö­gens­be­ra­ter für ei­nen mil­lio­nen­schwe­ren Stutt­gar­ter Un­ter­neh­mer ar­bei­te­te. Sein Geld ver­dien­te er in die­ser Zeit vor al­lem als frei­er Mit­ar­bei­ter durch Rund­funk­re­por­ta­gen für den SDR. Für die ge­mein­schaft­li­che Hör­funk­sen­dung des SDR und SWF „Sport am Wo­chen­en­de“ be­rich­te­te er über Hand­ball und Fuß­ball so­wie auch Rand­sport­ar­ten wie Vol­ley­ball, Frau­en-Mo­tor­sport und Quer­feld­ein­ren­nen. In die­ser Zeit sam­mel­te Tho­el­ke zu­dem ers­te Er­fah­run­gen mit dem Fern­se­hen, da sei­ne Sport­re­por­ta­gen im Auf­trag des SDR/SWF auch für die „Abend­schau“, der Nach­rich­ten­sen­dung des Re­gio­nal­fens­ters der ARD, an­ge­fer­tigt wur­den. 

1960 über­nahm der pas­sio­nier­te Flug­fan Tho­el­ke den Pos­ten des kauf­män­ni­schen Di­rek­tors der 1957 von dem ehe­ma­li­gen Kunst­flie­ger Max Schwa­be (ge­stor­ben 1970) ge­grün­de­ten Char­ter­flug­ge­sell­schaft „Ba­va­ri­a“ mit Sitz in Mün­chen. Tho­el­ke kon­zi­pier­te für zwei neue Flug­zeu­ge der „Ba­va­ri­a“ ei­nen nächt­li­chen Luft­post­dienst, den man der Deut­schen Post an­bot. Letzt­lich wur­de der Auf­trag der Deut­schen Luft­han­sa er­teilt. Je­doch konn­te Tho­el­ke er­rei­chen, dass sei­ne Flug­ge­sell­schaft ei­nen Auf­trag für Fracht­flug­diens­te er­hielt, die 1961 ver­trag­lich ge­re­gelt wur­den. Die Ar­beit in dem Münch­ner Un­ter­neh­men brach­te 1962 ei­nen Um­zug nach Gei­sel­gas­teig (Grün­wald) mit sich. 

 

Am 1.1.1963 wur­de er Lei­ter der Zen­tral­re­dak­ti­on in der Haupt­ab­tei­lung Sport des sich im Auf­bau be­find­li­chen ZDF. Nach Auf­nah­me des Sen­de­be­triebs im März 1963 mo­de­rier­te er in wö­chent­li­chem Wech­sel mit Carl Weiss (ge­bo­ren 1925) und Erich Hel­mens­dor­fer (1920-2017) die Nach­rich­ten­sen­dung „heu­te“. Im Sep­tem­ber kehr­te er als Mo­dera­tor des zum Start der neu­en Fuß­ball-Bun­des­li­ga am 24.8.1963 erst­mals aus­ge­strahl­ten „Ak­tu­el­len Sport­stu­di­o­s“ zum Sport­jour­na­lis­mus zu­rück. Ne­ben Rai­ner Günz­ler (1927-1977) und Har­ry Valé­ri­en (1923-2012) wur­de Tho­el­ke zur prä­gen­den Ge­stalt der An­fangs­jah­re der sams­täg­li­chen Sen­dung, die er bis En­de März 1970 116 Mal mo­de­rier­te und als ei­ne der schöns­ten Zei­ten in sei­nem Le­ben be­zeich­ne­te. Das von Tho­el­kes Ab­tei­lung in­ner­halb von we­ni­gen Wo­chen ent­wi­ckel­te in­no­va­tiv-un­kon­ven­tio­nel­le Sen­dungs­kon­zept in Form ei­ner Mi­schung aus in­for­ma­ti­ver Talk­show, Be­richt­er­stat­tung und Un­ter­hal­tungs­show stieg bald zur be­lieb­tes­ten Sport­sen­dung auf. Zu ih­rem be­kann­tes­ten Mar­ken­zei­chen zählt bis heu­te die 1964 ein­ge­führ­te Tor­wand. Der Er­folg des For­mats führ­te da­zu, dass das Mo­dera­to­ren­trio im Ja­nu­ar 1966 in der Ka­te­go­rie „Team“ mit dem erst­mals ver­lie­he­nen Pu­bli­kums­preis „Gol­de­ne Ka­me­ra“ aus­ge­zeich­net wur­de. Ge­ra­de Tho­el­kes zu­nächst mehr­fach kri­ti­sier­ter, un­kon­ven­tio­nel­ler In­ter­viewstil mit über das rein Sport­li­che hin­aus­ge­hen­den Fra­gen zu Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und Pri­va­tem, brach­te ihm beim Pu­bli­kum gro­ße Po­pu­la­ri­tät und mach­te ihn zum Star der Sen­dung. 1970 er­hielt Tho­el­ke für sei­ne Mo­dera­ti­on des Sport­stu­di­os den Fern­seh­preis „Bam­bi“ in Gold als be­lieb­tes­ter Sport­re­por­ter.

