Reichspolitik der Kölner Erzbischöfe im Mittelalter

Alheydis Plassmann (Bonn)

Der heilige Maternus, der erste namentlich bekannte Kölner Erzbischof, Abbildung auf dem Petrus-Maternus-Fenster des Kölner Doms, um 1320. (Dombauarchiv Köln)

1. Interdependenz von Bistums- und Reichsgeschichte

Kaum ein The­ma eig­net sich bes­ser für ei­ne Dar­le­gung der Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Reichs­ge­schich­te und Lan­des­ge­schich­te als ei­ne Be­trach­tung der Wech­sel­wir­kung im Fal­le des Köl­ner Erz­stuhls. Hier er­gibt sich ei­ne ganz ei­ge­ne Dy­na­mik, die sich aus den Er­war­tungs­hal­tun­gen an ei­nen Bi­schof, der Schwer­punkt­set­zung der ein­zel­nen Bi­schö­fe und der Ab­hän­gig­keit der Bi­schö­fe von welt­li­cher För­de­rung, wie sie sich am deut­lichs­ten in der Er­he­bung des Bi­schofs ma­ni­fes­tiert, so­wie der Ver­bun­den­heit mit dem je­wei­li­gen Kö­nig oder auch der Ver­ant­wor­tung für das Reich, wie sie sich in der Kö­nigs­wahl aus­drückt, speist.

 

Die Be­deu­tung de­s Köl­ner Erz­bis­tums brach­te es mit sich, dass für vie­le Köl­ner Erz­bi­schö­fe des frü­hen und ho­hen Mit­tel­al­ters das be­son­de­re Span­nungs­ver­hält­nis, das sich aus den ver­schie­den­ar­ti­gen Er­war­tungs­hal­tun­gen an ei­nen Bi­schof er­gab, aus­ge­prägt zu spü­ren war. Er­folg­rei­chen Erz­bi­schö­fen ge­lang es im Viel­klang der An­sprü­che an sie als Stadt­herr im welt­li­chen Sin­ne, als Ober­hir­te ei­ner statt­li­chen Diö­ze­se und ei­ner be­völ­ke­rungs­rei­chen Stadt, als Ver­trau­ter des Herr­schers, als Reichs­fürst mit selbst­ver­ständ­li­chem An­spruch auf ei­nen an­ge­mes­se­nen Sta­tus und nicht zu­letzt als Ter­ri­to­ri­al­herr zu­min­dest ei­ni­ge der Er­war­tungs­hal­tun­gen so zu hand­ha­ben, dass ihr Epis­ko­pat als er­folg­reich gel­ten konn­te. Kaum ein Erz­bi­schof konn­te al­le As­pek­te in aus­rei­chen­dem Ma­ße ge­stal­ten, da­her ist es nicht er­staun­lich, dass es den Vor­ste­hern der Köl­ner Kir­che nicht im­mer ge­lang, auf Ent­wick­lun­gen im Reich, der Re­gi­on und der Stadt glei­cher­ma­ßen Ein­fluss zu neh­men. Viel­mehr ist be­mer­kens­wert, wie die Köl­ner Erz­bi­schö­fe die Er­war­tun­gen von Herr­scher, Adel der Re­gi­on und Stadt hand­hab­ten und in die­sem Ge­fü­ge ih­re Ei­gen­stän­dig­keit im­mer­hin über wei­te Zeit­räu­me hin er­hal­ten konn­ten.

Heiliger Severin, Abbildung auf dem Severin-Anno-Fenster des Kölner Doms, um 1320. (Dombauarchiv Köln)

 

2. Im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter

Schon der Bi­schof der spät­an­ti­ken Co­lo­nia Agrip­pi­na war nicht un­be­deu­tend. Das lässt sich dar­an ab­le­sen, dass der ers­te Bi­schof Ma­ter­nus Teil­neh­mer der Reichs­syn­oden 313 und 314 war. An­de­rer­seits ist die schlech­te Über­lie­fe­rung da­für ver­ant­wort­lich, dass bis zur Zeit Karls des Gro­ßen oft­mals nur die Na­men der Bi­schö­fe be­kannt sind und von ei­ner zen­tra­len Stel­lung Kölns im me­ro­win­gi­schen Gal­li­en und Fran­ken­reich nicht die Re­de sein kann. Das hei­ßt nicht, dass es nicht ein­zel­ne be­deu­ten­de Bi­schö­fe ge­ge­ben ha­ben kann, aber die lü­cken­haf­te Über­lie­fe­rung zwingt oft­mals da­zu, im Be­reich der Ver­mu­tun­gen zu blei­ben. Bi­schof Se­ve­rin, of­fen­bar ein Zeit­ge­nos­se des hei­li­gen Mar­tin (336 oder 316-397), tritt vor al­lem ge­spie­gelt in der Über­lie­fe­rung des 9. Jahr­hun­derts als hei­li­ger Bi­schof her­vor, so dass jeg­li­che Ver­mu­tung über sei­ne Ver­net­zun­gen un­ter­blei­ben muss. Über Bi­schof Ca­ren­ti­nus be­rich­tet Gre­gor von Tours (538-594), dass er sich, wie es ei­nem Bi­schof an­ste­he, für die Kir­chen­bau­ten sei­ner Stadt ein­ge­setzt ha­be. Der ers­te Bi­schof, für den ei­ne Tä­tig­keit in der Reichs­po­li­tik an­ge­nom­men wer­den kann, ist mit Ku­ni­bert schon ein eher spä­tes Bei­spiel. Die Über­lie­fe­rung sei­ner Vi­ta aus dem 9. Jahr­hun­dert schreibt ihm ei­ne recht ty­pi­sche Kar­rie­re durch kö­nig­li­che Gunst zu, spie­gelt aber wo­mög­lich mehr die Vor­stel­lun­gen des 9. Jahr­hun­derts als den tat­säch­li­chen Wer­de­gang des frän­ki­schen Bi­schofs. Der Chro­nik des Fre­de­gar (7. Jahr­hun­dert) ist da­ge­gen zu­ver­läs­sig zu ent­neh­men, dass Ku­ni­bert an der Sei­te des Ka­ro­lin­gers Ar­nulf von Metz (582-641) tä­tig war und mit sei­nem Amts­bru­der kräf­tig in der Po­li­tik des ost­frän­ki­schen Reichs­tei­les Au­st­ra­si­en mit­misch­te. In­wie­weit das of­fen­bar freund­schaft­lich-ver­trau­te Ver­hält­nis von Ku­ni­bert und Ar­nulf durch ver­wandt­schaft­li­che Ver­bin­dung be­stimmt war, lässt sich nicht sa­gen. Die Vi­ta Ku­ni­ber­ti weiß, dass Ku­ni­berts ad­li­ger Va­ter ihn für ei­ne Kar­rie­re am Kö­nigs­hof vor­ge­se­hen hat­te, die durch die frü­he Be­stim­mung des jun­gen Ku­ni­bert zur geist­li­chen Lauf­bahn durch­kreuzt wur­de. Viel­mehr scheint Ku­ni­berts Ein­fluss am au­st­ra­si­schen Hof und bei den Vor­fah­ren der Ka­ro­lin­ger auf sei­ne Per­sön­lich­keit und nicht auf die Be­deu­tung sei­nes Bi­schofs­sit­zes zu­rück­zu­füh­ren zu sein, denn nach Ku­ni­bert sind die Bi­schö­fe von Köln er­neut nur wie­der Na­men in ei­ner Lis­te, über die nur ge­le­gent­lich et­was mehr zu er­fah­ren ist. Dies er­klärt sich si­cher vor al­lem dar­aus, dass Köln in der Zeit der Me­ro­win­ger und Ka­ro­lin­ger an der Pe­ri­phe­rie des Rei­ches lag, ei­ne Stel­lung, die ei­ne Ein­fluss­nah­me auf die kö­nig­li­che Po­li­tik nicht eben be­güns­tig­te, wenn auch nicht aus­schloss. In Zei­ten der aus­ge­präg­ten Be­deu­tung des au­st­ra­si­schen Reichs­tei­les wie zu Zei­ten Ku­ni­berts muss­te sich die­se Stel­lung am Ran­de des Rei­ches we­ni­ger be­merk­bar ma­chen, zu den Zei­ten der frü­hen Ka­ro­lin­ger und der Reichs­ein­heit füg­ten sich die Köl­ner Bi­schö­fe in die Kir­che des Rei­ches ein, oh­ne son­der­lich her­vor­zu­ste­chen.

Wich­ti­ge Er­eig­nis­se im ka­ro­lin­gi­schen Reich gin­gen auch die Köl­ner Bi­schö­fe an, und so fin­den sie sich an ver­schie­de­nen Ent­wick­lun­gen be­tei­ligt. Als Karl Mar­tell (688/689-741) An­stal­ten mach­te, den Gel­tungs­be­reich des Chris­ten­tums aus­zu­wei­ten und die an­gel­säch­si­schen Mis­sio­na­re be­güns­tig­te, un­ter­stütz­te Bi­schof An­no I. (Epis­ko­pat 711/715-715) den hei­li­gen Suit­bert. Bei den Be­mü­hun­gen des Bo­ni­fa­ti­us (671/672-754/755) um ei­ne Re­form der frän­ki­schen Kir­che ta­ten sich die Köl­ner Bi­schö­fe nicht her­vor, wa­ren aber auf den wich­ti­gen Syn­oden im Reich durch­aus ver­tre­ten und mach­ten kei­ne An­stal­ten, sich dem wil­lens­star­ken Bo­ni­fa­ti­us in den Weg zu stel­len. Über die Fa­mi­li­en, aus de­nen die Köl­ner Bi­schö­fe im 8. Jahr­hun­dert ka­men, ist we­nig be­kannt, so dass nicht zu sa­gen ist, ob sie sich wie die Fa­mi­lie ei­nes Mi­lo von Trier (Epis­ko­pat um 723-um 761/762) aus dem Adel re­kru­tier­ten.

