Beschreibung

Der katholische Pfarrer Johann Albert Bernardi (10.8.1887-21.8.1964) engagierte sich in vielerei Hinsicht gegen das NS-Regime. In der von ihm verfassten Pfarrchronik für das Jahr 1933 hielt er diesbezüglich fest: "Die Nazis haben im Reiche die Macht errungen. Nun wühlen sie im Saargebiet. Jetzt heißt es, die Gefahr abwehren und gegen das Neuheidentum kämpfen". In das Blickfeld der Gestapo geriet er erstmals, als er sich für seinen Kaplan Franz Maria Hermes aussprach, welcher in der Schule in einen Konlikt mit den Nationalsozialisten geraten war. Weiterhin verwies er selbst zwei Jungen der Schule, als diese in "Hitleruniform" erschienen waren. So begannen die entsprechenden Instanzen bereits 1933 "in Versammlung u. Zeitung einen wüsten Kampf gegen [ihn]". Im Frühjahr 1935 gingen sowohl bei den Polizeidienstellen in Neunkirchen und Saarbrücken, als auch beim Reichskommissariat des Saarlands Beschwerdeschreiben ein, welche die Entfernung des (evangelischen) Dienststellenleiters der Schutzpolizei in Wemmetsweiler forderten. Die Gestapo verdächtigte Bernardi, obwohl sie keine entsprechenden Beweise vorlegen konnte. Doch hielt der Gestapobericht fest: "Es steht außer Zweifel, daß auch hier Pfarrer Bernardi seine Hand im Spiele hatte und die Entfernung des evangelischen Beamten durchsetzen wollte. Die Machenschaften des ehemaligen geistigen und politischen Oberhauptes in Wemmetsweiler waren derat geschickt aufgezogen und getarnt, dass Pfarrer Bernardi als der eigentliche Drahtzieher im Hintergrund blieb." Im Juli 1935 äußerte sich der Pfarrer darüber hinaus kritisch gegenüber Angehörigen des BDM. Im anschließenden Verhör - Bernardi wurde zwischen 1935 und 1938 dreizehn Mal verhört - bekräftigte er seine Aussage, "Ihr seid die reinsten Heiden", sei nur als Rüge über die unregelmäßigen Kirchenbesuche der Jugendlichen gemeint gewesen. Da ihm nichts anderes nachgewiesen werden konnte, wurde er verwarnt, was ihn dazu veranlasste, die entsprechenden Kinder in der Kirche zur Rede zu stellen: "Wer was von Euch verrät, ist ein Verräter und wer was gege mich unternimmt, ist ein Verräter. Aber was kann man von einem verlangen, der jahrelang seine Ostern nicht hält und nicht in die Kirche geht." Man beantragte umgehend, Bernardi die Erlaubnis zur Erteilung des Religionsunterrichts zu entziehen, "um damit wenigstes seinen verderblichen Einfluss auf die Jugend zu unterbinden". Der Pfarrer, ehemals mit den lokalen Parteigeschäften des Zentrums betraut, sei weiterhin "in politischer Hinsicht völlig unzuverlässig und insbesondere als ausgesprochener Saboteur an der nationalsozialistischen Jugenderziehung anzusprechen". Dennoch wurde der Antrag vorerst mit der Begründung abgelehnt, dass die anfangs genannten Vergehen schon zu lange zurück lägen, die aktuelle Beweislage unzureichend sei und man daher empfehlen würde, weitere belastende Vorgänge durch eingehendere Vernehmungen eindeutig nachzuweisen.

Quellen

Pfarrchronik St. Michael, in: PfAr St. Michael Wemmetsweiler, p. 127 - 132, zit. n.: Klaes, Andreas, Pfarrer Albrecht Bernardi (1887-1964), in: Scheidgen, Hermann-Josef/ Prorok, Sabine/ Rönz, Helmut (Hg.): Kirche und Gesellschaft. FS für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag, Nordhausen 2012, S. 197 - 252. BA Trier, Abt. 85, Nr. 115.

Literatur

Schäfer, Franz Joseph, Pfarrer Albert Bernardi - Ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, in: Wemmetsweiler Heimatblätter 20 (1999), S. 63-76. Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1427. Klaes, Andreas, Pfarrer Albrecht Bernardi (1887-1964), in: Scheidgen, Hermann-Josef / Prorok, Sabine / Rönz, Helmut (Hg.): Kirche und Gesellschaft. FS für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag, Nordhausen 2012, S. 197-252. Muskalla, Dieter, NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel. Gleichschaltung - Neuordnung - Verwaltung, Saarbrücken 1995, S. 208.

Sicherheit: belegt