Ne­ben sei­ner Funk­ti­on als Mo­dera­tor des Sport­stu­di­os trat Tho­el­ke in der Quiz­sen­dung „Ra­te mit - Rei­se mit“ im Mai 1965 beim ZDF erst­mals als Mo­dera­tor im Un­ter­halts­be­reich in Er­schei­nung. Er lei­te­te das For­mat bis zu des­sen Ein­stel­lung im Jahr 1967. 

Nach der Ab­set­zung der Quiz­sen­dun­gen „Ver­gi­ß­mein­nich­t“ und „Der Gol­de­ne Schu­ß“ 1970 be­ab­sich­tig­te das ZDF für den frei­ge­wor­de­nen Sen­de­platz am Don­ners­tag­abend ei­ne Un­ter­hal­tungs­sen­dung mit Tho­el­ke als Mo­dera­tor zu ent­wer­fen. Bei den Ver­hand­lun­gen hier­zu kün­dig­te die­ser sei­nen Dienst­ver­trag mit dem ZDF, um fort­an als frei­er Mit­ar­bei­ter für den Sen­der zu ar­bei­ten, da er auf die­se Wei­se mehr Zeit für sei­ne Ne­ben­tä­tig­kei­ten in der frei­en Wirt­schaft hat­te. 

Für den Sen­de­platz am Don­ners­tag­abend ent­wi­ckel­te Tho­el­ke die ab­wechs­lungs­rei­che 90-mi­nü­ti­ge Quiz- und Un­ter­hal­tungs­sen­dung „3x9. Die­se war ge­spickt mit Sket­chen und Mu­sik­bei­trä­gen, die als Be­ne­fiz-Kom­pi­la­tio­nen auf Schall­plat­te ver­öf­fent­licht wur­den. Da­von er­reich­ten meh­re­re die Top Ten der Deut­schen Al­bum­charts. Zum mu­si­ka­li­schen Stamm­per­so­nal der Sen­dung ge­hör­ten die Big­band Max Gre­gers (1926-2015) und das ZDF-Tanz­bal­lett.

Auf Bit­ten des ZDF-Grün­dungs­in­ten­dan­ten Karl Holza­mer (1906-2007) hat­te Tho­el­ke, der auch die Dreh­bü­cher und Spie­le für je­de Aus­ga­be ent­wi­ckel­te, die Lot­te­rie „Ak­ti­on Sor­gen­kin­d“ als Teil der Sen­dung von Pe­ter Fran­ken­felds Spiel­show „Ver­gi­ß­mein­nich­t“ über­nom­men. Auf die Lot­te­rie zu­guns­ten von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen be­zog sich auch der von Tho­el­ke er­dach­te Sen­dungs­ti­tel, der auf den höchst­mög­li­chen Ein­zah­lungs­be­trag ei­nes Teil­neh­mers der Lot­te­rie (9,99 DM) an­spiel­te. Die Zie­hung und Aus­lo­sung der Lot­te­rie fan­den im Lau­fe ei­ner je­wei­li­gen Aus­ga­be statt. 

Wim Thoelke als Moderator des 'Aktuellen Sportstudios', München, 1969, Foto: Georg Meyer-Hanno. (ZDF/Georg Meyer-Hanno)

 

