Die Novemberrevolution 1918 im Siebengebirge

Ansgar S. Klein (Bonn)

Ein Lastauto, mit revolutionären Matrosen und Soldaten besetzt, fährt während der Novemberrevolution durch das Brandenburger Tor, 9.11.1918, (Symbolbild). (Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-810 / Unknown / CC-BY-SA 3.0)

1. Erster Weltkrieg 1914-1918

Das At­ten­tat ser­bi­scher Ex­tre­mis­ten auf den ös­ter­rei­chi­schen Thron­fol­ger Franz Fer­di­nand (1863-1914) und sei­ne Frau So­phie (1868-1914) in Sa­ra­je­wo am 28.6.1914 lös­te auch in der Re­gi­on des Sie­ben­ge­bir­ges Ent­set­zen und Em­pö­rung aus. Die Un­ter­stüt­zung des deut­schen Bun­des­ge­nos­sen Ös­ter­reich-Un­garn zu ei­nem en­er­gi­schen Vor­ge­hen ge­gen Ser­bi­en stell­te da­her ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit dar.  In den ers­ten Ju­li­wo­chen blieb es som­mer­lich ru­hig, da die deut­sche Re­gie­rung nur hin­ter den Ku­lis­sen die Be­wäl­ti­gung der im­mer be­droh­li­che­ren Kri­se be­trieb. En­de Ju­li aber ver­such­te je­der an Neu­ig­kei­ten über die dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung der Er­eig­nis­se zu kom­men. Das Ge­schäfts­lo­kal der Lo­kal­zei­tung „Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ in Kö­nigs­win­ter war bald von ei­ner Men­schen­men­ge um­la­gert, die hier die ak­tu­ells­ten Ex­tra­blät­ter mit den neu­es­ten Nach­rich­ten­mel­dun­gen er­war­te­te. In Kö­nigs­win­ter, so be­rich­te­te die Zei­tung am 27.7.1914, war die Stim­mung bei Be­kannt­wer­den der Kriegs­er­klä­rung Ös­ter­reichs an Ser­bi­en sehr pa­trio­tisch: in den Ho­tels und Re­stau­ra­tio­nen sei­en das Deutsch­land­lied, „Es braust ein Ruf wie Don­ner­hal­l“, „Heil dir im Sie­ger­kran­z“ und „Gott er­hal­te Franz den Kai­ser“ ge­sun­gen wor­den.

Der Be­ginn des Krie­ges durch die An­ord­nung des Kriegs­zu­stan­des am 31.7.1914, der Mo­bil­ma­chung und der Kriegs­er­klä­rung des Deut­schen Rei­ches an Russ­land am 1.8.1914 wur­de fast wie ein Na­tur­er­eig­nis, wie das lang er­sehn­te Ge­wit­ter nach ei­nem hei­ßen Tag, emp­fun­den und be­grü­ßt: „Krieg! Wie ein Blitz schlug das Te­le­gramm der Mo­bil­ma­chung ein.“ Mit die­sen Wor­ten be­ginnt die „Krieg­s­chro­ni­k“ der ka­tho­li­schen Volks­schu­le Ober­kas­sel. Der Wirt des Kö­nigs­win­te­rer West­fa­len­ho­fes und Dich­ter Fritz Klein (1855-1922) tex­te­te auf die Mu­sik des Lie­des „In des Wal­des fins­tern Grün­den“ sein „An die Ge­weh­re!“ be­ti­tel­tes neu­es­tes Werk:

„In des Bal­kans Mör­der­schmie­de
Jah­re­lang die Fun­ken sprüh´n
Un­auf­hör­lich Wet­ter­leuch­ten
Bis die Bom­be platzt in Wien.
[…]
Auf Ger­ma­nia du heh­re
Zieh´ das al­te deut­sche Schwert
Und be­schüt­ze Weib und Kin­der
Wehr den Feind von Haus und Herd.
[…]“ 

Trotz des Hur­ra-Pa­trio­tis­mus in den ers­ten Kriegs­ta­gen ahn­te und mahn­te das „Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ aber be­reits bei Kriegs­aus­bruch: „Erns­te Zei­ten ste­hen uns be­vor.“[1] 

Be­reits am 31.7.1914 wa­ren die ers­ten Ein­be­ru­fun­gen er­gan­gen und ein ste­ter Strom von Män­nern zog in die Ka­ser­nen. An den Bahn­stei­gen ver­ab­schie­de­ten sie sich von den An­ge­hö­ri­gen und Schau­lus­ti­gen. Durch­fah­ren­den Zü­gen mit Sol­da­ten wur­de ge­wun­ken. Ob die Zü­ge wie an­dern­orts an­hiel­ten und die Män­ner von Frei­wil­li­gen mit Le­bens­mit­teln und Ge­trän­ken ver­sorgt wur­den, ist nicht über­lie­fert. 

Da die Trup­pen­be­we­gun­gen grö­ß­ten­teils über die Ei­sen­bahn er­folg­ten, war der Frie­dens­fahr­plan au­ßer Kraft ge­setzt wor­den. Auf der Rhein­stre­cke fuh­ren nur noch zwei Per­so­nen­zü­ge täg­lich. Al­les an­de­re wa­ren Trup­pen­trans­por­te. Am Ober­kas­se­ler Gü­ter­bahn­hof wur­den höl­zer­ne Ram­pen ge­baut, um Trup­pen und Kriegs­ge­rät zu ver­la­den. Sie blie­ben je­doch un­ge­nutzt und wur­den ein hal­bes Jahr spä­ter wie­der ab­ge­baut. Zur Mo­bil­ma­chung ge­hör­te auch die Ein­be­ru­fung des Land­sturms und die Mus­te­rung von Pfer­den und Trans­port­mit­teln. Bald schon gab es Auf­ru­fe an Ju­gend­li­che als „die Nach­kom­men des er­prob­ten Land­sturms vom Sie­ben­ge­bir­ge“ (1813/1814) in die Ju­gend­wehr ein­zu­tre­ten, die es of­fen­bar in je­der Kom­mu­ne gab. 

Die­se un­ter­nahm in den nächs­ten Jah­ren pa­ra­mi­li­tä­ri­sche Übun­gen zur Vor­be­rei­tung auf den Kriegs­ein­satz. Die Bon­ner Ju­gend­wehr kam da­zu auch ins Sie­ben­ge­bir­ge.

 

Die hek­ti­sche Be­trieb­sam­keit ver­ur­sach­te Auf­re­gung und Ner­vo­si­tät, Ge­rüch­te über ge­hei­me Gold­trans­por­te und Spio­ne mach­ten die Run­de. Ein Pho­to­graph, der in je­nen Au­gust­ta­gen das Ober­kas­se­ler Tra­jekt als An­sichts­kar­ten­mo­tiv auf­neh­men woll­te, wur­de von der Ober­kas­se­ler Po­li­zei ver­haf­tet und ab­ge­führt, aber bald wie­der auf frei­en Fuß ge­setzt.

Es ist un­be­kannt, wie vie­le Män­ner aus der Re­gi­on des Sie­ben­ge­bir­ges Kriegs­dienst leis­ten muss­ten. Es dürf­ten meh­re­re Tau­send ge­we­sen sein. En­de Au­gust er­schie­nen in den Lo­kal­zei­tun­gen die ers­ten To­des­an­zei­gen für die aus der Re­gi­on stam­men­den Ge­fal­le­nen, bis zum Kriegs­en­de soll­ten es rund 1.000 sein. Sie star­ben in Bel­gi­en, Frank­reich, Russ­land und Ita­li­en. Be­mer­kens­wert ist das Schick­sal des Ma­schi­nen­maats Carl Schmitz (1893-1918) aus Kö­nigs­win­ter, der beim Ab­sturz des Afri­ka-Luft­schif­fes LZ 104 / L 59 am 7.4.1918 in der Stra­ße von Otran­to ums Le­ben kam. Wie vie­le Sol­da­ten aus der Re­gi­on des Sie­ben­ge­bir­ges ver­wun­det wur­den und wie vie­le in Ge­fan­gen­schaft ge­rie­ten, ist nicht be­kannt.

Das Trajekt Bonn-Oberkassel, hier die Ponte im Bonner Fährhafen, um 1900. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek, Bonn)

 

Zu ei­ni­ger Be­rühmt­heit kam der aus Kö­nigs­win­ter stam­men­de Ka­pi­tän Karl Spind­ler (1887-1951), dem es im März 1916 – al­so noch vor Graf Luck­ner (1881-1966) – ge­lang, mit sei­nem als Nor­we­ger ge­tarn­ten Han­dels­schiff die bri­ti­sche See­blo­cka­de zu durch­bre­chen und die iri­sche West­küs­te zu er­rei­chen. Die Über­ga­be ei­ner Waf­fen­la­dung, wel­che die Iren für ih­ren Os­ter­auf­stand be­nut­zen woll­ten, schei­ter­te an der Ver­schie­bung des Auf­stan­des um ei­nen Tag, so dass die bri­ti­sche Ma­ri­ne das deut­sche Schiff stel­len konn­te. Spind­ler ver­senk­te Schiff und La­dung vor dem Ha­fen von Cork und ging mit sei­ner Mann­schaft in Ge­fan­gen­schaft. Im Ju­li 1917 un­ter­nahm er ei­nen Flucht­ver­such, wur­de aber wie­der ge­fan­gen. Im April 1918 kam er bei ei­nem deutsch-eng­li­schen Ge­fan­ge­nen­aus­tausch in die Nie­der­lan­de. Nach dem Krieg ver­fass­te er ein Buch über sei­ne Er­leb­nis­se, dem er den Ti­tel „Das ge­heim­nis­vol­le Schif­f“ gab. In Ir­land ist Spind­ler noch im­mer in gu­ter Er­in­ne­rung.