Idealbild Karls des Großen mit erst lange nach seinem Tod hergestellten Teilen der Reichskleinodien, Gemälde von Albrecht Dürer (Original im Germanischen Nationalmuseum), 1513.

Der heilige Kunibert, Abbildung auf dem Kunibert-Fenster des Kölner Doms, 1330/1340. (Dombauarchiv Köln)

 

3. Hildebold

Erst mit der Er­wei­te­rung des Rei­ches un­ter Karl dem Gro­ßen in den Sach­sen­krie­gen soll­te sich Köln gleich­sam von der Pe­ri­phe­rie auf ei­nen be­deu­ten­den Platz im Reich schie­ben, ei­ne Ent­wick­lung, die in der Er­he­bung Kölns zum Erz­sitz ih­ren Aus­druck fand, die aber kei­nes­falls selbst­ver­ständ­lich war und wohl der Per­son Hil­de­bolds (Epis­ko­pat 787-818) zu ver­dan­ken ist. Die­sem ge­lang es erst­mals seit Ku­ni­bert wie­der ei­ne ver­trau­te Stel­lung bei Hof ein­zu­neh­men. Die hoch­mit­tel­al­ter­li­che Le­gen­de hat Hil­de­bold zu ei­nem ein­fa­chen Pries­ter ge­macht, des­sen seel­sor­ge­ri­sche Eig­nung Karl so­zu­sa­gen auf der Durch­rei­se auf­fiel. Die­se spä­te­re le­gen­den­haf­te Über­hö­hung Hil­de­bolds soll­te je­doch nicht den Blick auf die Tat­sa­che ver­de­cken, dass es dem Bi­schof in der Tat ge­lang, sich ge­ra­de­zu un­ent­behr­lich für Karl zu ma­chen: Nicht nur als Bi­schof von Köln, son­dern auch als Kanz­ler wirk­te er für den frän­ki­schen Kö­nig und wur­de zu ei­nem Ver­trau­ten, des­sen en­ge Ver­bun­den­heit mit dem Herr­scher nicht zu­letzt dar­an deut­lich wird, dass er es war, der Karl die Ster­be­sa­kra­men­te spen­de­te. Hil­de­bold war es auch, der 799 Papst Leo III. (Pon­ti­fi­kat 795-816) zu Karl nach Pa­der­born ge­lei­te­te und da­mit die Er­eig­nis­se ins Rol­len brach­te, die in der Kai­ser­krö­nung Karls Weih­nach­ten 800 in Rom gip­fel­ten. An Hil­de­bold lässt sich die Span­nung zwi­schen Reichs­dienst und erz­bi­schöf­li­chen Auf­ga­ben eben­so deut­lich ma­chen wie der Nut­zen, den ein Bi­schof von sei­nem En­ga­ge­ment er­war­ten konn­te. Karl er­wirk­te für sei­nen Ver­trau­ten gar ei­nen Dis­pens, der Hil­de­bold ka­no­nisch die lan­gen Ab­we­sen­hei­ten von sei­nem Sitz er­laub­te, wor­an sich die Schwie­rig­keit deut­lich ma­chen lässt, die viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben­be­rei­che ab­zu­de­cken. Die neu hin­zu­ge­won­ne­nen säch­si­schen Ge­bie­te er­for­der­ten auf Dau­er ei­ne kirch­li­che Neu­or­ga­ni­sa­ti­on, von der Köln als neu er­rich­te­ter Erz­sitz pro­fi­tier­te. Dies war wohl eben­so durch die geo­gra­phi­sche La­ge der Stadt be­dingt wie durch den Wunsch, Hil­de­bold zu be­loh­nen. Trotz lan­ger Ab­we­sen­hei­ten hat Hil­de­bold ganz im Sin­ne des neu auf­kom­men­den In­ter­es­ses an ei­ner gründ­li­chen Bil­dung des Kle­rus die Köl­ner Bi­blio­thek sehr ge­för­dert. So­weit nach­voll­zieh­bar, wa­ren die Bü­cher, die Hil­de­bold be­schaff­te – wie et­wa Ab­schrif­ten der Kir­chen­vä­ter – nicht in­no­va­tiv, aber sie un­ter­strei­chen sei­ne Be­mü­hun­gen um die Kle­ri­ker­aus­bil­dung in der Stadt, der er als Hir­te vor­stand. Als Bi­schof/Erz­bi­schof ob­lag ihm auch die Auf­ga­be, Kir­chen zu bau­en und zu ver­bes­sern, in­des scheint Hil­de­bold der letz­te Bi­schof ge­we­sen zu sein, des­sen In­ter­es­se noch stär­ker auf den Stif­ten der Stadt lag als auf dem Dom­stift. Der Al­te Dom ist als Hil­de­bold-Dom ihm zu­ge­schrie­ben wor­den, was aber wo­mög­lich eher dar­an liegt, dass der Na­me Hil­de­bold auch noch nach Jahr­zehn­ten ei­nen gu­ten Klang hat­te, wäh­rend der mut­ma­ß­lich tat­säch­li­che Er­bau­er Gunthar s­ei­nen gu­ten Ruf und sei­ne Stel­lung im Ein­satz für den loth­rin­gi­schen Kö­ni­g Lo­thar II. ver­spielt hat­te.

Die durch Hil­de­bold er­run­ge­ne Be­deu­tung in Be­lan­gen des Rei­ches konn­te sein Nef­fe und Nach­fol­ger Ha­de­bald (Epis­ko­pat 819-841) zu­nächst nicht er­hal­ten und in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten sind die Erz­bi­schö­fe von Köln zu­meist eher Re­gier­te als Ge­stal­ter im Reich ge­we­sen. In­des lässt sich von den Kö­ni­gen aus ein ver­mehr­tes In­ter­es­se an der Be­set­zung des Köl­ner Erz­stuhls aus­ma­chen, das zur Un­ter­stüt­zung ver­schie­de­ner Kan­di­da­ten durch den west-, den ost­frän­ki­schen und den loth­rin­gi­schen Herr­scher führ­te.

Stifterbild des Hillinus-Codex (fol. 16v, Hs. 12, Dombibliothek Köln): Der Stifter reicht Petrus den Codex. Der Bau im oberen Teil des Bildes wird als der karolingische Hildebold-Dom interpretiert.

Eine Rekonstruktion des alten Kölner Doms nach August Esswein.

 

