Beschreibung

Der frühere Direktor des Arbeitsamtes und Gewerkschaftssekretär der christlichen Gewerkschaften Franz Bussmann (geboren am 30.8.1882) kritisierte die nationalsozialistischen Expansionsbestrebungen. Er sagte im September 1939 unter anderem, dass das deutsche Volk seit 1933 drangsaliert werde, während in England "ganz vernünftige Politik" gemacht worden sei. Deutschland wolle die Welt erobern, wobei England keinen Krieg gegen Deutschland, sondern nur gegen einen Mann führen würde. Was hätten die Deutschen schon in Österreich, im Sudetenland oder gar in Polen zu suchen? Danzig sei nicht das Blut "eines einzigen unserer Jungen würdig". Daneben kritiserte er auch die innen- und finanzpolitische Entwicklung des Deutschen Reiches: Brüning habe eine Devisenlage hinterlassen, "die einzig in der Welt dagestanden habe" - dieses Kapital hätten "diese Brüder aber alles verpulvert". Ein vernommener Zeuge sagte aus, dass Bussmann häufig beobachtet worden sei, wie er morgens vor Kirchen eifrig auf Frauen eingeredet habe und diese damit - nach der Lesart des Sondergerichtes - "im Sinne des Vorstehenden zu beeinflussen suchte". Bussmann gestand das Gesagte in seiner Vernehmung am 23.10.1939, weshalb er einen Tag später verhaftet wurde. Bei den Verhören gingen die Behörden auch dem Verdacht nach, ob er - wie in der Vernehmungen bekannt geworden war - den Vatikan-Sender gehört und diese Informationen verbreitet habe. Eine derartige Betätigung wurde jedoch nicht ermittelt. Nach dem Antrag des Verteidigers, den Sachverhalt noch unter das Amnestiegesetz fallen zu lassen, wurde der gestellte Haftbefehl "unter den gegebenen Umständen" am 29.12.1939 aufgehoben.

Quellen

LAV NRW Abt. Rheinland, Gerichte Rep. 112, Nr. 11992

Sicherheit: belegt