Beschreibung

Der jüdische Metzger Bernhard Meyer (geboren 1888) lernte bereits vor 1933 über die Konsumgenossenschaft "Vorwärts-Befreiung" den Metzger Rudolf Ernst Doil (geboren 1906) kennen. Meyer führte seit 1928 eine Metzgerei in Elberfeld und nachdem er sich selbständig gemacht hatte, half Doil oft bei ihm aus. Nach 1933 erlitt Meyer Umsatzeinbußen, da sein Geschäft boykottiert wurde. Da Meyer mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet war, lebte er in einer so genannten priviligierten Ehe, die ihm und seiner Tochter ein wenig Schutz gab. Trotzdem musste er im September 1935 sein Geschäft schließen. Er erhielt auf dem Schlachthof kein Fleisch mehr zugeteilt. Auch die Anmeldung einer Bude für Wurstwaren auf seine Frau half nicht mehr. Einige Metzger überließen ihm Fleisch zur Weiterverarbeitung, so dass er in ihrem Auftrag das Fleisch verkaufte. Da das Geschäftslokal und die Ausstattung verkauft worden waren, frage er Rudolf Doil, ob er das Fleisch bei ihm verarbeiten dürfte. Dieser stellte ihm seine Wurstküche für einen Tag in der Woche zur Verfügung, so dass Meyer seine Produkte herstellen und an der Wurstbude verkaufen konnte. Die Hilfe Doils blieb nicht unentdeckt und bald wurde auch er boykottiert. Sein Ladenlokal erhielt am 05.04.1936, Palmsonntag, Schmierereien mit roter Farbe: "Doil - Judenknecht - Judenfreund - Jud Meyer". Während die Täter nicht ermittelt wurden, verlangte der Vermieter von Doil die Renovierung der Hausfront und kündigte ihm ein halbes Jahr später. Doil mietete in der Alsenstraße 17 ein Lokal, in dem er eine Metzgerei einrichtete. Auch hier durfte Meyer wieder für sich arbeiten. Als dies entdeckt wurde, teilte der Viehhof ihm immer weniger Fleisch zu. Im Januar 1938 gab Meyer seinen Wurststand auf, im November wurden ihm Meisterwürde und Gesellenbrief aberkannt. Er hatte nun faktisch Berufsverbot. Jetzt half er bei Doil aus und erhielt von diesem Lebensmittel. 1943, als die Doils auf einer Hochzeit am Bodensee zu Gast waren, wurden Metzgerei und Wohnung ausgebombt. Die Familie blieb bis Kriegsende in Österreich. Meyer durfte im Gartenhäuschen der Doils in der Hammersteiner Heide wohnen. Er musste nun Zwangsarbeit in einer Rüstungsfabrik leisten. Nun half ihm der Metzger August Lindenberg, dessen Neffe im September 1942 seine Lehre abbrechen musste. Meyer kam nach der Arbeit zu Lindenberg und arbeitete dort als Metzger. Dafür bekam er von Lindenberg Lebensmittel. Am 17.09.1944 wurde Meyer in das Arbeitslager Lenne deportiert. Im November kam er in das Arbeitslager Hannover-Misburg. Im Mai 1945 schließlich wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht, von wo aus er im Juli 1945 nach Wuppertal zurückkehrte.

Quellen

StAW AfW 11808, 77269

Literatur

Homberg, Frank Friedhelm, Retterwiderstand in Wuppertal während des Nationalsozialismus, Diss. Düsseldorf 2008, S. 62-75, 254 und 258.

Sicherheit: belegt