4. Gunthar

Die Ge­fah­ren ei­nes über­mä­ßi­gen Ein­sat­zes für den Kö­nig las­sen sich in der Mit­te des 9. Jahr­hun­derts am Bei­spiel von Bi­schof Gunthar be­ob­ach­ten. Gunthar, der 850 nach Strei­tig­kei­ten um den Sitz Erz­bi­schof wur­de, war der Nef­fe des vor­he­ri­gen Amts­in­ha­bers Hil­du­in (Epis­ko­pat 842-848/849), der von Lo­thar I. (Re­gie­rungs­zeit als Kö­nig 814-855, ab 817/823 Kai­ser) un­ter­stützt wor­den war. Er selbst fühl­te sich of­fen­bar Kai­ser Lo­thar I. und des­sen Teil­reich ver­pflich­tet, denn er war ak­tiv an den Hö­fen Lo­thars I. wie Lo­thars II. Ei­ne Kon­ti­nui­tät Lo­tha­rin­gi­ens ge­riet durch die Kin­der­lo­sig­keit der Ehe Lo­thars II. und die Be­gehr­lich­kei­ten sei­ner On­kel im West- und Ost­fran­ken­reich ernst­haft in Ge­fahr. Als Lo­thar II. sich von sei­ner kin­der­lo­sen Ehe­frau Theut­ber­ga (ge­stor­ben nach 869) tren­nen woll­te, konn­te er auf die Hil­fe des Erz­bi­schofs zäh­len, der in den Ver­wick­lun­gen des Lo­thar­schen Ehe­strei­tes die In­ter­es­sen des Kö­nigs ver­trat. Es war der Hart­nä­ckig­keit der po­li­ti­schen Geg­ner Lo­thars II. ge­schul­det, dass Gunthar im Zu­ge der Ver­tei­di­gung der Ehe­tren­nung auch in Kon­flikt mit dem Papst­tum ge­riet, ei­ne Ent­wick­lung, die in ih­ren lang­fris­ti­gen Kon­se­quen­zen kaum vor­her­seh­bar war. Meh­re­re Fak­to­ren wirk­ten sich un­güns­tig auf die Ab­wick­lung der Ehe Lo­thars aus. Der Wunsch des Kö­nigs nach ei­ner Tren­nung von sei­ner Frau zu­guns­ten ei­ner Ge­lieb­ten, mit der er be­reits zwei Kin­der hat­te, fiel in ei­ne Zeit, in der die An­sprü­che der Kir­che zum ei­nen an die Un­auf­lös­lich­keit der Ehe und zum an­de­ren an den Vor­bild­cha­rak­ter der Kö­ni­ge ste­tig ge­stie­gen wa­ren und in der au­ßer­dem das Papst­tum an An­se­hen ge­won­nen hat­te, so dass es als höchs­te In­stanz in An­ge­le­gen­hei­ten der Lan­des­kir­chen an­ge­ru­fen wur­de. Dies wirk­te sich zu Un­guns­ten Gunthars aus, da Lo­thar II. in sei­ner Ver­zweif­lung, den vor­han­de­nen Sohn zu le­gi­ti­mie­ren, zu im­mer ab­stru­se­ren An­schul­di­gun­gen ge­gen sei­ne Ehe­frau griff, de­ren Un­halt­bar­keit schon den Zeit­ge­nos­sen of­fen­sicht­lich ge­we­sen sein dürf­te. Die po­li­ti­schen Um­stän­de führ­ten da­zu, dass sich die Bi­schö­fe des West­fran­ken­rei­ches die Sa­che Theut­ber­gas zu ei­gen mach­ten, da Karl der Kah­le (Re­gie­rungs­zeit als west­frän­ki­scher Kö­nig 843-877, ab 875 Kai­ser) sei­nen Nef­fen be­er­ben woll­te, wäh­rend der Papst, der auch an­ge­ru­fen wur­de, sich in der Tra­di­ti­on als Streit­schlich­ter und Ver­mitt­ler an­ge­spro­chen fühl­te und eben­falls die Un­schuld der Theut­ber­ga und die Un­auf­lös­lich­keit der Ehe ver­tei­dig­te. Gunthar, der zu­guns­ten sei­nes Kö­nigs ei­ner Syn­ode vor­ge­ses­sen hat­te, die die Ehe Lo­thars II. auf­ge­löst hat­te, sah sich da­her dem Di­lem­ma aus­ge­setzt, sein po­li­tisch mo­ti­vier­tes Vor­ge­hen theo­lo­gisch und kir­chen­recht­lich ver­tei­di­gen zu müs­sen. In sei­ner Ar­gu­men­ta­ti­ons­not zog er sich auf den Stand­punkt zu­rück, dass der Papst die Be­schlüs­se ei­ner or­dent­lich ein­be­ru­fe­nen Pro­vin­zi­al­syn­ode un­ter dem Vor­sitz von zwei Me­tro­po­li­ten (Köln und Trier) nicht kas­sie­ren dür­fe. Al­ler­dings fehl­te es Gunthar an Rück­halt so­wohl im Kle­rus als auch bei sei­nen Mit­bi­schö­fen, da die Syn­oden zu of­fen­sicht­lich po­li­tisch mo­ti­viert ge­we­sen wa­ren. Gunthar wur­de vom Papst sei­nes Am­tes ent­ho­ben und zahl­te so ei­nen ho­hen Preis für sei­ne ver­trau­te Stel­lung bei Ho­fe.

Bei der Es­ka­la­ti­on hat mög­li­cher­wei­se auch der schwe­len­de Streit um die Stel­lung Bre­mens als Suf­frag­an­bis­tum von Köln, das Gunthar auf­ge­ben muss­te, ei­ne Rol­le ge­spielt. Den Rest sei­nes Le­bens hat Gunthar sich ver­geb­lich um sei­ne Re­ha­bi­li­tie­rung be­müht. Wäh­rend aus Köln zu­min­dest auch ein Zeug­nis für das An­se­hen Gunthars als ei­nes ge­lehr­ten und from­men Man­nes über­lie­fert ist, ist of­fen­sicht­lich, dass die tie­fe Ver­stri­ckung Gunthars in die Po­li­tik Lo­tha­rin­gi­ens zu ei­ner zwie­späl­ti­gen Be­ur­tei­lung des Erz­bi­schofs in der spä­te­ren Le­gen­de führ­te. Bei Re­gi­no von Prüm s­ind die Hand­lun­gen Gunthars von per­sön­li­chem Ehr­geiz mo­ti­viert, der ihn so­gar an­fäl­lig für die hin­ter­häl­ti­gen Ma­chen­schaf­ten des Kö­nigs mach­te: An­geb­lich hat Gunthar die Syn­ode für die Ehe­tren­nung Lo­thars II. nur des­halb ver­an­lasst, weil die­ser ver­sprach, die Nich­te Gunthars zu hei­ra­ten. Mög­li­cher­wei­se ist dies auch der Grund da­für, dass die Er­rich­tung des Al­ten Do­mes dann doch eher dem zwei­fel­los fröm­me­ren Hil­de­bold zu­ge­schrie­ben wur­de, als dem Bi­schof, der ab­ge­setzt starb, zwar wie­der zur Kom­mu­ni­on zu­ge­las­sen wor­den war, aber kei­ne pries­ter­li­chen Hand­lun­gen mehr voll­zie­hen durf­te und sei­nen Nach­fol­ger Wil­li­bert (Epis­ko­pat 870-889) hat­te ak­zep­tie­ren müs­sen.

Siegelabdruck Lothars II., Original in der Französischen Nationalbilbiothek Paris. (Kornbluth Photography)

Regino von Prüm, Fiktives Porträt aus dem Erstdruck der Chronik des Regino von Prüm, Holzschnitt, 1521. (Stadtbilbiothek Trier 001-0487 4° a fol. 58v)

 

5. Köln und die Ottonen

Im Zu­ge der Be­mü­hun­gen Hein­richs I. (Re­gie­rungs­zeit als ost­fän­ki­scher Kö­nig 919-936), das loth­rin­gi­sche Reich an das Ost­fran­ken­reich an­zu­glie­dern, rück­te die Be­set­zung des Erz­bis­tums Köln stär­ker in das In­ter­es­se der säch­si­schen Kö­ni­ge. Mit Wich­fried (Epis­ko­pat 924-953) wur­de erst­mals ein Ver­wand­ter des Herr­scher­hau­ses er­ho­ben, der über sei­ne Mut­ter Oda ein Nef­fe des Kö­nigs war. Wie auch spä­ter Brun (Epis­ko­pat 953-965) war er als Erz­ka­plan und Erz­kanz­ler un­ter Ot­to dem Gro­ßen (Re­gie­rungs­zeit als Kö­nig 936-973, ab 962 Kai­ser) tä­tig und tat sich so­wohl als Wohl­tä­ter für die Köl­ner Stif­te als auch in Diens­ten des Kö­nigs her­vor. Wich­fried war der ers­te Erz­bi­schof, der 936 in Aa­chen an ei­ner Kö­nigs­krö­nung be­tei­ligt war, konn­te aber trotz sei­ner Stel­lung als zu­stän­di­ger Me­tro­po­lit in Aa­chen ei­ne Mit­be­tei­li­gung der Erz­bi­schö­fe von Mainz und Trier nicht ver­hin­dern. Ei­nen Hö­he­punkt der Tä­tig­keit in Reichs­diens­ten lässt sich un­ter Wich­frieds Nach­fol­ger Brun fest­ma­chen. Brun, als jüngs­ter Bru­der Ot­tos des Gro­ßen 953 be­reits im (unk­ano­ni­schen) Al­ter von 28 Jah­ren zum Erz­bi­schof er­ho­ben, galt der äl­te­ren For­schung als Pro­to­typ ei­nes Bi­schofs des so­ge­nann­ten Reichs­kir­chen­sys­tems. An Brun woll­te man ei­ne Um­stel­lung der Po­li­tik Ot­to des Gro­ßen er­ken­nen, der be­schlos­sen ha­be, sich nicht mehr auf die un­zu­ver­läs­si­gen Fürs­ten, son­dern auf die Bi­schö­fe zu stüt­zen, die als of­fi­zi­ell kin­der- und er­ben­lo­se Ad­li­ge ein hö­he­res In­ter­es­se an ei­ner un­ei­gen­nüt­zi­gen Zu­sam­men­ar­beit mit dem Reich ge­habt hät­ten. Dass sich die­se lan­ge gül­ti­ge In­ter­pre­ta­ti­on der Tä­tig­keit Bruns nicht hat hal­ten kön­nen, ist der Tat­sa­che ge­schul­det, dass bei ei­ner Ver­trau­ens­stel­lung des Bru­ders kaum von ei­ner Um­stel­lung von fa­mi­liä­ren Ver­bin­dun­gen auf kirch­li­che Bin­dun­gen die Re­de sein kann und zu­dem die Vor­stel­lung ei­ner sys­te­ma­ti­schen In­stru­men­ta­li­sie­rung der Bi­schö­fe durch die zen­tra­le Reichs­ge­walt zu Recht als zu starr und zu we­nig dy­na­misch emp­fun­den wird. Si­cher war Brun ei­ne Stüt­ze des Kö­nigs und wenn der Vi­ta Bru­no­nis zu trau­en ist, hat er sich um die Be­frie­dung des re­bel­li­schen Loth­rin­gen und ge­ra­de in der Kri­se des Li­udolf-Auf­stan­des ge­gen Ot­to den Gro­ßen um die Herr­schaft sei­nes Bru­ders sehr ver­dient ge­macht. Der stark pa­ne­gy­risch ge­färb­ten Vi­ta Bru­no­nis ist im Ver­gleich zu an­de­ren Quel­len auch zu ent­neh­men, dass die Ver­diens­te Bruns über­mä­ßig be­tont wer­den und zum an­de­ren weist die apo­lo­ge­ti­sche Ten­denz der Vi­ta, die Bruns un­er­müd­li­chen Ein­satz für das Reich als Ein­satz für den in­ne­ren Frie­den und da­mit als bi­schöf­li­che Auf­ga­be er­klärt, auch dar­auf hin, dass nicht in al­len kirch­li­chen Krei­sen die In­stru­men­ta­li­sie­rung der Bi­schö­fe durch den Kö­nig als selbst­ver­ständ­lich oder auch nur gut emp­fun­den wur­de. Es lässt sich auch fest­stel­len, dass Bruns Bei­spiel kei­nes­falls tra­di­ti­ons­bil­dend in Köln ge­wirkt hat, der Bru­der des Kö­nigs blieb in vie­ler­lei Hin­sicht ei­ne Aus­nah­me­er­schei­nung, die we­der auf das Ide­al al­ler Bi­schö­fe noch auf die Tra­di­ti­on des Erz­bis­tums oder die Er­war­tungs­hal­tun­gen an die Bi­schö­fe nach­hal­tig ge­wirkt hat. Bruns Tä­tig­kei­ten in Köln für die Stif­te und Klos­ter­schu­len wa­ren von blei­ben­der Be­deu­tung, sein Ti­tel als ar­chi­dux von Loth­rin­gen, wie ihn Ruot­ger (2. Hälf­te 10. Jahr­hun­dert) in der Vi­ta Bru­no­nis nann­te, blieb ein­zig­ar­tig. Was in­des blieb, ist ei­ne ge­wis­se Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der von nun an die Köl­ner Erz­bi­schö­fe an Reichs­be­lan­gen be­tei­ligt wa­ren.