Schon früh rie­fen die Orts­grup­pen der Va­ter­län­di­schen Frau­en­ver­ei­ne vom Ro­ten Kreuz zum Ein­tritt auf. Da es in Kö­nigs­win­ter noch kei­nen Ver­ein gab, er­folg­te am 6. Au­gust ein Auf­ruf zur Grün­dung ei­nes sol­chen. Der Stadt­rat von Kö­nigs­win­ter be­schloss ei­ne Kre­dit­auf­nah­me und die Be­reit­stel­lung der Geld­mit­tel für den Kauf von Le­bens­mit­teln für die Ver­pfle­gung der zu er­war­ten­den Ver­wun­de­ten. Noch im Au­gust 1914 rich­te­te der Va­ter­län­di­sche Frau­en­ver­ein die ers­ten La­za­ret­te in Kö­nigs­win­ter im Ho­tel Düs­sel­dor­fer Hof und in der Turn­hal­le am Pa­last­wei­her ein. An­fang Sep­tem­ber ka­men die ers­ten Ver­wun­de­ten in die Kran­ken­häu­ser von Kö­nigs­win­ter und Ober­kas­sel. Die Zahl stieg rasch, so dass wei­te­re Häu­ser Ver­wun­de­te auf­nah­men. So dien­te vor­über­ge­hend auch die Ei­sen­bah­ner­schu­le in Nie­der­dol­len­dorf als La­za­rett. In Hon­nef wur­de die von den Non­nen­wer­t­her Fran­zis­ka­ne­rin­nen ge­tra­ge­ne Schu­le St. Jo­sef teil­wei­se als La­za­rett ge­nutzt. Die Schwes­tern pfleg­ten in den nächs­ten Jah­ren weit über 1.000 Ver­wun­de­te. Die in den La­za­ret­ten ver­stor­be­nen Sol­da­ten fan­den ihr Grab auf den Fried­hö­fen, wo Eh­ren­grä­ber für sie an­ge­legt wur­den.

Kapitän Karl Spindler, undatiert. (public domain)

 

Um den Kon­takt zu den Sol­da­ten im Feld zu hal­ten und de­ren Stim­mung zu he­ben, sam­mel­ten die Ge­mein­den so ge­nann­te Lie­bes­ga­ben und sen­de­ten Pa­ke­te mit Le­bens­mit­teln und Ge­schen­ken an die Män­ner. Durch die Ein­be­ru­fun­gen herrsch­te ein Man­gel an Ar­beits­kräf­ten, so dass Frau­en ver­mehrt in Wirt­schaft­be­trie­ben ar­bei­te­ten. In den Nie­der­dol­len­dor­fer In­dus­trie­wer­ken wa­ren rus­si­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne ein­ge­setzt. 

Je län­ger der Krieg dau­er­te, des­to un­ge­wis­ser ent­wi­ckel­te sich die Ver­sor­gungs­la­ge für die Be­völ­ke­rung. Le­bens­mit­tel und an­de­re Gü­ter des täg­li­chen Be­darfs wur­den knapp. Die Ein­füh­rung ei­nes Be­zugs­schein­sys­tems soll­te für ei­ne ge­rech­te Ver­tei­lung sor­gen. Für die Rüs­tungs­in­dus­trie gab es re­gel­mä­ßi­ge Samm­lun­gen von wert­vol­len Roh­stof­fen. Um an Me­tall zu kom­men, muss­ten die Kir­chen­glo­cken ab­ge­lie­fert wer­den. Zur Fi­nan­zie­rung des Krie­ges rief der Staat zur Zeich­nung von Kriegs­an­lei­hen auf.

Die Kom­mu­nen im Sie­ben­ge­bir­ge wur­den nach der Ge­mein­de­ord­nung be­zie­hungs­wei­se Rhei­ni­schen Städ­te­ord­nung von 1856 ge­führt. Die bei­den Städ­te Hon­nef und Kö­nigs­win­ter konn­ten ih­re Bür­ger­meis­ter selbst wäh­len, die sie­ben Ge­mein­den der Äm­ter Kö­nigs­win­ter-Land, Ober­kas­sel und Ober­pleis nicht. Ge­wählt wur­de in der preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz nach dem so ge­nann­ten Drei­klas­sen­wahl­recht, das hei­ßt, die Wäh­ler wur­den nach der Hö­he ih­rer Steu­er­zah­lun­gen in ei­ne Lis­te ein­ge­tra­gen und dann in drei Ab­tei­lun­gen ein­ge­teilt, wo­bei die ers­te Ab­tei­lung die höchs­ten Steu­er­zah­ler ent­hielt, die zu­sam­men ein Drit­tel des ge­sam­ten Steu­er­auf­kom­mens er­reich­ten. Die zwei­te Ab­tei­lung setz­te sich aus den fol­gen­den Wäh­lern zu­sam­men bis wie­der ein Drit­tel er­reicht war. Al­le an­de­ren ge­hör­ten in die drit­te Ab­tei­lung. Je­de Ab­tei­lung be­saß die glei­che An­zahl von Ver­tre­tern im Stadt-, Amts- oder Ge­mein­de­rat. Auf kom­mu­na­ler Ebe­ne, ins­be­son­de­re in den Klein­städ­ten und Dör­fern des Sie­ben­ge­bir­ges, spiel­ten Par­tei­en kei­ne gro­ße Rol­le, hier - wo je­der je­den kann­te - wa­ren es meist Per­so­nen­wah­len.

An­ders ver­hielt es sich bei den Wah­len zum Reichs­tag. Bei der letz­ten Wahl am 12.1.1912 hat­te sich mit 78,9 Pro­zent der Stim­men in der ka­tho­lisch ge­präg­ten Re­gi­on der der Zen­trumfrak­ti­on an­ge­hö­ren­de Köl­ner Lan­des­ge­richts­rat und bis­he­ri­ge Ab­ge­ord­ne­te Karl Ge­org Be­cker (1858-1914) er­neut deut­lich durch­ge­setzt. Sein na­tio­nal­li­be­ra­ler Ge­gen­kan­di­dat, der in Hon­nef le­ben­de Kor­vet­ten­ka­pi­tän a.D. Hein­rich Lud­wig von Hol­le­ben (ge­bo­ren 1848) er­hielt le­dig­lich 11,8 Pro­zent der Stim­men. Der eben­falls dem Zen­trum zu­zu­zäh­len­de Pfar­rer Lam­bert Lam­bertz (1868-1958) aus (Sim­merath-) De­den­born kam auf 6 Pro­zent. Da Be­cker be­reits im Fe­bru­ar 1912 sein ge­ra­de wie­der­ge­won­ne­nes Man­dat auf­gab, kam es am 1.3.1912 zu ei­ner Nach­wahl in den bei­den Land­krei­sen Sieg­kreis und Wald­bröl, die den Wahl­kreis Köln 5 bil­den­de­ten. Dies­mal ge­wann der dem Zen­trum an­ge­hö­ren­de Köl­ner Jus­tiz­ra­t Karl Trim­born so­gar 98,8 Pro­zent der Stim­men in der Re­gi­on.

Wäh­rend des Krie­ges fan­den kei­ne Wah­len statt. Ge­mäß dem „Burg­frie­den“ soll­ten po­li­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen bis nach Kriegs­en­de zu­rück­ge­stellt wer­den. Die Dau­er des Krie­ges aber ließ die­sen brö­ckeln. An­hän­ger ei­nes Sieg­frie­dens und Be­für­wor­ter ei­nes Ver­hand­lungs­frie­dens ran­gen im Reichs­tag um den rich­ti­gen Weg aus dem Krieg und um Mehr­hei­ten. Ge­gen ei­nen Ver­stän­di­gungs­frie­den und Re­for­men im In­ne­ren for­mier­te sich als­bald Wi­der­stand au­ßer­halb des Par­la­ments. Im Som­mer 1917 ent­stand die Deut­sche Va­ter­lands­par­tei, ei­ne neue po­li­ti­sche Or­ga­ni­sa­ti­on der „na­tio­na­len Op­po­si­ti­on“, die sich zu­nächst den Na­men „Hin­den­burg-Par­tei“ hat­te ge­ben wol­len. Im Au­gust 1917 fand ein letz­tes Vor­be­rei­tungs­tref­fen, am 2.9.1917 die kon­sti­tu­ie­ren­de Sit­zung der neu­en Par­tei statt. Ihr ers­ter Vor­sit­zen­der war Al­fred von Tir­pitz (1849-1930), der zwei­te Vor­sit­zen­de Wolf­gang Kapp (1858-1922). Die Va­ter­lands­par­tei trat als „Ei­ni­gungs­par­tei“ auf, die über al­le so­zia­len Gren­zen hin­weg al­le Deut­schen um sich sam­meln woll­te. Au­ßen­po­li­tisch plä­dier­te sie für ei­ne sieg­rei­che Be­en­di­gung des Krie­ges und ei­nen „deut­schen Frie­den“ mit weit­rei­chen­den An­ne­xio­nen. In­nen­po­li­tisch sprach sie sich zu­nächst ge­gen die preu­ßi­sche Wahl­rechts­re­form und die Par­la­men­ta­ri­sie­rung der Reichs­po­li­tik aus, zog ih­re For­de­run­gen aber of­fi­zi­ell rasch wie­der zu­rück. Die Par­tei ver­stand sich als au­ßer­par­la­men­ta­ri­sche Op­po­si­ti­on, die nach Auf­lö­sung des Reichs­ta­ges ei­nen „star­ken Man­n“ an der Spit­ze des Staa­tes stel­len woll­te.

