Dietrich VI. von Kleve

Graf von Kleve (1275-1305)

Manuel Hagemann (Bonn)

Siegel Dietrichs VI./VIII. von Kleve, 1305. Das Bild zeigt einen Ritter auf galoppierendem Pferd mit gezogenem Schwert in der rechten und Kampfschild am linken Arm. Auf dem Schild das Wappen von Kleve: ein von Lilienhaspel überdecktes Schildchen. Auf der Pferdedecke ebenfalls zweimal das Wappen von Kleve. Auf dem Helm des Ritters und dem Kopf des Pferdes ein Fächerkleinod. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

Diet­rich VI./VIII. gilt als die „bei wei­tem be­deu­tends­te und be­mer­kens­wer­tes­te Ge­stalt un­ter den Kle­ver Gra­fen des 13. und 14. Jahr­hun­derts“ (Kast­ner). 

Diet­rich von Kle­ve wur­de um 1256/1257 als äl­tes­ter Sohn des Gra­fen Diet­rich V./VII. und der Alei­dis von Heins­berg (ge­stor­ben nach 1303) ge­bo­ren. Noch zu­ ­Leb­zei­ten sei­nes Gro­ßva­ters, Graf Diet­richs IV./VI. von Kle­ve, wur­de der Jun­ge am 13.5.1260 mit Mar­ga­re­tha von Gel­dern (ge­stor­ben nach­ 1284), der Toch­ter Graf Ot­tos II. von Gel­dern (Re­gie­rungs­zeit 1229-1271), ver­lobt. Nach dem Tod sei­nes Va­ters 1275 trat Diet­rich die Nach­fol­ge in Kle­ve an.

Der jun­ge Kle­ver Graf knüpf­te bald en­ge Kon­tak­te zum rö­misch-deut­schen Kö­nig Ru­dolf von Habs­burg (Re­gie­rungs­zeit 1273-1291). 1276 such­te er um sei­ne Be­leh­nung nach, die Ru­dolf ge­währ­te; 1279 wur­de Diet­rich von Kle­ve zum kö­nig­li­chen Rat und Fa­mi­li­a­ren er­nannt.

Um 1278 wur­de Diet­richs äl­tes­ter Sohn ge­bo­ren, der nach dem gel­dri­schen Gro­ßva­ter Ot­to (ge­stor­ben 1310) ge­nannt wur­de. Ne­ben dem spä­te­ren Nach­fol­ger brach­te Mar­ga­re­tha von Gel­dern min­des­tens zwei Töch­ter, Ka­tha­ri­na (ge­stor­ben nach 1357) und Adel­heid (ge­stor­ben nach 1320), zur Welt.

 

Für die Be­zie­hun­gen Graf Diet­richs zu den be­nach­bar­ten Ter­ri­to­ri­al­her­ren ist es be­zeich­nend, dass er sich aus krie­ge­ri­schen Kon­flik­ten zu­meist her­aus­hielt und auf Neu­tra­li­tät be­dacht war, es gleich­zei­tig aber ver­stand, das An­se­hen Kle­ves und sei­ner Per­son ste­tig zu stei­gern. Die en­gen Be­zie­hun­gen zu Gel­dern wur­den 1277 durch ein förm­li­ches Bünd­nis ver­stärkt; wohl um die glei­che Zeit schloss Diet­rich ei­nen Freund­schafts- und Bünd­nis­ver­trag mit dem Köl­ner Erz­bi­schof Sieg­fried von Wes­ter­burg. Zwar schlug sich der Kle­ver Graf im Kon­flikt um das Er­be der Her­zö­ge von Lim­burg, in dem sich der mit de­m Köl­ner Erz­bi­schof ver­bün­de­te Graf von Gel­dern und der Her­zog von Bra­bant ge­gen­über­stan­den, auf die Sei­te Bra­bants und des mit ihm ver­bün­de­ten Gra­fen von Hol­land. Da Diet­rich aber ei­nen Krieg ge­gen Erz­bi­schof Sieg­fried von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen hat­te, konn­te er sich in der Schlacht bei Worrin­gen 1288 neu­tral ver­hal­ten.

Mit Graf Flo­renz V. von Hol­land (Re­gie­rungs­zeit 1263-1296) un­ter­hielt Graf Diet­rich en­ge Be­zie­hun­gen; al­ler­dings soll er auch in die Ver­schwö­rung ein­ge­weiht ge­we­sen sein, die zu des­sen Ab­set­zung und Er­mor­dung 1296 führ­te. Wie auch sein Bru­der Diet­rich Luf (II.) (um 1260-1308/1309) griff der Kle­ver Graf 1296/1297 in­ten­siv in die Re­gie­rung Hol­lands ein. Nach dem Re­gie­rungs­an­tritt des Gra­fen von Hen­ne­gau in Hol­land en­de­ten die en­gen kle­visch-hol­län­di­schen Be­zie­hun­gen.