Bildnis des Erzbischofs Brun I. von Sachsen.

 

Nach ei­nem kur­zen Zwi­schen­spiel mit Folk­mar, der nicht lan­ge ge­nug den Erz­sitz in­ne­hat­te, kam mit Ge­ro er­neut ein Sach­se auf den Köl­ner Erz­stuhl, der sich in Be­zug auf die För­de­rung der Köl­ner Kir­chen vor­bild­haft er­wies – das be­rühm­te Ge­ro­kreuz im Köl­ner Dom ist wohl tat­säch­lich sei­ne An­schaf­fung. Sei­ne Ge­sandt­schaft nach By­zanz zum Ge­leit für Theo­pha­nu, die Braut Ot­tos II. (Mit­kö­nig ab 961, Kai­ser 967/973-983), zeigt deut­lich, wie selbst­ver­ständ­lich der Köl­ner Erz­bi­schof in­zwi­schen für wich­ti­ge Auf­ga­ben her­an­ge­zo­gen wur­de. Die Stel­lung des Köl­ner Erz­bi­schofs als ei­ner der wich­tigs­ten Kir­chen­fürs­ten des Rei­ches hat­te sich – si­cher nicht zu­letzt durch die ge­lun­ge­ne An­bin­dung Loth­rin­gens an das Reich – ver­ste­tigt, so dass Ge­ros Nach­fol­ger Wa­rin (Epis­ko­pat 976-985) den au­ßer­ge­wöhn­li­chen Gunst­be­weis er­hielt, dass ihm der ein­zi­ge Sohn Ot­tos II., der spä­te­re Ot­to III. (Re­gie­rungs­zeit 983-1002, ab 996 als Kai­ser) zur Er­zie­hung über­ge­ben wur­de.

6. Köln im 11. Jahrhundert

Die be­deu­ten­de Stel­lung des Köl­ner Erz­bi­schofs be­deu­te­te al­ler­dings auch, dass ei­ne Ein­mi­schung in die Reichs­an­ge­le­gen­hei­ten nicht im­mer im Sin­ne der Herr­scher ver­lief, oder zu­min­dest, dass die Erz­bi­schö­fe als wich­ti­ge Ver­bün­de­te von den Par­tei­en am Kö­nigs­hof um­wor­ben wur­den. Wa­rin, der Er­zie­her Ot­tos III., ent­schloss sich in der Kri­se nach dem Tod Ot­tos II., Hein­rich den Zän­ker (951-995) als Re­gen­ten zu un­ter­stüt­zen und lie­fer­te ihm den Jun­gen aus. Wenn sich Adel­heid (931-999) und Theo­pha­nu nicht durch­ge­setzt hät­ten, hät­te der Bi­schof mög­li­cher­wei­se ei­ne ver­trau­te Stel­lung am Hof er­rin­gen kön­nen. Aber auch Zu­fäl­le in der Suk­zes­si­on im Reich konn­ten die Stel­lung des Erz­bi­schofs schwie­ri­ger ma­chen. He­ri­bert I., der an der Dom­schu­le von Worms er­zo­gen wor­den war und viel­fäl­ti­ge Ver­bin­dun­gen zu an­de­ren Bis­tü­mern hat­te, stieg in Diens­ten Ot­tos III. als Kanz­ler für Ita­li­en und Deutsch­land auf und wur­de dann kon­se­quen­ter­wei­se von Ot­to III. zum Erz­bi­schof von Köln er­ho­ben. Nach dem Tod Ot­tos III. wur­de auch He­ri­bert wie vor ihm schon Wa­rin für ei­nen Kö­nigs­kan­di­da­ten ak­tiv, und zwar für Her­mann von Schwa­ben (ge­stor­ben 1003), mit dem er wohl ver­wandt war. Er schei­ter­te da­mit aber ge­nau­so wie vor ihm Wa­rin und in der Fol­ge er­gab sich ein höchst an­ge­spann­tes Ver­hält­nis zwi­schen Hein­rich II. (Re­gie­rungs­zeit 1002-1024, ab 1014 Kai­ser) und He­ri­bert. Wenn der Vi­ta He­ri­ber­ti Glau­ben zu schen­ken ist, wur­de ein Ab­set­zungs­pro­zess ge­gen He­ri­bert nur durch gött­li­ches Ein­grei­fen ver­hin­dert.

Gerokreuz, enstanden in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts, vermutlich als Auftragsarbeit des Kölner Erzbischofs Gero von Köln, 1663 um einen goldenen Strahlenkranz erweitert. Original im Kölner Dom.

 

Die­se durch­aus wech­sel­haf­ten Be­zie­hun­gen zwi­schen dem Erz­bi­schof und dem Reich ge­ra­de bei Suk­zes­si­ons­kri­sen zei­gen ei­ner­seits deut­lich, wie die Er­he­bung der Bi­schö­fe von den Kö­ni­gen in­stru­men­ta­li­siert wur­de, um Ge­folgs­leu­te zu be­loh­nen oder auch zur Mit­ar­beit an­zu­re­gen, an­de­rer­seits aber auch, dass die ei­gen­stän­di­ge Stel­lung des Erz­bi­schofs zu­min­dest in sol­chen Kri­sen für das Reich oder bes­ser für den Teil der kö­nig­li­chen Li­nie, der sich an­schick­te, die Suk­zes­si­on zu den ei­ge­nen Guns­ten durch­zu­set­zen, pro­ble­ma­tisch sein konn­te. Ein Erz­bi­schof, der sich für Stadt und Kle­rus en­ga­gier­te und da­mit sei­ne Le­gi­ti­mi­tät her­vor­hob, konn­te auf Rück­halt set­zen und blieb da­mit in­ner­halb ge­wis­ser Gren­zen qua­si un­an­greif­bar.

Erz­bi­schof Pil­grim ge­lang es in sei­ner re­la­tiv kur­zen Amts­zeit ei­ne ent­schei­den­de Wei­che in Be­zug auf das Ver­hält­nis von Erz­bi­schof zum Reich zu stel­len. Als der Main­zer Erz­bi­schof Ari­bo (Epis­ko­pat 1021-1031), Bru­der Pil­grims, sich wei­ger­te, Gi­se­la (ge­stor­ben 1043), die Ge­mah­lin Kon­rads II. (Re­gie­rungs­zeit 1024-1039, ab 1027 Kai­ser) zu krö­nen – aus Grün­den, die un­be­kannt sind und auf die die For­schung noch kei­ne be­frie­di­gen­de Ant­wort ge­fun­den hat –, sprang Pil­grim ein und konn­te so den An­spruch des Köl­ners auf die Krö­nung in Aa­chen, das in sei­nem Spren­gel lag, fes­ti­gen. Pil­grim krön­te auch den be­reits zu Leb­zei­ten des Va­ters 1028 ge­wähl­ten Hein­rich III. (Mit­kö­nig ab 1028, Re­gie­rungs­zeit 1039-1056, ab 1046 Kai­ser). Von die­sem Mo­ment an ist das Krö­nungs­recht in Aa­chen in den Hän­den des Köl­ners ge­blie­ben, so dass der Köl­ner Erz­bi­schof ne­ben dem Main­zer Erz­bi­schof, des­sen Son­der­rol­le bei der Kö­nigs­wahl schon in den Ges­ta Kon­ra­di des Wi­po (vor 1000-nach 1046) er­wähnt wird, als Ko­ro­na­tor ei­ner der Fürs­ten war, die beim Pro­zess der Kö­nigs­er­he­bung un­ent­behr­lich wur­den. Als Ko­ro­na­tor er­gab sich für den Köl­ner ein Mit­spra­che­recht wie von selbst, und die Stel­lung als ei­ner der ers­ten Fürs­ten des Rei­ches konn­te nicht mehr in Fra­ge ge­stellt wer­den, auch wenn 1054 Li­ut­pold von Mainz (Epis­ko­pat 1051-1059) noch ein­mal Pro­test ge­gen die Krö­nung durch den Köl­ner ein­leg­te.