Im Ok­to­ber 1917 war­ben der Lan­des­ver­ein und die Orts­grup­pe Bonn-Bad Go­des­berg in ganz­sei­ti­gen Auf­ru­fen in den Lo­kal­zei­tun­gen um Bei­trit­te und für das Wei­ter­kämp­fen bis zum Sieg­frie­den: „Wir ha­ben den Sieg, wir ha­ben den Frie­den, wie wir ihn brau­chen, wenn wir nur noch die­se letz­te Stre­cke des We­ges aus­hal­ten.“  Im No­vem­ber 1917 lud sie zu Ver­an­stal­tun­gen in Köln und Bonn (Orts­grup­pe Bonn und Um­ge­gend) ein. Im Ju­li 1918 be­stan­den in ganz Deutsch­land be­reits 2.536 Orts­ver­ei­ne. Die ex­trem na­tio­na­le Par­tei fand auch An­hän­ger im Sie­ben­ge­bir­ge. Es ge­lang ihr die Grün­dung ei­ner Orts­grup­pe in Hon­nef.

2. Novemberrevolution 1918

Die für vie­le Deut­sche über­ra­schend ein­ge­tre­te­ne mi­li­tä­ri­sche Nie­der­la­ge und die mit ihr ver­bun­de­ne Er­kennt­nis, dass al­le Ent­beh­run­gen und Op­fer des Krie­ges letzt­lich um­sonst ge­we­sen wa­ren, lös­te ei­nen re­gel­rech­ten Schock in der über­wie­gend na­tio­nal ge­sinn­ten Be­völ­ke­rung des Sie­ben­ge­bir­ges aus. Gleich­zei­tig fiel durch die nie­mals für mög­lich ge­hal­te­ne Ab­dan­kung des Kai­sers die ge­wohn­te in­ne­re Ord­nung in sich zu­sam­men und die Angst um Le­ben, Hab und Gut griff um sich. Die Waf­fen­still­stands­be­din­gun­gen, die Be­set­zung des Rhein­lan­des durch al­li­ier­te Trup­pen und schlie­ß­lich die har­ten Be­stim­mun­gen des Ver­sailler Ver­tra­ges wur­den als na­tio­na­le Schmach emp­fun­den. Die­se Er­fah­run­gen präg­ten das po­li­ti­sche Be­wusst­sein der Men­schen und die Aus­wir­kun­gen die­ses Trau­mas las­sen sich kon­ti­nu­ier­lich in der Wei­ma­rer Zeit nach­wei­sen. Der Prä­si­dent der Bon­ner Han­dels­kam­mer, der Un­ter­neh­mer Al­fred So­enne­cken (1881-1954), be­schrieb 1918 die Fas­sungs­lo­sig­keit des Bür­ger­tums an­ge­sichts der Zu­stän­de mit ein­dring­li­chen Wor­ten: „Mit un­er­hör­ter Wucht ist fast über Nacht über un­ser Va­ter­land ein ge­ra­de­zu ver­nich­ten­des Ge­schick her­ein­ge­bro­chen. [...] Ei­ne po­li­ti­sche Um­wäl­zung im In­ne­ren hat Platz ge­grif­fen, wie sie selbst ei­ne glü­hen­de Phan­ta­sie nie­mals für mög­lich er­ach­tet hät­te, und al­le Be­grif­fe von Au­to­ri­tät und Dis­zi­plin schei­nen über den Hau­fen ge­wor­fen zu sein.”[2] 

Gefallene Junggesellen aus Oberkassel, ca. 1918. (Heimatverein Oberkassel)

Kriegsgefangene in Oberdollendorf vor dem Steinbruch, vor 1918. (Heimatverein Oberkassel)

 

Da­bei wa­ren die letz­ten Kriegs­mo­na­te im Bon­ner Raum, wie Hel­mut Vogt in sei­nem Bei­trag der Bon­ner Stadt­ge­schich­te fest­stell­te, „eher von Le­thar­gie, Kriegs­mü­dig­keit und Ver­trau­ens­ver­lust in die po­li­ti­sche Füh­rung als von Streiks und Auf­leh­nung ge­kenn­zeich­net”.[3] Auch im Sie­ben­ge­bir­ge ent­stand kei­ne po­li­ti­sche Mas­sen­be­we­gung, die wie an­dern­orts mit Frie­dens- und Hun­ger­streiks ge­gen den Krieg auf­be­gehr­te. Selbst in dem am meis­ten in­dus­tria­li­sier­ten Ge­biet, im Amt Ober­kas­sel, blieb es still. Hier war die Be­reit­schaft für ei­nen Ver­stän­di­gungs­frie­den mit den West­mäch­ten weit­ver­brei­tet. Die in­nen­po­li­ti­sche Fra­ge nach mehr Mit­spra­che­recht und De­mo­kra­ti­sie­rung des Staa­tes fand kaum In­ter­es­se. Der Ober­kas­se­ler Amts­bür­ger­meis­ter konn­te in sei­nem Be­richt vom 28.3.1918 nur „Ver­ständ­nis­lo­sig­keit und Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über den auf Um­ge­stal­tung der Ver­fas­sung ge­rich­te­ten Be­stre­bun­gen” fest­stel­len.[4] 

Als im Sep­tem­ber 1918 die Obers­te Hee­res­lei­tung ge­gen­über der deut­schen Öf­fent­lich­keit völ­lig un­er­war­tet das Ein­ge­ständ­nis mach­te, dass Deutsch­land den Krieg mi­li­tä­risch nicht mehr ge­win­nen kön­ne und der Reichs­re­gie­rung um­ge­hend Frie­dens­ver­hand­lun­gen mit den Feind­mäch­ten emp­fahl, be­deu­te­te dies ei­nen ab­rup­ten Um­schwung des bis­her auf den „Sieg­frie­den” aus­ge­rich­te­ten Kur­ses. Der Krieg war al­so schon ver­lo­ren, be­vor der Burg­frie­den von 1914 end­gül­tig sei­ne Wir­kung ver­lor und die Re­vo­lu­ti­on aus­brach. 

Nur so ist es zu ver­ste­hen, dass sich in der bür­ger­li­chen Hon­ne­fer Volks­zei­tung am 30.10.1918 ein letz­ter Durch­hal­te- und Samm­lungs­auf­ruf für die „Hei­mat­front” fin­det, der be­reits den Bo­den für die spä­te­re so ge­nann­te Dolch­sto­ß­le­gen­de be­rei­te­te: „Un­se­re Schuld. Wenn man vor kur­zem die deut­schen Zei­tun­gen in die Hand nahm, konn­te man glau­ben, wir leb­ten nicht in ei­nem Krieg ge­gen die hal­be Welt, son­dern in ei­nem Bür­ger­krieg. Wir ha­ben un­ter ewi­ger Krit­te­lei an den wirt­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen un­se­ren Wil­len zur Selbst­er­hal­tung so ge­schwächt, daß der Feind ei­nen Er­folg er­rin­gen konn­te, der ihm sonst ver­sagt ge­blie­ben wä­re. Jetzt muß in je­dem Deut­schen die Er­kennt­nis der erns­ten Stun­de ge­weckt wer­den. Der Feind ist wil­lens, in un­se­re Hei­mat ein­zu­bre­chen. Das wird ihm aber nie ge­lin­gen, wenn wir die durch die Wirk­sam­keit feind­li­cher Agen­ten zer­split­ter­ten Kräf­te un­se­res Deutsch­tums sam­meln. Noch sind wir im­stan­de, gro­ßes Un­heil zu ver­hü­ten. Han­deln wir dar­nach und be­zeu­gen wir auch un­se­ren Sol­da­ten, daß wir ih­nen die ver­dien­te Ach­tung nicht ver­sa­gen. Da der Krie­ger heu­te nicht mehr so­viel Lie­bes­ga­ben wie frü­her er­hal­ten kann, so muß er da­für täg­lich füh­len, daß sei­ne Treue durch Treue ver­gol­ten wird.”[5] 

Im No­vem­ber 1918 er­fass­te die von Wil­helms­ha­ven und an­de­ren nord­deut­schen Hä­fen aus­ge­hen­de Re­vo­lu­ti­on auch das Rhein­land. Al­ler­dings hat­te, wie Wil­helm Jans­sen es for­mu­liert, „am Rhein kein ei­gen­stän­di­ger re­vo­lu­tio­nä­rer Fun­ke ge­zün­det”[6], viel­mehr brach­ten an­rei­sen­de Ma­tro­sen aus Kiel den Um­sturz in die preu­ßi­sche Rhein­pro­vinz. Nach dem Sieg der Be­we­gung in Köln ver­brei­te­te sie sich ra­sant im Um­land. Ver­lauf, Art und Um­fang der Um­sturz­be­we­gung in den klei­nen Städ­ten und Äm­tern des Sie­ben­ge­bir­ges äh­neln sich da­bei.