Die in wech­seln­den Städ­ten statt­fin­den­de Live­sen­dung wur­de nach er­folg­rei­cher Pi­lot­fol­ge be­reits im Sep­tem­ber 1970 erst­mals aus­ge­strahlt und stieg in der Fol­ge­zeit mit ei­ner durch­schnitt­li­chen Ein­schalt­quo­te von 25 Mil­lio­nen Zu­schau­ern zur er­folg­reichs­ten Sen­dung des ZDF auf. Bis 1974 kam sie auf 31 Fol­gen. Ab der zwei­ten Sen­dung hat­te Tho­el­ke die von Vic­co von Bü­low, bes­ser be­kannt als Lo­ri­ot (1923-2011), ge­schaf­fe­ne Zei­chen­trick­fi­gur ei­nes Hun­des als Show­part über­nom­men, der die Zu­schau­er auf den Kauf für die kom­men­de Lot­te­rie hin­wies. Die Fi­gur, die nach ih­rem ers­ten Auf­tritt vom Pu­bli­kum den Na­men „Wum“ er­hielt, wur­de un­ter den Zu­schau­ern der­art be­liebt, dass man sie auch in Tho­el­kes Nach­fol­ge­show „Der Gro­ße Preis“ ein­band, wo sie von ei­nem Ele­fan­ten er­gänzt wur­de, der durch Zu­schau­er­wahl den Na­men „Wen­de­lin“ er­hielt. 

Der Quo­ten­ga­rant „3x9“ wur­de vom ZDF 1974 auf­grund der ho­hen Kos­ten als li­ve aus­ge­strahl­te Wan­der­show ein­ge­stellt. Für den Nach­fol­ger „Der Gro­ße Preis“, der auf der ita­lie­ni­schen Sen­dung „Ri­s­chia Tut­to“ ba­sier­te, un­ter­nahm man da­her meh­re­re kon­zep­tio­nel­le Än­de­run­gen. Oh­ne Max Gre­gers Big­band und das ZDF-Tanz­bal­let fand die von nun an auf­ge­zeich­ne­te Show mo­nat­lich in Ber­lin statt. Im Show­kon­zept wur­de auch die Lot­te­rie „Ak­ti­on Sor­gen­kin­d“ bei­be­hal­ten, an der die Zu­schau­er in Form von Mo­nats- und spä­ter auch Jah­res­lo­sen teil­neh­men konn­ten. Wie beim Vor­gän­ger „3x9“ fand die Lot­te­rie­zie­hung im Ver­lauf der Sen­dung statt. 

In 220 Sen­dun­gen, die Tho­el­ke zwi­schen 1974 und 1992 mo­de­rier­te, nahm die Lot­te­rie 1,7 Mil­li­ar­den D-Mark (Brut­to in­klu­si­ve Ge­winn­aus­schüt­tung 3 Mil­li­ar­den) ein. Die Sen­dung er­reich­te zu­nächst ähn­lich ho­he Zu­schau­er­wer­te wie ihr Vor­gän­ger, je­doch sank die Ein­schalt­quo­te nicht zu­letzt auf­grund des Auf­kom­mens des Pri­vat­fern­se­hens ab Mit­te der 1980er Jah­ren - vor al­lem bei der jün­ge­ren Ziel­grup­pe - ste­tig, so­dass die­se 1991 „nur“ noch bei 21 Pro­zent lag. Nach Tho­el­kes Rück­zug vom „Gro­ßen Preis“ kam es zwi­schen ihm und der ZDF-Füh­rung zur Aus­ein­an­der­set­zung über die Fort­füh­rung des For­mats. Statt die Sen­dung, wie ge­plant, zu ver­jün­gen, über­trug man die Mo­dera­ti­on Hans-Joa­chim Ku­len­kampff (1921-1998), der das nun auf den Sams­tag­abend ver­leg­te For­mat auf­grund Zu­schau­er­schwunds be­reits nach fünf Fol­gen wie­der ab­gab. Die Show wur­de da­nach bis zu ih­rer Ein­stel­lung im De­zem­ber 1993 von Ca­ro­lin Rei­ber (ge­bo­ren 1940) mo­de­riert.

Wim Thoelke bei der 'Große Preis', undatiert, Foto: Barbara Oloffs. (ZDF/Barbara Oloffs)

 

