Beschreibung

Mit roter Farbe stand zum 1.5.1934 am First des Bürohauses am Bahnhof Essen-West zu lesen: "Es lebe der 1. Mai! Rot Front!" Auf dem Kamin der Zeche Helene wurde eine rote Fahne gehisst, auch über den Arbeitersiedlungen in Essen-Altenessen. Es kam zu einer großen Verhaftungswelle. Auf der Essener Herkuleswache starb der Arbeitersportler Herbert Schroer. Auch Anton Deuter, Karl Lottes und Karl Käseberg, alle drei zählten zur so genannten "Jungarbeiterschaft", wurden ermordet. Der Essener Kommunist Hermann Bick hat ausführlich über die Bürohausaktion berichtet. Danach traf man sich am Arbeitsamt Essen-West. Hier sollte am 1.5.1934 der offzielle "Zug der Betriebe" vorbeiziehen. Wörtlich gab Bick zu Protokoll: "Wir waren sechs Genossen. Am Vorabend des 1. Mai gingen wir, jeder für sich in Abständen, durch die Kerkhoffstraße zum Friedrichsbad. Von dort über den evangelischen Kindergarten an der Bahnlinie und von hinten an das hohe Gebäude am Blitzableiter hoch, mit Bergsteigerseil und einem Eimer sehr guter Farbe. Hoch unter dem Dach war sogar die SS untergebracht. Es war neun Uhr abends. Der Mond kam ab und zu durch die Wolken. Alfred und ich standen auf der Straße Posten und sahen ab und zu im Mondlicht weiße Buchstaben auftauchen. Wir standen mehr Ängste aus als die vier Genossen oben, die unseren Fritz, mit dem Seil um den Leib gesichert, an der Blitzableiterstange auf- und abließen. In drei Meter hohen Buchstaben stand dann: "Es lebe der 1. Mai - Rot Front!" […] Das Fanal von Essen blieb für die Massen den ganzen Tag sichtbar". - Bick berichtete weiter von der Verhaftung von 80 Essener Wassersportlern auf dem Wedauer See bei Duisburg, die alle bald wieder freigelassen wurden. Auch zwei SS-Leute, die sich im Gebäude aufgehalten hatten, wurden vorübergehend festgenommen. Bick und seine Genossen aber blieben unentdeckt: "Wir sechs Genossen aber haben dichtgehalten, wie versprochen. Und wir waren stolz auf das, was wir getan hatten; denn unsere Tat sprach sich herum in Essen und im ganzen Ruhrgebiet."

Literatur

Schabrod, Karl, Widerstand an Rhein und Ruhr 1933-1945, Düsseldorf 1969, S. 26. Peukert, Detlev, Ruhrarbeiter gegen den Faschismus. Dokumentation über den Widerstand im Ruhrgebiet 1933-1945, Frankfurt/Main 1976, S. 55, S. 72-73, Zitate von Hermann Bick S. 73.

Sicherheit: belegt