Thema Der „Rhein-Sieg-Kreis“ im Nationalsozialismus – Strukturen, Behörden und Parteiinstanzen Betrachtet man die Forschungslage zum „Rhein-Sieg-Kreis“ im Nationalsozialismus, so sind zwei Stränge der Auseinandersetzung mit dem lokalen NS-Regime besonders deutlich ausgebildet. Der eine bezieht sich auf die jahrhundertelange jüdische Geschichte im Kreisgebiet und ist von dem Gedanken geprägt, das fast nur noch auf Friedhöfen sichtbare jüdische Erbe in Erinnerung zu behalten. Ausgehend von ersten Arbeiten und Initiativen Helmut Fischers, Heinrich Linns oder Manfred van Reys in den 1970er und 1980er Jahren sind bis in die letzten Jahre hinein Publikationen erschienen, die die Geschichte der jüdischen Gemeinden rekonstruieren, die noch erhaltenen Grabstätten dokumentieren und die antisemitische Ausgrenzung vor Ort nachzeichnen, kulminierend in der Schoah. Aufgrund der Initiative des Kreisarchivs und des Engagements geschichtsinteressierter Bürgerinnen und Bürger – beispielhaft zu besichtigen in der Gedenkstätte „Landjuden“ an der Sieg – ist dieses zentrale Kapitel nationalsozialistischer Herrschaft intensiv erforscht.
Thema Die Bevollmächtigten für den Nahverkehr (Nbv) im „Dritten Reich“ unter besonderer Berücksichtigung der Rheinlande Ein kleines Segment der kaum überschaubaren Sonderbehördenvielfalt des „Dritten Reiches“ will der folgende Beitrag erhellen: Organisation, Struktur und Aufgaben der „Bevollmächtigten für den Nahverkehr“, amtliches Kürzel Nbv. Der Begriff Nahverkehr war ein terminus technicus, der im Jahr 1931 durch die Dritte Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 6.10.1931 (1) eingeführt und durch das Gesetz über den Güterfernverkehr mit Kraftfahrzeugen (GFG) vom 26.6.1935 (2) sowie die zu diesem Gesetz erlassene Durchführungsverordnung (DVO-GFG) vom 27.3.1936 (3). Der Nahverkehr umfasste alle Transporte, die in der sogenannten Nahzone durchgeführt wurden und war im Gegensatz zum Güterfernverkehr zunächst genehmigungsfrei; zu dieser Nahzone gehörten alle Gemeinden innerhalb eines Umkreises von 50 Kilometern (4). Die im Güternahverkehr eingesetzten Kraftfahrzeuge waren gemäß § 11 DVO-GFG mit einer entsprechenden Aufschrift zu kennzeichnen.
Thema Juden im Sport im Rheinland Das vielfältige Engagement von Juden im deutschen Vorkriegssport ist von der Geschichtswissenschaft bis heute kaum untersucht worden. Dies gilt insbesondere für Regionalstudien, die die Geschichte jüdischer Sportvereine aufarbeiten und in ihren lokalhistorischen Kontext einbetten. Mit dem Handbuch „Juden im Sport in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus“, das die Entwicklung jüdischer Sportvereine in Westfalen und im Rheinland in den 1920er und 30er Jahren aufarbeitet, haben Peiffer und Heinrich 2019 eine erste Studie vorgelegt, die hinsichtlich ihres methodischen Zuschnitts für weitere regionale Studien sicherlich als Vorbild gelten kann.
Thema „Bei starken Persönlichkeiten wurden eben stärkere Register gezogen“ – Die Verbrechen der Geheimen Staatspolizei im SS-Sonderlager/KZ Hinzert Die Geschichte des SS-Sonderlagers/Konzentrationslagers Hinzert im Hunsrück kann als gut aufgearbeitet bezeichnet werden. Lediglich einzelne Teilbereiche, wie die Beziehungen der Geheimen Staatspolizei zum Lager, bedurften noch einer eingehenderen Untersuchung. Die Aufarbeitung dieses Aspektes ist relevant, weil die Gestapo und die nationalsozialistischen Konzentrationslager im „Dritten Reich“ die „entscheidenden Herrschaftsinstrumente“ zur Verfolgung politischer Gegner waren. Im Rahmen dieses Beitrags werden die Verbindungen, die zwischen den beiden Institutionen bestanden, am Beispiel des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert rekonstruiert.