Zu­nächst ein­mal herrsch­te in den bür­ger­li­chen Be­völ­ke­rungs­schich­ten Be­sorg­nis über die stür­mi­sche Ent­wick­lung, die ganz Deutsch­land er­fasst hat­te. Sie fürch­te­ten vor al­lem um ihr Hab und Gut. Al­le ih­re Be­fürch­tun­gen über an­ar­chis­ti­sche Zu­stän­de schie­nen sich mit ei­nem Mal zu be­wahr­hei­ten. In Köln und Bonn war es zu Plün­de­run­gen ge­kom­men, die sich al­ler­dings zum grö­ß­ten Teil auf das Staats­ei­gen­tum in den nun­mehr un­be­wach­ten Ka­ser­nen be­schränk­ten. Um nicht in der re­vo­lu­tio­nä­ren Wel­le un­ter­zu­ge­hen, er­grif­fen die Ein­woh­ner selbst die In­itia­ti­ve. Rasch grün­de­ten sich Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­rä­te so­wie Bür­ger­weh­ren, die ne­ben die Stadt- be­zie­hungs­wei­se Amts­ver­wal­tun­gen und die bis­he­ri­gen Kom­mu­nal­par­la­men­te tra­ten. Für sie al­le galt die „Pa­ro­le”, wie sie der Kö­nigs­win­te­rer Rat for­mu­lier­te: „Neu­ord­nung, aber kei­ne Un­ord­nung.”[7] Der Ein­trag in der Chro­nik der Nie­der­dol­len­dor­fer Ka­tho­li­schen Volks­schu­le für den 9.11.1918 je­doch ließ nichts Gu­tes hof­fen: „So­wohl auf dem Lan­de wie in den Städ­ten wur­de die bis­he­ri­ge Be­hör­de plötz­lich ab­ge­setzt, und an de­ren Stel­le setz­te man Volks­be­auf­trag­te, durch de­ren Un­kennt­nis in kur­zer Zeit Ru­he und Ord­nung im Lan­de schwin­den wird.”

In Hon­nef, wo die Ar­bei­ter­be­we­gung zwar schon durch die Freie Ge­werk­schaft ver­tre­ten war, aber noch nicht so rich­tig hat­te Fuß fas­sen kön­nen, bil­de­te sich be­reits am 9.11.1918 ein Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat. Er über­nahm die Po­li­zei­ge­walt und kon­trol­lier­te die Le­bens­mit­tel­ver­tei­lung. Zum ers­ten Be­auf­trag­ten und Lei­ter wur­de ei­nen Tag spä­ter von der Zen­tral­stel­le des Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­ra­tes in Köln der Sol­dat Pe­ter Mahl­berg er­nannt. Als Stell­ver­tre­ter fun­gier­ten der Sol­dat Wil­helm Wie­rich und der Bür­ger Jo­hann Ka­chel. Ab die­sem Zeit­punkt zeich­ne­te das neue Gre­mi­um mit „Ar­bei­ter-, Sol­da­ten- und Bür­ger­rat” (ABS). Die neue Be­zeich­nung spie­gel­te ei­ne Be­tei­li­gung des lo­ka­len Bür­ger­tums vor, die so nicht vor­han­den war. Der Schrei­ner Ka­chel ge­hör­te seit lan­gem dem La­ger der Ar­bei­ter an: Er war schon vor dem Ers­ten Welt­krieg Vor­sit­zen­der der so­zi­al­de­mo­kra­tisch do­mi­nier­ten Frei­en Ge­werk­schaft in Hon­nef ge­we­sen und der ein­zi­ge Funk­tio­när der SPD im Sieg­kreis, der nicht im Un­ter­grund leb­te.

Die Ant­wort des Bür­ger­tums auf die dro­hen­de Macht­über­nah­me durch die Ar­bei­ter­schaft war die Mo­bi­li­sie­rung von mi­li­tan­ten Ab­wehr­kräf­ten. Am 18.11.1918 er­folg­te durch ei­nen Auf­ruf des Bür­ger­meis­ters die Grün­dung ei­ner Bür­ger­wehr. Gleich­zei­tig fand ei­ne An­nä­he­rung der bei­den ne­ben­ein­an­der be­ste­hen­den In­sti­tu­tio­nen statt. Der Ar­bei­ter­rat und das Stadt­ver­ord­ne­ten­kol­le­gi­um ka­men zu ei­ner ge­mein­sa­men Sit­zung zu­sam­men. We­ni­ger rei­bungs­los ver­lie­fen die Be­zie­hun­gen zwi­schen dem ABS und der Stadt­ver­wal­tung, der „pas­si­ver Wi­der­stand” vor­ge­wor­fen wur­de.

Der damalige Oberkasseler Amtsbürgermeister Richard Nücker, undatiert. (Heimatverein Oberkassel)

 

Wi­der­stand ent­wi­ckel­te sich vor al­lem von po­li­ti­scher Sei­te her. Am 25.11.1919 fand in Hon­nef ei­ne Volks­ver­samm­lung statt, auf wel­cher der Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­te für den Sieg­kreis, Karl Trim­born, sprach. Der Staats­se­kre­tär a.D. warn­te ein­dring­lich vor den Ge­fah­ren des Bol­sche­wis­mus. Der ABS nahm da­zu Stel­lung und dis­tan­zier­te sich von dem „Trei­ben der so­ge­nann­ten Spar­ta­cus­leu­te”. Die Bür­ger­li­chen dräng­ten jetzt auf ei­ne Teil­ha­be an der re­vo­lu­tio­nä­ren Rä­te­be­we­gung, um ih­ren Ein­fluss nicht völ­lig zu ver­lie­ren. Auf ei­ner wei­te­ren Volks­ver­samm­lung am 4.12.1918 un­ter der Lei­tung des Stadt­ver­ord­ne­ten En­gel­bert Ki­ckel im Kur­haus wa­ren fast 500 wahl­be­rech­tig­te Bür­ger an­we­send. Als Er­geb­nis der Ver­an­stal­tung wur­de für die Auf­he­bung des ABS und statt­des­sen für die Bil­dung ei­nes Volks­ra­tes vo­tiert, dem auch Bau­ern, Hand­wer­ker, Ge­wer­be­trei­ben­de und Be­am­te an­ge­hö­ren soll­ten. Die Kos­ten von rund 8.000 Mark für den Rat und die Bür­ger­wehr über­nahm auf An­trag des Ra­tes die Stadt­kas­se.

Auf ei­ner wei­te­ren Ver­samm­lung am 9. De­zem­ber sprach das Mit­glied des Ver­wal­tungs­aus­schus­ses von Sieg­burg, Wil­helm Schack (SPD), über die ak­tu­el­le La­ge. Die Äu­ße­run­gen des So­zi­al­de­mo­kra­ten über die Re­li­gi­on stie­ßen auf Em­pö­rung. Der bis­he­ri­ge Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­rat ver­ei­nig­te sich aber auf die­ser Ver­samm­lung mit dem vor­her ge­wähl­ten Volks­rat (Vor­sit­zen­der Ma­thi­as Ki­ckel) und bei­de bil­de­ten zu­sam­men den so ge­nann­ten Ver­wal­tungs­aus­schuss. Die­ser sprach dem Bür­ger­meis­ter sein Miss­trau­en aus. Der neue Ver­wal­tungs­aus­schuss, der par­al­lel zum Stadt­rat fun­gier­te, setz­te Kom­mis­sio­nen für die Le­bens­mit­tel­ver­sor­gung, Ar­beits­ver­mitt­lung und Not­stands­ar­bei­ten ein. Gleich­zei­tig ord­ne­te er Au­gust Cre­mer dem Bür­ger­meis­ter bei, so dass die Stadt­ver­wal­tung ihn nun als ein wei­te­res Auf­sichts- und Kon­troll­or­gan dul­den muss­te. Der Aus­schuss be­ton­te, dass er die „Wie­der­her­stel­lung des gu­ten Ver­hält­nis­ses zwi­schen Bür­ger­schaft und Stadt­ver­wal­tung” an­stre­be.

In sei­ner Stadt­ge­schich­te von Hon­nef be­schreibt 1925 der Leh­rer Jo­hann Jo­seph Brungs (1853-1942) mit bei­ßen­der Iro­nie das Schick­sal des ABS: „Schon ehe [...] Trup­pen hier durch­zo­gen, hat­te ein Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­rat am 11. Nov. 1988 [sic!, Druck­feh­ler, ge­meint ist 1918] die Ver­wal­tung der Stadt an sich ge­ris­sen. Doch nur vier Wo­chen dau­er­te die­se Herr­lich­keit, da lös­te ihn ein Ver­wal­tungs­aus­schuß ab.”[8] 

In ge­mä­ßig­te­ren Bah­nen ver­lief die „Re­vo­lu­ti­on” in Kö­nigs­win­ter. Am 10.11.1918 wur­de hier zu­nächst auf An­re­gung des Bür­ger­meis­ters ei­ne Bür­ger­wa­che aus be­ur­laub­ten Sol­da­ten auf­ge­stellt. Am Nach­mit­tag des 11.11.1918 bil­de­te sich ein Sol­da­ten­rat aus Bür­gern der Stadt, am Abend des fol­gen­den Ta­ges wur­de er­gän­zend ein Bür­ger- und Ar­bei­ter­rat ge­wählt. Vor­sit­zen­de wa­ren Chris­ti­an Linz­bach (als Ver­tre­ter des Sol­da­ten­stan­des), Karl Lor­ke (Ar­bei­ter) und Mi­cha­el Scho­op (Bür­ger). Hier funk­tio­nier­te die Zu­sam­men­ar­beit mit der Stadt­ver­wal­tung of­fen­bar bes­ser: Dem eben­falls neu­en Si­cher­heits­aus­schuss stan­den Bür­ger­meis­ter Jo­sef Cle­ver und Chris­ti­an Linz­bach ge­mein­sam vor. Am 18.11.1918 er­folg­te der Auf­ruf zur Bil­dung ei­ner Bür­ger­wehr, die An­spruch auf Löh­nung ha­ben soll­te.

