Aleydis Raiscop

Benediktinerin, Gelehrte (um 1450-1507)

Anja Ostrowitzki (Bonn)

Abschrift des Briefs der Aleidis an Johannes Butzbach und Jakob Siberti. (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Hs S 247 Bl. 1v.)

Aley­dis Rai­scop leb­te in der Zeit des Über­gangs vom Mit­tel­al­ter zur Frü­hen Neu­zeit als Non­ne im Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ter Ro­lands­werth (Non­nen­werth), ei­ner Rhein­in­sel, die heu­te zu Re­ma­gen ge­hört. Dort wirk­te die her­aus­ra­gend ge­bil­de­te Non­ne als Schul­meis­te­rin und be­tä­tig­te sich li­te­ra­risch. Jo­han­nes Butz­bach nahm sie in sein Schrift­stel­ler­le­xi­kon auf.

Das Klos­ter Ro­lands­werth war der Burs­fel­der Re­form­kon­gre­ga­ti­on an­ge­schlos­sen. Die Haupt­quel­le zu Le­ben und Wir­ken der Aley­dis sind Schrif­ten der Laa­cher Be­ne­dik­ti­ner Jo­han­nes Butz­bach (1478-1516/17) und Ja­kob Si­ber­ti (1485-1519), li­te­ra­risch ak­ti­ve Ge­lehr­te, die im Jahr nach Aley­dis Tod Zu­gang zur Grup­pe der Hu­ma­nis­ten um den Spon­hei­mer Abt Jo­han­nes Trithe­mi­us (1462-1516) fan­den. Bei­de stan­den nach 1500 mit Aley­dis in Ver­bin­dung.

Über Aley­dis Le­bens­weg ist we­nig be­kannt. Sie selbst nann­te sich „von länd­li­cher Her­kunf­t“. Butz­bach gibt an, dass sie aus der Stadt Goch stamm­te. Wie­weit ein Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis zur Fa­mi­lie des aus Ue­dem stam­men­den Hein­rich Raiskop (ge­stor­ben 1455), der an der päpst­li­chen Ku­rie Kar­rie­re mach­te und schlie­ß­lich Propst des Ut­rech­ter Dom­stifts wur­de so­wie sei­nes gleich­na­mi­gen Nef­fen (um 1417/18-1483/84), Ka­no­ni­ker des Stifts Xan­ten, be­stand, muss of­fen blei­ben.

Butz­bach be­zeich­net die Non­ne als ei­ne Jung­frau from­mer Kon­ver­si­on und von Kind­heit an Gott ge­weiht. Dem­nach hat­ten die El­tern, de­ren Na­men nicht be­kannt sind, den Klos­ter­ein­tritt schon früh an­ge­bahnt. Das Mäd­chen stimm­te zu, als es her­an­ge­wach­sen war. Dem Ro­lands­wer­t­her Ne­kro­log ist zu ent­neh­men, dass Aley­dis ihr Klos­ter­le­ben nicht auf der In­sel, son­dern im Klos­ter St. Ser­va­ti­us in Ha­gen­busch bei Xan­ten be­gann. Nach Ro­lands­werth sei sie der Re­form hal­ber ge­kom­men, ge­mein­sam mit ei­ner ge­wis­sen Gu­da von dem Kamp, die das Amt der Prio­rin über­nahm, wäh­rend Aley­dis Schul­meis­te­rin wur­de. Aley­dis Rai­scop starb am 15.12.1507 in Ro­lands­werth, wo sie auch be­gra­ben wur­de.

