Beschreibung

Ludwig Kuhn (geboren am 25.8.1908), von Beruf Silberschleifer, war ein überzeugter Katholik und vor dem Anschluss des Saarlands an das Deutsche Reich Anhänger des Zentrums und der Status-quo-Bewegung. Er las auch die anschlusskritische Saarpost. Außerdem gehörte er dem katholischen Gesellenverein an. Kuhn war in Saarbrücken in einer Goldschmiede angestellt und kritisierte nach 1935 wiederholt das NS-Regime in der Öffentlichkeit. Als das NS-Regime gegen die katholischen Jugendverbände vorging, kommentierte er vor Kollegen und Kunden: "In dem Saustall hier muß man zusehen, wie die einfach machen, was sie wollen, ohne jemand zu fragen." Über das Dritte Reich äußerte er: "In einem Jahr ist alles verschwunden!" Die Mitglieder der Reichsregierung sowie von SS und SA bezeichnete er ständig als "Lumpen", "Säckels", "Lazaroner" und mit ähnlichen Schimpfwörtern. Als Goebbels im Saarland weilte, meinte er: "Bei Goebbels jubeln sie nicht so viel." Als Göring das Saarland besuchte, sagte er: "Als Göring da war, standen die Arschlöcher stundenlang vor dem Hotel Messmer und warteten bis der blöde Hund herauskam, um ihn zu sehen." Das Dritte Reich bezeichnete er als "Saustall" und führte darüber aus: "Seit Hitler da ist, ist die Schweinerei da. Was haben wir vorher für schöne Zeiten gehabt. Alles hört jetzt auf. Die Leute verdienen weniger, die Butter wird teurer. Wie gut können wir es jetzt haben, wenn wir jetzt status-quo wären." Auch gegen die Arbeitsfront und gegen die HJ äußerte sich Kuhn trotz Ermahnung durch den Arbeitgeber kritisch. Schließlich wurde er angezeigt und am 15.2.1936 festgenommen. Er kam vor das Sondergericht Saarbrücken. Dieses verurteilte ihn am 16.4.1936 zu vier Monaten Haft.

Quellen

LA Saar StAnw 114

Sicherheit: belegt