Beschreibung

Der Werkzeugmacher Alfred Müller (geboren 20.2.1904) arbeitete seit 1931 im Arbeitsamt. Das SPD-Mitglied wurde Vorsitzender der Gauleitung Mittelrhein der Jungsozialisten. Im April 1933 aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" fristlos entlassen, übte er aus einer Fünfergruppe heraus in Sülz und Klettenberg Widerstand, indem er Anti-NS-Material verteilte und sich mit emigrierten Sozialdemokraten traf. Er erinnerte sich: "Der ehemalige Bildungssekretär der SPD, Mois, hatte nach dem Verbot der SPD einen Kaffeehandel aufgemacht, und da hab‘ ich Kaffee mit verkauft […] Ich bin mit dem Fahrrad losgefahren von Zollstock bis nach Bickendorf rüber. Da bin ich zu den Leuten gegangen aus meiner sozialistischen Vergangenheit, aus meiner gewerkschaftlichen Tätigkeit, und die haben mir dann Kaffee abgenommen. Beim Kaffeeverkauf habe ich den Leuten Informationen gegeben, Kontakte gehalten und auch Material mitgebracht" (Arbeiterfotografie, S. 132 u. 134). In der Rurstraße gab es eine Kneipe, in der Müller (Deckname "Der kleine Alfons") Anti-NS-Papiere verteilte, so den Exil-SPD-"Vorwärts". Das Material kam von Karl Zimmermann in Efferen. Abnehmer waren beim Kaffeeverkauf unter anderem Hans Böckler und Ernst Jülich. Müller verteilte es nicht nur in Köln, sondern "bis nach Lüdenscheid, bis nach Troisdorf " (Arbeiterfotografie, S. 134). Später gehörte Müller einer widerständigen SPD-Fünfergruppe in Sülz und dann in Zollstock an. Müller hielt auch Kontakt zu den ins Saarland emigrierten Kölner Sozialdemokraten Sollmann und Kirschmann sowie den in Eupen-Malmedy lebenden Ferl. Am 2. August 1934 wurde er verhaftet, kam in das Gefängnis Klingelpütz, wurde aber im September 1934 vom OLG Hamm freigesprochen. Von 1935 bis 1944 arbeitete er in der Porzer Rüstungsfabrik Mayrowski, wo er Sabotage durch Arbeitsverzögerung betrieb.

Literatur

Arbeiterfotografie Köln/NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hg.), Gegen den Braunen Strom. Kölner WiderstandskämpferInnen heute in Portraits der Arbeiterfotografie Köln. Ausstellung von NS-Dokumentationszentrum und Arbeiterfotografie Köln in der Alten Wache des Kölnischen Stadtmuseums, Zeughausstr. 13, Köln 1991, S. 110-119. www.arbeiterfotografie.com/afkoeln/gegendenbraunenstrom/index.html.

Sicherheit: belegt