Das Da­tum der er­wähn­ten Re­form, die für Aley­dis nicht nur ei­ne bio­gra­phi­sche Zä­sur be­deu­te­te, son­dern auch ei­nen An­halts­punkt zur Schät­zung ih­res Le­bens­al­ters und ih­rer Ver­weil­dau­er in Ha­gen­busch bö­te, lässt sich nicht mehr si­cher be­stim­men. Da das Klos­ter­ar­chiv von Ro­lands­werth im Neus­ser Krieg 1474/75 und noch spä­ter durch Brand, Kriegs­ein­wir­kung und Sä­ku­la­ri­sa­ti­on gro­ße Ver­lus­te er­lit­ten hat, ist man auf un­prä­zi­se Nach­rich­ten aus Ne­kro­lo­gen und Klos­ter­chro­ni­ken an­ge­wie­sen. De­ren Schrei­be­rin­nen be­müh­ten sich im 17. und 18. Jahr­hun­dert, die Ge­schich­te ih­res Klos­ters nach bes­tem Wis­sen zu re­kon­stru­ie­ren. Die Klos­ter­his­to­rio­gra­phie da­tiert die Re­form, die Aley­dis Rai­scop als Mit­glied ei­ner vier­köp­fi­gen Re­form­grup­pe von Non­nen aus Ha­gen­busch und dem Köl­ner Klos­ter St. Aga­tha nach Ro­lands­werth brach­te, auf 1465 oder 1466. Da­zu passt die An­ga­be im Ro­lands­wer­t­her Ne­kro­log, dass der 1499 ge­stor­be­ne Abt Adam Mey­er von Groß St. Mar­tin, der für die Re­form ver­ant­wort­lich war, un­ge­fähr 35 Jah­re geist­li­cher Kom­mis­sar von Ro­lands­werth ge­we­sen sei. Da­ge­gen ste­hen Quel­len des Klos­ters Ha­gen­busch, die für die Re­form in Ro­lands­werth das Jahr 1477 an­ge­ben. 

Im Zu­ge von Re­form­vor­ha­ben pfleg­te Abt Adam Mey­er ei­ni­ge Klos­ter­frau­en aus zu­vor von ihm selbst re­for­mier­ten und be­auf­sich­tig­ten Klös­tern zu be­ru­fen, da­mit die­se die Re­form in das nächs­te Klos­ter wei­ter­trü­gen, in­dem sie den Kon­vent in die neue Le­bens­wei­se und Lit­ur­gie der Burs­fel­der Ob­ser­vanz ein­wie­sen. Wie ei­ne Ur­kun­de be­legt, führ­te Adam Mey­er am 5.3.1465 ei­ne sol­che Re­form­grup­pe in Ha­gen­busch ein, wo da­mals nur sechs Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen leb­ten. Ei­ne of­fe­ne Fra­ge ist, wann Aley­dis Rai­scop dort auf­ge­nom­men wor­den ist. Soll­te sie tat­säch­lich schon kur­ze Zeit nach März 1465 von Ha­gen­busch nach Ro­lands­werth ge­wech­selt sein, müss­te sie da­mals be­reits über ei­ne mehr­jäh­ri­ge Klos­ter­aus­bil­dung ver­fügt ha­ben. An­dern­falls wä­re sie kaum in der La­ge ge­we­sen, die Ro­lands­wer­t­her Non­nen zu schu­len. Aley­dis Bio­graph Karl Kos­sert ver­mu­te­te, sie sei erst nach der Re­form in Ha­gen­busch ein­ge­tre­ten. Ihr Ge­burts­jahr setz­te er auf 1449 an, ging aber bei sei­ner Be­rech­nung irr­tüm­lich von ei­nem Min­dest­al­ter von 16 Jah­ren für den Klos­ter­ein­tritt aus. Die­se Al­ters­gren­ze war je­doch erst seit 1563 durch das Kon­zil von Tri­ent vor­ge­schrie­ben.

