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Pater Johannes Maria Haw, katholischer Priester und engagierter Seelsorger, war der Gründer des Johannesbundes Leutesdorf sowie der Ordensgemeinschaften der Johannesschwestern von Maria Königin und der Missionare vom heiligen Johannes dem Täufer.
Johannes Maria Haw kam am 26.5.1871 als Sohn des Ehepaares Peter und Barbara Haw in Schweich an der Mosel zur Welt. Von den insgesamt acht Kindern der Familie starben drei bereits im Kleinkindesalter. Der Vater stammte aus dem kleinen Ort Bekond, wie Schweich im Landkreis Trier-Saarburg gelegen, die Mutter, eine geborene Hoff, aus Schweich. Beide Orte waren vor allem durch Weinbau und Landwirtschaft geprägt und auch Johannes Haws Familie führte einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Im Jahre 1877 wurde Johannes in Schweich eingeschult und auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier vorbereitet, das er von 1884 bis 1891 besuchte. Da er schon früh begann, sich für Theologie zu interessieren und eine Übernahme des elterlichen Hofes aufgrund seiner körperlichen Verfassung nicht infrage kam, wurden durch die Aufnahme in das Bischöfliche Knabenkonvikt im Jahre 1886 bereits die Weichen für das Priesteramt gestellt. Nach dem Schulabschluss trat Johannes Haw in das Trierer Priesterseminar ein und studierte dort Philosophie und katholische Theologie. Die Priesterweihe empfing er im März 1895 im Dom zu Trier, gleichzeitig wurde er zum Kaplan der Koblenzer Pfarrei Liebfrauen ernannt. 1897 verschlug es ihn als Pfarrvikar nach Holz/Saar, wo er bis zu seiner Versetzung als Pfarrer nach Wintersdorf an der Sauer im Jahre 1900 blieb. Dort ließ er eine neue Kirche errichten, da die alte aufgrund ihrer Baufälligkeit von der Schließung bedroht war. Die inzwischen renovierte Kirche zeugt noch heute von seinem großen Engagement für die kleine Pfarrei.
Während seiner Zeit in Wintersdorf veröffentlichte Haw eine Schrift mit dem Titel „König Alkohol", mit welcher er auf das Problem des Alkoholismus aufmerksam machen wollte. Vor allem die ärmere Bevölkerung hatte häufig mit diesem Problem zu kämpfen und sollte im Kampf dagegen durch Seelsorge unterstützt werden. Dafür machte sich Pfarrer Johannes Haw stark. 1905 wurde er zunächst zum Diözesanbeauftragten des Katholischen Mäßigkeitsbundes in Trier ernannt, später zum Leiter der Bewegung für Deutschland insgesamt. 1906 verließ er die Gemeinde Wintersberg, um als Rektor des Irminenhospitals die Wohltätigkeitsstiftungen im Raum Trier geistlich zu betreuen. Dieses Amt gab er 1909 auf, da er beiden Ämtern kaum gleichzeitig gerecht werden konnte. In den nächsten Jahren widmete er sich als Direktor des Mäßigkeitsbundes voll und ganz dem Kampf gegen den Alkoholismus. Dabei vertrat er einen gemäßigten Kurs, der die Totalabstinenz nicht als den einzig wahren Weg betrachtete. Diese Einstellung rührte auch daher, dass in der Diözese Trier die Herstellung alkoholischer Getränke für einen großen Teil der Bevölkerung, mitunter auch für Klöster, die Existenzgrundlage bildete.
Um die Idee der Mäßigkeitsbewegung bereits Schulkindern näher zu bringen, wurde die Jugendorganisation „Schutzengelbund" gegründet; im Jahre 1911 folgte die Gründung des „Johannesbundes", welcher sich der abstinenten Jugend bis zum 21. Lebensjahr zuwandte. Diese Organisation machte sich nach dem Ersten Weltkrieg selbstständig und ging schließlich in einem anderen Jugendbund auf. Haw war inzwischen in ganz Deutschland tätig,; darüber hinaus nahm er an Kongressen der Antialkoholbewegung in ganz Europa teil.