Die Ver­wal­tung des Am­tes Ober­kas­sel schal­te­te sich so­gar ak­tiv in die Rä­te­be­we­gung ein und bil­de­te nach ei­ner Un­ter­re­dung mit Ver­tre­tern des Sol­da­ten­ra­tes am 12.11.1918 ei­ne Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­wehr. Erst zwei Ta­ge spä­ter wur­de auf ei­ner öf­fent­li­chen Ver­samm­lung der Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­rat ge­wählt. Er war dem am 9.11.1918 in Sieg­burg ge­grün­de­ten Sol­da­ten­rat un­ter­stellt und nahm so­gleich die öf­fent­li­che Ge­walt in sei­ne Hän­de. Auch hier fand die Auf­stel­lung ei­ner Si­cher­heits­trup­pe statt, die ei­ne „Wa­che Kal­kuhl” am Orts­en­de von Ober­kas­sel ein­rich­te­te. Von dort aus gin­gen re­gel­mä­ßig Pa­trouil­len durch die Ge­mein­de. Al­le be­son­de­ren Vor­komm­nis­se wur­den ab dem 15. No­vem­ber in ein Wach­buch ein­ge­tra­gen. Es blieb ru­hig.

Im Ge­gen­satz zu den Rhein­or­ten gab es in der Berg­re­gi­on kei­ne Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rä­te. In der Ge­mein­de Ae­gi­dien­berg wur­de zwar der Ver­such un­ter­nom­men, ei­nen Sol­da­ten­rat zu grün­den, der aber an der In­ter­es­sen­lo­sig­keit der dort an­säs­si­gen Bau­ern schei­ter­te. Je­doch bil­de­te sich auch hier ei­ne Bür­ger­wehr, die bei Dun­kel­heit die Dorf­ein­gän­ge be­wach­te. Das Amt Ober­pleis blieb bei den re­vo­lu­tio­nä­ren Er­eig­nis­sen au­ßen vor. 

Nach ih­rer Eta­blie­rung blie­ben die Rä­te ei­ner­seits be­müht, sich von den al­ten Au­to­ri­tä­ten ab­zu­gren­zen und ih­re Ei­gen­stän­dig­keit zu be­to­nen, an­de­rer­seits be­durf­ten sie der Un­ter­stüt­zung durch die Stadt- und Amts­ver­wal­tun­gen. In Kö­nigs­win­ter wur­de der Bür­ger­meis­ter dar­auf hin­ge­wie­sen, al­le Brie­fe un­ge­öff­net wei­ter­zu­lei­ten. Gleich­zei­tig er­folg­te ei­ne Ein­la­dung zur Teil­nah­me an der nächs­ten Sit­zung.

Doch nicht nur mit den zi­vi­len Ver­tre­tern der al­ten Herr­schaft muss­ten sich die Rä­te aus­ein­an­der­set­zen. Mit­te No­vem­ber 1918 war als neu­er Macht­fak­tor in der Re­gi­on das zu­rück­ge­hen­de deut­sche Mi­li­tär er­schie­nen. Bei den Ver­hand­lun­gen über ei­nen Waf­fen­still­stand war von den Al­li­ier­ten die Räu­mung Bel­gi­ens, Nord­frank­reichs und El­sass-Loth­rin­gens ge­for­dert wor­den. Zu­sätz­lich soll­ten das lin­ke Rhein­ufer und ei­ni­ge Brü­cken­köp­fe auf dem rech­ten Ufer von al­li­ier­ten Trup­pen be­setzt wer­den.

Karl Trimborn, Porträtfoto. (Rheinisches Bidlarchiv)

 

Am 15.11.1918 tra­fen als ers­ter Trup­pen­teil aus Nord­frank­reich und Bel­gi­en 120 Mann ei­ner Flie­ger­ab­tei­lung mit Last­au­tos in Kö­nigs­win­ter ein. Hon­nef er­hielt sei­ne ers­te Ein­quar­tie­rung zwei Ta­ge spä­ter. Am 22.11.1918 rück­te Kö­nigs­win­ter voll­ends in das Ope­ra­ti­ons­ge­biet. Das Ober­kom­man­do der Hee­res­grup­pe B nahm sei­nen Sitz in Kö­nigs­win­ter. En­de No­vem­ber ström­ten über ei­ne schwe­re Brü­cke aus Rhein­k­äh­nen zwi­schen Kö­nigs­win­ter und Meh­lem al­le Waf­fen­gat­tun­gen und über ei­ne leich­te Pon­ton­brü­cke zwi­schen Nie­der­dol­len­dorf und Rüngs­dorf Fu­ß­trup­pen des deut­schen Feld­hee­res über den Rhein zu­rück. Die Stadt Kö­nigs­win­ter mit ih­ren zahl­rei­chen Ein­quar­tie­run­gen glich in die­sen Ta­gen „ei­nem gro­ßen Heer­la­ger”[9]. Zu­sätz­lich wur­den die Kö­nigs­win­te­rer Dampf­fäh­re und die Mo­tor­boo­te der Schif­fer ein­ge­setzt, um die Feld­trup­pen in der knapp be­mes­se­nen Räu­mungs­frist über den Fluss zu set­zen. Die Be­völ­ke­rung der Re­gi­on be­grü­ß­te die Trup­pen freu­dig, be­flagg­te die Häu­ser und schmück­te die Stra­ßen bei ih­ren Durch­zug.

Mit der An­kunft des Mi­li­tärs und dem Über­gang in des­sen Ope­ra­ti­ons­ge­biet setz­ten die­se die Mi­li­tär­ge­set­ze in Kraft. Der Orts­kom­man­dant von Kö­nigs­win­ter, Haupt­mann von Krö­scher, der im Ho­tel Eu­ro­päi­scher Hof wohn­te, wo auch das Ge­schäfts­zim­mer un­ter­ge­bracht war, er­ließ am 22.11.1918 ei­nen „Orts­be­fehl”, in dem er die an die­sem Zeit­punkt gel­ten­den Vor­schrif­ten der Be­völ­ke­rung mit­teil­te. Je­der Si­cher­heits­dienst mit der Waf­fe ging nun auf die be­waff­ne­te Macht über. Das jetzt als Ord­nungs­macht auf­tre­ten­de Mi­li­tär kon­tak­tier­te zwar den Bür­ger­meis­ter, nicht aber den re­vo­lu­tio­nä­ren Rat.

In die­ser kri­ti­schen Si­tua­ti­on such­ten die Rä­te ge­gen­über dem Mi­li­tär ih­re Po­si­ti­on zu be­haup­ten. Den im „Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ ver­öf­fent­lich­ten und im Schau­fens­ter des Ge­schäfts­lo­kals der Zei­tung aus­hän­gen­den „Orts­be­fehl” emp­fan­den sie als ei­ne Über­ge­hung. Zu­nächst ver­lang­ten sie die so­for­ti­ge Ent­fer­nung des „Orts­be­fehls” aus dem Fens­ter, was auch ge­schah. Des Wei­te­ren wand­ten sie sich mit ei­nem Schrei­ben an das Mi­li­tär, wor­in sie die Zu­sam­men­ar­beit mit dem Orts­kom­man­dan­ten wünsch­ten und sich ge­gen die Miss­ach­tung ver­wahr­ten. Künf­tig, so ver­lang­ten sie, müs­se ih­nen je­de Ver­öf­fent­li­chung vor­ge­legt wer­den und so recht­zei­tig, dass ei­ne Zen­sur mög­lich sei. Zur Be­grün­dung ga­ben sie an: „Auch die­se Mass­re­ge­lung be­zweckt wei­ter nichts, als Ver­hü­tung von auf Bür­ger­krieg und Ge­gen­re­vo­lu­ti­on ab­zie­len­de Pro­pa­gan­da.”[10] Dem Orts­kom­man­dan­ten von Krö­scher wur­de mit­ge­teilt, dass „nicht le­dig­lich al­lein der Bür­ger­meis­ter, son­dern vor al­lem der S.A.B. Kö­nigs­win­ter” an­zu­spre­chen sei.[11] 

Das drin­gends­te Pro­blem, dem sich die nun Ver­ant­wort­li­chen ge­gen­über sa­hen, war die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung. In Kö­nigs­win­ter ent­schied der Rat nach dem Vor­bild der Stadt Bonn, ei­nen auf dem Rhein fest­lie­gen­den Kahn mit Ein­wil­li­gung des Be­sit­zers, der Fir­ma Stin­nes, zu be­schlag­nah­men und die an Bord be­find­li­che Koh­le an das Mi­li­tär, das Gas­werk und an Fa­mi­li­en zu ver­tei­len. Ge­gen­über dem in Ber­lin sit­zen­den Reichs­kom­mis­sar für die Koh­len­ver­tei­lung, der dies als ei­nen „un­zu­läs­si­gen Ein­griff in mei­ne von der jet­zi­gen Re­gie­rung an­er­kann­ten Be­fug­nis­se” ver­ur­teil­te, ver­wie­sen die Rä­te dar­auf, zu die­ser Tat ge­zwun­gen ge­we­sen zu sein, „um der grö­ß­ten Not ab­zu­hel­fen und ei­ne et­wai­ge Re­vol­te zu ver­mei­den.”[12] 

Das Schick­sal der Re­vo­lu­ti­on ent­schied sich im fer­nen Ber­lin. Auf dem reichs­wei­ten Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­kon­gress vom 16.-21.12.1918 be­schlos­sen die De­le­gier­ten den Weg in Rich­tung Par­la­men­ta­ris­mus ein­zu­schla­gen und ent­mach­te­ten sich zu­guns­ten de­mo­kra­ti­scher Wah­len zu ei­ner Na­tio­nal­ver­samm­lung. Zu kei­nem Zeit­punkt in der Wei­ma­rer Re­pu­blik er­reich­te die Ar­bei­ter­be­we­gung wie­der die Mehr­heit. Und die bür­ger­li­chen Par­tei­en hat­ten we­nig In­ter­es­se dar­an, tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen po­li­ti­scher und per­so­nel­ler Art durch­zu­füh­ren. Die Re­vo­lu­ti­on wur­de nicht mehr vor­an­ge­trie­ben, ihr Schwung er­lahm­te, al­te Struk­tu­ren und al­tes Den­ken blie­ben er­hal­ten und vor­herr­schend.

