Beschreibung
Das Ehepaar Adolf (geboren am 23.2.1868) und Gisela Freireich (21.8.1870-29.9.1942) sympathisierte mit der KPD und wurde verdächtigt, in seiner Wohnung kommunistische Zusammenkünfte organisiert zu haben. Bereits 1933 hatte der Sohn, Arnold Freireich (1.1.1896-21.1.1943), mehrere Monate in Schutzhaft verbringen müssen, da ihm Verbindungen zu Kommunisten nachgewiesen worden waren, obwohl er der KPD im Gegensatz zu seinem Vater vor der Machtübernahme nicht angehört hatte. Am 4.2.1936 wurde die Familie von ihrem Hauseigentümer denunziert, woraufhin das am folgenden Tag stattfindene Treffen von V-Männern der SA unterlaufen war und Gesprächsprotokolle angefertig wurden, die alle regimekritischen Äußerungen der Beteiligten enthielten. Das Ehepaar Freireich und seine beiden Kinder Arnold und Frieda (geboren am 9.1.1893) wurden am 16.3.1936 verhaftet und im Düsseldorfer Polizeigefängnis in Schutzhaft genommen. Zwar förderten die Hausdurchsuchungen kein belastendes Material zutage, doch wurden die angefertigen Gesprächsprotokolle zum Verhängnis der Familie. Im April 1936 gelang es der Gestapo, verschiedene Teilnehmer der Treffen zu ermittlen, was zu mindestens 22 weiteren Festnahmen führte. Der Prozess gegen die Familie Freireich "wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens" vor dem OLG Hamm, fand am 17.12.1936 statt. Gisela und Adolf Freireich erhielten mit dem Verweis auf ihr Alter und körperlichen Zustand eine "mildere" Haftstrafe von jeweils zweieinhalb und drei Jahren; während Frida bereits Monate zuvor aus der Schutzhaft entlassen worden war, erhielt Anrnold Freireich als "Haupthetzer" der konspirativen Verbindung eine Strafe von sechs Jahren und 7 Monaten Zuchthaus. Strafverschärfend kam hinzu, dass er "als Jude und Ausländer (Ungar) [Die Familie war 1897 nach Deutschland ausgewandert] sich seiner Gaststellung in Deutschland stets bewusst sein musste". Nach ihrer Haftentlassung wohnte das Ehepaar im Pfaffenberger Weg, bevor das "Judenhaus" im Oktober 1941 aufgelöst wurde und man einen großen Teil der Bewohner nach Lodz deportierte. Während Adolf Freireich wenig später im Israelitischen Asyl in Köln verstarb, wies man seine Frau in ein jüdisches Altersheim in Wuppertal ein, dessen Bewohner am 20.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Gisela Freireich verstarb dort am 29.9.1942. Der Sohn Arnold Freireich verbrachte die Haftstrafe zunächst im Münsteraner, ab 1939 im Siegburger Zuchthaus. Von hier aus schrieb er Briefe an den Ungarischen Generalkonsul, die jedoch alleinig der Gestapo zugestellt wurden: "Nachdem ich in der Nacht vom 16. auf 17. März ins Polizei-Präsidium in Düsseldorf eingeliefert worden bin wurde mir eine Menge Fotos einzeln vorgelegt, man frug, kennst du den, den, den, u.s.w. u.s.w. [...] mithin mußte ich die Fragen vereinen, bei jedem nein wurde ich auf dem Kopf, Gesicht, u.s.w. geschlagen, in ununterbrochener Folge bei dieser Gelegenheit verlor ich die Zähne [...]". Anlässlich der Haftentlassung am 16.10.1942 schrieb der Anstaltsdirektor in Freireichs Führungszeugnis: "Freireich hat sich während der Strafverbüßung schlecht geführt und war bei der Arbeit faul. Als Jude wird er immer staatsfeindlich eingestellt bleiben." Kurz darauf nahm ihn die Gestapo aus diesem Grund in Düsseldorf-Derendorf erneut in Schutzhaft, woraufhin er am 20.11.1942 auf Wunsch des Reichssicherheitshauptamtes in das Konzentrationslager Auschwitz überführt wurde und dort laut offiziellem Bericht am 21.1.1943 an einer Nierenentzündung starb.
Quellen/Literatur
LAV NRW Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 3740
Literatur
Schulte, Armin, Familie Freireich, in: Biographische Skizzen von Solinger Opfern des Nationalsozialismus: http:"www2.solingen.de/C12573970063EF58/html/30C1A811DC18689AC12573A3003F582E?openDocument (Stand: 27.1.2015)