Tho­el­ke lei­te­te beim ZDF un­ter­des­sen noch bis 1994 das 1990 von El­ke Hei­den­reich (ge­bo­ren 1943) über­nom­me­ne wö­chent­li­che For­mat „Klas­sen­tref­fen“; ei­ne 45-mi­nü­ti­ge Sen­dung, in der Pro­mi­nen­te auf ehe­ma­li­ge Klas­sen­ka­me­ra­den tra­fen und über die ge­mein­sa­me Schul­zeit spra­chen. Trotz be­reits er­reich­ten Ren­ten­al­ters zog sich der Mo­dera­tor nach sei­nem Ab­schied von „Der Gro­ße Preis“ und „Klas­sen­tref­fen“ nicht aus der Me­di­en­land­schaft zu­rück. So über­nahm er im Ja­nu­ar 1993 beim öf­fent­lich-recht­li­chen „Sen­der Frei­es Ber­lin“ und MDR ei­ne ei­ge­ne Talk­run­de „Talk Tho­el­ke“. 1994 war er Mit­be­grün­der des Ber­li­ner Ra­dio­sen­ders „50P­lus“, ei­nem Ka­nal für Zu­hö­rer ab 50, der 1995 ins „Spree­ra­di­o“ um­be­nannt wur­de. An dem Sen­der war Tho­el­ke als Ge­sell­schaf­ter mit acht Pro­zent be­tei­ligt und mo­de­rier­te bis zu sei­nem Tod die zwei­stün­di­ge Sen­dung „Tho­el­ke am Sonn­aben­d“. Ei­ne Markt­lü­cke im Seg­ment der 35 bis 55 Jäh­ri­gen wähn­te der Show­mas­ter beim Mu­sik­fern­se­hen, wes­halb er sich als Ge­sell­schaf­ter am Auf­bau des Mu­sik­sen­ders „Cen­ter of Mu­sic TV“, kurz „Com-TV“, en­ga­gier­te, der Coun­try­mu­sik und Ol­dies spie­len soll­te. Der Spar­ten­ka­nal, an dem Tho­el­ke 16 Pro­zent hielt, ging je­doch nie auf Sen­dung. 

Tho­el­ke, der sich selbst als Dienst­leis­ter des Pu­bli­kums sah, galt bei den meis­ten Zu­schau­ern als se­riö­ser, gut­mü­ti­ger, char­man­ter, kum­pel­haf­ter Typ, der zwar scharf­zün­gig sein konn­te, je­doch stets fair blieb. Be­liebt war er auch we­gen sei­ner teil­wei­se leh­rer­haf­ten Art, in der er kom­ple­xe Sach­ver­hal­te dem Pu­bli­kum durch Ver­ein­fa­chung ver­ständ­lich dar­zu­stel­len ver­stand. Kri­ti­ker hiel­ten ihm hin­ge­gen sein oft un­be­hol­fe­nes Auf­tre­ten vor. Sie fan­den ihn zu­dem zu lang­wei­lig und bie­der. Da­bei war ge­ra­de das Image des ge­müt­li­chen, nor­ma­len Men­schen „von ne­ben­an“, mit dem sich das Pu­bli­kum iden­ti­fi­zie­ren konn­te, zu ei­nem Gro­ß­teil für sei­ne Po­pu­la­ri­tät ver­ant­wort­lich. Der Be­liebt­heit des Mo­dera­tors tat es auch kei­nen Ab­bruch, als 1972 ein au­ßer­ehe­li­ches Ver­hält­nis Tho­el­kes mit Mo­ni­ka Krebs an die Öf­fent­lich­keit kam. 

Ne­ben der Fern­seh­ar­beit war Tho­el­ke seit 1970 an zahl­rei­chen wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­men be­tei­ligt. 1971 wur­de der ehe­ma­li­ge Sport­re­por­ter von Franz Bur­da (1903-1986) zum Her­aus­ge­ber von des­sen neu­er­wor­be­nem Ma­ga­zin „Sport-Il­lus­trier­te“ er­nannt. Der Ver­lag stell­te die wö­chent­lich er­schei­nen­de Zeit­schrift auf­grund feh­len­der jour­na­lis­ti­scher Kom­pe­tenz und Ren­ta­bi­li­tät aber be­reits 1973 ein. Ei­ne wei­te­re durch den Er­folg als Mo­dera­tor er­öff­ne­te Ein­kom­mens­quel­le bil­de­te für Tho­el­ke die Mo­dera­ti­on von Fir­men- und Wer­be­ver­an­stal­tun­gen, Ga­las so­wie das Hal­ten von Vor­trä­gen. Dar­über hin­aus war er er­neut in der Klei­der­kon­fek­ti­on tä­tig. Ne­ben ei­ner von ihm pa­ten­tier­ten Dehn­bund­ho­se, die sich dem wech­seln­den Kör­per­um­fang an­pass­te, brach­te er An­fang der 1970er Jah­re mit dem So­lin­ger Kra­wat­ten­fa­bri­kan­ten Hel­mut Win­nen­brock, ei­ne ei­ge­ne Kra­wat­ten-Kol­lek­ti­on her­aus, an de­ren Ge­stal­tung der Show­mas­ter selbst mit­wirk­te. Spä­ter folg­te ei­ne ei­ge­ne Kol­lek­ti­on von Ober­hem­den.