Das end­gül­ti­ge En­de der Rä­te im Sie­ben­ge­bir­ge kam eben­falls recht un­spek­ta­ku­lär. Die ein­rü­cken­den Al­li­ier­ten er­kann­ten die Rä­te nicht als Be­hör­den an und der Köl­ner Re­gie­rungs­prä­si­dent ver­füg­te auf An­ord­nung des bri­ti­schen Ge­ne­ral­gou­ver­neurs, dass sie sich in den be­setz­ten Ge­bie­ten jeg­li­cher Ein­wir­kung auf Staats- oder Kom­mu­nal­be­hör­den zu ent­hal­ten hät­ten. Au­ßer­dem wur­de ih­nen die Be­nut­zung von Ge­bäu­den und Ein­rich­tun­gen der Kom­mu­nen un­ter­sagt. In Ober­kas­sel wur­de der Ar­bei­ter-, Bür­ger- und Sol­da­ten­rat am 12.11.1918 beim Ein­marsch der bri­ti­schen Trup­pen auf­ge­löst. Die Rä­te im un­be­setz­ten Teil konn­ten noch bis März 1919 be­ste­hen blei­ben, bis die Be­stim­mun­gen auch auf die rechts­rhei­ni­sche ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne aus­ge­dehnt wur­den.

Die Be­set­zung des Rhein­lan­des durch die Al­li­ier­ten er­folg­te rasch. Be­reits am 4.12.1918 hat­te der Ab­bau der Brü­cken durch die Fir­ma Hü­ser & Cie. Ober­kas­sel be­gon­nen. Die ein­quar­tier­ten deut­schen Trup­pen zo­gen wei­ter nach Os­ten. Ei­ne be­reits in Rich­tung Stiel­dorf ab­mar­schier­te Ein­heit muss­te al­ler­dings noch ein­mal in Kö­nigs­win­ter Quar­tier neh­men, da die Stra­ßen to­tal über­füllt und ver­stopft wa­ren. Noch im De­zem­ber 1918 rück­ten ka­na­di­sche Trup­pen nach, um die Be­set­zung des Rhein­lan­des durch­zu­füh­ren. Die Er­rich­tung ei­nes Brü­cken­kop­fes Köln be­deu­te­te, dass ei­ne Zo­ne mit ei­nem Ra­di­us von 30 Ki­lo­me­ter auf rechts­rhei­ni­schem Ge­biet eben­falls von den Al­li­ier­ten be­setzt wur­de. Die Gren­ze die­ses Brü­cken­kopfs ver­lief mit­ten durch die Äm­ter Ober­kas­sel und Ober­pleis. Die Ge­mein­den Ober­kas­sel und Stiel­dorf muss­ten Be­sat­zungs­trup­pen auf­neh­men. Die zu­nächst eben­falls am 12.12.1918 be­setz­ten Or­te Ober­dol­len­dorf und Nie­der­dol­len­dorf so­wie Sö­ven und Bo­ckeroth wur­den am 31. De­zem­ber wie­der ge­räumt, weil sie nicht zum Be­sat­zungs­ge­biet ge­hör­ten. Auch aus Kö­nigs­win­ter rück­ten die be­reits dort ein­quar­tier­ten ka­na­di­schen Trup­pen wie­der ab.

Pontonbrücke bei Niederdollendorf, 1918. (Heimatverein Oberkassel)

 

Die Tren­nung der bei­den Äm­ter in ei­nen be­setz­ten und ei­nen un­be­setz­ten Teil schnitt tief in den ge­wach­se­nen Kom­mu­nal­ver­band ein und stell­te die Ver­wal­tung vor Pro­ble­me. Es ent­stand ei­ne Gren­ze, die zu­nächst nur schwer zu pas­sie­ren war. Die Eng­län­der, die am 21. Ja­nu­ar die Ka­na­di­er ab­ge­löst hat­ten, führ­ten Per­so­nal­aus­wei­se und Päs­se ein. In Ober­kas­sel ent­stan­den vor­über­ge­hend ein ei­ge­nes Te­le­gra­fen­amt (Ja­nu­ar 1919 bis Mai 1920) und ei­ne Zoll­sta­ti­on (Mai 1921 bis Mai 1922). Zur Ver­ein­fa­chung der Amts­ge­schäf­te rich­te­te die Ober­plei­ser Bür­ger­meis­te­rei in Stiel­dorf beim Ge­mein­de­vor­ste­her ein ei­ge­nes Ver­wal­tungs­bü­ro ein, das un­ter an­de­rem Ge­burts- und Ster­be­an­zei­gen auf­nahm.

Die als na­tio­na­le Schmach emp­fun­de­ne Nie­der­la­ge im Krieg ver­stärk­te sich in­fol­ge der Be­set­zung des Rhein­lan­des durch die Feind­mäch­te, wo die Sie­ger die Be­sieg­ten dies auch spü­ren lie­ßen. Als be­son­ders de­mü­ti­gend emp­fan­den die Be­setz­ten die Gru­ßpflicht al­ler männ­li­chen Per­so­nen den frem­den Of­fi­zie­ren ge­gen­über, die bis kurz vor dem Ab­schluss des Frie­dens­ver­tra­ges von Ver­sailles dau­er­te. Die Schul­di­gen für die Not­la­ge, den Hun­ger und den ver­lo­re­nen Krieg wa­ren schnell aus­ge­macht. Die „Dolch­sto­ß­le­gen­de” ver­brei­te­te sich schon früh. Das Stim­mungs­bild der da­ma­li­gen Zeit il­lus­triert ein Ar­ti­kel im „Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ vom 10.12.1918: „Aus den Ta­ges­ge­sprä­chen ge­winnt man im­mer den­sel­ben Grund­ton der Un­ter­hal­tung: wir ha­ben un­se­li­ge Zu­stän­de, die uns noch ins Ver­der­ben brin­gen! Ist man sich auch klar dar­über, wer die­se Zu­stän­de letz­ten und tiefs­ten Grun­des ver­schul­det hat? Nichts als die Re­vo­lu­ti­on! Wäh­rend un­se­re Feld­trup­pen, Sol­da­ten und Of­fi­zie­re, auf ih­ren Pos­ten aus­harr­ten und kämpf­ten, wie nur je in den Ta­gen un­se­rer Sie­ge, weil sie wu­ß­ten, daß al­les dar­auf an­kam, bis zum Waf­fen­still­stand den feind­li­chen Ein­fall ins Hei­mat­land fern­zu­hal­ten, ha­ben Ma­tro­sen und Sol­da­ten der Gar­ni­son, plötz­lich auf­tau­chen­de Fah­nen flüch­ti­ge und be­frei­te Mi­li­tär- und Ci­vil­ge­fan­ge­ne die Of­fi­zie­re und Mann­schaf­ten ent­waff­net und den stol­zen Bau des deut­schen Hee­res in ei­nen Hau­fen Trüm­mer ver­wan­delt. Da­mit hat aber die Re­vo­lu­ti­on nicht nur dem Krie­ge ein En­de ge­macht, son­dern auch Deutsch­land sei­nen Fein­den aus­ge­lie­fert, de­ren Waf­fen­still­stands­be­din­gun­gen und mehr noch die bru­ta­le Un­mensch­lich­keit mit der die Fein­de auf ih­re Durch­füh­rung be­ste­hen, das Deut­sche Volk der furcht­ba­ren Ge­fahr des Hun­gers und der An­ar­chie ent­ge­gen­trei­ben. Aber noch nicht ge­nug der Schuld! Nach­dem die äu­ße­re Dis­zi­plin ge­bro­chen ist, wen­den sich die ,Volks­be­auf­trag­ten´ ge­gen das ei­ge­ne Volk. Rad­auf­ro­he, un­ge­zü­gel­te Mas­sen ter­ro­ri­sie­ren das Volk und su­chen mit Ma­schi­nen­ge­weh­ren die Bil­dung ei­nes Mehr­heits­wil­lens durch die Na­tio­nal­ver­samm­lung zu ver­hin­dern, in un­sin­nigs­ter Wei­se ver­geu­den sie die Reichs­fi­nan­zen und stel­len al­le wirt­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Gü­ter in Fra­ge. Da ist al­ler­dings das Ur­teil am Platz: Wir ha­ben un­se­li­ge Zu­stän­de; das muß an­ders wer­den.”

Ob­wohl die Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rä­te zum grö­ß­ten Teil le­dig­lich Kon­troll­funk­tio­nen aus­üben und kei­ne tief­grei­fen­den Ver­än­de­run­gen her­bei­füh­ren konn­ten – die Stadt­ver­wal­tun­gen blie­ben in­takt, kein Be­am­ter wur­de ab­ge­setzt – er­hiel­ten sich die Res­sen­ti­ments des Bür­ger­tums ge­gen­über ei­ner re­vo­lu­tio­nä­ren Ar­bei­ter­schaft. Das Ge­fühl der Be­dro­hung durch die So­zi­al­de­mo­kra­tie ver­stärk­te sich durch die sich lang­sam auch im Sie­ben­ge­bir­ge for­mie­ren­de Ar­bei­ter­be­we­gung. Im Lau­fe des De­zem­ber 1918 fan­den Ar­bei­ter­ver­samm­lun­gen wie in Kö­nigs­win­ter im „Ho­tel Pe­ters­berg” (15. De­zem­ber) und „Im Tu­bak” (22. De­zem­ber) statt. Aus ih­nen grün­de­ten sich An­fang 1919 die ers­ten So­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Ver­ei­ne, die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­läu­fer der spä­te­ren Orts­ver­ei­ne.

