Beschreibung

"Der Baumeister Theodor Krauss widersetzte sich nach Angaben seiner Frau Auguste Krauss in einem Wiedergutmachungsantrag dem Anforderungen des Regimes. Das Ehepaar, das seit 1924 verheiratet war und einen Sohn hatte, zog 1925 nach Zell. Im gleichen Jahr arbeitete Krauss nach Angaben seiner Frau ebendort als Kreisbaurat. 1933 meldete Theodor Krauss sich nicht zur Partei, sondern im Juli des gleichen Jahres zum Stahlhelm, der in Zell als „Gegengewicht gegen die Partei“ galt. Nach der Zusammenlegung des Stahlhelms mit der SA Reserve II im Jahre 1935, trat Theodor Krauss 1937 aus. Die Mitgliedschaft im Reichsbund der Deutschen Beamten und der NSV war ihm als Beamter „nicht zu umgehen“ und „der Mitgliedsbeitrag wurde einfach vom Gehalt einbehalten“. Auch gibt Krauss' Ehefrau an, dass ihr Mann freiwillig mit Juden befreundet war, das zur Folge hatte, dass er im Jahre 1933 aus dem Altherrnbund des Wernigeroder Jagdkorporationen Senioren-Convent austreten musste. Nach Angaben von Auguste Krauss genossen ihr Ehemann und sie auf Grund seiner guten Herkunft und seinem Posten als höherer Beamter ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Im Jahre 1933 wurde Theodor Krauss vom höheren Beamten zum Beamten der mittleren Laufbahn degradiert; es folgte eine dementsprechenden Gehaltskürzung. Erst nach sechs Monaten der Auseinandersetzungen wurde er wieder in den höheren Dienst erhoben. 1936 wurde Theodor Krauss laut der Aussage seiner Ehefrau in ihrem Wiedergutmachungsantrag durch den Kreisleiter des Amtes für Beamte und Kommunalpolitik ermahnt, da er die „aufgezwungene[...] Beitragserhöhung der sogenannten Eintopfspende als Eingriff in seine persönliche Freiheit“ verweigerte. Der Kreisleiter soll daraufhin Folgendes geantwortet haben: „Ein Mensch, der für das Zeitgeschehen kein Verständnis hat[...]und der noch nichts geleistet hat, hat nicht das Recht, von persönlicher Freiheit zu reden“. Laut seiner Ehefrau war es Krauss nicht möglich, eine Beförderung in dem ihm zugewiesenen Arbeitsposten zu erhalten, zudem soll im Jahr 1944 von einer geplanten Kündigung die Rede gewesen sein. Gegen Krauss drohte nach Angaben seiner Frau ein Disziplinarverfahren, „weil er den Auftrag zur Errichtung von NS Kindergärten sabotiert hatte“. Des Weiteren versteckte Familie Krauss jüdisches Eigentum, um es vor den Händen der Gestaop zu beschützen. Nachdem die ursprüngliche Eigentümerin aus dem KZ zurückgekehrt war, wurde das Eigentum von der amerikanischen Militärbehörde nach Frankfurt zurückgebracht. "

Quellen

LHAK 540,1 Nr. 144

Sicherheit: belegt