In Burs­fel­der Non­nen­k­lös­tern galt für die Ein­klei­dung zum No­vi­zi­at ein Min­dest­al­ter von 14 Jah­ren, denn un­mün­di­ge Mäd­chen soll­ten kei­ne bin­den­den Ge­lüb­de ab­le­gen. Es war in der Epo­che je­doch selbst in Re­form­klös­tern üb­lich, Mäd­chen, die von ih­ren Fa­mi­li­en zum geist­li­chen Le­ben be­stimmt wa­ren, min­des­tens zwei bis drei Jah­re vor dem No­vi­zi­at auf­zu­neh­men. Sie wur­den in der Klos­ter­schu­le er­zo­gen, denn Mäd­chen war der Zu­gang zu Stadt- und Pfarr­schu­len ver­wehrt. Künf­ti­ge Non­nen be­nö­tig­ten Kennt­nis­se der la­tei­ni­schen Spra­che, lit­ur­gi­scher Tex­te und der Evan­ge­li­en, da­mit sie ihr lit­ur­gi­sches Of­fi­zi­um er­fül­len konn­ten. Nach den Vor­stel­lun­gen der Burs­fel­der soll­ten sie so­gar la­tei­nisch spre­chen kön­nen, al­so ein ho­hes Ni­veau an Sprach­kennt­nis­sen er­rei­chen. Den Ro­lands­wer­t­her Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen dien­te als Richt­schnur für ei­nen re­gel­ge­treu­en Voll­zug der Lit­ur­gie und des klös­ter­li­chen Le­bens ei­ne 1497 ent­stan­de­ne deutsch­spra­chi­ge Hand­schrift der Burs­fel­der Cae­re­mo­niae für Frau­en­k­lös­ter. Der Um­stand, dass man in Ro­lands­werth ei­ne Über­set­zung be­nutz­te, be­deu­tet in­des nicht, dass es den Non­nen an la­tei­ni­schen Sprach­kennt­nis­sen ge­man­gelt hät­te. Im­mer­hin be­herrsch­te ih­re Schul­meis­te­rin Aley­dis Rai­scop die Spra­che so gut, dass sie from­me Schrif­ten ins La­tei­ni­sche über­set­zen konn­te, selbst la­tei­ni­sche Tex­te schrieb, mit ge­bil­de­ten Män­nern kor­re­spon­dier­te und de­ren Be­wun­de­rung ge­noss. Sie muss über­dies ei­ne ex­ege­ti­sche und theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung er­fah­ren ha­ben, da sie Ho­mi­li­en ver­fass­te. Der Ge­währs­mann für ihr Schaf­fen ist Jo­han­nes Butz­bach, der Aley­dis in sein „Auc­ta­ri­um“ zu „De scrip­to­ri­bus eccle­si­as­ti­cis“ auf­nahm. Es han­delt sich um ei­nen 1508 ab­ge­fass­ten Ka­ta­log mit Nach­trä­gen bis 1513, der als Er­gän­zung des Ka­ta­logs kirch­li­cher Schrift­stel­ler von Jo­han­nes Trithe­mi­us an­ge­legt ist. Wie sehr Butz­bach Aley­dis Fä­hig­kei­ten und Schrift­tum be­wun­der­te, ist dar­an ab­les­bar, dass er sie in ei­ne Rei­he mit Hrots­vith von Gan­ders­heim (um 935-nach 973), Hil­de­gard von Bin­gen (um 1098-1179) und Eli­sa­beth von Schö­nau (1129-1164) stell­te. Da Aley­dis Schrif­ten fast al­le ver­schol­len sind, lässt sich die Qua­li­tät ih­rer li­te­ra­ri­schen Ar­bei­ten nicht mehr be­ur­tei­len. Dass Butz­bach sie mit den ge­nann­ten Au­to­rin­nen ver­glich, hängt wohl in ers­ter Li­nie mit sei­ner Vor­la­ge zu­sam­men. Trithe­mi­us hat­te die drei gro­ßen Au­to­rin­nen des 10. be­zie­hungs­wei­se 12. Jahr­hun­derts als Ers­ter in den er­wähn­ten, 1494 im Druck er­schie­ne­nen Ka­ta­log auf­ge­nom­men - üb­ri­gens die ein­zi­gen Frau­en un­ter 963 Au­to­ren. Erst kurz vor­her hat­te der Hu­ma­nist Kon­rad Cel­tis (1459-1508) die Dich­tun­gen der Ka­no­nis­se Hrots­vith in der Bi­blio­thek von St. Em­meram in Re­gens­burg wie­der auf­ge­fun­den. Ih­re Tex­te wa­ren Trithe­mi­us vor der Druck­le­gung sei­nes Ka­ta­logs noch nicht zu­gäng­lich, wäh­rend er die Wer­ke der Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen Eli­sa­beth von Schö­nau und Hil­de­gard von Bin­gen ge­le­sen hat­te. So über­trie­ben Butz­bachs Ver­gleich mit den be­rühm­ten Non­nen auch sein mag, spricht sein be­geis­ter­tes Lob in je­dem Fall für ei­ne ho­he Qua­li­tät von Aley­dis Ar­bei­ten und ih­re über­ra­gen­de La­tein­kennt­nis und Bil­dung. 

