Gero von Köln

Erzbischof von Köln (969-976)

Swen Holger Brunsch (Swisttal)

Hochgrab des Erzbischofs Gero von Köln im Kölner Dom, nach 1260. (Dombauarchiv Köln)

Erz­bi­schof Ge­ro ge­hör­te zum Kreis der Ver­trau­ten und Be­ra­ter des jun­gen ot­to­ni­schen Kai­ser­hau­ses. Er führ­te im Auf­trag Kai­ser Ot­tos I. (Re­gie­rungs­zeit 936-973) ei­ne Ge­sand­schaft an den by­zan­ti­ni­schen Hof nach Kon­stan­ti­no­pel (heu­te Is­tan­bul). Dort warb er um ei­ne Braut für des­sen Sohn Ot­to II. (Re­gie­rungs­zeit 961/967-983) und ge­lei­te­te die aus­er­se­he­ne Prin­zes­sin Theo­pha­nu zur Hoch­zeit nach Rom. 

Ge­ro war Sohn des Gra­fen Chris­ti­an (ge­stor­ben um 950) und des­sen Frau Hil­da (ge­stor­ben 970), ei­ner Schwes­ter des säch­si­schen Mark­gra­fen Ge­ro I. (Re­gie­rungs­zeit 936-965). Sein Ge­burts­jahr ist un­be­kannt, doch wur­de er ver­mut­lich im ers­ten Drit­tel des 10. Jahr­hun­derts ge­bo­ren. Er hat­te ei­nen äl­te­ren Bru­der Thiet­mar (ge­stor­ben 978/979), der Mark­graf an der mitt­le­ren Saa­le und Mul­de wur­de. Über Ge­ros Ju­gend und Bil­dung ist sehr we­nig be­kannt: Er war mög­li­cher­wei­se be­reits 948 Ka­no­ni­ker am Köl­ner Dom, wo er viel­leicht auch das Amt des Kus­to­den wahr­nahm. Ein wei­te­res Ka­no­ni­kat am Hil­des­hei­mer Dom lässt sich zu­min­dest ver­mu­ten. Ge­ro ist vor Ok­to­ber 966 zum Pries­ter ge­weiht wor­den und dien­te als Ka­plan am kai­ser­li­chen Hof, als Kle­rus und Volk von Köln ihn nach Erz­bi­schof Folk­mars Tod zu ih­rem Bi­schof er­wähl­ten. Sei­ne Wahl stieß zu­nächst auf Vor­be­hal­te Kai­ser Ot­tos I., der mit Ge­ros Bru­der im Streit lag, wie Thiet­mar von Mer­se­burg (975-1018) be­rich­tet. Die Vor­be­hal­te wur­den an­schei­nend schnell aus­ge­räumt und Ge­ro wohl in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 969 zum Erz­bi­schof er­ho­ben und durch sei­ne Suf­fra­ga­ne ge­weiht. Als Erz­bi­schof ur­kun­de­te er erst­mals An­fang Ja­nu­ar 970.

Im Herbst 971 be­auf­trag­te ihn Kai­ser Ot­to I. mit der Füh­rung ei­ner Ge­sandt­schaft nach Kon­stan­ti­no­pel. Erz­bi­schof Ge­ro soll­te ge­gen­über dem by­zan­ti­ni­schen Hof die po­li­ti­schen Stand­punk­te Ot­tos ver­tre­ten und gleich­zei­tig für des­sen Sohn ei­ne by­zan­ti­ni­sche Prin­zes­sin als Braut wer­ben. Ei­ne schwie­ri­ge Mis­si­on, da Ot­to der Gro­ße mit dem by­zan­ti­ni­schen Kai­ser in zwei Punk­ten im Kon­flikt lag: Zum ei­nen er­kann­te By­zanz die rö­mi­sche Kai­ser­wür­de Ot­tos nicht an, zum an­de­ren ran­gen bei­de Kai­ser um Macht und Ein­fluss in Ita­li­en. Um­so be­mer­kens­wer­ter war der Er­folg der Ge­sandt­schaft. Ge­ro brach­te aus Kon­stan­ti­no­pel die jun­ge Prin­zes­sin Theo­pha­nu mit nach Ita­li­en, ei­ne Nich­te des neu­en Kai­sers Jo­han­nes Tzi­mis­kes (Re­gie­rungs­zeit 969-976), der zwei Jah­re zu­vor durch ei­ne Pa­last­re­vo­lu­ti­on an die Macht ge­kom­men war. In Rom ver­mähl­te Papst Jo­han­nes XIII. (Pon­ti­fi­kat 966-972) am 14.4.972 Theo­pha­nu mit Ot­to II. Die Hoch­zeit sym­bo­li­sier­te zu­gleich die by­zan­ti­ni­sche An­er­ken­nung der ot­to­ni­schen Kai­ser­wür­de und be­sie­gel­te den Frie­dens­schluss im Kon­flikt um Süd­ita­li­en auf Ba­sis des Sta­tus quo. Zwar be­män­gel­ten ei­ni­ge am ot­to­ni­schen Hof, dass Theo­pha­nu kei­ne Pur­pur­ge­bo­re­ne sei, al­so nicht im Pur­pur­saal des Kai­ser­pa­las­tes zur Welt ge­kom­men war, den­noch war der Pres­ti­geg­winn für die Ot­to­nen groß. Nach den Fei­er­lich­kei­ten reis­te Ge­ro wohl im Ge­fol­ge der Kai­ser­fa­mi­lie in das Reich nörd­lich der Al­pen zu­rück. So war er Mit­te Sep­tem­ber 972 auf der gut be­such­ten Syn­ode von In­gel­heim an­we­send. Als im fol­gen­den Früh­jahr Ot­to I. starb (7.5.973), war es Erz­bi­schof Ge­ro, der zu­sam­men mit sei­nem Amts­bru­der Adal­bert von Mag­de­burg (Epis­ko­pat 968-981) und wei­te­ren Bi­schö­fen die Bei­set­zung im Mag­de­bur­ger Dom ze­le­brier­te. Auch da­nach blieb der Erz­bi­schof dem Kai­ser­haus treu. In den fol­gen­den Jah­ren ist Ge­ro mehr­fach im Um­feld Kai­ser Ot­tos II. und sei­ner Ge­mah­lin Theo­pha­nu nach­zu­wei­sen.

