Irsigler, Franz (Hg.), Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12, 1b Neue Folge), 11. Lieferung, Bonn 2008

Margret Wensky (Bonn)

 IV.13: Me­ro­win­ger­zeit­li­che Be­sied­lung – Ar­chäo­lo­gi­sche Be­fun­de in den süd­li­chen Rhein­lan­den, be­arb. von Bernd Bie­ner, 1 Kar­ten­blatt, 1: 375 000, 1 Bei­heft, 97 S., ISBN 978-3-7749-3558-7, 17,90 Eu­ro.

V.14-V.15: Die Ent­wick­lung des Ter­ri­to­ri­ums Kur­k­öln, be­arb. von Wil­helm Jans­sen, 2 Kar­ten­blät­ter, 1: 250 000, 1 Bei­heft, 60 S., ISBN 978-3-7749-3559-4, 23,90 Eu­ro.

V.16: Die Ent­wick­lung des Ter­ri­to­ri­ums Berg, be­arb. von Ul­ri­ke Holdt 1 Kar­ten­blatt, 1: 200 000, 1 Bei­heft, 36 S., ISBN 978-3-7749-3560-0, 17,90 Eu­ro.

V.17: Reichs­gut 751-1024, be­arb. von Diet­mar Flach, 1 Kar­ten­blät­ter, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 137 S., ISBN 978-3-7749-3561-7, 17,90 Eu­ro.

VI.2: Städ­te und Frei­hei­ten bis 1500, be­arb. von Mar­g­ret Wens­ky, 1 Kar­ten­blatt, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 78 S., ISBN 978-3-7749-3562-4, 17,90 Eu­ro.

VII.17-VII.18: Erz­berg­bau und Me­tall­ver­hüt­tung vom Mit­tel­al­ter bis zum 19. Jahr­hun­dert, be­arb. von El­mar Knieps und Wolf­gang We­ge­ner, 2 Kar­ten­blät­ter, 1: 350 000, 1 Bei­heft, 139 S., ISBN 978-3-7749-3563-1, 23,90 Eu­ro.

II.19-VII.21: Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen der Wirt­schaft seit dem 19. Jahr­hun­dert, be­arb. von Ul­rich S. Soé­ni­us und Jür­gen Wei­se, 3 Kar­ten­blät­ter, 1: 1.000.000, 1 Bei­heft, 44 S., ISBN 978-3-7749-3564-8, 29,90 Eu­ro.

IX.4: Bis­tü­mer, Ar­ch­idia­ko­na­te und Land­de­ka­na­te um­1450, be­arb. von Tho­mas P. Be­cker, 1 Kar­ten­blatt, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 37 S., ISBN 978-3-7749-3565-5, 17,90 Eu­ro.

IX.5: Or­dens­ent­wick­lung seit dem 19. Jahr­hun­dert, be­arb. von Wolf­gang Schaf­fer, 1 Kar­ten­blatt, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 139 S., ISBN 978-3-7749-3566-2, 17,90 Eu­ro.

IX.6: Frei­kir­chen am Be­ginn des 21. Jahr­hun­derts, be­arb. von Lo­thar Weiß, 1 Kar­ten­blatt, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 106 S., ISBN 978-3-7749-3568-6, 17,90 Eu­ro.

XI.13: Ke­ra­mik­pro­duk­ti­on von 1600 bis 2000, 1 Kar­ten­blatt, be­arb. von Bär­bel Kerk­hoff-Har­der, 1 Kar­ten­baltt, 1: 500 000, 1 Bei­heft, 70 S., ISBN 978-3-7749-3569-3, 17,90 Eu­ro.

XII.6: Hoch­schu­len und Hö­he­re Schu­len, be­arb. von An­drea Fleck, 1 Kar­ten­blatt, 1: 1.000.000, 1 Bei­heft, 46 S., ISBN 978-3-7749-3567-9, 17,90 Eu­ro. 