Jo­han­nes Butz­bach wid­me­te ihr sei­ne Schrift „Über be­rühm­te und ge­lehr­te Frau­en“ („De il­lus­tri­bus seu stu­dio­sis doc­tis­que mu­lie­ri­bus“). Die Vor­re­de ge­stal­te­te er als Brief an die „from­me und ge­lehr­te Mit­schwes­ter“, in dem er sei­ne Be­wun­de­rung für de­ren In­tel­li­genz, Fleiß und um­fas­sen­de li­te­ra­ri­sche Ge­lehr­sam­keit aus­drück­te. Er wür­dig­te, dass Aley­dis sich so­wohl mit „mensch­li­chen als auch mit gött­li­chen Schrif­ten“ be­schäf­tig­te, da­mit be­zeich­net sind klas­si­sche an­ti­ke Schrift­stel­ler ei­ner­seits, die la­tei­ni­sche Bi­bel und Kir­chen­vä­ter an­de­rer­seits. Sein Mit­bru­der Pa­ter Tho­mas, Aley­dis Beicht­va­ter, und Pa­ter Til­mann von Bonn hät­ten ihm da­von be­rich­tet. Ge­meint ist Til­mann Ha­eck (1448-1514), der zwi­schen 1493 und No­vem­ber 1495 den Beicht­va­ter in Ro­lands­werth un­ter­stütz­te. Pa­ter Til­mann hat­te Butz­bach auch den Trak­tat „De mo­do au­di­en­di mis­sam“ ge­zeigt, ei­ne Schrift über die Fröm­mig­keit wäh­rend der Mes­se, wel­che Aley­dis auf Wunsch Abt Adam Mey­ers aus dem Deut­schen ins La­tei­ni­sche über­setzt hat­te.

Wei­ter rühm­te Butz­bach die sti­lis­ti­sche Ele­ganz ih­rer Brie­fe an ver­schie­de­ne Adres­sa­ten, na­ment­lich sich selbst, sei­nen Schü­ler Ja­kob Si­ber­ti, den Pri­or Jo­hann von Kond, den Zel­lerar Be­ne­dikt Fa­bri (um 1468-1517) und den päpst­li­chen Le­ga­ten Rai­mund Per­au­di (1435-1505). Je­ner hat­te sie 1503 in Ro­lands­werth er­lebt und sei von der klas­si­schen La­t­ini­tät ih­rer Schrif­ten und ih­rer Klug­heit be­ein­druckt ge­we­sen. Kennt­nis von Aley­dis Kor­re­spon­denz mit Drit­ten konn­te Butz­bach be­sit­zen, weil es in der Epo­che üb­lich war, Brie­fe in ei­nem wei­te­ren Per­so­nen­kreis her­um­zu­rei­chen und vor­zu­le­sen. Ge­lehr­te Brie­fe wur­den häu­fig ge­sam­melt und ab­ge­schrie­ben. In sei­nem Ka­ta­log lis­tet Butz­bach au­ßer­dem noch sie­ben Ho­mi­li­en über den hei­li­gen Pau­lus, ei­nen Brief an Erz­bi­schof Her­mann IV. von Köln so­wie di­ver­se Brie­fe an un­ge­nann­te Kor­re­spon­den­ten auf.