1975 wand­te sich Tho­el­ke, der kurz zu­vor sei­nen Flug­schein ge­macht hat­te, wie­der­um der Luft­fahrt zu, in­dem er mit dem Pi­lo­ten Hans-Jörg Stöckl (ge­stor­ben 2011) die Flug­li­nie „Mon­ta­na Aus­tri­a“ grün­de­te. Die­se führ­te vor al­lem In­ter­kon­ti­nen­tal­flü­ge in die USA und nach Fern­ost durch. Tho­el­ke küm­mer­te sich mit­hil­fe von Fi­nan­ziers um die An­schaf­fung der ers­ten Boe­ing 707 der Ge­sell­schaft, zog sich aber nach kur­zer Zeit aus dem Pro­jekt zu­rück. We­ni­ge Jah­re spä­ter er­öff­ne­te er dann mit Blick auf ei­ne spä­te­re Über­nah­me durch sei­nen Sohn Jan mit zwei Ge­schäfts­part­nern ei­ne Mi­tsu­bi­shi-Ver­tre­tung in Frank­furt am Main. Die­ser folg­te bald ei­ne wei­te­re Fi­lia­le in Wies­ba­den. Das Un­ter­neh­men wur­de für Tho­el­ke, der 1982 zwi­schen­zeit­lich von We­hen nach Nie­dern­hau­sen-En­gen­hahn ge­zo­gen war, zu ei­nem fi­nan­zi­el­len Fi­as­ko, da ihn ein Ge­schäfts­part­ner seit den 1980er Jah­ren um Mil­lio­nen­be­trä­ge be­tro­gen hat­te. 

Im März 1991 muss­te sich der be­reits seit Mit­te der 1980er Jah­ren ge­sund­heit­lich an­ge­schla­ge­ne und in­zwi­schen schwer­kran­ke Tho­el­ke we­gen fort­ge­schrit­te­ner Ar­te­ri­en­ver­kal­kung in ei­ner Spe­zi­al­kli­nik in Genf ei­ner Herz­ope­ra­ti­on un­ter­zie­hen, bei der ihm drei By­päs­se ein­ge­setzt wur­den. Be­reits zwei Mo­na­te nach sei­ner Ope­ra­ti­on und ei­nem mehr­wö­chi­gen Ge­ne­sungs­auf­ent­halt bei Ba­den-Ba­den, hat­te er, von der Ope­ra­ti­on noch sicht­lich ge­zeich­net, die 200. Aus­ga­be von „Der Gro­ße Preis“ mo­de­riert. 

Tho­el­ke starb am 26.11.1995 in sei­nem Haus in Nie­dern­hau­sen-En­gen­hahn.

Schriften

Vor al­lem Sport. Ge­sam­melt in Sta­di­on und Stu­dio, Frank­furt am Main 1969.
Stars Kol­le­gen und Ga­no­ven. Ei­ne Art Bio­gra­phie, Ber­gisch Glad­bach 1995.

Literatur

Kür­ten, Die­ter, Drei un­ten, drei oben. Er­in­ne­run­gen ei­nes Sport­jour­na­lis­ten, Ham­burg 2003.
Po­sch­mann, Wolf-Die­ter, Sport-Stu­dio-Mo­dera­ti­on - Ges­tern, heu­te, mor­gen, in: Sport ist Kom­mu­ni­ka­ti­on. Fest­schrift zum 60. Ge­burts­tag Prof. Dr. Dr. hc. Jo­sef Hack­forth, hg. von Mi­cha­el Schaf­frath, Ber­lin 2009, S. 213-226.
Schnei­der, Chris­toph, Wim Tho­el­ke (1927-1995), in: Rund­funk und Ge­schich­te 1 (1996), S. 55-56.
Stro­bel, Ri­car­da /Faul­stich, Wer­ner, Die deut­schen Fern­seh­stars. Stars für die gan­ze Fa­mi­lie, Band 3, Göt­tin­gen 1998, S. 18-35. 

Gastgeber Wim Thoelke in der Sendung 'Klassentreffen', undatiert, Foto: Hermann Roth. (ZDF/Hermann Roth)

 
Zitationshinweis

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Pesch, Martin, Wim Thoelke, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/wim-thoelke/DE-2086/lido/5e3952e1ba2a97.44849802 (abgerufen am 19.04.2024)