Biographie Änne Kaufmann Anna Auguste (Änne, auch Aenne) Kaufmann zählt zu den „Pionierinnen im Pfarramt“. Von der Theologie Karl Barths geprägt und zeitlebens an den Barmer Thesen von 1934 orientiert, empfand sie sich selbst keineswegs als Feministin oder Frauenrechtlerin. Dennoch steht sie exemplarisch für die Erfahrungen der ersten Generation von Theologinnen, die bis in die 1970er Jahre hinein für die volle berufliche Gleichberechtigung in der Kirche kämpfen musste.
Biographie Zvi Asaria (Hermann Helfgott) Zvi Asaria (bis 1948: Hermann Helfgott) war ein Rabbiner, der in den 1950er Jahren als geistiges Oberhaupt der Kölner Synagogengemeinde das rheinische Judentum der Nachkriegszeit geprägt hat und einen erheblichen Anteil am Wiederaufbau der zerstörten Kölner Gemeinde nach dem Holocaust hatte. Als Gemeinderabbiner in Köln und später als Landesrabbiner von Niedersachsen half er nicht nur die zerstörten Gemeinden wiederaufzubauen, sondern auch durch sein öffentliches Mahnen, die Erinnerung an den Holocaust in der deutschen Gesellschaft zu verankern.
Biographie Ida Noddack Im frühen 20. Jahrhundert waren die Naturwissenschaften fast ausnahmslos eine Männerdomäne. Die Beiträge der Frauen, die den Einschränkungen ihrer Zeit trotzten, sind jedoch von großer Bedeutung. Zu diesen bemerkenswerten Frauen zählt die Chemikerin Ida Noddack. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter Noddack (1893-1960) und dem Chemiker Otto Berg (1874-1939) entdeckte sie 1925 das nach ihrer rheinischen Heimat benannte Element Rhenium. Sie war zudem eine der ersten Wissenschaftler, die die Möglichkeit der Kernspaltung erkannten.
Biographie Franz Laumen Im Aachener Umland war Dr. Franz Laumen eine der Schlüsselfiguren, um den Nationalsozialisten neue Wählerschichten im katholisch-bürgerlichen Milieu zu erschließen. Nachdem Laumen im April 1933 als Landrat nach Monschau berufen wurde, geriet er jedoch mit den Parteigrößen vor Ort in Konflikte. Diese betrafen vor allem die Stellung der katholischen Kirche innerhalb der NS-Volksgemeinschaft.
Biographie Gunter d'Alquen Gunter d‘Alquen war ein hochbegabter und ehrgeiziger Journalist, der schon in jungen Jahren im Dritten Reich höchste Positionen in der NS-Publizistik erreichte. Mit skrupelloser Hetze gegen die ideologischen Feinde der SS und einer Glorifizierung der Waffen-SS in der von ihm verantworteten Berichterstattung trug dieser fanatische Nationalsozialist maßgeblich dazu bei, dass die Waffen-SS bis heute als eine militärische Elitetruppe gilt.
Biographie Hermann Reusch Der im konservativen Milieu des Ruhrbergbaus während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik sozialisierte Bergassessor Hermann Reusch verkörperte wie sein Vater Paul Reusch den typischen Herr-im-Hause-Standpunkt der alten Ruhrindustrie und zeichnete sich vor allem durch seine enge Bindung an die Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen und ihre Eigentümerfamilie Haniel aus. Wie nur wenige Industrielle verkörperte er nach 1945 die ablehnende Haltung der Branche gegenüber der alliierten Entflechtung und der 1951 eingeführten Montanmitbestimmung.
Biographie Freya Gräfin von Moltke Freya von Moltke war eine Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. In einem Kreis von Gleichgesinnten entwarf sie Gesellschaftsmodelle für die Zeit nach Hitler, um im entscheidenden Moment – nach dem Gelingen eines Attentats und damit eines Staatsstreichs – für einen demokratischen Neuanfang in Deutschland vorbereitet zu sein. Mit ihrem Einsatz für das „Neue Kreisau“ nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde sie zu einer Vorreiterin für die deutsch-polnische Verständigung.
Biographie Karl Haniel Als Aufsichtsratsvorsitzender der Gutehoffnungshütte (GHH) bestimmte Karl Haniel gemeinsam mit Vorstandschef Paul Reusch bis in die 1940er Jahre über mehr als zwei Dekaden hinweg die Geschicke des schwerindustriellen Ruhrkonzerns.
Biographie Adolf Baron Steengracht von Moyland Adolf Baron Steengracht von Moyland war der letzte Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in der Zeit des Nationalsozialismus. In diese exponierte, wenngleich zeitbedingt letztlich einflusslose Position kam der Jurist und Gutsbesitzer als diplomatischer Seiteneinsteiger durch seine guten Beziehungen zu Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop. Erstaunlicherweise genoss von Steengracht in bestimmten Kreisen des konservativen Widerstandes, besonders bei Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945) und seiner Frau Freya, einen relativ guten Ruf und galt als vertrauenswürdig.
Biographie Paul Röhle Paul Röhle war einer der zahlreichen Funktionäre der Sozialdemokratie und der Freien Gewerkschaften, von dem außer einigen Reden und Zeitungsartikeln kaum etwas überliefert ist. Jedoch lenken seine Spitzeltätigkeit für die Gestapo unter den Deckbezeichnungen „S 17“ und „S 18“ und vor allem die fehlende und verhinderte Aufarbeitung dieses Falles in der Nachkriegszeit den Blick auf ein dunkles Kapitel der deutschen und der sozialdemokratischen Geschichte vor und nach 1945.