Beschreibung

Der katholische Pfarrer Matthias Strauss (1893-1972) erhielt 1931 seine erste Pfarrstelle in Demerath. Schon 1932 sprach er öffentlich gegen den Nationalsozialismus. 1935 wies er den Maler Hans Zunder (geboren 1912) an, das Wappenschild der St. Donatus-Figur in der Kirche zu gestalten. Dieser malte eine Kirche, die der des Ortes ähnelte, auf die Blitze aus einem über ihr schwebenden Hakenkreuz niedergingen. Da es bereits Spannungen zwischen den Katholiken und Nationalsozialisten im Ort gab, konnte diese Zeichnung als Bedrohung der Kirche durch den Nationalsozialismus interpretiert werden. Als dies am 15.6.1935 bemerkt wurde, kam am nächsten Tag der Stützpunktleiter der NSDAP, um sich das Werk anzusehen. Es ist nicht genau nachzuvollziehen, ob bereits jetzt versucht wurde, das Hakenkreuz als Initialenzeichen des Malers (HZ) zu interpretieren, oder ob der Pfarrer die Anweisung gab, der Maler solle das Hakenkreuz so verändern, dass es sein Initialzeichen wird. Fest steht aber, dass der Maler am 19.6.1935 wegen Verunglimpfung des Hakenkreuzes festgenommen wurde. Als Pfarrer Strauss am nächsten Tag die Messe mit Lichteffekten und einer passenden Predigt über den leidenden Heiland inszenierte, geriet laut Gestapobericht die Gläubigenschar in Erregung und es kam zu tätlichen Auseinandersetzungen mit den anwesenden Nationalsozialisten. Denunziationen über die angebliche Ausnutzung von Versorgungsgeldern durch den kriegsbeschädigten Strauss und die Einschätzung der Einstellung des Pfarrers als "zersetzend und linksgerichtet" durch die Stapo führten im Prozess am 9.9.1935 zum Urteil des Sondergerichtes Köln von einem Jahr Gefängnis aufgrund der Heimtücke-Verordnung. Der Maler Zunder erhielt fünf Monate Gefängnis. Von den wegen Landfriedensbruch angeklagten Bürgern des Ortes wurden vier freigesprochen, acht erhielten jeweils drei Monate Gefängnis. Nach der Verbüßung seiner Strafe in den Gefängnissen Wittlich, Düsseldorf und Trier brachte die Gestapo Pfarrer Strauss am 24.6.1936 in die Heil- und Pflegeanstalt Saffig. Hier diagnostizierte der Arzt "Querulantentum". Strauss konnte Saffig noch im gleichen Jahr wieder verlassen, verlor aber seine Pfarrstelle. Ein Arzt des Landeskrankenhauses in Bonn stellte 1946 fest, dass bei Strauss keine Störung vorlag.

Quellen

LA Saar LEA 13388

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1507.

Sicherheit: belegt