Beschreibung
Der evangelische Pfarrer Werner Straub (1901-1945) äußerte sich wiederholt gegen den Nationalsozialismus. Dabei unterschied Straub bereits im Abstimmungskampf zwischen einem nationalen Bekenntnis zu Deutschland und dem Bekenntnis zur politischen Verfassung des Reiches. Wie viele andere Pfarrer der Bekennenden Kirche lehnte er die deutsch-christliche Glaubensbewegung ab. Doch ging er einen Schritt weiter, als er formulierte: "Wir sind deutsch, aber zum nationalsozialistischen System können wir uns nicht bekennen." Bei der Verkündung der Abstimmungsergebnisse äußerte er seine Sorge über die Zukunft der Kirche - er wisse, dass der evangelischen Kirche "ernste Auseinandersetzungen" bevorstünden. Nach der Angliederung des Saarlandes an das Deutsche Reich kritisierte er vor allem das nationalsozialistische Winterhilfswerk und dessen Spendensammlungen. Am Neujahrstag 1936 weigerte er sich, eine solche in seiner Kirche zuzulassen, da diese einem politischen Zweck zukommen sollte. Der Vorstand der Saarbrücker Synode - darunter auch Otto Wehr und Philipp Bleek - ermahnten Straub hinsichtlich seiner "einseitigen Einstellung" und rieten ihm zu einem Wechsel an die Burbacher Pfarrstelle - Straub blieb in Karlsbrunn. Den Kontakt zu Bleek und anderen stellte er nach eigener Aussage deshalb ein, "weil sie sich nicht entschiedener vom Nationalsozialismus distanzierten". Im April 1936 trat er aus der Pfarrbruderschaft aus. Während dieser Zeit wurde Straub von der Gestapo überwacht und wiederholt verhört. Eine anschließende Hausdurchsuchung ergab jedoch keine stichhaltigen Beweise, um ihn vor das Saarbrücker Sondergericht zu stellen. Hingegen genügten seine Aussagen laut dem Bericht der Gestapo, um ihm Unterrichtsverbot zu erteilen, da er sich als "Saboteur am Aufbauwerk des Führers" schuldig gemacht habe.
Literatur
Hermann, Hans-Walter, Ein Pfarrer als "Saboteur am Aufbauwerk des Führers". Zum 40. Todestag des ehemaligen Karlsbrunner Seelsorgers Werner Straub, in: Sonntagsgruß v. 24.3.1985. Mallmann, Klaus-Michael/Paul, Gerhard, Das zersplitterte Nein. Saarländer gegen Hitler, Bonn 1989, S. 252-256.
Sicherheit: belegt