3. Wahlen 1919

An­ge­sichts der star­ken Vor­be­hal­te ge­gen die Ar­bei­ter­ver­tre­ter wur­de im Wahl­kampf von Sei­ten des Bür­ger­tums hef­tig po­la­ri­siert. Un­ter der Über­schrift „Was will die So­zi­al­de­mo­kra­tie?” stell­te das Zen­trum im Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ am 16.1.1919 klar, vor wem der Bür­ger sich in Acht zu neh­men hat­te: „Der Erz­feind bei den kom­men­den Na­tio­nal­rats­wah­len ist die So­zi­al­de­mo­kra­tie. Denn sie will: 1. Die Al­lein­herr­schaft im Staa­te. Die bür­ger­li­chen Par­tei­en sol­len selbst in der Na­tio­nal­ver­samm­lung zu ei­ner Min­der­heit oh­ne prak­ti­schen Ein­fluß her­ab­ge­drückt wer­den. Wie in die­ser Re­vo­lu­ti­ons­zeit, sol­len sie dau­ernd ,Zaun­gäs­te´ der Re­gie­rung blei­ben. 2. Auf kul­tu­rel­lem Ge­biet will die So­zi­al­de­mo­kra­tie völ­li­ge Ent­rech­tung der Kir­che, gänz­li­che Ver­drän­gung des Chris­ten­tums aus dem öf­fent­li­chen Le­ben ge­mäß dem Er­fur­ter Pro­gramm. 3. Auf wirt­schaft­li­chem Ge­biet die Ent­eig­nung al­les Pri­vat­ei­gen­tums an Pro­duk­ti­ons­mit­teln mit mehr oder min­der gro­ßer Schnel­lig­keit. Der Rock auf dem Lei­be und das Brot in der Hand ist bei­na­he al­les, was man den ein­zel­nen las­sen will.”

Die­se An­kla­ge spie­gelt ex­akt die Be­fürch­tun­gen des Bür­ger­tums wi­der: Ver­lust der Teil­ha­be an der po­li­ti­schen Macht, der christ­li­chen Iden­ti­tät und des Be­sit­zes. Das Zen­trum selbst prä­sen­tier­te sich fol­ge­rich­tig als Ga­rant des Plu­ra­lis­mus der Par­tei­en, der frei­en Re­li­gi­ons­aus­übung und ei­ner so­zi­al-li­be­ra­len Wirt­schaft. Der Wahl­kampf­slo­gan des Zen­trums ori­en­tier­te sich an den Zeit­um­stän­den und lau­te­te in­ter­es­san­ter­wei­se: „Nie­der mit dem fal­schen Ka­pi­ta­lis­mus – hoch der christ­li­che So­zia­lis­mus!”

Der ein­deu­ti­ge Sie­ger bei den Wah­len in der An­fangs­pha­se der Wei­ma­rer Re­pu­blik war das Zen­trum. Des­sen Wer­te bei der Wahl zur Na­tio­nal­ver­samm­lung am 19.1.1919 la­gen ins­ge­samt über­all bei über 60 Pro­zent, im Amt Ober­pleis er­hielt es den Spit­zen­wert von 80 Pro­zent der Stim­men. Das „schlech­tes­te” Er­geb­nis er­ziel­te das Zen­trum im Amt Ober­kas­sel mit 61,5 Pro­zent und in der Ge­mein­de so­gar „nur” mit 53,3 Pro­zent.

Dem­entspre­chend sa­hen die Er­geb­nis­se der an­de­ren Par­tei­en aus. Die SPD er­hielt rund 15 Pro­zent der Stim­men. Im Amt Ober­kas­sel ge­wann sie ins­ge­samt 19,1 Pro­zent, im Wahl­be­zirk Ober- und Nie­der­dol­len­dorf so­gar 20,2 Pro­zent. Auch in Ober­pleis schnitt sie mit 17,7 Pro­zent über­ra­schend gut ab. Am schwächs­ten wa­ren die So­zi­al­de­mo­kra­ten in Kö­nigs­win­ter, wo sie le­dig­lich auf 10,3 Pro­zent ka­men. Die USPD kam im gan­zen Sie­ben­ge­bir­ge le­dig­lich auf sechs Stim­men und blieb da­mit völ­lig be­deu­tungs­los.

Die bür­ger­li­chen Par­tei­en teil­ten sich eben­falls we­ni­ger als ein Fünf­tel der Stim­men. Die DDP hat­te ih­re Hoch­burg im Amt und in der Ge­mein­de Ober­kas­sel (13,9 Pro­zent und 19,9 Pro­zent). DVP und DNVP schnit­ten am bes­ten in Hon­nef ab (5,3 Pro­zent und 8,7 Pro­zent). Im Amt Ober­pleis ka­men al­le drei Par­tei­en zu­sam­men nur auf knapp 2 Pro­zent.

Mit leich­ten Ver­schie­bun­gen in den Ein­zel­wer­ten hat­ten die­se Er­geb­nis­se auch für die Wah­len zur ver­fas­sung­ge­ben­den preu­ßi­schen Lan­des­ver­samm­lung, die ei­ne Wo­che spä­ter, am 26.1.1919, statt­fan­den, Gül­tig­keit.

Wäh­rend da­mit auf Reichs- und Lan­des­ebe­ne neue Par­la­men­te ge­wählt wa­ren, setz­te sich der Wahl­kampf fort, dies­mal für die Ge­mein­de­ver­tre­tun­gen. Auf­grund der teil­wei­sen Be­set­zung durch die Al­li­ier­ten gab es kei­nen ein­heit­li­chen Wahl­ter­min, so dass die Be­völ­ke­rung der Or­te im un­be­setz­ten Teil, Kö­nigs­win­ter und Hon­nef, be­reits im März und April 1919 ih­re Kom­mu­nal­ver­tre­tun­gen wäh­len konn­ten, wäh­rend die Bür­ger der zum Teil be­setz­ten Ge­mein­den Ober­kas­sel und Ober­pleis erst im No­vem­ber 1919 zur Kom­mu­nal­wahl schrit­ten.

Bei den vor­aus­ge­gan­ge­nen Wahl­kämp­fen hat­te sich ge­zeigt, dass die Par­tei­en manch­mal recht hef­tig auf­ein­an­der stie­ßen. Auf kom­mu­na­ler Ebe­ne hat­te es so et­was vor 1918 kaum ge­ge­ben. Das Drei­klas­sen­wahl­recht hat­te nicht nur ei­ne öko­no­mi­sche Se­pa­ra­ti­on der Be­völ­ke­rung be­deu­tet, son­dern auch – zu­mal in der höchs­ten Klas­se – die Per­so­nen in den Vor­der­grund ge­stellt. Das neue all­ge­mei­ne, freie und glei­che Wahl­recht soll­te für ein an­de­res Bild in den Kom­mu­nal­ver­tre­tun­gen sor­gen.

Die ers­te Kom­mu­nal­wahl nach den neu­en Ge­ge­ben­hei­ten fand in Kö­nigs­win­ter statt. Im Vor­feld ap­pel­lier­te das „Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ am 8. Fe­bru­ar 1919 an sei­ne Le­ser­schaft, „die Be­dürf­nis­se un­se­res Städt­chens nicht al­lein durch die Par­tei­bril­le” an­zu­se­hen, son­dern „wenn auch nicht je­der Rich­tung Rech­nung ge­tra­gen wer­den kann, man doch die ge­rech­ten For­de­run­gen ei­nes je­den Stan­des er­fül­len muß.” Die Zei­tung er­teil­te den Par­tei­en ei­ne Ab­sa­ge und sprach sich für ei­ne Per­so­nen­wahl aus: „Ei­ne aus­schlie­ß­lich par­tei­po­li­ti­sche Wahl zu den Ge­mein­de­or­ga­nen ist für je­den klei­ne­ren Ort von Ue­bel. Für gro­ße Städ­te lä­ßt sich wohl kein an­de­rer Aus­weg fin­den, aber in ei­nem klei­nen Or­te, wo ei­ner den an­de­ren kennt, kann es sich nicht um die aus­ge­spro­che­ne Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Par­tei han­deln, son­dern hier kann ein­zig und al­lein nur ent­schei­den, ob der Be­tref­fen­de für den Pos­ten ge­eig­net ist.” Rück­sicht soll­te aber auch auf die Stän­de ge­nom­men wer­den, so „daß mög­lichst je­der Stand, zum we­nigs­ten je­de Stan­des­or­ga­ni­sa­ti­on ver­tre­ten ist.” Gleich­wohl schränk­te die Zei­tung aber wie­der ein: „Denn je­der Stand kann und muß ver­lan­gen, daß er ver­tre­ten ist, wenn er ge­eig­ne­te Kan­di­da­ten hat.” Am En­de des Ar­ti­kels stand die Mah­nung zu ei­ner fried­li­chen po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung: „Vor al­len Din­gen kei­ne Ge­häs­sig­keit, denn je­der muß von dem an­de­ren vor­aus­set­zen, daß er nur das Bes­te will.”