Un­mit­tel­bar nach sei­ner Wahl zum Erz­bi­schof wid­me­te sich Ge­ro be­reits geist­li­chen Auf­ga­ben. Im Ja­nu­ar 970 weih­te er die Kir­che des Stif­tes in Ger­res­heim (heu­te Stadt Düs­sel­dorf), die durch die Un­gar­nein­fäl­le zer­stört, nun aber wie­der auf­ge­baut wor­den war. Zu­sam­men mit sei­nem Bru­der ­T­hiet­mar grün­de­te er auf Fa­mi­li­en­be­sitz im Harz für das See­len­heil ih­rer El­tern En­de Au­gust 970 das Klos­ter Thank­mars­fel­de, das kur­ze Zeit spä­ter nach Nien­burg an der Saa­le ver­legt wur­de. Auf Wunsch sei­ner Mut­ter, die auf ei­ner Pil­ger­fahrt in Je­ru­sa­lem ver­stor­ben war, er­rich­te­te Ge­ro ei­nen Al­tar in der Kir­che St. Cae­ci­li­en in Köln. Dar­über hin­aus för­der­te Ge­ro das Mönch­tum im Jahr 974 durch die Grün­dung des Klos­ters St. Vi­tus in Glad­bach (heu­te Mön­chen­glad­bach). Am 29.6.976 starb Erz­bi­schof Ge­ro; sei­ne Ge­bei­ne wur­den im Köl­ner Dom (heu­te Ste­phans­ka­pel­le) be­stat­tet. 

Zwei be­deu­ten­de Kunst­wer­ke sei­ner Zeit wer­den mit Erz­bi­schof Ge­ro in Ver­bin­dung ge­bracht, wenn auch die Zu­wei­sun­gen nicht un­strit­tig sind. Zum ei­nen könn­te er be­reits als Köl­ner Dom­herr ein Evan­ge­listar, den so ge­nann­ten Ge­ro-Ko­dex, in Auf­trag ge­ge­ben ha­ben. Die­ser stammt aus dem Klos­ter Rei­chen­au und wur­de dort von dem Mönch An­no her­ge­stellt (heu­te Darm­stadt, Hes­si­sche Lan­des- und Hoch­schul­bi­blio­thek, Hs. 1948). Zum an­de­ren war er wahr­schein­lich Auf­trag­ge­ber des fast le­bens­gro­ßen Holz­kru­zi­fi­xes, das ur­sprüng­lich auf sei­nem Grab im Köl­ner Dom stand und sich heu­te dort in der Kreuz­ka­pel­le be­fin­det. 

Quellen (Auswahl)

Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, Band 1, be­arb. von Fried­rich Wil­helm Oedi­ger, Bonn 1954-1961, Nach­druck Düs­sel­dorf 1978, S. 153-161.

Literatur (Auswahl)

Alt­hoff, Gerd, Adels- und Kö­nigs­fa­mi­li­en im Spie­gel ih­rer Me­mo­ri­al­über­lie­fe­rung, Müns­ter 1984, S. 308.
Berg, Lud­wig, Ge­ro, Erz­bi­schof von Köln 969-976, Frei­burg im Breis­gau 1913.
Fle­cken­stein, Jo­sef, Die Hof­ka­pel­le der deut­schen Kö­ni­ge, Band 2, Stutt­gart 1966, S. 42.
Oedi­ger, Fried­rich Wil­helm, Das Bis­tum Köln von den An­fän­gen bis zum En­de des 12. Jahr­hun­derts (Ge­schich­te des Erz­bis­tums Köln 1), 2. Auf­la­ge, Köln 1972, S. 105-107.
Kahs­nitz, Rai­ner, Frühot­to­ni­sche Buch­ma­le­rei, in: Puh­le, Mat­thi­as (Hg.), Ot­to der Gro­ße, Mag­de­burg und Eu­ro­pa, Ka­ta­log, Band 1, Mainz 2001, S. 225-249, (hier S. 232-237).
Sau­ser, Ek­kart, Ar­ti­kel „Ge­ro", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 16 (1999), Sp. 560-561.

Online

Har­de­ring, Klaus, Hoch­grab des Erz­bi­schofs Ge­ro (In­for­ma­ti­on auf der Web­site des Köl­ner Doms). [On­line]
Lau­er, Rolf, Ge­ro-Kreu­z (In­for­ma­ti­on zu dem von Ge­ro ge­stif­te­ten mo­nu­men­ta­len Holz­kreu­zes auf der Web­site des Köl­ner Doms). [On­line]
Wi­spling­hoff, Erich, Ar­ti­kel „Ge­ro, Erz­bi­schof von Köln", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 6 (1964), S. 312. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Brunsch, Swen Holger, Gero von Köln, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/gero-von-koeln/DE-2086/lido/57c6c815bdb165.85054749 (abgerufen am 19.03.2024)