Wel­che The­men er­ör­ter­te Aley­dis mit ih­ren Brief­part­nern? Wie war es um die theo­lo­gi­sche Qua­li­tät ih­rer Schrift zum Apos­tel Pau­lus be­stellt? Bei­des bleibt ver­bor­gen, denn nach heu­ti­gem Wis­sens­stand ist von Aley­dis Schrif­ten nur ein ein­zi­ger Brief an Jo­han­nes Butz­bach und Ja­kob Si­ber­ti vom 31.10.1506 in ei­ner Sam­mel­hand­schrift mit Ge­dich­ten und Kor­re­spon­denz Si­ber­tis (Uni­ver­si­täts- und Lan­des­bi­blio­thek Bonn, Hs S 247 Bl. 1v-2r) er­hal­ten. Der Text, der ih­re in­tel­lek­tu­el­le Ver­net­zung und Sprach­be­herr­schung be­zeugt, ist im Duk­tus be­tont un­ter­wür­fig ge­hal­ten. In ele­gan­tem La­tein sti­li­siert sich Aley­dis dar­in als schwa­che und un­ge­bil­de­te Frau vom Land, die von den Adres­sa­ten mit ganz un­ver­dien­tem Lob über­schüt­tet wer­de. Zu die­sem rhe­to­ri­schen Be­schei­den­heits­to­pos ge­hört, dass sie die li­te­ra­ri­schen Wer­ke und die Be­ga­bung ih­rer Brief­part­ner als ihr weit über­le­gen her­vor­hebt. In­halt­lich be­lang­los zielt das stil­vol­le Schrei­ben dar­auf, die Zu­stel­lung von Ab­schrif­ten re­li­giö­ser Ge­dich­te der bei­den Mön­che zu er­bit­ten.

Aus Butz­bachs Wid­mungs­brief ist be­kannt, dass Be­ne­dikt Fa­bri Aley­dis Leh­rer in den „lit­te­rae hu­ma­ni­ta­tis“ war, sie al­so mit den la­tei­ni­schen Klas­si­kern ver­traut ge­macht, auf die der Brief wie­der­holt an­spielt, und zur Per­fek­ti­on im La­tei­ni­schen ge­bracht hat. Be­ne­dikt Fa­bri ist um 1484 in Groß St. Mar­tin in Köln ein­ge­tre­ten, et­wa 1492 wur­de er nach Laach ent­sandt. Die Ver­bin­dung zwi­schen Groß St. Mar­tin und Ro­lands­werth legt es na­he, dass er schon von Köln aus mit Aley­dis kor­re­spon­diert und Bü­cher aus­ge­tauscht ha­ben könn­te. Ab 1493 sind dann Be­zie­hun­gen zwi­schen der Ab­tei Laach und Ro­lands­werth be­zeugt, die bis 1512 an­dau­er­ten. Leh­rer und Schü­le­rin müs­sen eng be­freun­det ge­we­sen sein, denn Be­ne­dikt Fa­bri wähl­te Aley­dis als Wid­mungs­trä­ge­rin für die meis­ten sei­ner Schrif­ten, wel­che heu­te nur noch durch Butz­bachs Auc­ta­ri­um be­kannt sind. Auch Ja­kob Si­ber­ti, aus­ge­bil­det bei den Brü­dern vom Ge­mein­sa­men Le­ben in Em­me­rich, seit 1503 Mönch in Laach, wid­me­te ihr Wer­ke und dich­te­te im an­ti­ki­sie­ren­den Stil über Aley­dis, sein „Pa­ne­gy­ri­cum ad Aley­de­m“ pries sie für ih­re Tu­gend und ihr Bil­dungs­stre­ben.

