Beschreibung

Mehrere Spiesener widersetzten sich am 3.7.1935 der Verhaftung des Kaplans Woll in Spiesen durch die SA. Angeklagt wurde der Schüler und Fuhrmann August Poth (geboren 1.9.1920), der in Folge aus dem Gymnasium St. Wendel entlassen wurde, das er als Quartaner besuchte. Die Zeit vom 17.7.-26.8.1935 verbrachte er in Schutzhaft. Am 20.9.1935 floh er in die Schweiz und in das Fürstentum Liechtenstein. Weitere Angeklagte waren Konrad Klein (geboren 14.9.1878), Bergmann im Ruhestand und Feldhüter; Katharina Kessler, geborene Kraus (geboren 12.2.1905); Katharina Johann, geborene Flick (geboren 8.2.1869); Katharina Kohler, geborene Werle (geboren 19.8.1900). Klein wurde beschuldigt, zu einer strafbaren Handlung aufgerufen zu haben, die übrigen wurden angeklagt, weil sie gegen "den SA-Mann Hans Breyer aus Spiesen, welcher zur Unterstützung eines […] Beamten zugezogen war, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt oder Bedrohung mit Gewalt Widerstand geleistet" oder "ihn während der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes tätlich angegriffen" hätten. Johann und Poth hätten Breyer "vorsätzlich körperlich misshandelt, Poth mit einem Totschläger". Nach den staatsanwaltlichen Akten war das Gerücht, der Kaplan Woll solle verhaftet werden, unwahr. Es hatte sich aber "derart verdichtet, daß Angehörige der kath. Jugendverbände durch Sturmläuten und Fanfarenblasen die Einwohnerschaft alarmierten." Diese versammelte sich vor der Kirche, wo Klein die Menschen aufforderte, auf jeden Fall zu bleiben: "Leute nur stehen bleiben, Ihr habt ein Recht, hier zu stehen!" Im Tumult Breyers mit den Frauen schlich sich nach Darstellung der Staatsanwaltshaft Poth heran "und versetzte dem Breyer unter Ausnutzung der Lage und in offenbarer Unterstützung des Vergehens der drei angeschuldigten Frauen mit einem als sogen. Totschläger zugerichteten Holzknüppel mehrere Schläge in die Beine, worauf er sich flüchtend wieder in die Menge zurückzog." Weiter heißt es: "Den Knüppel hat der Angeschuldigte Poth nach seiner Einlassung mit sich genommen, um sich gegebenfalls einer Verhaftung des Kaplans tätlich entgegen zu stellen." Poth, Mitglied der katholischen Jungschar, schlug zudem Nägel in die Vorderreifen des Wagens des Bürgermeisters Heinrichs, um den Abtransport des Kaplans mit diesem Wagen zu verhindern.

Quellen

LA Saar LEA 1116

Sicherheit: belegt