Auf den Bay­ern Pil­grim folg­te Her­mann II. (Epis­ko­pat 1036-1056), als Ez­zo­ne ein Nach­kom­me der Ot­to­nen. Der be­deu­ten­den Stel­lung des Köl­ners als Ko­ro­na­tor und da­mit ers­ter geist­li­cher Fürst im Reich war sich Her­mann über­aus be­wusst und wenn auch sei­ne Be­zie­hung zum Reich als Ab­kom­me der Ot­to­nen mög­li­cher­wei­se et­was ge­spannt war, ließ er es sich doch nicht neh­men, der Be­deu­tung Kölns durch zahl­rei­che Maß­nah­men in der Stadt und die Nach­ah­mung Roms die ge­büh­ren­de Be­ach­tung zu schen­ken. Her­mann wid­me­te sich dem Aus­bau des Do­mes und imi­tier­te mit Ma­ria im Ka­pi­tol die Kir­che San­ta Ma­ria Mag­gio­re in Rom. Dem Ran­g­an­spruch des Köl­ner Erz­bi­schofs wur­de da­mit Rech­nung ge­tra­gen, weil die in­ner­städ­ti­schen Kir­chen für die Imi­ta­ti­on der rö­mi­schen Sta­ti­ons­got­tes­diens­te ge­nutzt wer­den konn­ten.

Stab des heiligen Heribert, enstanden um 1020, Original in der Domschatzkammer Köln. (Bildarchiv Foto Marburg)

 

7. Anno II., das Reich und die Stadt

Mit An­no II. wur­de von Hein­rich III. wie­der ein Erz­bi­schof er­ho­ben, der nicht aus dem Hoch­adel stamm­te und sei­nen Auf­stieg dem Kö­nig und der Zu­ge­hö­rig­keit zur Hof­ka­pel­le ver­dank­te. Es spricht ei­ni­ges da­für, dass Hein­rich III. mit Ab­sicht ei­nen Kan­di­da­ten wähl­te, der ihm ver­pflich­tet war, um die mög­li­cher­wei­se als be­droh­lich emp­fun­de­ne Ei­gen­stän­dig­keit des Köl­ner Erz­bi­schofs wie­der et­was für die Reichs­diens­te ein­zu­fan­gen. Soll­te das tat­säch­lich die Ab­sicht Hein­richs III. ge­we­sen sein, ist sei­ne Rech­nung nicht auf­ge­gan­gen. Be­dingt durch den frü­hen Tod Hein­richs III. ge­lang es An­no, sei­ne Stel­lung als Reichs­fürst oh­ne we­sent­li­chen Wi­der­stand aus­zu­bau­en. Am be­kann­tes­ten ist der 1062 durch­ge­führ­te so­ge­nann­te Staats­streich von Kai­sers­werth, in dem sich der ehr­gei­zi­ge Reichs­fürst die Per­son des min­der­jäh­ri­gen Hein­rich IV. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1056-1105, ab 1084 Kai­ser) und da­mit die Vor­mund­schaft si­cher­te. Trotz ver­schie­de­ner Maß­nah­men zur Ab­si­che­rung der neu­en Re­gent­schaft – et­wa durch die Re­ge­lung, dass der Kind­kö­nig im Reich zu rei­sen hat­te und da­mit je­der Fürst die Mög­lich­keit hat­te, Ein­fluss auf ihn zu neh­men, ge­lang es An­no nicht, zu­min­dest sein Mün­del von den Vor­zü­gen ei­ner sol­chen ge­mein­sam aus­ge­führ­ten Fürs­ten­herr­schaft zu über­zeu­gen. Schon 1065 bei sei­ner Schwert­lei­te und da­mit mit dem Mün­dig­wer­den trenn­te sich Hein­rich IV. im Streit von An­no als Be­ra­ter. Die Stel­lung An­nos, der sich durch die För­de­rung der Kar­rie­ren von Ver­wand­ten im deut­schen Epis­ko­pat be­quem Rück­halt be­sorgt hat­te, konn­te in­des von Hein­rich IV. nicht ge­fähr­det wer­den, wenn auch der Ein­fluss des Köl­ners nach 1065 in Reichs­be­lan­gen fast völ­lig zu­rück­ging.

Erzbischof Anno II. von Köln, kolorierte Federzeichnung in der Handschrift der Vita Annonis minor, Siegburg, um 1183. Abgebildet ist Anno II. mit Modellen der von ihm gegründeten fünf Kirchen und Klöster. (Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt Hs 945 fol. 1v)

 

Un­ter An­no ist erst­mals auch die Stadt be­zie­hungs­wei­se sind ei­ni­ge ih­rer be­deu­ten­den Bür­ger und ihr An­spruch auf Teil­ha­be an po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen – zu­min­dest in ru­di­men­tä­rer Form – wahr­zu­neh­men. Die Hin­ter­grün­de des Köl­ner Auf­stan­des von 1074 ge­gen den Erz­bi­schof müs­sen wohl im Dun­keln blei­ben. Ob es sich um ei­ne spon­ta­ne Un­muts­be­kun­dung han­del­te, die es­ka­lier­te, ob dem Auf­stand schon ei­ne po­li­ti­sche Klas­se mit Par­ti­zi­pa­ti­ons­wil­len zu­grun­de lag, oder ob es sich um Aus­wir­kun­gen der Feind­schaft Hein­richs IV. ge­gen den Köl­ner Erz­bi­schof han­del­te, oder um ei­ne Mi­schung aus al­len Mo­ti­ven, muss letzt­lich of­fen­blei­ben. Im Ge­gen­satz zum Worm­ser Auf­stand von 1073, der er­folg­reich zur Ver­trei­bung des Bi­schofs führ­te und auf den ei­ne – wahr­schein­lich nicht von vor­ne­her­ein be­ab­sich­tig­te – Pri­vi­le­gie­rung der Worm­ser im Jah­re 1074 folg­te, wur­den die Köl­ner Un­ru­hen nach ei­ni­gen Ta­gen er­stickt und blie­ben bis auf ei­nen of­fen­bar nach­hal­tig schlech­ten Ruf An­nos in sei­ner Bi­schofs­stadt und die Ab­wen­dung An­nos von der För­de­rung der Köl­ner Stif­te in den letz­ten bei­den Le­bens­jah­ren fol­gen­los.

Die um­fang­rei­che Ein­mi­schung An­nos in die Reichs­po­li­tik und der Auf­bau ei­nes Netz­wer­kes in­ner­halb des Reich­se­pis­ko­pa­tes, das noch über sei­nen Tod hin­aus­wirk­te, dür­fen nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass sein En­ga­ge­ment in geist­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten mög­li­cher­wei­se so­gar in­ten­si­ver war. Er tat sich als För­de­rer von Klös­tern und Stif­ten her­vor und hat dar­in der kirch­li­chen Re­form­par­tei durch­aus na­he­ge­stan­den. An ei­ner Be­le­bung des klös­ter­li­chen Le­bens im Geis­te der Hir­sau­er Re­form war ihm sehr ge­le­gen; sei­ne Neu­grün­dung in Sieg­burg et­wa ist ganz der Re­form­be­we­gung ver­pflich­tet. In­des hat er wie vie­le sei­ner Zeit­ge­nos­sen die Re­form be­für­wor­tet, oh­ne ei­ne grund­sätz­li­che Neu­aus­rich­tung des Epis­ko­pats in Be­zug auf den Kö­nig an­zu­stre­ben, wahr­schein­lich so­gar oh­ne ei­ne sol­che Mög­lich­keit zu be­den­ken. An­nos Po­li­tik zu­nächst im Diens­te Hein­richs III. und dann bei der kon­se­quen­ten För­de­rung sei­ner Ver­wandt­schaft ist ganz den Denk­mus­tern ver­haf­tet, die die star­ke In­stru­men­ta­li­sie­rung des Epis­ko­pats durch den Kö­nig erst mög­lich ge­macht hat­ten.

An sei­ner Per­son lässt sich deut­lich ma­chen, wie sehr das En­ga­ge­ment des Köl­ner Erz­bi­schofs im Reich von Kon­stel­la­tio­nen ab­hän­gig war, die nur zum Teil be­ein­fluss­bar wa­ren. Die Be­set­zung des Bi­schofs­stuhls mit ei­nem Auf­stei­ger, der dem Kai­ser ver­pflich­tet sein muss­te, ga­ran­tier­te lang­fris­tig we­gen der Ein­fluss­mög­lich­kei­ten, die der Köl­ner qua Amt hat­te, nicht un­be­dingt ein ge­deih­li­ches Aus­kom­men von Kai­ser und Erz­bi­schof, ge­nau so we­nig wie ei­ne Her­kunft aus dem Adel des Rhein­lan­des per se ver­hin­der­te, dass Kai­ser und Erz­bi­schof zu­sam­men­wirk­ten. Dass der Adel des Rhein­lan­des, des­sen nach­ge­bo­re­ne Söh­ne oft in den Köl­ner Stif­ten und ins­be­son­de­re im Dom­stift un­ter­ka­men, an der Be­set­zung zu­neh­mend In­ter­es­se zeig­te, muss kaum ver­wun­dern. Si­ge­win von Are (Epis­ko­pat 1078-1089) und Her­mann III. von Hoch­sta­den (Epis­ko­pat 1089-1099) le­gen als Nach­fol­ger An­nos Zeug­nis da­für ab. Ab dem 12. Jahr­hun­dert ist auch die Bür­ger­schaft der Stadt ein Fak­tor, der das Be­zie­hungs­ge­fü­ge von Erz­bi­schof und Kai­ser be­ein­träch­tig­te oder för­der­te.