1912 ließ Haw sich in Leutesdorf am Rhein nieder. In einer Villa, die Johannisheim genannt wurde, richtete er ein „Sanatorium für alkoholgefährdete Männer gehobener Kreise" ein, wo den Abhängigen und Suchtgefährdeten durch den Glauben Halt im Leben vermittelt werden sollte. Zu diesem Zweck wurden Exerzitien abgehalten. Bald war das Haus zu klein und Haw kaufte ein neues Grundstück in Leutesdorf, den Gasthof „Löwenburg". Dieser wurde in „Johannesburg" umbenannt und zum neuen Sitz des Sanatoriums gemacht. In Leutesdorf entstand im Oktober 1919 schließlich auch aus den alten Mitgliedern des Mäßigkeitsbundes sowie des Kreuzbundes eine neue Vereinigung namens „Johannesbund", benannt nach dem heiligen Johannes dem Täufer. Der Verein setzte sich aus Laien und Priestern zusammen und suchte durch Engagement im sozialen Bereich, durch Verbreitung religiöser Schriften im eigenen „Johannes-Verlag" sowie durch Exerzitien zu missionieren. Im Jahre 1923/1924 wurde die Johannesburg zum Exerzitienhaus ausgebaut.
Mitte der 1920er Jahre dehnte Haw seine karitative Tätigkeit über das Rheinland hinaus aus und übernahm die Leitung eines Obdachlosenasyls in Berlin. Doch auch die Schrifttumsmission blieb nicht auf der Strecke. 1927 erhielt die zuvor gegründete „Katholische Schriftenmission Deutschlands" von der Fuldaer Bischofskonferenz die offizielle Anerkennung. Die für ein breites Publikum bestimmten Kleinschriften sollten den Menschen durch den Glauben Hoffnung und Zuversicht schenken. Sie erfreuten sich bald einer wachsenden Beliebtheit.
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, brachen harte Zeiten für die Kirche an. Auch der Johannesbund blieb nicht unverschont. Bereits 1933 durchsuchte die Gestapo die Druckerei nach staatsfeindlichen Schriften. Die Aktionen wiederholten sich, wobei viele tausend Schriften grundlos beschlagnahmt wurden. Das versuchte man durch gezielte Verteilungsaktionen zumindest teilweise zu verhindern, indem die gefährdeten Schriften im Vorfeld vor einem Übergriff in Sicherheit gebracht wurden. Auch andere Schikanen durch das neue Regime konnten dem Johannesbund zunächst nicht viel anhaben, da die Überprüfung der Geschäftsbücher keinen Anlass zum Eingreifen seitens der Nationalsozialisten bot. Weder hatte die Gemeinschaft jemals illegale Geschäfte betrieben, noch konnte ihr sonst ein Verstoß gegen die Sittlichkeit nachgewiesen werden. Doch in Berlin musste der Bund die erste Niederlage hinnehmen. Ein Grundstück, das für den Bau eines neuen Seelsorgeheims gekauft worden war, musste auf Druck des Regimes für einen weitaus geringeren Preis an die Stadt Berlin abgegeben werden. Nach und nach häuften sich die Eingriffe des Staates: Die Zeitschriften wurden verboten, Häuser des Johannesbundes beschlagnahmt, die Exerzitienhäuser mussten schließen und 1941 kam es sogar zum Verbot des Bundes selbst. Die Gemeinschaft wurde als staatsfeindlich eingestuft und aufgelöst, das Vermögen ging an den Staat über.
Johannes Haw verlor auf diese Weise sein Heim; zunächst gewährte ihm ein Domprobst Obdach. Im Jahr 1945 fand er Zuflucht in einem Schwesternhaus im Frankenland, das er einige Monate später nach Beendigung des Krieges in Richtung Leutesdorf verließ. Es begann die Zeit des Wiederaufbaus. Der Besitz ging an die rechtmäßigen Eigentümer zurück, doch die Häuser waren in keinem guten Zustand. In seinen letzten Lebensjahren schaffte es der engagierte Priester, nicht nur die alten Einrichtungen wieder zu neuem Leben zu erwecken, sondern darüber hinaus auch noch die Genossenschaft der Missionare vom heiligen Johannes dem Täufer zu errichten, die das Pendant zu den Johannesschwestern bildeten. Ein Jahr später, am 28.10.1949, starb Haw in Leutesdorf am Rhein, wo er bis zuletzt wirkte.
Literatur
Frank, Karl Suso, Haw, Johannes Baptista Maria, in: Lexikon für Theologie und Kirche 4 (1995), Sp. 1221-1222.
Martin Persch, Artikel „Haw, Johannes Maria", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 15 (1999), Sp. 693-694.
Schönhofen,Werner/Weber, Johannes, Johannes Maria Haw, in: Rheinische Lebensbilder 13 (1993), S. 277-295.
Online
Pater Johannes Maria Haw *1871 +1949 (Biographische Information auf der Website des Johannesbund e.V.) [Online]
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Bokeloh, Vera, Johannes Maria Haw, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johannes-maria-haw/DE-2086/lido/57c8285dded9e7.94436170 (abgerufen am 19.03.2024)