Thema Familiengeschichte als Landesgeschichte: Die Jülicher Familie Simonius genannt Ritz vom 15.-19. Jahrhundert Die Perspektive biographischer landesgeschichtlicher Untersuchungen hat sich im Bereich der Territorialverwaltung in den vergangenen Jahrzehnten statt auf Fürsten und hochrangige Räte vermehrt auf nachgeordnete Personen gerichtet. Gemeint sind neben Hofbediensteten vor allem Amtsleute oder Räte, die zwar an wesentlichen politischen Vorgängen beteiligt waren, bei ihren Tätigkeiten aber nicht im Vordergrund des politischen Geschehens standen.
Biographie Otto von Bylandt Otto von Bylandt gehörte zu den einflussreichen Räten am Hof Wilhelms V. (der Reiche), der von 1539 bis 1592 die Herzogtümer Jülich, Berg und Kleve regierte. Er beriet seinen Landesherrn in vielfältigen Angelegenheiten und verwaltete für ihn ab 1569 die ostwestfälische Grafschaft Ravensberg. Sein Herzog schätzte ihn so sehr, dass er ihn 1562 nach Frankfurt am Main zur Krönung Maximilians II. (1527-1576) zum römisch-deutschen König (1562-1576, ab 1564 Kaiser) mitnahm. Trotz dieser engen Verbindung zu Wilhelm versuchte Otto, die ihm zu Lehen gegebene Herrschaft Rheydt (heute Stadt Mönchengladbach) aus dem Herzogtum herauszulösen und sie reichsunmittelbar zu machen. Die Bewohner Rheydts erlebten ihn als unnahbaren und rücksichtslosen Herrn. Die Unzufriedenheit mit ihm mündete in einer Rebellion. Mit dem Um- und Ausbau des Schlosses Rheydt im Stil der Renaissance setzte er sich ein bleibendes Denkmal.
Biographie Gottfried Gropper Zu den nichtadligen Familien, die die rheinische Geschichte des 16. Jahrhunderts dominierten, gehört zweifelsfrei die aus Soest stammende Gropper-Dynastie. Vier Brüder – vorweg der berühmte Johannes Gropper, Patroklus (1512-1558), Kaspar (1514/19-1594) und Gottfried – gelangten in höchste geistliche und weltliche Positionen und dominierten die kurkölnische Politik. Gottfried Gropper absolvierte dabei als einziger der Geschwister eine ausschließlich säkulare Laufbahn und stand als Geheimer Rat im Dienst Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg.
Biographie Johann von Vlatten Zwischen den sich ab spätestens 1530 verfestigenden konfessionellen Fronten alt- und neugläubiger Fürsten und Gelehrter etablierte sich insbesondere am Hof der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg eine als via media, mittlerer Weg, bezeichnete Haltung, die bestimmte Positionen der neuen Lehre wie etwa den Laienkelch akzeptierte, ohne formal den Bund mit der römischen Kirche zu brechen. Ausgehend von der humanistischen Lehre, die nördlich der Alpen vor allen an niederländischen Universitäten und Schulen zahlreiche Sympathisanten fand, kennzeichnet die via media auch den Versuch des Erhalts einer größtmöglichen politischen Unabhängigkeit in einer ansonsten sich in konfessionell geprägte Lager aufteilenden Herrschaftsordnung. Johann von Vlatten war nicht nur ein führender Vertreter dieser via media; er verkörperte zudem auch einen für die sich im 16. Jahrhundert herausbildende Staatlichkeit moderner Prägung konstitutiven Beamtentypus, der sich in Stand und Bildung von seinen Vorgängergenerationen unterschied.
Biographie Johann Wilhelm Die Absicherung dynastischer Interessen durch Heirat und eine ausreichende Zahl Nachkommen kann als wesentliches Merkmal der Familienpolitik des frühneuzeitlichen Adels gesehen werden. Durch geschickt geplante und teilweise aufwändig arrangierte Verbindungen brachten es manche ursprünglich kleine Fürstenhäuser, allen voran die Habsburger, zu einer immensen Einflusssphäre. Insbesondere im Umfeld dynastischer Brüche, beim Aussterben einer Familie im Mannesstamm etwa, verdichteten sich die Bemühungen von formal oder vermeintlich anverwandten Linien, um ein Herrschaftsgebiet übernehmen zu können.
Biographie Kaspar Gropper Die Kölner Geistlichkeit des 16. Jahrhunderts weist eine Reihe starker Persönlichkeiten auf, die prägend für konfessionelle Entwicklung in der Region waren. Unter ihnen ragt die Familie Gropper alleine schon deshalb hervor, weil nicht weniger als sieben eng miteinander verwandte Mitglieder an Schlüsselpositionen in Verwaltung und Kirche gelangten und so beinahe das gesamte Jahrhundert hindurch wesentlichen Einfluss auf die Religionspolitik der Stadt und des Kurfürstentums Köln nehmen konnten.
Biographie Reiner Solenander Das 16. Jahrhundert war nicht nur Schauplatz der konfessionellen Spaltung des Reiches und Europas, sondern auch eine Blütezeit des akademischen Diskurses in der Philosophie, im Rechtswesen und den Naturwissenschaften. Vor allem Medizin und Heilkunde gelangten durch das genaue Studium des menschlichen Körpers, seines anatomischen Aufbaus und seiner Funktionsmechanismen zu neuen Erkenntnissen und Methoden, als deren herausragender Vertreter der Universalgelehrte Philipp von Hohenheim, genannt Paracelsus (um 1493-1541), gelten darf. Mit Gisbert Longolius (1507-1543), Johannes Sinapius (1505-1560) oder eben Reiner Solenander wirkten jedoch auch gerade an den Fürstenhöfen der Zeit Ärzte einer neuen Generation, die sich häufig dem erbitterten Widerstand der etablierten Gelehrten ausgesetzt sahen.
Biographie Anna von Kleve Anna von Kleve war die vierte von insgesamt sechs Gemahlinnen des englischen Königs Heinrich VIII. (Regierungszeit 1509-1547). Die aus machtpolitischen Erwägungen geschlossene Ehe sollte das Bündnis zwischen England und dem Herzogtum Jülich-Kleve-Berg gegenüber Kaiser Karl V. von Habsburg (Regierungszeit 1519-1556) und dem französischen König Franz I. von Frankreich (Regierungszeit 1515-1547) besiegeln. Anna war damit die erste deutsche Königin Englands.
Biographie Karl von Egmond Das Gebiet um das ehemalige Herzogtum Geldern im niederländisch-deutschen Grenzraum am Niederrhein gehört zu den in der Geschichte vielfach umkämpften Territorien. Gerade in der Frühen Neuzeit war es im Wettstreit der Großmächte Habsburg und Frankreich häufig Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Während der Regierungszeit Karl von Egmonds, der sein Herzogtum zunächst verlor, dann zurückeroberte, mit eisernem Willen verteidigte und es dann schließlich doch ganz aufgeben musste, verdichteten sich die komplexen Machtansprüche der großen Dynastien hier im Herzen Mitteleuropas an strategisch entscheidender Stelle.
Biographie Adolf II. von Kleve Adolf II. von Kleve war der zweite Klever Graf aus dem Hause Mark. Unter seiner Regierung gewann das Klever Territorium deutlich an politischem Gewicht und wurde zum Herzogtum erhoben.