Beschreibung

Der evangelische Pfarrer Otto Weisser (geboren am 13.2.1894 in Antwerpen) war Geistlicher an der Ludwigskirche in Saarbrücken und Anhänger der Bekenntniskirche. Als solcher sammelte er gesondert Kollekten für die Bekenntniskirche und predigte traditionell kritisch über das NS-Regime. So sagte er in der Sonntagspredigt vom 27.6.1937 sinngemäß und laut Angaben der Gestapo-Denunzianten, dass politisch große Männer sich nicht in Religionsangelegenheiten einmischen sollen, der Volksschädling plane eine Kirchenwahl und das Kirchenvolk soll sich auf keinen Fall beteiligen. Dabei erinnerte er an die Wahl der Gemeinschaftsschule und wie es dort zugegangen wäre. Man könne auch für die nächste Wahl nichts anderes erwarten. Man wolle die Gläubigen mit einer schnellen Wahl überrumpeln, womit der Führer sein Wort brechen würde: "Ich tue der evangelischen Kirche nichts, wenn sie uns in Ruhe lässt!" Man solle nicht glauben, wenn die Regierung immer sagen würde: "Wir tun ja der Kirche nichts" Dann wäre es nämlich an der Zeit, die Worte des Thaddäus aus dem Neuen Testament anzuwenden: "Was ist Wahrheit?" Man solle der Regierung keinen Glauben schenken, was derzeit geschehe grenze an Kommunismus. Zum Schluss dankte er jenen, die Redeverbot hatten und verlas ihre Namen. Es waren die Ausgewiesenen, in Schutzhaft Genommenen und von der Staatspolizei in der letzten Zeit in Saarbrücken Verhafteten. Dies tat er bei jedem Gottesdienst, so auch beispielsweise am 4.7.1937. Laut einer weiteren Zeugenaussage soll Weisser auch die NS-Führung als kirchenfern kritisiert haben und besonders Minister Hanns Kerrl unterstellt haben, dass er das Christentum verwerfen wolle. Gegen Weisser liefen bereits drei Verfahren aufgrund von "Heimtücke" und die Stapo bezeichnete ihn als geschickten Redner, der es versteht, verdeckte Angriffe gegen das NS-Regime zu fahren. Weisser kam vor das Sondergericht Saarbrücken, wo das Verfahren jedoch am 30.8.1938 eingestellt wurde.

Quellen

LA Saar StAnw 287, 294, 295, 309

Sicherheit: belegt