Das gu­te Ver­hält­nis zur be­nach­bar­ten Graf­schaft Gel­dern stell­te Diet­rich von Kle­ve in den 1290er Jah­ren wie­der her. 1297 wur­de der zweit­ge­bo­re­ne Kle­ver Gra­fen­sohn, der spä­te­re Diet­rich VII./IX. mit Mar­ga­re­tha von Gel­dern (ge­stor­ben 1326), der Toch­ter Graf Rai­nalds I. (Re­gie­rungs­zeit 1271-1318, ge­stor­ben 1326), ver­lobt. Mit Graf Wil­helm von Berg (Re­gie­rungs­zeit 1296-1308) war Diet­rich ver­schwä­gert. Nach­dem sei­ne ers­te Frau, Mar­ga­re­tha von Gel­dern, nach 1284 ver­stor­ben war, hei­ra­te­te Graf Diet­rich 1290 auf ei­nem kö­nig­li­chen Hof­tag in Er­furt Mar­ga­re­tha von Ki­burg (ge­stor­ben 1333), ei­ne Ver­wand­te Ru­dolfs von Habs­burg. Als Mit­gift ver­pfän­de­te der Kö­nig dem Kle­ver Gra­fen die Reichs­stadt Duis­burg, die schlie­ß­lich nie mehr aus­ge­löst wer­den soll­te. Aus die­ser Ehe gin­gen un­ter an­de­rem die spä­te­ren Kle­ver Gra­fen Diet­rich VII./IX. un­d Jo­hann her­vor.

Auch zu Ru­dolfs Sohn, Kö­nig Al­brecht von Habs­burg (Re­gie­rungs­zeit 1298-1308), be­stand ein gu­tes Ver­hält­nis. Al­brecht be­stä­tig­te die Rech­te des Kle­ver Gra­fen, ins­be­son­de­re die Ver­pfän­dung Duis­burgs, und wan­del­te 1298 die auf Vog­tei­gut des Stif­tes Zyff­lich ge­grün­de­te Stadt Kra­nen­burg in ein Reichs­le­hen um, um sich die al­lei­ni­gen Rech­te zu si­chern. 1300 ver­lieh der Kö­nig das Pri­vi­leg, dass kein Reichs­land­vogt, Land­frie­dens­be­wah­rer oder kö­nig­li­cher Be­am­ter in den Lan­den des Kle­ver Gra­fen Ge­richts­bar­keit aus­üben dür­fe; da­mit war die kle­vi­sche Lan­des­herr­schaft für die Zu­kunft ab­ge­si­chert.

Im Ge­gen­satz zu Graf Diet­rich be­trieb des­sen jün­ge­rer Bru­der Diet­rich Luf (II.), Graf von Hülch­rath, ei­ne un­glück­li­che Po­li­tik, durch die er sich in ho­he Schul­den stürz­te. Der Kle­ver Graf konn­te Diet­rich Luf 1298 das spä­te­re Amt Linn ab­kau­fen und da­mit dem Haus Kle­ve si­chern. Die süd­li­chen Be­sit­zun­gen Diet­richs Luf, dar­un­ter die Tom­burg bei Rhein­bach, fie­len 1303 hin­ge­gen an den Köl­ner Erz­bi­schof.

Der in­ne­re Lan­des­aus­bau ge­wann in der Re­gie­rungs­zeit Diet­richs VI./VIII. wich­ti­ge Im­pul­se. Bei Kra­nen­burg, Till und Ue­dem ließ der Kle­ver Graf um­fang­rei­che Bruch­ge­bie­te ko­lo­ni­sie­ren. Auch wenn aus sei­ner Re­gie­rungs­zeit kein ein­zi­ges Stadt­recht­spri­vi­leg über­lie­fert ist, las­sen die Quel­len den Aus­bau von Kra­nen­burg, Or­soy (heu­te Stadt Rhein­berg) und Huis­sen (heu­te Nie­der­lan­de) er­ken­nen. Die Macht und das An­se­hen des Kle­ver Gra­fen wer­den auch im An­wach­sen des kle­vi­schen Lehns­hofes wäh­rend sei­ner Re­gie­rung deut­lich.

Graf Diet­rich VI./VIII. starb am 4.10.1305 und wur­de in der Klos­ter­kir­che von Bed­burg (heu­te Ge­mein­de Bed­burg-Hau) be­gra­ben.

Quellen

Il­gen, Theo­dor, Quel­len zur in­ne­ren Ge­schich­te der rhei­ni­schen Ter­ri­to­ri­en, 2 Bän­de in 3 Tei­len, Bonn 1921-1925.
Schleid­gen, Wolf-Rü­di­ger, Kle­ve-Mark Ur­kun­den 1223-1368. Re­ges­ten des Be­stan­des Kle­ve-Mark im nord­rhein-west­fä­li­schen Haupt­staats­ar­chiv in Düs­sel­dorf, Sieg­burg 1983.
Schleid­gen, Wolf-Rü­di­ger, Da­s Ko­pi­ar der Gra­fen von Kle­ve, Kle­ve 1986.

Literatur

Jans­sen, Wil­helm, Die Ent­wick­lung des Ter­ri­to­ri­ums Kle­ve (Ge­schicht­li­cher At­las der Rhein­lan­de V/11-12), Bonn 2007.
Kast­ner, Die­ter, Die Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik der Gra­fen von Kle­ve, Düs­sel­dorf 1972.
Werd, Gui­do de (Red.), Land im Mit­tel­punkt der Mäch­te. Die Her­zog­tü­mer Jü­lich–Kle­ve–Berg, Kle­ve 1984. 

Siegel Dietrichs VI./VIII. von Kleve, 1305. Umschrift: S(igillum) · THEODER[IC]I · COMITIS · CLEVENSIS. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

 
Zitationshinweis

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Hagemann, Manuel, Dietrich VI. von Kleve, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/dietrich-vi.-von-kleve-/DE-2086/lido/57c694e52d1ae8.45958926 (abgerufen am 28.03.2024)