Mit der elf­ten Lie­fe­rung von 2008 hat der seit 1982 er­schei­nen­de „Ge­schicht­li­che At­las der Rhein­lan­de" (GARh) sei­nen Ab­schluss ge­fun­den. In dem Grund­la­gen­werk, das seit sei­ner Grün­dung 1981 am lan­des­ge­schicht­li­chen Lehr­stuhl von Franz Ir­sig­ler an der Uni­ver­si­tät Trier an­ge­sie­delt war, sind ins­ge­samt in zwölf The­men­grup­pen 119 Kar­ten mit 81 Bei­hef­ten er­schie­nen. Der in­ter­dis­zi­pli­när aus­ge­rich­te­ten Lan­des­kun­de ver­pflich­tet, ent­hält das Werk so­wohl Kar­ten zu den geo­gra­phisch-geo­lo­gi­schen Grund­la­gen, zur Ar­chäo­lo­gie, zu al­len Be­rei­chen der Ge­schichts­wis­sen­schaft von der Vor- und Früh­ge­schich­te bis zur Zeit­ge­schich­te, wie auch zur Kunst­ge­schich­te, zur Sprach­ge­schich­te und zur Volks­kun­de.

Das At­las­un­ter­neh­men steht in der Tra­di­ti­on der Kar­ten­wer­ke zur rhei­ni­schen Ge­schich­te, die von der Ge­sell­schaft für Rhei­ni­sche Ge­schichts­kun­de 1894 mit den Ar­bei­ten von Wil­helm Fa­bri­ci­us und Con­stan­tin Schult­heis für den „Ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­pro­vinz" be­gon­nen wur­den. Das Kar­ten­werk er­schien bis 1909 und blieb ein Tor­so, wäh­rend in der da­von weit­ge­hend un­ab­hän­gi­gen Rei­he „Er­läu­te­run­gen zum ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­lan­de" zahl­rei­che Bän­de bis in die spä­ten 1960er Jah­re ver­öf­fent­licht wur­den. Auf dem „Fa­bri­ci­us-At­las" be­ruh­te – zu­min­dest weit­ge­hend – der „Ge­schicht­li­che Hand­at­las der Rhein­pro­vinz" von 1926, her­aus­ge­ge­ben von Her­mann Au­bin un­ter Mit­wir­kung von Jo­sef Nies­sen als Pu­bli­ka­ti­on des 1920 ge­grün­de­ten In­sti­tuts ­für ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de der Rhein­lan­de an der Uni­ver­si­tät Bonn. Ei­ne über­ar­bei­te­te und er­wei­ter­te ­Aus­ga­be des „Hand­at­las­ses" ver­öf­fent­lich­te Jo­sef Nies­sen 1950 un­ter dem Ti­tel "Ge­schicht­li­cher Hand­at­las der Deut­schen Län­der am Rhein. Mit­tel- und Nie­der­rhein", an­ge­passt den po­li­ti­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Ge­ge­ben­hei­ten nach 1945.

Bei der Kon­zep­ti­on des neu­en „Ge­schicht­li­chen At­las­ses der Rhein­lan­de", die ih­ren Ur­sprung im Bon­ner In­sti­tut für ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de un­ter Edith En­nen hat­te, knüpf­te man zwar an die Tra­di­ti­on des Fa­bri­ci­us-At­las­ses an, in­dem man sich für ei­nen „gro­ßen" At­las ent­schied, rück­te aber ab von des­sen Raum­vor­ga­be der preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz so­wie der dort prak­ti­zier­ten In­sel­kar­ten­lö­sung. Der neue Be­ar­bei­tungs­raum um­fasst ne­ben dem Lan­des­teil Nord­rhein von NRW Tei­le von Rhein­land-Pfalz und des Saar­lan­des (lässt aber Tei­le der ehe­ma­li­gen Rhein­pro­vinz aus), schlie­ßt im Sü­den et­wa auf ei­ner Li­nie vom fran­zö­si­schen Thion­vil­le bis Kai­sers­lau­tern, deckt ei­nen er­heb­li­chen Teil West­fa­lens ab, schnei­det im Os­ten das Bun­des­land Hes­sen und im Wes­ten Lu­xem­burg mit ei­nem klei­nen Zip­fel Frank­reich so­wie in ei­nem schma­len Strei­fen Bel­gi­en und die Nie­der­lan­de an. Bis zu ei­nem ge­wis­sen Grad las­sen sich his­to­ri­sche Phä­no­me­ne und ih­re Ver­brei­tung über das rhei­ni­sche Kern­ge­biet hin­aus so durch­aus „grenz­über­schrei­tend" zei­gen. 