In der Li­te­ra­tur wird Aley­dis Rai­scop ge­le­gent­lich Hu­ma­nis­tin ge­nannt. Ih­re Elo­quenz und Li­te­ra­tur­kennt­nis eben­so wie die Kor­re­spon­denz mit ent­spre­chend in­ter­es­sier­ten Mön­chen be­rüh­ren zwar Merk­ma­le des Hu­ma­nis­mus, die Be­zeich­nung ist aber un­pas­send. Denn Aley­dis be­trieb ih­re Stu­di­en in dem be­grenz­ten Rah­men, den ih­re klös­ter­li­che Le­bens­form vor­gab. Ihr Bil­dungs­stre­ben war kein Selbst­zweck, son­dern stand un­ter dem Pri­mat des Re­li­giö­sen. Als Au­to­rin und Über­set­ze­rin be­han­del­te sie geist­li­che The­men. Sprach- und Schreib­fer­tig­keit dien­ten, selbst wenn sie an Li­te­ra­tur nicht christ­li­cher Au­to­ren der An­ti­ke ein­ge­übt wur­den, nicht zur in­tel­lek­tu­el­len Be­rei­che­rung, son­dern als Hilfs­mit­tel zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der Hei­li­gen Schrift.

Schriften

Uni­ver­si­täts- und Lan­des­bi­blio­thek Bonn, Hs S 247 Bl. 1v- 2r.

Literatur

En­nen, Edith, Aley­dis Rai­scop, Klos­ter­frau und Hu­ma­nis­tin, in: Becht, Hans-Pe­ter/Schadt, Jörg (Hg.), Wirt­schaft-Ge­sell­schaft-Städ­te. Fest­schrift für Bern­hard Kirch­gäs­s­ner zum 75. Ge­burts­tag, Ub­stadt-Wei­her 1998, S. 137-138.

Floß, Hein­rich Jo­seph, Das Klos­ter Ro­lands­werth, in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 19, 1868, S. 76-219.

Ham­mer, El­ke-Ur­sel, Mo­nas­ti­sche Re­form zwi­schen Per­son und In­sti­tu­ti­on. Zum Wir­ken des Ab­tes Adam Mey­er von Groß St. Mar­tin in Köln (1454-1499), Göt­tin­gen 2001.

Kos­sert, Karl, Aley­dis Rai­scop. Die Hu­ma­nis­tin von Non­nen­werth, Wit­ter­schlick 1979.

Mül­ler, Ha­rald, Ha­bit und Ha­bi­tus. Mön­che und Hu­ma­nis­ten im Dia­log, Tü­bin­gen 2006.

Schwes­ter Pau­la [=Ma­ria Pau­la Müns­ter], Ge­schich­te der In­sel Non­nen­werth, 3. ver­mehr­te u. um­ge­ar­bei­te­te Auf­la­ge, Re­gens­burg [um 1925].

Res­mi­ni, Ber­tram, Die Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei Laach, Ber­lin/New York 1993.

Schwarz, Bri­gi­de, Er­folg ver­pflich­tet: Ku­ri­en­kar­rie­re, Pfrün­den und Stif­tungs­pro­jek­te des Kanz­lei­sch­rei­bers und Ab­bre­via­tors de par­co maio­ri Hein­rich Raiskop, in: Wens­ky, Mar­g­ret (Hg.), Ue­dem – ei­ne klei­ne Stadt im Her­zog­tum Kle­ve, Ue­dem 2020, S. 91-111.

 
Zitationshinweis

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Ostrowitzki, Anja, Aleydis Raiscop, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/aleydis-raiscop/DE-2086/lido/651d2cd31882c4.02847836 (abgerufen am 28.04.2024)