Beschreibung

Pfarrer Wilhelm Nagel (1883-1945) wurde am 13.10.1935 die Erlaubnis zur Erteilung von Religionsunterricht in der Volksschule entzogen. Als Begründung wird angeführt, dass er sich geweigert habe, seine Schülerinnen und Schüler mit dem Hitlergruß zu grüßen. Aus dem Vernehmungsprotokoll vom 4.10.1935 geht des Weiteren hervor, dass Nagel unterstellt wurde, Schüler, die in der HJ waren zu benachteiligen. Nagel selbst verwies darauf, dass ein Schüler Mitglied der HJ sei und er diesen behandeln würde wie alle anderen Schüler auch. Außerdem wurde Nagel der Vorwurf gemacht, dass er den Eltern seiner Schüler davon abraten würde, diese in die HJ zu schicken, woraufhin der Pfarrer erwiderte, dass er es nicht für seine Aufgabe halten würde, die Entscheidungen der Eltern im Hinblick auf die Freizeitgestaltung ihrer Kinder zu beeinflussen. Pfarrer Nagel befand sich darüber hinaus im Visier der Gestapo, da er der Anordnung vom 15.1.1935 nicht nachgekommen sei, am Erntedankfest die Hakenkreuzfahne zu hissen und anlässlich der Saarabstimmung die Glocken zu läuten. Dem Bürgermeister gab Nagel zu verstehen, dass er keine Flaggen habe und überdies nur auf Anordnung des Bischofs flaggen würde. Der Regierungspräsident entzog Pfarrer Nagel die Genehmigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes wegen politischer Unzuverlässigkeit.

Quellen

LAV NRW R, Reg. Aachen, Präs. Büro, 1033, p. 45f. LAV NRW R, Reg. Aachen Präs. Büro, 1053, p. 41-44; zur Verweigerung der Beflaggung der Kirche auch S. 45f.

Literatur

Fettweis, Klaus, Zwischen Herr und Herrlichkeit. Zur Mentalitätsfrage im Dritten Reich an Beispielen aus der Rheinprovinz (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen, Bd. 42), Aachen 1989, S. 165f. Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 294. Vollmer, Bernhard, Volksopposition im Polizeistaat. Gestapo- und Regierungsberichte 1934-1936 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Bd. 2), Stuttgart 1957, S. 308.

Sicherheit: belegt