8. Köln in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts

Die neu­en Macht­ver­hält­nis­se wer­den un­ter dem lan­gen Epis­ko­pa­t Fried­richs I. von Schwar­zen­burg deut­lich. 1105/1106 stan­den der Erz­bi­schof von Köln und die Stadt Köln auf un­ter­schied­li­chen Sei­ten, Fried­rich auf Sei­ten des auf­stän­di­schen Hein­rich V. (Mit­kö­nig 1098, Re­gie­rungs­zeit 1106-1125, ab 1111 Kai­ser), wäh­rend Köln die To­re für den al­ten Hein­rich IV. öff­ne­te. Als Fried­rich sich im Zu­ge der Aus­ein­an­der­set­zun­gen um das so­ge­nann­te Pra­vi­leg von Pon­te Mam­mo­lo mit Hein­rich V. über­warf, stan­den die Köl­ner, wohl er­neut im In­ter­es­se ei­nes Pri­vi­le­gi­en­ge­winns für die Stadt, auf Sei­ten des Erz­bi­schofs, und die Er­wei­te­rung der Stadt­mau­er mach­te sich bei der Be­la­ge­rung durch Hein­rich V. be­zahlt. In Zu­sam­men­ar­beit mit den Köl­nern ge­lang es Fried­rich, Hein­rich V. in der Schlacht von An­der­nach 1114 zu be­sie­gen, was den Ein­fluss Hein­richs V. am Rhein er­heb­lich ein­schränk­te. Im wei­te­ren Ver­lauf des In­ves­ti­tur­strei­tes war Fried­rich ei­ner der Ver­mitt­ler der Schlich­tung des Strei­tes mit dem Papst, die im so­ge­nann­ten Worm­ser Kon­kor­dat vom 23.9.1122 ei­nen Ab­schluss fand. Bei der Kö­nigs­wahl 1125 ver­such­te Fried­rich I. wahr­schein­lich mit Karl von Flan­dern (Re­gie­rungs­zeit 1119-1127) ei­nen ei­ge­nen Kö­nigs­kan­di­da­ten zu lan­cie­ren, was man durch­aus als Zeug­nis des ge­wach­se­nen Ein­flus­ses des ein­deu­ti­gen Kö­nigs­wäh­lers und Ko­ro­na­tors auf die Wahl le­sen kann, wenn auch 1125 der Erz­bi­schof von Mainz bei der Er­he­bung Lo­thars III. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1125-1137, ab 1133 Kai­ser) noch ei­ne wich­ti­ge­re Rol­le spiel­te.

Die Abtei Siegburg von Süden, 1064 durch den Kölner Erzbischof Anno II. gegründet.

 

Die Erz­bi­schö­fe nach Fried­rich ent­stamm­ten bis zu Rai­nald von Das­sel dem rhei­ni­schen Adel und wie­sen zum Teil wie Ar­nold II. von Wied en­ge Ver­bin­dun­gen zum Kö­nigs­hof auf. Die Ver­flech­tung mit der re­gio­na­len Po­li­tik rhei­ni­scher Adels­häu­ser nahm durch die­se Ver­bin­dun­gen zu und hat die Hand­lun­gen der Erz­bi­schö­fe zum Teil be­stimmt, stand aber nicht im Vor­der­grund.

9. Rainald von Dassel und Philipp von Heinsberg

Mit Rai­nald von Das­sel wur­de dann 1159 wie­der ein kai­ser­li­cher Günst­ling zum Erz­bi­schof er­ho­ben, des­sen Kar­rie­re al­lein Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1152-1190, ab 1155 Kai­ser) zu ver­dan­ken war und der vor­her kei­ner­lei Ver­bin­dung zur Re­gi­on oder zum Erz­bis­tum hat­te. Bei Rai­nald, so wird man wohl sa­gen dür­fen, ging die Rech­nung des Kai­sers, dass ein Erz­bi­schof, der ihm die Er­he­bung ver­dank­te, auch über­pro­por­tio­nal für das Reich tä­tig sein wür­de, voll­stän­dig auf. Der un­be­ding­te Ein­satz Rai­nalds für die stau­fi­sche Sa­che, der zum Teil – wie et­wa bei der Er­he­bung des Ge­gen­paps­tes Pa­scha­lis III. (Ge­gen­papst 1164-1168) – so­gar noch weit über das hin­aus­ging, was Fried­rich I. mög­li­cher­wei­se über­haupt woll­te, hat in der For­schung von je­her Be­ach­tung ge­fun­den. Die schil­lernd welt­li­che Ge­stalt des ge­bil­de­ten Rai­nald hat schon bei Zeit­ge­nos­sen Zwei­fel ge­weckt, in­wie­fern ein Erz­bi­schof, der sich viel­fäl­tig für die Kriegs­zü­ge sei­nes Kai­sers und für ei­nen Ge­gen­papst ein­setz­te, dem Bi­schof­side­al ent­spre­chen konn­te. Die Be­für­wor­ter Alex­an­ders III. (Pon­ti­fi­kat 1159-1181) sa­hen in Rai­nald völ­lig zu Recht ei­nen Scharf­ma­cher im Papst­schis­ma. Den Hö­he­punkt des Ein­flus­ses von Rai­nald auf die Reichs­po­li­tik ist bei den so­ge­nann­ten Würz­bur­ger Ei­den 1165 zu be­ob­ach­ten, als es Rai­nald ge­lang, die auf dem Hof­tag an­we­sen­den Reichs­fürs­ten da­von zu über­zeu­gen, dass sei­ne Ge­sandt­schaft nach West­mins­ter zu Hein­rich II. von Eng­land (Re­gie­rungs­zeit 1154-1189) ei­ne ein­deu­ti­ge Par­tei­nah­me des eng­li­schen Kö­nigs für den kai­ser­li­chen Ge­gen­papst als Er­geb­nis auf­wei­sen konn­te. Oh­ne die­se ent­we­der grob fahr­läs­si­ge Über­trei­bung oder be­wuss­te Ir­re­füh­rung wä­re es kaum zu ei­ner der­ar­ti­gen Selbst­ver­pflich­tung so­wohl des Kai­sers als auch vie­ler Fürs­ten auf ei­ne Nicht­an­er­ken­nung Alex­an­ders III. ge­kom­men. Als Hin­der­nis für ei­nen Aus­gleich im Papst­schis­ma, das erst mehr als zehn Jahr spä­ter und nach Rai­nalds Tod beim Frie­den von Ve­ne­dig 1177 bei­ge­legt wer­den konn­te, soll­ten die Würz­bur­ger Ei­de ei­ne ent­schei­den­de Rol­le spie­len.

Rainald von Dassel, Liegefigur aus Kalkstein auf dem Hochgrab im Kölner Dom, 1905 von Alexander Iven (1854-1934) anstelle der Ende des 18. Jahrhunderts zerstörten mittelalterlichen Bronzefigur angefertigt. (Rheinisches Bildarchiv)

 

Je­doch lässt sich auch bei ei­nem Kir­chen­fürs­ten wie Rai­nald fest­stel­len, dass das En­ga­ge­ment für das Reich zu­min­dest als Ne­ben­ef­fekt im­mer auch dem Erz­bis­tum und der Bi­schofs­stadt nut­zen konn­te. Rai­nald war kein Mann, der sich als För­de­rer von Stif­ten oder Klös­tern her­vor­ge­tan hat und sei­ne lan­gen Ab­we­sen­hei­ten von Köln las­sen ver­mu­ten, dass es auch um die seel­sor­ge­ri­sche Pflicht­er­fül­lung nicht all­zu gut be­stellt war. Sei­ne Be­tei­li­gung am zwei­ten Ita­li­en­zug Bar­ba­ros­sas er­laub­te Rai­nald in­des ei­nen Coup, der für die Ent­wick­lung der Stadt Köln von ganz er­heb­li­cher Be­deu­tung sein soll­te. Aus Mai­land brach­te Rai­nald 1164 Re­li­qui­en der Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge und der Mär­ty­rer Fe­lix und Na­bor mit, die er dort an­geb­lich ent­deckt hat­te. Wel­che enor­me Aus­wir­kung ge­ra­de die­se Maß­nah­me ha­ben soll­te, dürf­te der Erz­bi­schof kaum ge­ahnt ha­ben, auch wenn er si­cher ge­hofft hat, mit der Be­schaf­fung von Re­li­qui­en zu­min­dest teil­wei­se sei­ne Ver­pflich­tun­gen als För­de­rer des Dom­stif­tes und der Stadt nach­zu­kom­men. Die For­schung hat in Rai­nalds Be­schaf­fung der Drei Kö­ni­ge im­mer auch ei­nen Akt für das Reich ge­se­hen und sie in Zu­sam­men­hang mit den Be­mü­hun­gen der Bar­ba­ros­sa-Zeit um das sa­crum im­pe­ri­um, die Hei­lig­mä­ßig­keit des Rei­ches ge­setzt. Ver­mut­lich kommt man Rai­nalds Mo­ti­va­ti­on nä­her, setzt man die Über­füh­rung der Hei­li­gen Drei Kö­ni­ge in den Kon­text der dy­na­mi­schen Sa­kral­land­schaft der Stadt Köln und be­trach­tet Rai­nalds Hand­lung als ei­ne längst über­fäl­li­ge För­de­rung des Dom­stif­tes.

