Beschreibung

Otto Meyer (1895-1957) war der Sohn des Besitzers der Bonner Fahnenfabrik. Otto wurde 1906 evangelisch getauft. Er studierte Jura. Nach dem Tod des Vaters 1932 übernahmen Otto und sein Bruder Hans den Betrieb. Die Repressalien der Nationalsozialisten nach 1933 führten zur Übertragung der Firma auf den Schwiegervater Wilhelm Hollweg. Nach dessen Tod sollten die Ehefrauen der Brüder Meyer erben. Durch seine Ehe mit einer Nichtjüdin blieb Otto Meyer vor dem Umzug in das Sammellager für Juden in Bonn-Endenich und deren Deportation zur Ermordung im Osten verschont. Seine Mutter, Anna Meyer (1872-1942), wählte vor dem Abtransport den Freitod. Im Zuge der Dienstverpflichtung von Juden in so genannten Mischehen, erging an Otto Meyer am 12.09.1944 die Aufforderung, sich bei der Gestapo einzufinden. Er tauchte unter, zunächst im Haus der Eltern, dann bei Bekannten in Bad Godesberg. Am 16.10.1944 beschloss er jedoch, sich zu stellen. Nach zehn Tagen im Gestapogebäude wurde er in ein Barackenlager an der Bonner Kölnstraße gebracht. Die langjährige Hausgehilfin Käthe Böhm brachte ihm zusätzliche Lebensmittel. Meyer wurde zu Aufräumarbeiten in Bonn eingesetzt. Über den Besitzer der Kaiserapotheke, Hans Rosskath (1893-1970), erfuhren Freunde Meyers von den Plänen der Gestapo, ihn zu ermorden. Sie sorgten für seine Flucht. Am 27.11.1944 arbeitete Meyer in der Stadt, als Käthe Böhm ihm ankündigte, ein Auto stünde bereit. Meyer suchte einen Vorwand und begab sich zu dem Auto. Ein ihm unbekannter Unteroffizier brachte ihn über die Kölnstraße aus der Stadt und bog kurz vor dem Nordfriedhof in einen kleinen Weg ein. In einem alleinstehenden Haus wurde er von einem älteren Mann empfangen. Hier konnte er aber bald nicht mehr bleiben. Zwischen dem 21.12.1944 und dem 05.02.1945 kam Meyer bei verschiedenen Freunden unter. Die schweren Luftangriffe, wie den am 28.12.1944, erlebte er bei Maria Dahlem. Am 04.02.1945 flüchtete er aus Bonn zu Verwandten von Maria Dahlem nach Adenau. Hier erlebte er die Befreiung.

Literatur

Bothien, Horst-Pierre, "Die getauften Meyers". Otto Meyer und die "Bonner Fahnenfabrik" im Nationalsozialismus, in: Bonner Geschichtswerkstatt I/1999, S. 16-23.

Sicherheit: belegt