Beschreibung

Der Schwachstromfeinmechaniker Josef Friess (geboren am 17.3.1905 in Göttelborn), wohnhaft in Trier, Grabenstraße 4, besuchte am 9.12.1939 die Gaststätte "Weimer" in Trier. Er unterhielt sich dort mit weiteren Besuchern und erzählte diesen von einer Reise seiner Schwester nach Berchtesgaden. Dort habe man auch den Obersalzberg besucht, dabei sei der Reisegruppe eine daneben liegende Gaststätte aufgefallen, vor der ein SS-Mann stand und an der ein Plakat hing: "Wer hier reingeht, ist kein Deutscher". Sie seien aber doch hineingegangen und der Wirt hätte ihnen erzählt, wie er genötigt worden sei, den Hof und die Gaststätte an die Nationalsozialisten zu verkaufen und dass sich "diese Bonzen auf so gemeine Art und Weise bereicherten". Friess sagte weiter, dass er zwar nichts gegen "den Führer, Rudolf Heß und Göring [habe]. Aber die anderen Minister und höheren Parteiführer seien genau solche Bonzen, wie wir sie in der Systemzeit gehabt hätten. Es seien nur Mantelträger, die sich der neuen Zeit angepasst hätten und dabei das Volk betrögen. Ganz besonders große Lumpen seien Dr. Robert Ley, Dr. Ernst Hanfstaengl, Dr. Josef Göbbels und Hans von Tschammer und Osten. Wenn er einmal Gelegenheit habe, dem Dr. Ley eins auszuwischen, dann solle er sich nicht wundern." Er erklärte außerdem, dass er aus Partei und NSV ausgetreten sei und seiner Frau verboten habe, für die NSV oder eine andere wohltätige Organisation zu spenden, weil "die Lumpen" für sie als Flüchtlinge nichts übrig hätten. Als sie aus Saarbrücken hätten fliehen müssen, sei in Düsseldorf für sie nicht einmal ein Kinderbett aufzutreiben gewesen. Er habe wochenlang mit seiner Frau bei seinem Vater wohnen müssen. Wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz wurde Josef Friess am 20. April 1942 vom Sondergericht zu fünf Monaten Haft verurteilt.

Quellen

LHAK 584, 1 Nr.958

Sicherheit: belegt