Dreikönigenschrein im Kölner Dom, enthält die von Rainald von Dassel 1164 von Mailand nach Köln überführten Gebeine der Heiligen Drei Könige, Nikolaus von Verdun (1130-1205) zugeschrieben. Foto: Beckstet / CC-BY-SA.

 

Dass die För­de­rung durch den Kai­ser nicht not­wen­di­ger­wei­se zu be­din­gungs­lo­sem Ein­satz für das Reich führ­te, lässt sich bei Phil­ipp von Heins­berg be­ob­ach­ten. Wie­der aus rhei­ni­schem Adel, aber den­noch ein Günst­ling des Kai­sers, hat er sei­ne erz­bi­schöf­li­chen Auf­ga­ben deut­lich erns­ter ge­nom­men als sein Vor­gän­ger, hat aber auch die Aus­wei­tung der welt­li­chen Herr­schaft des Erz­stif­tes nicht au­ßer Acht ge­las­sen. Phil­ipps Epis­ko­pat ist ge­prägt von ei­ner In­ten­si­vie­rung des erz­bi­schöf­li­chen Ein­flus­ses auf den rhei­ni­schen Adel und ei­ner Aus­wei­tung des Macht­be­rei­ches auf Kos­ten der Nach­barn, der in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Hein­rich dem Lö­wen (1129-1195) gip­feln soll­te. Phil­ipp fuhr die Be­loh­nung für die zahl­rei­chen Diens­te am Reich in der Zeit des Schis­mas und bei der Aus­hand­lung des Frie­dens von Ve­ne­dig mit Zins und Zin­ses­zins ein, als er sich auf den Streit mit Hein­rich dem Lö­wen ein­ließ und im Ver­bund mit an­de­ren Fürs­ten den Kai­ser re­gel­recht da­zu zwang, ge­gen den Her­zog von Sach­sen vor­zu­ge­hen. Dem Erz­bis­tum Köln brach­te das Ma­nö­ver West­fa­len ein, und wenn die Miss­stim­mung zwi­schen Phil­ipp und Fried­rich Bar­ba­ros­sa und der „Wirt­schafts­krieg am Nie­der­rhein“, wie Hu­go Steh­käm­per es for­mu­liert hat ge­nannt hat, si­cher auch dar­auf zu­rück­zu­füh­ren ist, dass Fried­rich Bar­ba­ros­sa es dem Köl­ner Erz­bi­schof nicht ver­gaß, dass er ihn un­ter Druck ge­setzt und da­mit sei­ne Op­tio­nen im Reich ein­ge­schränkt hat­te, so ist es doch so­wohl für die Sta­bi­li­tät von Bar­ba­ros­sas Herr­schaft als auch für die Un­an­greif­bar­keit des Köl­ner Erz­bi­schofs auf­schluss­reich, dass es eben nicht zu ei­ner mi­li­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung kam und sich Erz­bi­schof und Kai­ser im Vor­feld des Kreuz­zu­ges ver­söhn­ten. Für Phil­ipps bei al­lem Ein­satz für sein Bis­tum auch in geist­li­cher Hin­sicht grund­sätz­lich wohl po­si­ti­ve Ein­stel­lung zum Reichs­dienst, den er of­fen­bar selbst­ver­ständ­lich als Teil der bi­schöf­li­chen Auf­ga­ben sah, ist es be­zeich­nend, dass er 1191 im Diens­te Hein­richs VI. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1169-1197, ab 1191 Kai­ser) in Ita­li­en ver­starb.

Grabmal Philipps von Heinsberg im Kölner Dom, Liegefigur des Erzbischofs auf einer als Festung dargestellten Tumba, um 1368. (Bildarchiv Foto Marburg)

 

10. Der Kölner Erzbischof als Königswähler und erster geistlicher Reichsfürst

Die ge­wich­ti­ge Stel­lung des Köl­ner Erz­bi­schofs bei der Kö­nigs­wahl wur­de dann un­ter Adolf von Al­te­na deut­lich, dem es ge­lang, im Zu­ge der Dop­pel­wahl die Köl­ner Stim­me als Ko­ro­na­tor – im Grun­de als ers­te der Kur­stim­men – zur all­ge­mein an­er­kann­ten Gül­tig­keit zu ver­hel­fen. Adolf hat­te zu­nächst für Ot­to IV. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1198/1208-1218, ab 1209 Kai­ser) ge­stimmt und als er sich auf die Sei­te des Ge­win­ners Phil­ipps von Schwa­ben (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1198-1208) schlug, konn­te ei­ne Ei­ni­gung nur so er­zielt wer­den, dass Adolf ei­ne Krö­nung in Aa­chen tat­säch­lich noch ein­mal voll­zog, so dass die Mit­wir­kung des Köl­ners bei der Kö­nigs­er­he­bung und Kö­nigs­wahl wei­ter ze­men­tiert wur­de. In­des hat Adolf mit sei­ner Par­tei­nah­me für Phil­ipp, die dem in fi­nan­zi­el­len Eng­päs­sen be­find­li­chen Erz­bi­schof fürst­lich ent­lohnt wur­de, den Bo­gen über­spannt und ge­riet in Kon­flikt mit Papst In­no­zenz III. (Pon­ti­fi­kat 1198-1216), der das von ihm be­an­spruch­te Ap­pro­ba­ti­ons­recht durch das ei­gen­mäch­ti­ge Vor­ge­hen des Köl­ners in Ge­fahr sah. Adolf wur­de 1205 ab­ge­setzt und es kam in Köln zu ei­nem Schis­ma und meh­re­ren Bi­schofs­kan­di­da­ten, von de­nen sich kei­ner völ­lig durch­set­zen konn­te. Erst 1216 un­ter sei­nem Vet­ter En­gel­bert von Berg (1216-1225) konn­te der Streit end­gül­tig bei­ge­legt wer­den.

Siegel des Erzbischofs Adolf I. von Altena. (Historisches Archiv der Stadt Köln)

 

Wie sehr sta­bi­le welt­li­che Herr­schaft in Köln und die Mit­wir­kung im Reich zu­sam­men­hin­gen, lässt sich an dem durch­set­zungs­star­ken En­gel­bert ver­deut­li­chen. Un­an­ge­foch­ten stand er, der ab 1220 für den ab­we­sen­den Fried­rich II. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 121-1250, ab 1220 Kai­ser) die Reichs­ge­schäf­te führ­te und Vor­mund Hein­richs (VII.) (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1222, ent­setzt 1235, ge­stor­ben 1242) war, an der Spit­ze der Reichs­fürs­ten. Sei­ne Mit­wir­kung an der Ver­ein­ba­rung Fried­richs II. mit den geist­li­chen Reichs­fürs­ten 1220 war un­be­zwei­fel­bar von gro­ßer Be­deu­tung und die­se Ver­ein­ba­rung kann als ein wich­ti­ger Schritt auf dem We­ge zur Ver­ste­ti­gung der Fürst­bis­tü­mer ge­le­sen wer­den. Die Au­to­ri­tät des Erz­bi­schofs im Reich scheint kei­ne Pro­ble­me nach sich ge­zo­gen zu ha­ben, wäh­rend En­gel­bert die Be­stre­bun­gen der Straf­fung und Ver­ein­heit­li­chung und der Be­frei­ung der geist­li­chen Ein­rich­tun­gen im ge­sam­ten Bis­tum von den welt­li­chen Vög­ten zum Ver­häng­nis ge­wor­den sind, denn sie führ­ten zu sei­ner Er­mor­dung. Cae­sa­ri­us von Heis­ter­bach hat in sei­ner Vi­ta die Er­mor­dung des Erz­bi­schofs, die eher ein po­li­ti­scher An­schlag war, der mög­li­cher­wei­se ei­ne Ent­füh­rung und nicht die Er­mor­dung zum Ziel hat­te, den Tod En­gel­berts als Mar­ty­ri­um ge­deu­tet, ei­ne In­ter­pre­ta­ti­on, die er be­reits sel­ber wort­reich ver­tei­di­gen muss­te, die aber in­so­fern wirk­mäch­tig war, als dass En­gel­bert schon bald als Hei­li­ger ver­ehrt wur­de.

