Beschreibung

Der katholische Pfarrer Johann Albert Bernardi (10.8.1887-21.8.1964) verweigerte im Oktober 1938 mehreren Mädchen mit folgenden Worten die Absolution: "Dann gehe auch zum BDM beichten, dann gehe zum Führer beichten". Schon einige Tage zuvor hatte er ein Mädchen des BDM zurecht gewiesen, weil es am 9.10.1938 die Frühmesse versäumt hatte, um auf Anweisung der BDM-Führung nach Saarbrücken zu fahren und dort am Besuch Adolf Hitlers anlässlich der Einweihung des "Gautheaters" teilzunehmen. Der Vater des Mädchens, beschäftigt bei der NSDAP-Kreisleitung St. Wendel, hatte Bernardi daraufhin angezeigt und auch im Falle der späteren Verweigerung hielt die Gestapo in einem Bericht vom 23.11.1938 fest, dass der Fall "eine heftige Erregung hervorgerufen [habe], die geeignet war, die öffentliche Sicherheit und Ordnung in erheblichem Maße zu gefährden." Dies war eine typische Formulierung in den Gestapoberichten, womit Ermittlungen aufgrund des Heimtückegesetzes eingeleitet wurden. Bernardi wurde am 5.1.1939 in das Wemmetsweiler Rathaus bestellt, wo ihm von der Gestapo eröffnet wurde, dass er innerhalb von 48 Stunden das Saarland zu verlassen habe. Darüber hinaus veranlasste das Reichskommisarriat des Saarlands ein Seelsorgeverbot bis 1943. Wie sich aus seiner Pfarrchronik ergibt, war Bernardi bewusst, dass es sich bei der Verweigerung der Absolution eher um einen passenden Anlass gehandelt hatte: "Innerer Grund war wohl meine grundsätzliche, offene Ablehnung des Nazismus und die treue der Wemmetsweiler zu Christus, der Kirche und ihren Priestern." Tatsächlich war von Seiten der Parteileitung und Ortpolizei vermehrt eine entsprechende Ausweisung gefordert worden, "damit endlich Ruhe und Frieden in die Gemeinde Wemmetsweiler Einkehr hält und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Volk und Partei in Aussicht gestellt wird". Sein Kaplan Josef Lange hatte Bernardi vor ähnlichen Schritten gewarnt, da er während seinen eigenen Verhören den Eindruck erlangt hatte, "daß die Partei alles aufbieten wird, auch den Pastor fortzubringen, weil sein Einfluss noch so groß und durchgreifend ist [...]" zumal die Gestapo geäußert habe, dass es nun "endlich an der Zeit [sei], gegen ihn einzuschreiten".

Quellen

Pfarrchronik St. Michael, in: PfAr St. Michael Wemmetsweiler, p. 127 - 137, zit. n.: Klaes, Andreas, Pfarrer Albrecht Bernardi (1887-1964), in: Scheidgen, Hermann-Josef / Prorok, Sabine / Rönz, Helmut (Hg.): Kirche und Gesellschaft. FS für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag, Nordhausen 2012, S. 197 - 252. BA Trier, Abt. 85, Nr. 115. BA Trier, Abt. 105, Nr. 2653. BA Berlin-Lichterfelde 51.01, Nr. 22280, p. 155, p. 219.

Literatur

Schäfer, Franz Joseph, Pfarrer Albert Bernardi - Ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, in: Wemmetsweiler Heimatblätter 20 (1999), S. 63-76. Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1427. Klaes, Andreas, Pfarrer Albrecht Bernardi (1887-1964), in: Scheidgen, Hermann-Josef / Prorok, Sabine / Rönz, Helmut (Hg.): Kirche und Gesellschaft. FS für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag, Nordhausen 2012, S. 197-252.

Sicherheit: belegt