Auch auf der Ver­samm­lung des Bür­ger-Ver­eins am 19.2.1919, zu der al­le Wahl­be­rech­tig­ten zur frei­en Aus­spra­che zum The­ma Stadt­rats­wah­len ein­ge­la­den wa­ren, be­ton­te der Vor­sit­zen­de Vo­gel, das Haupt­ziel sei, „dass jeg­li­che Rei­be­rei­en ver­mie­den wür­den”.[13] Doch schon wäh­rend der Ver­an­stal­tung kam es zu per­sön­li­chen An­grif­fen. Trotz al­ler Ap­pel­le brach über die Auf­stel­lung der Lis­ten in Kö­nigs­win­ter so­gleich ein Streit aus. Das Zen­trum und die DNVP be­schlos­sen, sich ge­mein­sam zur Wahl zu stel­len. Von den 18 Kan­di­da­ten der „ver­ei­nig­ten Par­tei­en” wa­ren acht be­reits Mit­glied der al­ten Stadt­ver­tre­tung ge­we­sen. Die wei­te­ren Plät­ze soll­ten an Ver­tre­ter der ver­schie­de­nen Stän­de und Wirt­schafts­grup­pen ge­hen. Die Ar­bei­ter­schaft stell­te drei Kan­di­da­ten, die Be­am­ten­schaft zwei. Um auch ei­ne Frau prä­sen­tie­ren zu kön­nen, wur­de Frau Em­ma Ba­chem vor­ge­schla­gen. Die DNVP und der Wir­te­stand er­hiel­ten noch ei­nen drit­ten Kan­di­da­ten und der Mit­tel­stand noch zwei wei­te­re. Bei der Ver­tei­lung der Lis­ten­plät­ze kam es zu der Ent­schei­dung, die al­ten Stadt­ver­ord­ne­ten an die Spit­ze zu set­zen, ge­folgt von Em­ma Ba­chem, ei­nem Ver­tre­ter der Ar­bei­ter­schaft und ei­nem der Be­am­ten­schaft. Die Rei­hen­fol­ge der rest­li­chen sie­ben wur­de aus­ge­lost. Das An­ge­bot an den Wäh­ler nann­te sich nach dem Spit­zen­kan­di­da­ten, dem Stein­bruch­be­sit­zer Wil­helm Ba­chem, „Lis­te Ba­chem”.

Mitt­ler­wei­le hat­ten sich haupt­säch­lich die Ge­wer­be­trei­ben­den in Kö­nigs­win­ter ge­gen die ver­ei­nig­ten Par­tei­en aus­ge­spro­chen und ei­ne ei­ge­ne Lis­te auf­ge­stellt, an­ge­führt von dem al­ten Stadt­ver­ord­ne­ten und Ho­tel­be­sit­zer Bern­hard Rief­fel. Ei­ne Ab­stim­mung über den Vor­schlag, auch ei­ne Frau zu no­mi­nie­ren, wur­de ver­wei­gert. Durch die Auf­stel­lung von Kan­di­da­ten aus den Rei­hen der Ar­bei­ter war es der Ver­ei­nig­ten Par­tei ge­lun­gen, das La­ger der Ar­bei­ter­be­we­gung zu spal­ten. Bei ei­ner Ver­an­stal­tung der SPD äu­ßer­te der Red­ner, Par­tei­se­kre­tär Oehm­ke, sei­ne Zwei­fel, ob ge­nug Ver­tre­ter sei­ner Kli­en­tel auf­ge­stellt wor­den wa­ren. Die Kan­di­da­ten der Ar­bei­ter auf der Lis­te der ver­ei­nig­ten Par­tei­en wie­sen ihn zwar auf ih­re Auf­stel­lung hin, doch als die Wahl­vor­schlä­ge be­kannt ge­macht wur­den, war als drit­te Lis­te die der So­zi­al­de­mo­kra­ten hin­zu­ge­kom­men. Dies sa­hen die Frei­en und die Christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten wie­der­um als Af­front und dis­tan­zier­ten sich da­von. Sie hat­ten zwar mit den So­zi­al­de­mo­kra­ten An­fang März ei­ne ge­mein­sa­me Lis­te auf­ge­stellt, da aber die Ver­ei­nig­ten Par­tei­en die An­nah­me von drei Ar­bei­tern in Aus­sicht ge­stellt hat­ten, war ent­schie­den wor­den, die­ses An­ge­bot an­zu­neh­men und auf ei­ne ge­son­der­te Auf­stel­lung zu ver­zich­ten. Im Wahl­kampf ver­such­ten da­her zwei Par­tei­grup­pen die Stim­men der Ar­bei­ter zu ge­win­nen. Die So­zi­al­de­mo­kra­ten war­ben dar­über hin­aus, da ei­ne rich­ti­ge Ar­bei­ter­schaft in Kö­nigs­win­ter fehl­te, um Klein­hand­wer­ker, Klein­ge­wer­be­trei­ben­de und Un­ter­be­am­te.

Die Wah­len brach­ten den bür­ger­li­chen Par­tei­en ei­ne über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit. Die Lis­ten Ba­chem und Rief­fel ge­wan­nen 13 be­zie­hungs­wei­se vier Sit­ze. Die hoff­nungs­los un­ter­le­ge­nen So­zi­al­de­mo­kra­ten muss­ten sich mit ei­nem Sitz be­gnü­gen (10,2 Pro­zent).

Wäh­rend im April das Zen­trum in Hon­nef al­lein an­trat, such­ten dort die Bür­ger­li­chen ein­an­der. Ei­ne Ver­ei­ni­gung von DNVP, DVP und DDP trat als drit­ter Wahl­vor­schlag auf. Bei­den, Zen­trum wie Bür­ger­block, ging es vor al­lem dar­um, der Ar­bei­ter­par­tei SPD ent­ge­gen­zu­tre­ten, von der sie be­fürch­te­ten, über­rannt zu wer­den. So warn­te das Zen­trum noch ein­mal ein­dring­lich die Bür­ger: „Je­de nicht ab­ge­ge­be­ne Stim­me för­dert die So­zi­al­de­mo­kra­tie!!”[14] Das dem ganz und gar nicht so war, zeigt das Er­geb­nis der Kom­mu­nal­wah­len. Zen­trum und Bür­ger­block ge­wan­nen 15 be­zie­hungs­wei­se vier Sit­ze, die SPD re­spek­ta­ble fünf Sit­ze (22,5 Pro­zent).

Eben­so er­ging es den So­zi­al­de­mo­kra­ten in den Äm­tern Ober­kas­sel und Ober­pleis. Ob­wohl sie am 16.11.1919 in der Ge­mein­de Ober­kas­sel ihr bes­tes Er­geb­nis er­ziel­ten (28 Pro­zent) und fünf Sit­ze ge­wan­nen, blieb ihr Ein­fluss doch be­grenzt. Die bür­ger­li­chen Par­tei­en be­sa­ßen mit 13 Sit­zen ei­ne Über­macht. In Nie­der­dol­len­dorf er­hielt die SPD zwei, in Ober­dol­len­dorf ei­nen Sitz. In Ober­pleis ge­wann das Zen­trum 13 Sit­ze, die So­zi­al­de­mo­kra­ten ka­men auf fünf, in Stiel­dorf er­hielt das Zen­trum 15, die Ver­ei­nig­ten So­zi­al­de­mo­kra­ten (VSPD) drei Sit­ze. Da­mit hat­ten sich die bür­ger­li­chen Lis­ten gleich zu An­fang ge­gen­über den So­zi­al­de­mo­kra­ten auf gan­zer Li­nie durch­ge­setzt. Der SPD soll­te es wäh­rend der ge­sam­ten Wei­ma­rer Zeit nicht ge­lin­gen, ent­schei­den­den Ein­fluss in den Kom­mu­nal­par­la­men­ten zu er­hal­ten.

Quellen

Stadt­ar­chiv Bad Hon­nef
Stadt­ar­chiv Kö­nigs­win­ter, Be­stand Kö­nigs­win­ter, Be­stand Ober­kas­sel
Stadt­ar­chiv Bonn, Be­stand Ober­kas­sel
Ar­chiv des Rhein-Sieg-Krei­ses, Be­stand Land­rats­amt Sieg­kreis   

Schulchroniken

Ka­tho­li­sche Volks­schu­le Nie­der­dol­len­dorf
Ka­tho­li­sche Volks­schu­le Ober­kas­sel
Ka­tho­li­sche Volks­schu­le Kö­nigs­win­ter

Zeitungen

„Echo des Sie­ben­ge­bir­ge­s“ (Kö­nigs­win­ter), Jahr­gän­ge 1914-1919. [on­line]     
„Hon­ne­fer Volks­zei­tun­g“, Jahr­gän­ge 1914-1919. [on­line]    
„Ober­kas­se­ler Zei­tun­g“, Jahr­gän­ge 1914-1919. [on­line]   

Literatur

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Gast, Karl, Ae­gi­dien­berg im Wan­del der Zei­ten, Ae­gi­dien­berg 1964.
Jans­sen, Wil­helm, Klei­ne rhei­ni­sche Ge­schich­te, Düs­sel­dorf 1997.
Klein, Ans­gar Se­bas­ti­an, Auf­stieg und Herr­schaft des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus im Sie­ben­ge­bir­ge, Es­sen 2008.
Klein, Ans­gar Se­bas­ti­an, Ober­kas­sel in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 57/58 (2008), S. 319-344.
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Alliierte Wachposten im Amt Oberkassel, 1918/1919. (Heimatverein Oberkassel)

 
Zitationshinweis

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Klein, Ansgar S., Die Novemberrevolution 1918 im Siebengebirge, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-novemberrevolution-1918-im-siebengebirge/DE-2086/lido/5d930e7b9f5e14.49641192 (abgerufen am 19.03.2024)