Beschreibung

Ludwig Weingärtner (geboren am 17.8.1876), ohne feste Wohnung, zur Tatzeit wohnhaft im Weberbach 26 in einer Gaststätte, war ein Hausierer ohne Wandergewerbeschein, der unter anderem Messer und sonstige Eisenwaren aus Solingen verkaufte. Am 31.12.1938 äußerte er sich gegenüber einem Kunden in Trier-Kürenz, dass in Solingen und im gesamten Ruhrgebiet noch mehr als 35 Prozent der Fabriken stillstünden und Deutschland mehr Arbeitslose zählen würde als man meine. Insbesondere die Stahlproduktion würde stillstehen, weil das Ausland keinen Stahl mehr kaufen, sondern selbst produzieren würde. Außerdem sei früher alles billiger gewesen, Butter und Eier und andere Dinge. Nichts würde mehr billiger werden, eher teurer. Nichts sei so, wie es sein solle in Deutschland. Gegenüber dem festnehmenden Beamten widerholte er seine Äußerungen und fügte hinzu, dass der gesamte Außenhandel "kaputt" sei. Weingärtner wurde vorläufig in Polizeihaft genommen und noch am 31.12.1938 in das Gefängnis überstellt. Bei der Vernehmung bestritt Weingärtner seine Aussagen, beziehungsweise setzte sie in einen anderen Zusammenhang. Die Gestapo ging jedoch davon aus, dass Weingärtner sein Hausieren dazu nutzte, staatsabträgliche Propaganda zu verbreiten. Nachdem Weingärtner frei gelassen worden war, tauchte er unter und erschien nicht vor dem Sondergericht zur Verhandlung.

Quellen

LHAK 584,1 Nr. 413

Sicherheit: belegt