Biographie Karlheinz Stockhausen Mit seiner individuellen und unangepassten Ästhetik gilt Karlheinz Stockhausen als einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit. Als radikaler Erneuerer in den Konzertsälen rief er ebenso Begeisterungsstürme wie Skandale hervor und stellte sein ganzes Leben konsequent in den Dienst seines Schaffens. Über 370 Stücke hat er der Nachwelt hinterlassen, zu denen neben Bühnen- und Orchesterwerken Vokalmusik, Kammermusik und elektronische Kompositionen gehören. Nicht selten wurde er für sein exzentrisches Auftreten und seine esoterisch geprägte Lebensweise kritisiert oder sogar verspottet. Das stellt jedoch seine Bedeutung in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts nicht in Frage und hat nichts daran geändert, dass die Schar seiner Anhänger in der Szene für Neue Musik bis heute groß ist.
Biographie August Bender Der gebürtige Kreuzauer Arzt Dr. med. August Bender war in der NS-Zeit als Lagerarzt im KZ Buchenwald tätig und dort an zahlreichen Häftlingsselektionen beteiligt. Der SS-Sturmbannführer untersuchte Häftlinge auf ihre „Arbeitsfähigkeit“ und entschied, wer für Zwangsarbeit tauglich erschien und wer als „unbrauchbar“ zur Ermordung in die Vernichtungslager deportiert werden sollte. In der Nachkriegszeit war er bis 1988 als beliebter Landarzt in Vettweiß-Kelz tätig und unterhielt weiterhin regen Kontakt zu ehemaligen SS-Kameraden.
Epoche 1933 bis 1945 - Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Als die Nationalsozialisten im Januar 1933 die Macht übernahmen, konnte das Rheinland nicht als Kernland der NS-Bewegung gelten. Während die NSDAP bei den Wahlen vom 5.3.1933 reichsweit 43,9 Prozent erzielte, lag ihr Stimmenanteil in den rheinischen Wahlkreisen meist etwa zehn Prozent darunter. Ein Grund hierfür war die Stärke des politischen Katholizismus: Die katholische Zentrumspartei konnte in der Rheinprovinz 1933 fast dreimal so viele Stimmen wie im Reichsdurchschnitt erringen und gewann noch zwei Monate nach der Machtübernahme in Bonn, Aachen oder Trier mehr Wähler als die NSDAP. Auch die Linksparteien erhielten zu diesem Zeitpunkt in den rheinischen Großstädten noch starke Unterstützung, vor allem die KPD, die zwischen Köln, Duisburg und Wuppertal zwischen 18 und 20 Prozent der Stimmen bekam.
Biographie Wilhelm Klodt Der Arzt Dr. med. Wilhelm Klodt war 1933-1937 Stellvertreter des Kuratoriumsvorsitzenden der Universität zu Köln. Als Vertreter der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ fungierte er zudem als Beisitzer in Verfahren am Kölner Erbgesundheitsgericht. Seine „Karriere“ kann als idealtypisch dafür gelten, wie im „Dritten Reich“ aus politischen Gründen die Ideologie den Vorrang vor der Fachwissenschaft gewinnen konnte.
Biographie Paul Martini Paul Martini war Pfälzer von Geburt und erreichte mit seinen Studien über therapeutische Methoden in Berlin ersten Ruhm. In Bonn prägte er die Universitätsmedizin während des „Dritten Reichs“ und in der Nachkriegszeit. Nicht gänzlich erfolglos versuchte er, die von ihm geleitete Klinik dem totalitären Anspruch des NS-Staats zu entziehen.
Biographie Friedrich Tillmann Friedrich Tillmann war ein frommer Idealist - und gleichzeitig NS- Schreibtischtäter. In der NS-Zeit war er Direktor der Wohlfahrtswaisenpflege der Stadt Köln und leitete daneben ab Ende 1939-1942 die Büroabteilung der mit der Durchführung der „Euthanasie-Aktion T4“ beauftragten Zentraldienststelle. Nach 1950 führte er ein unauffälliges Leben als Heimleiter von Einrichtungen der Jugendfürsorge und engagierte sich in der katholischen Pfarrgemeindearbeit, bis er 1960 verhaftet und ihm der Prozess gemacht wurde.