Als pro­ble­ma­tisch er­weist sich al­ler­dings aus der prak­ti­schen Ar­beit mit dem At­las­werk die Ent­schei­dung, die Rhein­pro­vinz im Sü­den ab­zu­schnei­den und den Süd­zip­fel des Saar­rau­mes aus­zu­las­sen. So muss bei The­men, die man aus dem At­las­werk bei­spiels­wei­se für das In­ter­net­por­tal Rhei­ni­sche Ge­schich­te, das aus gu­ten Grün­den bis 1945 die Rhein­pro­vinz als Raum ge­wählt hat, über­neh­men möch­te, an den ent­spre­chen­den Stel­len „an­ge­flickt" wer­den, was auf­wen­di­ge neue Un­ter­su­chun­gen be­dingt. Es gibt im neu­en At­las nicht ein­mal ei­ne Ver­wal­tungs­kar­te der Rhein­pro­vinz – der staat­li­chen Ver­wal­tungs­ein­heit, die 1815 ge­bil­det wur­de (die Be­zeich­nung setz­te sich ab 1830 durch), die erst­mals den rhei­ni­schen Na­men in sich trug, Raum bil­dend wirk­te und im­mer­hin 150 Jah­re be­stand.

Mit die­sen kri­ti­schen An­mer­kun­gen soll al­ler­dings der grund­sätz­li­che Wert des Ar­beits­in­stru­ments „Ge­schicht­li­cher At­las der Rhein­lan­de" nicht ge­schmä­lert wer­den. 

Ei­nen Ein­druck von dem breit ge­fä­cher­ten The­men­spek­trum des neu­en „gro­ßen" rhei­ni­schen Ge­schichts­at­las­ses ver­mit­telt noch­mals ein­drucks­voll die Ab­schluss­lie­fe­rung mit Kar­ten aus der Sied­lungs-, Ter­ri­to­ri­al-, Ver­fas­sungs-, Stadt-, Wirt­schafts-, Kir­chen- und Bil­dungs­ge­schich­te. Be­son­ders her­vor ge­ho­ben sei, dass mit Berg un­d Kur­k­öln nach Gel­dern (V. 11-12, 2006) un­d Kle­ve (V. 9-10, 2007) zwei wei­te­re der gro­ßen rhei­ni­schen Ter­ri­to­ri­en Be­ar­bei­tung ge­fun­den ha­ben. Es bleibt be­dau­er­lich, dass da­s ­für die Ter­ri­to­ri­en Jü­lich und Kur­trier nicht ge­lun­gen ist.

Da sich die Bei­hef­te nicht nur als rei­ne „Be­leg­lis­ten" für die Kar­ten ver­ste­hen, son­dern häu­fig wei­te­re Kar­ten und vor al­lem aus­führ­li­che Er­läu­te­rungs­tex­te ent­hal­ten, kön­nen sie mo­no­gra­phi­schen Ab­hand­lun­gen na­he kom­men.

Dass sich über die The­men­aus­wahl des Ge­samt­wer­kes, die sich wäh­rend der rund drei­ßig­jäh­ri­gen Lauf­zeit des Pro­jekts na­tur­ge­mäß ge­wan­delt hat, im Ein­zel­nen dis­ku­tie­ren lie­ße, sei er­wähnt, an die­ser Stel­le aber nicht aus­ge­führt. Wie in­for­ma­tiv der At­las ins­ge­samt oder ein­zel­ne Kar­ten und Bei­hef­te im Be­son­de­ren sein kön­nen, für die Fach­leu­te wie die in­ter­es­sier­ten Lai­en, wie brauch­bar, wie wei­ter­füh­rend und be­fruch­tend für wei­te­re For­schun­gen, wird die Zeit zei­gen. Al­len am Werk Be­tei­lig­ten, den Her­aus­ge­bern und Geld­ge­bern, nicht zu­letzt den Au­to­rin­nen und Au­to­ren ist zu wün­schen, dass der „Ge­schicht­li­che At­las der Rhein­lan­de" sich als Stan­dard­werk be­währt wie der mehr als hun­dert­jäh­ri­ge „Fa­bri­ci­us".

Zitationshinweis

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Wensky, Margret, Irsigler, Franz (Hg.), Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12, 1b Neue Folge), 11. Lieferung, Bonn 2008, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/irsigler-franz-hg.-geschichtlicher-atlas-der-rheinlande.-publikationen-der-gesellschaft-fuer-rheinische-geschichtskunde-12-1b-neue-folge-11.-lieferung-bonn-2008/DE-2086/lido/57d15fb5924225.58842207 (abgerufen am 29.03.2024)