Beschreibung

Die jüdische Schneiderin Helene Krebs, geborene Berg (12.9.1906-3.1.1943), versteckte zusammen mit ihrem Ehemann Paul Ludwig Krebs (1.10.1896-12.11.1955) ihre jüdische Cousine Edith Meyer und deren Verlobten Heinrich Heinen. Bereits vor ihrem Treffen am 30.4.1943 war Meyer nach Riga deportiert worden, jedoch im April 1942 von ihrem Verlobten Heinen befreit worden. Nachdem beide für einige Tage bei der Familie Krebs unterkommen konnten, reisten sie ab, um die Flucht über die Schweizer Grenze zu wagen. Am 11.5.1943 denunzierte eine Bekannte, die von Meyer kurz zuvor um Hilfe gebeten worden war, alle Beteiligten, wodurch es der Gestapo gelang, Meyer und Heinen vor ihrem Grenzübergang am 22.6.1943 zu verhaften. Das Ehepaar Krebs hatte in den vorherigen Verhören alles abgestritten. Als die Gestapo Bregenz der Düsseldorfer Leitstelle jedoch von der Verhaftung berichtete, wurden auch Helene und Paul Krebs am 17.8.1943 inhaftiert. Paul, der als Nicht-Jude bei der Bergischen-Metallwaren-Fabrik Deppmeyer & Co. beschäftigt war, wurde nach mehrfachen Interventionen seiner Firma entlassen. Seine jüdische Ehefrau - inzwischen im vierten Monat schwanger - wurde auf Betreiben der Gestapoleitstelle Düsseldorf am 7.12.1943 über Berlin nach Auschwitz deportiert. In einem Schreiben des Dienststellenleiters an das Reichsicherheitshauptamt Berlin heißt es dazu: "Da die Ehe seit ca. 10 Jahren besteht und kinderlos ist, liegt die Annahme nahe, daß mit der Zeugung des Mischlings eine evtl. eintretende Evakuierung unmöglich gemacht und weitere Privilegien geschaffen werden sollten." Bittgesuche des Ehemanns blieben unbeantwortet. Die genauen Umstände des Todes von Helene Krebs bleiben ungewiss; nach Armin Schulte verstarb sie am 3.1.1943 an einer "Angina Phlegmonosa". Tatsächlich erhielt ihr Ehemann bereits an diesem Tag die Todesmeldung seiner Frau. Zu Weihnachten 1942 hatte er noch darum gebeten, "jede Schuld auf mich zu nehmen, aber ich kann es nicht ertragen, daß das Menschenkind, mit dem man jetzt jahrelang verheiratet ist, in ein ungewisses Unglück hineingeführt wird, ohne daß man ihm helfen kann. Das kann auch, wenn es einen Herrgott gibt, unser Herrgott nicht gutheißen, und der Führer spricht stets von einem solchen Herrgott." Edith Meyer kam ebenfalls ums Leben, nachdem sie am 9.10.1942 nach Auschwitz deportiert worden war. Ihr Verlobter Heinrich Heinen, inzwischen wegen Rassenschande zu fünf Jahren Haft verurteilt, wurde von der Gestapo bei einem Fluchtversuch erschossen.

Literatur

Berschel, Holger, Bürokratie und Terror. Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935-1945 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschicht und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Bd. 58), Essen 2001, S. 415-422. Raim, Edith, Justiz zwischen Diktatur und Demokratie. Der Wiederaufbau der Justiz in den Westzonen unter alliierter Aufsicht und die Ahndung von NS-Verbrechen 1945-1949/50, München 2013, S. 1130. Schulte, Armin, Helene Krebs, in: Biographische Skizzen von Solinger Opfern des Nationalsozialismus: http:"www2.solingen.de/C12573970063EF58/html/886A0C24D259F7E7C12573A3003F583F?openDocument (Stand: 6.2.2015)

Sicherheit: belegt