Beschreibung

In Wesseling-Urfeld bereiteten sich 1938 im Dietkirchener Hof junge Juden auf ihre Auswanderung nach Palästina vor. Sie mussten dafür eine praktische Ausbildung nachweisen. Sie nannten ihre Einrichtung "Kibbuz Bamaaleh" ("Im Aufstieg"), der Träger war die sozialistisch-zionistischen Organisation "Hechaluz" ("Der Pionier"). Das Anwesen hatten sie von dem Urfelder Architekten Albrecht Doering (1882-1964) gemietet. Ihm selbst war das weiträumige Herrenhaus zu groß, deshalb war er mit seiner Familie in das Gartenhaus gezogen. Doering war Christ, hatte aber viele jüdische Geschäftspartner und Freunde. Einer von ihnen, der Textilfabrikant Arthur Stern aus Rheydt (heute Mönchengladbach), finanzierte das Projekt in Urfeld. Am 10.11.1938 drangen vier Nationalsozialisten in das Haus ein und begannen, die Inneneinrichtung zu zerstören. Albrecht Doering ging hinüber und sagte ihnen, dass dies ein arisches Haus sei. Daraufhin gingen die vier wieder. Später kam eine weitere Gruppe Nationalsozialisten. Albrecht Doering und seine beiden Söhne, einer von ihnen in Jungvolkuniform, gingen mit Jagdgewehren in das Haus. Sie sorgten dafür, dass die jüdischen Bewohner das Haus verlassen konnten und vertrieben die Nationalsozialisten. Einige Jugendliche hielten sich im Keller der Familie Doering versteckt, andere in der Gärtnerei des ehemaligen Kölner Gartenbaudirektors Josef Giesen (1887-1962).

Literatur

Pracht-Jörns, Elfi (Bearb.), Jüdische Lebenswelten im Rheinland. Kommentierte Quellen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Köln Weimar Wien 2011, S. 272. http:"www1.wdr.de/themen/kultur/urfeld100.html

Sicherheit: belegt