Engelbert von Berg, frühbarocke Liegefigur aus braun geädertem Mamor im Kölner Dom von Heribert Neuss (1640-um 1682), 1665, Foto: Heribert Neuss. (Dombauarchiv Köln)

 

Un­ter Hein­rich von Müllen­ark kam die Über­deh­nung der Kräf­te deut­lich zum Tra­gen. Die her­zog­li­che Ge­walt, die En­gel­bert aus­ge­dehnt hat­te, zu­sam­men­zu­hal­ten, fiel Hein­rich schwer, der sich auch mit den Bür­gern der Stadt und dem städ­ti­schen Kle­rus über­warf. Un­ter sei­nem Epis­ko­pat wur­de be­reits deut­lich, dass ei­ne sta­bi­le Ba­lan­ce zwi­schen den erz­bi­schöf­li­chen Pflich­ten, der Stel­lung als Stadt­herr, der Si­che­rung der In­ter­es­sen im Ter­ri­to­ri­um und dem Ein­satz für das Reich im Grun­de nur zu­fäl­lig zu er­rei­chen war und nicht al­lein von den Fä­hig­kei­ten und der Per­sön­lich­keit des Erz­bi­schofs ab­hing. Wäh­rend dies Phil­ipp von Heins­berg et­wa ge­lun­gen war, ha­ben die Erz­bi­schö­fe im 13. Jahr­hun­dert die Kräf­te auf die Sta­bi­li­sie­rung der welt­li­chen Herr­schaft ge­lenkt und da­mit im Ein­zel­fall Er­folg ge­habt, lang­fris­tig al­ler­dings ei­ne Ge­gen­be­we­gung der Köl­ner Bür­ger her­vor­ge­ru­fen, die im Bund mit Ad­li­gen der Um­ge­bung schlie­ß­lich die Stel­lung des Köl­ners nach der von Erz­bi­schof Sieg­fried von Wes­ter­burg und sei­nen Ver­bün­de­ten ver­lo­re­nen Schlacht von Worrin­gen 1288 ent­schei­dend ein­schrän­ken soll­te.

Siegel Erzbischof Heinrichs von Müllenark.

 

11. Konrad von Hochstaden und der Höhepunkt der Macht des Erzbischofs

Den Hö­he­punkt der Macht des Köl­ner Erz­bi­schofs wird man Kon­rad von Hoch­sta­den zu­schrei­ben müs­sen. Der ehr­gei­zi­ge Kon­rad kann­te we­nig Skru­pel und hat­te schon zum Zeit­punkt sei­ner Er­he­bung das Amt des Dom­props­tes jah­re­lang usur­piert. Zu­nächst in der Gunst Fried­richs II., schwenk­te er bald – wohl auch durch Geld­ge­schen­ke ver­an­lasst – zur päpst­li­chen Par­tei um und stell­te sich ge­gen den ex­kom­mu­ni­zier­ten Kai­ser. Mit den um­lie­gen­den Adels­häu­sern ge­riet er in Streit, als er den Ein­fluss­be­reich des Erz­bis­tums er­wei­tern woll­te. Am Tief­punkt sei­ner Kar­rie­re nach der Schlacht von Le­che­nich 1242 kam er in Ge­fan­gen­schaft. Es ge­lang ihm je­doch, das Blatt zu wen­den; als Ver­bün­de­ter des Paps­tes misch­te er sich in ho­hem Ma­ße in die Kö­nigs­wah­len und die Suk­zes­si­ons­strei­tig­kei­ten in den ers­ten Jah­ren des In­ter­regn­ums ein. Hier­bei war er – im Ge­gen­satz noch zu den Bi­schö­fen des 12. Jahr­hun­derts - in der Wahl der Kan­di­da­ten ganz von der ei­ge­nen Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik und dem ei­ge­nen Geld­be­darf be­stimmt. Dass die Köl­ner Kur­fürs­ten­stim­me zu die­sem Zeit­punkt be­reits voll­stän­dig an­er­kannt war, er­spar­te ihm die Not­wen­dig­keit ei­ne Po­li­tik­li­nie zur For­cie­rung des ei­ge­nen Stimm­rech­tes ein­zu­schla­gen, wie es noch Adolf von Al­te­na ge­tan hat­te. Die Un­ter­stüt­zung Wil­helms von Hol­land (Ge­gen­kö­nig 1247/1248-1254, rö­misch-deut­scher Kö­nig 1254-1256), dann der Ab­fall von die­sem, bis zum Ein­satz für Ri­chard von Corn­wall (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1257-1272) sind nicht mehr von Über­le­gun­gen zur Reichs­po­li­tik be­stimmt, son­dern die­se po­li­ti­schen Vol­ten Kon­rads stan­den ganz im Zei­chen der An­for­de­run­gen der Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik. Die Aus­wei­tung der her­zog­li­chen Macht­stel­lung und die Ab­wehr des Stre­bens der Köl­ner Bür­ger nach Mit­be­stim­mung in der Stadt be­stimm­ten das Han­deln Kon­rads und zu­min­dest zu sei­nen Leb­zei­ten er­wies sich die­se Fo­kus­sie­rung als er­folg­reich. Kein Erz­bi­schof des frü­hen und ho­hen Mit­tel­al­ters hat die Zü­gel so fest in der Hand ge­hal­ten wie Kon­rad von Hoch­sta­den am En­de sei­nes Le­bens. Die Kon­flik­te leb­ten aber nach dem Ab­le­ben des stren­gen Herrn wie­der auf, so dass sich aus der Rück­schau er­weist, dass die we­nig be­hut­sa­men Me­tho­den Kon­rads ei­ne Ge­gen­be­we­gung aus­lös­ten, die in der Schlacht von Worrin­gen kul­mi­nier­ten. Das Pen­del hät­te nach dem Sieg der Köl­ner Bür­ger durch­aus wie­der in ei­ne an­de­re Rich­tung aus­schla­gen kön­nen, aber die Ge­fan­gen­nah­me Sieg­fried von Wes­ter­burgs be­deu­te­te, dass im Jahr 1288 die Wei­chen so ge­stellt wur­den, dass von den viel­fäl­ti­gen bi­schöf­li­chen Auf­ga­ben die Sor­ge um die Stadt – wenn auch nicht um das See­len­heil der Köl­ner Bür­ger – den Erz­bi­schö­fen aus den Hän­den ge­nom­men wur­de.

12. Zusammenfassung

Die Reichs­po­li­tik der Köl­ner Erz­bi­schö­fe war im­mer von ver­schie­de­nen Fak­to­ren – wie et­wa all­ge­mei­ner kir­chen­po­li­ti­scher Ten­den­zen, der Be­deu­tung Kölns im Reichs­ge­fü­ge, des per­sön­li­chen Ver­hält­nis­ses von Kai­ser und Erz­bi­schof, die Er­for­der­nis­se der Ter­ri­to­ri­al- und Stadt­po­li­tik be­ein­flusst, die mal mehr mal we­ni­ger be­stim­mend auf die po­li­ti­sche Wei­chen­stel­lung der Köl­ner Erz­bi­schö­fe ge­wirkt hat. Der Hand­lungs­spiel­raum im Ge­fü­ge von Er­war­tungs­hal­tun­gen an die Bi­schö­fe, ei­ge­nem Ehr­geiz und Reichs­dienst, dürf­te da­bei nicht im­mer breit ge­we­sen sein. Wäh­rend es ein­zel­ne Erz­bi­schö­fe gab, die sich der Auf­ga­ben­viel­falt in ge­wis­sem Sin­ne ge­wach­sen zeig­ten, si­cher auch durch die Gunst der Um­stän­de be­dingt, wie et­wa Hil­de­bold, Brun, He­ri­bert, Fried­rich von Schwar­zen­burg und Phil­ipp von Heins­berg, gab es an­de­re, die sich mit ein­zel­nen Be­rei­chen schwer ta­ten, wie Rai­nald von Das­sel oder Kon­rad von Hoch­sta­den, auf ih­ren Kom­pe­tenz­ge­bie­ten aber ei­ne be­deu­ten­de Stel­lung er­rei­chen konn­ten, wäh­rend wie­der an­de­re an den Er­for­der­nis­sen schei­ter­ten wie Gunthar und Adolf von Al­te­na. Wie viel­fäl­tig die Er­war­tungs­hal­tun­gen und Er­for­der­nis­se an die kom­ple­xe Si­tua­ti­on wa­ren, zeigt sich wohl auch dar­in, dass Grund­be­din­gun­gen für ein er­folg­rei­ches Wir­ken der Erz­bi­schö­fe im Reich, in der Diö­ze­se und der Stadt letzt­lich nicht ding­fest ge­macht wer­den kön­nen.

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Quellen (Auswahl)

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Re­gin­har­dus Si­ge­bur­gen­sis, Vi­ta An­no­nis Mi­nor, hg. von Mau­ri­ti­us Mitt­ler: Vi­ta An­no­nis Mi­nor. Die jün­ge­re An­no­vi­ta. La­tei­nisch-Deutsch, Sieg­burg 1975.
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Grabmal Konrad v. Hochstadens im Kölner Dom, Foto: Schmölz-Huth. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

Johann von Brabant kämpft in der Schlacht von Worringen (1288), Ausschnitt aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), enstanden in Zürich, 1305-1340, folio 18r, Original in der Universitätsbibliothek Heidelberg.

 
Zitationshinweis

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Plassmann, Alheydis, Reichspolitik der Kölner Erzbischöfe im Mittelalter, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/reichspolitik-der-koelner-erzbischoefe-im-mittelalter/DE-2086/lido/5b69a8cfadcdc5.82803249 (abgerufen am 19.03.2024)