Beschreibung

Die am 6.11.1921 in Saarbrücken geborene Rosa Margarete Weinberg hatte einen jüdischen Vater und galt als "Halbjüdin". Im April/Mai 1942 war Marga Weinberg mit einem Soldaten liiert, der sich trotz entsprechenden Verbots mit der "Halbjüdin" anfreundete und dem NS-Staat zu erkennen gab, dass ihm seine Liebe wichtiger sei als NS-konformes Verhalten. Am 7.11.1949 schilderte Marga Weinberg dieses Verhalten gegenüber den Saarbrücker Behörden: "Einundzwanzigjährig und am Leben verzweifeln wollend, begab ich mich rat- und haltlos wieder zu meiner Mutter und meinem Schwesterchen. Ein junger Mann, Wilhelm Abel, wohnhaft in Neufechingen/Saar, Provinzialstrasse 139, den ich mit 17 Jahren in Saarbrücken kennen lernte, und dieser inzwischen aber zum Heeresdienst verpflichtet wurde, verbrachte […] einen 4-wöchentlichen [sic] Genesungsurlaub. Herr Abel war über unsere Familienverhältnisse bestens informiert. […] In der Absicht, mich zu heiraten, um dadurch allen Unbilden ein Ende zu machen, habe ich einer Verlobung mit ihm stattgegeben. Zum Zwecke der Ehegenehmigung wurde 1942 ein Antrag an das Reichsinnenministerium Berlin gestellt. Diesem Antrag wurde mit der Begründung nicht entsprochen, daß sich in der Ahnenreihe meines Vaters kein Arier befinde. Ich war in Hoffnung und erwartete 1943 meine Niederkunft. […] Mein Verlobter, der Vater des Kindes, der beim Heeresdienst war, mußte durch seinen Einheitschef erfahren, daß es schändlich sei, mit einer Nichtarierin Verkehr zu pflegen und sich mit der Absicht zu tragen, mit einer solchen Person eine Ehe einzugehen. Weil mein Verlobter sich nicht direkt bereit erklärt hat, die Heiratsabsicht mit mir aufzugeben, wurde er, um ausreichendes Bedenkzeit zu haben, vier Wochen eingesperrt. Ich bemerke ausdrücklich, daß mein Verlobter damals in der Genesenden-Kompagnie war und er ärztlicherseits fronteinsatzunfähig war. Er erhielt wegen seines tapferen Verhaltens mir gegenüber einen Marschbefehl zum Fronteinsatz nach Rußland. Als mein Verlobter während seines Rußland-Urlaubes einige Tage bei mir und seinem Sohne verbrachte, haben einige gute Nachbarn, eine Frau Schneider, eine Frau Staudt, sowie eine Familie Becker dafür gesorgt, daß dieser rassenwidrige Aufenthalt meines Verlobten in meiner elterlichen Wohnung dem Gaubüro in der Eisenbahnstrasse bekannt wurde, worauf es nochmals zu Vernehmungen kann, die aber durch das Eingreifen eines Fürsprechers für mich keine unangenehmen Folgen hatten. Inzwischen befand sich mein Verlobter wieder auf der Fahrt nach Rußland. Ich erhielt einige Zeit später Nachricht, daß mein Verlobter vermißt sei. Eine Nachricht aus russischer Gefangenschaft, wo er sich noch heute befindet, erreichte mich 1946."

Quellen

LA Saar LEA 1568

Sicherheit: belegt